Osek: Salesiova výšina a Čertova díra
|
||||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Ossegg: Salesiushöhe und Teufelsloch
Letztens hatte ich noch über die unmöglichen Vokabeln für das jahreszeittypische Wetter gelästert, nun war die Kälte da und plötzlich sind die Superlative aus dem Sprachgebrauch einfach verschwunden. Es war also grimmig kalt, windig aber dadurch im Böhmischen Becken nebelfrei. Da ich am Wochenende keine Zeit hatte, verlagerte ich meine Aktivität auf den ersten Wochentag. Als ich so bei sechzehn Minusgraden, tiefliegenden Wolken und leichtem Polarschneefall über den Erzgebirgskamm fuhr, ging mir der Hintern auf Grundeis, ob ich mich nicht doch verzockt hätte. Die Sorge war unbegründet, am Südfuß des Erzgebirges erwartete mich bei wolkenlosem Himmel gleißendes Sonnenlicht. Die morgendliche Anfahrt verlief ohne Komplikationen. Ich stellte mein Auto in der Nähe des Bahnhofes Osek město/Osek horní nádraží (Ossegg-Stadt/Ossegg oberer Bahnhof) an einem Denkmal ab.
Eine gelbe Wanderwegmarkierung/grüne Lehrpfadmarkierung leitete mich von hier aus vorbei am Osecký rybník (Ossegger Teich) in bewaldetes Gelände. Nach Unterquerung der Moldauer Bahnstrecke wurde ich von einer zerklüfteten und zerfurchten Sandsteinlandschaft empfangen, die so am Erzgebirgsfuß nicht zu erwarten war. Eine Recherche ergab, dass das Material von einer einstigen Flussmündung stammt. Nach der Hebung des Erzgebirges mündete hier ein größerer Fluss ins Böhmische Becken. Die dabei abgelagerten quarzhaltigen Sande mittlerer Körnung wurden von Kieselsäure gebunden. Der im Tertiär entstandene Sandstein ist damit wesentlich jünger als der Elbsandstein. Durch spätere Bewegungen wurde die verfestigte Platte grob zersplittert. Unter der Platte hat sich eine Schicht losen Sandes mit Eisenmineralien abgelagert. Tief im Untergrund ist zudem noch das für das Böhmische Becken typische Braunkohleflöz vorhanden. Dieses streicht allerdings nicht wie zu erwarten am Gebirgsaufstieg aus, sondern ist gegenüber dem Böhmischen Becken nach oben versprungen. So wurde das Gelände von der Oberfläche und vom Untergrund aus einer vielfältigen menschlichen Nutzung unterworfen. Der außerordentlich feste Sandstein wurde zu Mühl- und Bordsteinen sowie Tür- und Fensterstürzen verarbeitet. Gleichzeitig wurde aus der losen Sandschicht Braueisenerz extrahiert. So präsentiert sich die Landschaft mit unzähligen Tagebauen, Halden, Schürfmulden und kleineren Schachtpingen. Im Bereich lagen zudem zwei Schächte des Kohlebergwerkes Důl Nelson III - der Hilfsschacht Nelson VIII und der Wetterschacht Nelson IX. Ein kleiner unangetasteter Bereich der Felsenlandschaft wurde unter Schutz gestellt. In diesem Areal befindet sich auch der Felsen der Salesiova výšina (Salesiushöhe). Das durch die Intensivnutzung weitgehend baumfreie Gelände bot einst einen guten Ausblick auf das Kloster Ossegg, so dass der Abt Salesius Ignaz Krügner auf dem Felsen ein beinahe kirchentypisches Lusthäuschen/einen Pavillon errichten ließ. Nach ihm wurde die Anhöhe später benannt. Nach einer kreuz und quer-Rundumschau folgte ich dem Lehrpfad und überquerte die Straße.
Hinter der Straße traf ich auf den aus Gneisen bestehenden Abhang der Erzgebirgsscholle. In diesem Bereich ist auch die Vrása genannte Gesteinsfaltung aufgeschlossen. Bei der Erklärungstafel des Lehrpfades fand ich die geologische Anomalie jedoch recht schwach ausgeprägt, eine bessere Stelle soll sich oberhalb der Riesenburg befinden. Etwas weiter den Pfad entlang folgte dann der mittelalterliche Silberstollen Čertova díra (Teufelsloch). Um ihn ranken sich viele Sagen und Geschichten. Eine berichtet vom Bauern Hans Krawatt aus Ladung, der mit seinen Getreuen im Dreißigjährigen Krieg nachts in Partisanenmanier schwedische Soldaten liquidierte. Die Leichen wurden dabei in alten Stollen und Schächten versteckt. Irgendwann wurden sie gefunden und ordentlich bestattet. Einen Soldaten hat man aber nie gefunden und seine Seele soll bis heute im Teufelsloch umgehen. Über die Geschichten und die Region gibt es einen sehenswerten etwa 20-minütigen tschechischen Amateurfilm (Obacht - gegen Ende nebelig, blätterig und gruselig…). Auch ohne Tschechischkenntnisse kann man auf Grund des Animationsstiles der ersten Hälfte die Handlung gut verfolgen, der zweite Teil wartet mit normalen Filmaufnahmen auf, die viele Punkte wiedererkennen lassen, die auch auf meinen beigefügten Bildern zu sehen sind. Falls die Frage aufkommt - ich war nur wenige Meter innerhalb des Teufelsloches und ich bin normal wieder hinausgelaufen…
Auf dem Weiterweg querte ich ein kleines (schneefreies) Skigebiet. Der Pfad stieg an der Flanke des tief eingeschnittenen Tales des Osecký potok (Ossegger Bach/Eulenbach) recht moderat an, wechselte jedoch einige Male in kurzen steilen Sprüngen die Höhenlage. Gegen Talende passierte ich noch einen alten Stollen und nahm dann den Aufstieg zur Hrad Osek/Rýzmburk (Burg Ossegg/Riesenburg). Zur Geschichte hatte ich hier schon einige Ausführungen niedergeschrieben. Mittlerweile wurde das Burgareal etwas freigeschnitten und es haben hier und da mit Augenmaß durchgeführte Sicherungsarbeiten stattgefunden. Die Anlage blieb damit bisher vor anderenorts häufiger praktizierten Betonorgien verschont. Nach ausgiebiger Besichtigung und einer Mittagspause verließ ich die Burg talwärts und kam am Talboden zum Örtchen Hrad Osek (Riesenberg), das heute ein Ortsteil von Osek ist. Weiter abwärts laufend, durchquerte ich die langgezogene aufgelockerte Siedlung. Entlang der Fahrstraße erreichte ich schließlich wieder den Ausgangspunkt am Denkmal in der Nähe des Bahnhofes Osek město/Osek horní nádraží.
Mit dem Auto fuhr ich nun zum (unteren) Bahnhof Osek. Im Wäldchen beim Bahnhof befindet sich der Hradiště Osek (Burgplatz Ossegg) als Rest einer frühen befestigten Siedlungsanlage in Form eines Rundwalls. Von der Anlage mit einem Durchmesser von etwa 150 m sind noch ca. zwei Drittel vorhanden. Der südliche Teil wurde beim Bahnbau zerstört. Das gesamte Areal rund um den Bahnhof war wenig einladend. In einem alten Bahngebäude hauste eine verwahrloste Gestalt mit Hund und überall waren streunende Katzen und Müll zu sehen. Schnell brachte ich ein paar Meter zwischen mich und diesem Ort. Südlich des Bahnhofes befand sich von 1885-1970 die Braunkohlenzeche Důl Nelson III. Nach dem schweren Explosionsunglück im Jahre 1934 wurde sie bis 1940 instandgesetzt und mit den nahen Gruben Nelson I und Alexander verschmolzen. Die Grube Alexander, die zum Ende als Gottwald bezeichnet wurde, ersetzte vorher ihrerseits die alten mehrfach überfluteten Gruben Viktorin, Döllinger, Gisela und Pokrok (Fortschritt). Nach Aufgabe des Tiefbaus wurde das Gelände südlich der Bahnstrecke in einen Großtagebau einbezogen und unter anderem der hier befindliche Ort Hrdlovka (Herrlich) vollständig abgetragen.
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 3 h.
Der Hinweg über den Lehrpfad hat die Schwierigkeit T2, der Rückweg hat die Schwierigkeit T1. Die Runde ist als Lehrpfad (grüner Schrägstrich) ausgeschildert.
Letztens hatte ich noch über die unmöglichen Vokabeln für das jahreszeittypische Wetter gelästert, nun war die Kälte da und plötzlich sind die Superlative aus dem Sprachgebrauch einfach verschwunden. Es war also grimmig kalt, windig aber dadurch im Böhmischen Becken nebelfrei. Da ich am Wochenende keine Zeit hatte, verlagerte ich meine Aktivität auf den ersten Wochentag. Als ich so bei sechzehn Minusgraden, tiefliegenden Wolken und leichtem Polarschneefall über den Erzgebirgskamm fuhr, ging mir der Hintern auf Grundeis, ob ich mich nicht doch verzockt hätte. Die Sorge war unbegründet, am Südfuß des Erzgebirges erwartete mich bei wolkenlosem Himmel gleißendes Sonnenlicht. Die morgendliche Anfahrt verlief ohne Komplikationen. Ich stellte mein Auto in der Nähe des Bahnhofes Osek město/Osek horní nádraží (Ossegg-Stadt/Ossegg oberer Bahnhof) an einem Denkmal ab.
Eine gelbe Wanderwegmarkierung/grüne Lehrpfadmarkierung leitete mich von hier aus vorbei am Osecký rybník (Ossegger Teich) in bewaldetes Gelände. Nach Unterquerung der Moldauer Bahnstrecke wurde ich von einer zerklüfteten und zerfurchten Sandsteinlandschaft empfangen, die so am Erzgebirgsfuß nicht zu erwarten war. Eine Recherche ergab, dass das Material von einer einstigen Flussmündung stammt. Nach der Hebung des Erzgebirges mündete hier ein größerer Fluss ins Böhmische Becken. Die dabei abgelagerten quarzhaltigen Sande mittlerer Körnung wurden von Kieselsäure gebunden. Der im Tertiär entstandene Sandstein ist damit wesentlich jünger als der Elbsandstein. Durch spätere Bewegungen wurde die verfestigte Platte grob zersplittert. Unter der Platte hat sich eine Schicht losen Sandes mit Eisenmineralien abgelagert. Tief im Untergrund ist zudem noch das für das Böhmische Becken typische Braunkohleflöz vorhanden. Dieses streicht allerdings nicht wie zu erwarten am Gebirgsaufstieg aus, sondern ist gegenüber dem Böhmischen Becken nach oben versprungen. So wurde das Gelände von der Oberfläche und vom Untergrund aus einer vielfältigen menschlichen Nutzung unterworfen. Der außerordentlich feste Sandstein wurde zu Mühl- und Bordsteinen sowie Tür- und Fensterstürzen verarbeitet. Gleichzeitig wurde aus der losen Sandschicht Braueisenerz extrahiert. So präsentiert sich die Landschaft mit unzähligen Tagebauen, Halden, Schürfmulden und kleineren Schachtpingen. Im Bereich lagen zudem zwei Schächte des Kohlebergwerkes Důl Nelson III - der Hilfsschacht Nelson VIII und der Wetterschacht Nelson IX. Ein kleiner unangetasteter Bereich der Felsenlandschaft wurde unter Schutz gestellt. In diesem Areal befindet sich auch der Felsen der Salesiova výšina (Salesiushöhe). Das durch die Intensivnutzung weitgehend baumfreie Gelände bot einst einen guten Ausblick auf das Kloster Ossegg, so dass der Abt Salesius Ignaz Krügner auf dem Felsen ein beinahe kirchentypisches Lusthäuschen/einen Pavillon errichten ließ. Nach ihm wurde die Anhöhe später benannt. Nach einer kreuz und quer-Rundumschau folgte ich dem Lehrpfad und überquerte die Straße.
Hinter der Straße traf ich auf den aus Gneisen bestehenden Abhang der Erzgebirgsscholle. In diesem Bereich ist auch die Vrása genannte Gesteinsfaltung aufgeschlossen. Bei der Erklärungstafel des Lehrpfades fand ich die geologische Anomalie jedoch recht schwach ausgeprägt, eine bessere Stelle soll sich oberhalb der Riesenburg befinden. Etwas weiter den Pfad entlang folgte dann der mittelalterliche Silberstollen Čertova díra (Teufelsloch). Um ihn ranken sich viele Sagen und Geschichten. Eine berichtet vom Bauern Hans Krawatt aus Ladung, der mit seinen Getreuen im Dreißigjährigen Krieg nachts in Partisanenmanier schwedische Soldaten liquidierte. Die Leichen wurden dabei in alten Stollen und Schächten versteckt. Irgendwann wurden sie gefunden und ordentlich bestattet. Einen Soldaten hat man aber nie gefunden und seine Seele soll bis heute im Teufelsloch umgehen. Über die Geschichten und die Region gibt es einen sehenswerten etwa 20-minütigen tschechischen Amateurfilm (Obacht - gegen Ende nebelig, blätterig und gruselig…). Auch ohne Tschechischkenntnisse kann man auf Grund des Animationsstiles der ersten Hälfte die Handlung gut verfolgen, der zweite Teil wartet mit normalen Filmaufnahmen auf, die viele Punkte wiedererkennen lassen, die auch auf meinen beigefügten Bildern zu sehen sind. Falls die Frage aufkommt - ich war nur wenige Meter innerhalb des Teufelsloches und ich bin normal wieder hinausgelaufen…
Auf dem Weiterweg querte ich ein kleines (schneefreies) Skigebiet. Der Pfad stieg an der Flanke des tief eingeschnittenen Tales des Osecký potok (Ossegger Bach/Eulenbach) recht moderat an, wechselte jedoch einige Male in kurzen steilen Sprüngen die Höhenlage. Gegen Talende passierte ich noch einen alten Stollen und nahm dann den Aufstieg zur Hrad Osek/Rýzmburk (Burg Ossegg/Riesenburg). Zur Geschichte hatte ich hier schon einige Ausführungen niedergeschrieben. Mittlerweile wurde das Burgareal etwas freigeschnitten und es haben hier und da mit Augenmaß durchgeführte Sicherungsarbeiten stattgefunden. Die Anlage blieb damit bisher vor anderenorts häufiger praktizierten Betonorgien verschont. Nach ausgiebiger Besichtigung und einer Mittagspause verließ ich die Burg talwärts und kam am Talboden zum Örtchen Hrad Osek (Riesenberg), das heute ein Ortsteil von Osek ist. Weiter abwärts laufend, durchquerte ich die langgezogene aufgelockerte Siedlung. Entlang der Fahrstraße erreichte ich schließlich wieder den Ausgangspunkt am Denkmal in der Nähe des Bahnhofes Osek město/Osek horní nádraží.
Mit dem Auto fuhr ich nun zum (unteren) Bahnhof Osek. Im Wäldchen beim Bahnhof befindet sich der Hradiště Osek (Burgplatz Ossegg) als Rest einer frühen befestigten Siedlungsanlage in Form eines Rundwalls. Von der Anlage mit einem Durchmesser von etwa 150 m sind noch ca. zwei Drittel vorhanden. Der südliche Teil wurde beim Bahnbau zerstört. Das gesamte Areal rund um den Bahnhof war wenig einladend. In einem alten Bahngebäude hauste eine verwahrloste Gestalt mit Hund und überall waren streunende Katzen und Müll zu sehen. Schnell brachte ich ein paar Meter zwischen mich und diesem Ort. Südlich des Bahnhofes befand sich von 1885-1970 die Braunkohlenzeche Důl Nelson III. Nach dem schweren Explosionsunglück im Jahre 1934 wurde sie bis 1940 instandgesetzt und mit den nahen Gruben Nelson I und Alexander verschmolzen. Die Grube Alexander, die zum Ende als Gottwald bezeichnet wurde, ersetzte vorher ihrerseits die alten mehrfach überfluteten Gruben Viktorin, Döllinger, Gisela und Pokrok (Fortschritt). Nach Aufgabe des Tiefbaus wurde das Gelände südlich der Bahnstrecke in einen Großtagebau einbezogen und unter anderem der hier befindliche Ort Hrdlovka (Herrlich) vollständig abgetragen.
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 3 h.
Der Hinweg über den Lehrpfad hat die Schwierigkeit T2, der Rückweg hat die Schwierigkeit T1. Die Runde ist als Lehrpfad (grüner Schrägstrich) ausgeschildert.
Tourengänger:
lainari

Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare