Bergbauhistorische Erkundung im Schwarzbachtal


Publiziert von lainari , 3. Februar 2018 um 21:46.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Sonstige Höhenzüge und Talgebiete
Tour Datum:21 Januar 2018
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 280 m
Abstieg: 280 m
Strecke:9,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Zug der ČD U 28 bis Goßdorf-Kohlmühle
Kartennummer:1:30.000, SK Nr. 90 Sebnitz und Umgebung

Goldgruben, Bergloch, Barbaragrube und Bockloch
(Westlausitzer Hügel- und Bergland)
 
Zwei meiner Lieblingswanderziele waren, von der Häufigkeit der Besuche betrachtet, in der Vergangenheit das Schwarzbach- und das Sebnitztal. Dafür waren mehrere Faktoren ausschlaggebend, zum einen die Geologie (Granodiorit) mit der relativen Ruhe und Abgeschiedenheit gegenüber dem Sandsteingebiet und zum anderen das Vorhandensein bzw. Nichtmehrvorhandensein einer Eisenbahnstrecke sowie mannigfaltige historische Spuren jeden Alters. Auch nach Bergbauspuren hatte ich hier schon ansatzweise gesucht, mangels präziser bzw. verdrängter Informationen dabei aber keine Erfolge verzeichnet. Diese waren nun für die heutige Tour fest eingeplant. Dank der Schrift Geologica Saxonica Nr. 58 vom 6. November 2015 aus dem Hause Senckenberg war ich bestens vorbereitet.
 
Zum Auftakt fuhr ich wiederum nach Goßdorf-Kohlmühle. An der Sebnitz flussaufwärts laufend, musste ich die Bahnstrecke überqueren. Unmittelbar am Bahndamm entlang, ging ich über eine weite Wiese durch das Tal. Die Sebnitz querend, kam ich zu einem nunmehr frisch sanierten einstigen Bahnwärterhaus und wechselte über die Bahn hinüber, um gleich dahinter neben dem leeren Widerlager einer kleineren Bahnbrücke auf den Bahndamm der einstigen Schmalspurbahn Kohlmühle-Hohnstein (sächs. KH-Linie) hinaufzusteigen. In der Folge lief ich auf einer Stampfbeton-Brücke über die Sebnitz und durch den ersten Tunnel. Hinter dem untertunnelten Höhenrücken, auf dem sich das Goßdorfer Raubschloss befindet, erreichte ich das Schwarzbachtal, in dem ich ohne genauere Betrachtungen erst einmal talaufwärts wanderte. Die relevanten Punkte wollte ich je nach Zeitverbrauch auf dem Rückweg erkunden. Unterwegs lagen einige vom letzten Orkan umgeworfene Bäume über den Weg. Kurz vor der Hauptstraße, die Hohnstein mit Sebnitz verbindet, trägt der orografisch linke Talhang die Flurbezeichnung Goldgruben. Der Schwarzbach ist tatsächlich goldführend, wie unlängst eine Untersuchung ergab. Im Flusssand fanden sich feinste Goldflitter von durchschnittlich 0,5 - 2 mm Korngröße. Die geringe Gesamtmenge und fehlende hydraulische Energie verhindern offenbar die Bildung größerer Partikel oder gar „Nuggets“. Der Umstand ihres Vorhandenseins lässt jedoch darauf schließen, das spärliche punktuelle Vererzungen im umliegenden Festgestein vorhanden sein müssen. Diesen wurde in einer sehr frühen Bergbauperiode nachgestellt. Der Talhang im beschriebenen Bereich wies einige eher unspezifische Mulden, eine größere Vertiefung in Wegnähe und zwei Wasseraustritte auf, von denen einer ungewöhnlich hoch am Hang zu finden war. Um zu erkennen, ob es sich um natürliche Quellen oder Sammelwasser künstlicher Hohlräume handelt, müssten genauere Untersuchungen durchgeführt werden. Der Aufwand dafür würde aber wohl den Erkenntnisgewinn übersteigen. An der Einkerbung der hochgelegenen Quelle fanden sich eine Menge alter Schuhe und Wasserflaschen, die Mitte der 1990er Jahre von Abenteuertouristen vom Balkan bei ihren nächtlichen Ausflügen zurückgelassen wurden. Am Talboden war eine flächige Aufschüttung von etwa 30 cm Höhe zu erkennen, was aber in Wegnähe nichts bedeuten muss.
 
Aus nördlicher Richtung hinter der Straße mündet das Bergloch ins nach Nordwesten abknickende Schwarzbachtal ein. Nachdem ich dem Ufer des Bächleins im kleinen Tälchen eine Weile gefolgt war, nahm ich über dem orografisch linken Ufer eine Art beinahe horizontal trassierten Fußpfad war. Nach einer Biegung sah ich eine Haldenschüttung und ein am Bach liegendes Stollenmundloch. Der vermeintliche Pfad stellte sich damit als einstige Bachumleitung heraus, um das tiefliegende Mundloch zu schützen. Der Stollen biegt gekrümmt nach Nordwesten ins Gebirge hinein. Über seine Länge kann ich nichts sagen. Er scheint aus einer frühen Bergbauperiode zu stammen und ist nicht bergaktenkundig geworden. Der Stollen ist von sehr guter Konsistenz aber mit nur ca. 1,20 cm Firsthöhe und 10 cm Bodenwasser schwierig zu befahren. Auch oberhalb des Stollens ist auf dem Talboden Haldenmaterial aufgeschüttet. Im Zusammenspiel mit einer vermutlichen Schachthalde am Hang könnte hier noch ein weiterer Stollen vorhanden gewesen sein. Wenige Meter weiter oberhalb sind an einer seitlichen Einkerbung auch noch zwei unspezifische Wasseraustritte zu erkennen, einer davon wieder recht hoch am Hang. Ich kehrte zur Straße zurück und wechselte in Sichtweite von Lohsdorf über eine alte Bahnbrücke die Talseite. Zunächst über eine Weide, dann auf einem Flurweg und später auf der alten Bahntrasse lief ich rechts des Schwarzbaches talwärts. Nun wartete die vorerst schwerste Übung des Tages auf mich. Beim Talaufwärtslaufen hatte ich schon bemerkt, dass das besuchsrelevante Seitental kurz unterhalb des oberen Tunnels nicht einfach zu begehen sein würde. Die Einmündung des Taleinschnittes ist von 20 m hohen Felsklippen gesäumt und der wasserführende Boden steil und die Flanken laubbedeckt. So kam Plan B zur Ausführung, indem ich von Norden den untertunnelten Höhenzug erklomm. Auf seinem Grat stieg ich bergwärts bis die Hangneigung erträglich schien und stieg dann ins Seitental hinunter. Mit nur 10 m Abweichung kam ich zum gesuchten Bergbauobjekt, einem alten Mundloch, was vermutlich der Barbaragrube am Maulbergke aus dem Jahre 1571 zuzuordnen ist. Ein Einblick zeigte eine recht geräumige Weitung, die ich zunächst nicht weiter untersucht habe, da ich nicht für eine Befahrung ausgerüstet war. Eine Haldenschüttung war nicht erkennbar, da man das taube Material vermutlich über den kleinen Bach entsorgt hat. Auch eine wie auch immer geartete Zuwegung war nicht (mehr) erkennbar. Meine Vermutung, dass seit Ende des 16. Jh. nur noch wenige Menschen ihren Fuß hierher gesetzt haben, dürfte der Realität recht nahe kommen. Welchem Metall man hier nachgespürt hat, konnte ich nicht ausmachen, das Gefundene sollte nach Betrachtung der Gesamtlage wohl nur etwas Kiesiges gewesen sein. Nach einer wohlverdienten Mittagsrast stieg ich wieder auf die Grathöhe hinauf und begutachte den Nordhang. Dieser ließ einige vermutliche Schürfstellen erkennen, aber ein etwaiger Durchstich(versuch) war nicht zu sehen. Das Gelände wies eine ungewöhnliche Häufung von Grenzsteinen einer späteren Epoche auf, bisweilen sogar im 2 m-Abstand. Ich kehrte zum Talboden des Schwarzbachtales zurück und wanderte links des Baches talauswärts. Oberhalb des unteren Tunnels setzte ich zum letzten Abenteuer des Tages an. Nach einer alten Beschreibung des Heimatforschers Götzinger soll sich an der Wiese die Mündung eines alten Bergstollens und links des Schwarzweges sehr große und tiefe Pinge befunden haben. Am Rande der Talwiese fand ich nur eine kleine Halde vor, die nicht zwangsweise vom Bergbau stammen muss. Die Bergakten belegen hier einen Neuer Segen Gottes Erbstolln am Schwarzwege. Es gibt aber diverse Unstimmigkeiten. So deutet die Bezeichnung „neuer“ auf einen Vorgänger hin und man spricht davon, dass der Zugang mit Steinen ausgemauert sei. Das passt zu einer geringen Hangneigung und lockerem Boden/Gestein. Gleichzeit heißt es zur Entdeckung, ein Starkregen habe eine Felsformation mit einem stehenden Gang freigelegt, der Zeichen einer Vererzung zeige. Dies spräche für eine Lage im wasserführenden steilen Seitental. Dort fand ich letztlich auch die Schachtpinge, die auf der Reliefkarte des Geoportal Sachsen gut zu erkennen war. Zudem konnte ich einen möglichen Stollenansatzpunkt lokalisieren. Zum Erreichen der Schachtpinge stieg ich auf die Gratrippe hinauf, weil ich mir nicht sicher war, ob sich das Objekt vom Weg an der anderen Talseite aus erkennen lassen und ob der Bachgraben überhaupt querbar sein würde. Nach einigen Metern Steilaufstieg wurde ich vom Zaun einer Schonung von der interessanten Talflanke nach links abgedrängt. Später erreichte ich einen Wanderpfad mit Holztreppen. Auf dem Kulminationspunkt entdeckte ich am Beginn einer kleinen Grateinsattlung plötzlich den Rest eines alten Halsgrabens. Hier müsste sich also die Schwarzbergwarte befunden haben. Im unmittelbaren Umkreis der Burg Schwarzberg (Goßdorfer Raubschloss) standen einst zum Schutz noch drei kleinere Burgwarten, die wahrscheinlich nur aus jeweils einem (Holz-) Turm, Hals- oder Wallgräben und Palisaden bestanden. Die zwei anderen, Nasenbergwarte und Pinsenbergwarte können örtlich noch heutigen Flurnamen zugeordnet werden. Bisweilen wird irrtümlich auch noch eine Mo(u)lbergwarte (Mühlbergwarte) in diesem Raum verortet, die ist aber dem Polenztal mit der Burg Hohnstein zuzuordnen. Eine genauere Nachschau ist hier wie dort schon avisiert. Gut, ich suchte aber heute nach dem Bergbaurelikt und eigentlich nicht nach Burgen. So stieg ich am Ende der Schonung ins Seitental hinunter. Unmittelbar von dem steilen Bachgraben traf ich nun auf die Bockloch genannte Schachtpinge. Ihr Trichter wurde bei den zurückliegenden Forstarbeiten gegenüber älteren Bildern wieder etwas mehr mit Holz verschüttet. Nun stand die Grabenquerung an. Dazu stieg ich schräg talaufwärts hinunter, wobei freiliegende Wurzeln am Steilhang für den nötigen Halt sorgten. Die letzten Meter waren heikel, da Brombeerranken am Hang unmittelbar vor dem Gesicht baumelten. Ein Abrutschen wäre fatal gewesen und der Ruf als schönster (weil einziger :-)) Mann des Büros ruiniert. Kaum dachte ich’s ruckte es abwärts und ich zog mir beim Nachfassen eine der dornigen Ranken zwischen Handschuh und Jackenärmel über die Hand. Außer einer Schrecksekunde und einem Kratzer war zum Glück nichts passiert. Der Aufstieg am Gegenhang zum Weg gelang dank eines schrägliegenden Baumes geradezu mühelos. Anschließend stieg ich auf dem alten Schwarzweg entlang des Grabens hinunter. Später durchquerte ich noch den unteren Tunnel der einstigen Schmalspurbahn und traf am Bahnwärterhaus wieder auf den bekannten Zugangsweg. Hier gelangte ich abschließend zum Auto nach Goßdorf-Kohlmühle zurück.
 
Die Gehzeit betrug pausenbereinigt 4 h 30 min.
Die bergbauhistorischen Erkundungen an den Talhängen haben die Schwierigkeit T3, die übrige Strecke hat die Schwierigkeit T1.
 

Tourengänger: lainari


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