Hrad Osek/Rýzmburk


Publiziert von lainari , 28. Mai 2015 um 21:18.

Region: Welt » Tschechien » Krušné hory
Tour Datum:25 Mai 2015
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 2:45
Aufstieg: 450 m
Abstieg: 450 m
Strecke:11 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Zug der ČD bis Osek město
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 6 Krušné hory - Teplicko

Riesenburg
 
Hätte, wäre, wenn… Für den Pfingstmontag hatte ich eine Hammer-Tour zusammengestellt, nicht vom Anspruch her, sondern von den Höhepunkten. Meine viel zu spät und halbherzig gestartete Abfrage nach möglichen Teilnehmern ergab gleich zu Anfang die Absage des benötigten Burgensuchhundes und seiner Halterin. Dies brachte meinen Aktionismus zum Erliegen. Nun stand der Termin vor der Tür und eher unsichere Wetteraussichten hielten mich davon ab, die Tour im Alleingang gänzlich zu verbraten. Also verbannte ich die Idee im Giftschrank und suchte eine kurzfristige Alternative. Die fand sich mit der relativ unbekannten Rýzmburk im nicht allzu weit entfernten tschechischen Osek. Die Burg ist so groß, dass ich sie auch ohne zusätzliche Spürnase auffinden sollte. Die morgendliche Anfahrt verlief ohne Komplikationen. Nur das ausgefallene weiße Kennlicht am Bahnübergang unweit meines beabsichtigten Parkplatzes sorgte bei einigen unbedarften Autofahrern für Irritationen, weil sie sich wunderten, dass andere anhielten und erst nach einem Kontrollblick weiterfuhren. Ich stellte mein Auto in der Nähe des Bahnhofes Osek město/Osek horní nádraží (Ossegg-Stadt/Ossegg oberer Bahnhof) an einem Denkmal ab.
 
Eine gelbe Wanderwegmarkierung leitete mich von hier aus im Wald oberhalb des Siedlungsgebietes entlang. Das Umfeld des offensichtlich von Spaziergängern/Joggern/Radfahrern/Hundeausführern vielgenutzten Weges war dabei erstaunlich sauber. Die Waldpassage war jetzt nicht besonders sehenswert aber das Ohr bekam einiges an Vogelstimmen geboten. So kam ich entspannt auf etwa gleichbleibender Höhenlage hinüber nach Horní Háj (Ober-Haan). Hier ist man geneigt, aus dem Ortsnamen im Zusammenhang mit dem Ortswappen mit einem Hahn die falschen Schlüsse zu ziehen. Der Name gehört zu den waldbasierten Flurnamen und ist genauer gesagt der Hain-Gruppe zuzuordnen, wie etwa auch Stolzenhain oder Stolzenhahn und hat mit dem Tier nichts zu tun. Die Bahnstrecke überquerend, wandte ich mich gemäß einer grünen Wanderwegmarkierung bergwärts. Der bisweilen steile Forstweg mit einigen Feuchtstellen verlangte einiges an Kondition ab, was auch Sinn der Übung war. Unter etwas milchigem Himmel war es trotz moderater Wärme relativ drückend. Nach geraumer Zeit erreichte ich den mir bereits bekannten Abzweig Pod Stropníkem (Unter dem Strobnitz), wo ich der roten Markierung folgend, die einzige noch unbekannte Richtung - talwärts - einschlug.
 
Hier konnte ich gemütlich auf dem asphaltierten Weg austrudeln, bevor nach einer größeren Wegstrecke noch einmal ein abzweigender Steilabstieg folgte. Als ich diesen absolviert hatte, stand ich unvermittelt vor der Hrad Osek/Rýzmburk (Burg Ossegg/Riesenburg). Auf Grund der Bewaldung zeichnete sich das Bauwerk nicht früher im Gelände ab. Es liegt in einem im Erzgebirgsabhang eingekerbten kleinen Tal auf einer am Talende ausgeprägten Felszunge und hat tatsächlich große Ausmaße. Neben diversen Mauerresten kann man drei Burghöfe und vier mehr oder weniger erhaltene Türme ausmachen. Fertiggestellt wurde das Bauwerk 1250 unter der Ägide des Boreš z Rýzmburka (Boresch II. von Riesenburg). Er war der Erste aus dem Geschlecht der Hrabišic (Hrabischitz), der sich mit diesem Burgnamen schmückte. Ob es sich bei ihm um den Erfinder des beliebten Männer-Quartett-Spieles „Meine Burg - mein Schwert - meine Kutsche - mein Burgfräulein“ handelt, ist nicht sicher bestätigt. Die Burg diente als Grenz- und Schutzburg an einem vorbeiführenden steilen Handelspfad, der über den Erzgebirgskamm in die Markgrafschaft Meißen führte. Die Burg war in ihrer Geschichte mehrfach Schauplatz von kriegerischen Ereignissen, blieb jedoch von größeren Zerstörungen verschont. Sie verlor an Bedeutung und blieb etwa ab Ausgang des 16. Jh. ungenutzt und verfiel. Im Zeitalter der Naturromantik wurde sie noch einmal teilweise renoviert, wobei einige Charaktermerkmale augenscheinlich verfälscht wurden. In der Neuzeit wurden nur Notsicherungsarbeiten durchgeführt, doch die Reste vermitteln eindrucksvoll die Ausdehnung des Gesamtkomplexes.
 
Nach ausgiebiger Besichtigung und kleiner Pause verließ ich die Burg talwärts und kam am Talboden zum Örtchen Hrad Osek (Riesenberg), das heute ein Ortsteil von Osek ist. Weiter abwärts laufend, durchquerte ich die langgezogene aufgelockerte Siedlung. Der Himmel indes war alles andere als aufgelockert, es zog sich zu und begann leicht zu tröpfeln. Entlang der Fahrstraße erreichte ich den Ausgangspunkt am Denkmal in der Nähe des Bahnhofes Osek město/Osek horní nádraží. Mit Ankunft am Auto setzte dann stärkerer Regen ein, so dass sich dieser spontane Halbtagesausflug als gute Idee erwies. Eine Durchführung der Tour im Herbst könnte diese Runde wegen des laubwaldbestandenen Erzgebirgshanges nochmals deutlich aufwerten.
 
Die Gehzeit betrug pausenbereinigt 2 h 45 min.
Die Burgbesichtigung hat die Schwierigkeit T2, die übrige Strecke hat die Schwierigkeit T1.

Tourengänger: lainari


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