Cima Marmotta (Köllkuppe) 3330 m mit Gletscheranstieg, Tag 4 DSC


Publiziert von jagawirtha , 19. Oktober 2017 um 20:33.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 5 Oktober 2017
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:über den Vinschgau ins Martellertal und bis zum Ende der Straße, Parken auf PP der Zufallhütte
Unterkunftmöglichkeiten:Zufallhütte am Anfang der Tour, im Sommer auch Marteller Hütte (hatte vor zwei Tagen dicht gemacht)
Kartennummer:Tabacco Nr. 045

Wieder kündigt sich ein wunderschöner Tag im Martellertal an und dazu kommt unser Höhepunkt der Woche, eine Gletschertour mit Seil und Steigeisen zur Cima Marmotta. Für mich persönlich ist dies die erste geführte Gletschertour mit Steigeisen und Seil, für viele andere der Gruppe auch. In der Schlußbesprechung am Morgen vor der Tour haben die Bergführer eindringlich darauf hingewiesen, dass ein Umdrehen auf dem Gletscher nur mit der gesamten Gruppe möglich ist, ein Einzelner darf wegen der Spaltengefahr nicht umdrehen. Wenn also Bedenken wegen der Tour im oberen Bereich mit verschneitem Grat bestehen, ist ein Verzicht nur vor dem Gletscher möglich.

Trotz Sonne pur pfeifft wieder ein kalter Wind, aber das stört unsere Vorfreude auf das heutige Gipfelerlebnis nicht. Hoffentlich halten alle durch, wie in den letzten Tagen. Der Steig bis zur Marteller Hütte ist relativ leicht zu gehen, nachdem die Hütte bereits geschlossen hat, suchen wir unser etwas weiter ein windgeschützes Plätzchen zur ersten Pause. Auch nach der Rast führt der Steig in leichter Steigung eine Art Moräne hoch, bis wir diese nach links verlassen und der Anstieg etwas anspruchsvoller wird. Dabei überwinden wir gut 200 hm. Als sich das Gelände etwas legt kommt auch der Hohenferner ins Blickfeld. Auf dem Gletscher ist eine verwehte Spur gut sichtbar, diese stammt von letzter Woche, erzählen die Bergführer und wurde von Ihnen gelegt.

Direkt vor dem Gletscher machen wir wieder Halt und legen unsere Klettergurte an. Ein schönes Plätzchen mit Blick auf den Gletscher, Cima Cevedale, Königspitze, Ortler usw. Es liegt zwischen zwei kleinen Seen, wobei der eine nur wenig tiefer liegt und eisfrei ist, der andere schon eine dicke Eisschicht hat. Vor dem Anziehen der Klettergurte haben uns die Bergführer mitgeteilt, daß wir nicht über den Grat zur Cima Marmotta gehen, sondern direkt über den Gletscher bis kurz unter den Grat steigen und dann nur noch die letzte Flanke auf den Gipfel nehmen. Diese wäre dann aber leicht im Schnee zu begehen.

Zuerst setzen wir unseren Marsch noch ohne Steigeisen und Seil fort, im unteren Teil gibt es keine Spalten und die Steigung ist noch minimal. Dann aber nach wenigen 100 m müssen wir das Seil anlegen und bald drauf laufen wir auch über die erste erkennbare Spalte. Der Schnee ist hier schon so hoch und tief gefroren, daß dies möglich ist. Es sind aber auch schmale Spalten, die man eventuell überspringen könnte. Kurz vor der ansteigenden Wand werden auch die Steigeisen angelegt und überprüft. Jetzt wird der Anstieg schwieriger, der Schnee ist nur noch Bruchharsch und wir fallen immer wieder in den weichen Schnee und links von unserer Spur gibt es auch offene Gletscherspalten. Das Tempo das wir gehen ist langsam und gleichmäßig. Im letzten Abschnitt erreichen wir eine Steigung von fast 40 %, diese ist aber nur kurz.

Schon stehen wir auf dem Grat und geniessen den Ausblick ins nächste Tal und in die weite Ferne. Der letzte Abschnitt zum Gipfelkreuz ist nicht mehr lang, muss aber trotzdem noch zurückgelegt werden und wird hauptsächlich über noch gefrorenen Schnee erledigt. Es gibt nur eine kurze Steilstufe mit etwa 2 m zu überwinden, Die Ankunft am Gipfel ist für alle ein besonderes Erlebnis, ein unbeschreibliches Panorama liegt uns zu Füssen. Klare Luft ermöglich uns die Sicht bis zum Horizont, der dann nur durch eine Bergkette begrenzt wird. Jeder verewigt sich am Gipfelkreuz mit Foto und verinnerlicht die Rundumsicht. Aufgrund der Fülle der Berggipfel und -ketten ist es aber schwierig, sich diese zu merken. Nach einer Weile verlassen wir den Gipfel wieder wegen des immer noch kalten und ungemütlichen Windes.

Der Abstieg erfolgt diesmal auf dem gleichen Weg wie der Aufstieg, die ersten ca. 200 hm gehen wir ohne Seilsicherung. Im Bereich der Spalten klicken wir wieder das Seil in die Karabiner. Im unteren flachen Gletscherbereich ist ein gefahrloses Gehen ohne Seil und Steigeisen möglich. Schnell erreichen wir wieder den Platz zwischen den beiden Seen. Von hier steigen die Bergführer nochmal eine andere Variante nach unten, wobei wir aber wieder auf den Grat der Moräne stoßen. Von nun an folgen wir dem markierten Steig zur Marteller Hütte und den Steig Nr. 103 zur Zufallhütte. Im Bereich der Hütte ist einiges los. Ein Teil der Gruppe hat noch soviel Power, daß sie den nahen Klettersteig, der von unseren Bergführern Fritz und Wipf angelegt wurde, noch durchsteigen. Ein kurzer Bericht hierzu folgt.

Ausrüstung für Gletschertour: Steigeisen, Klettergurt, Seil, Pickel oder Stöcke, Gamaschen

Nachtrag:
Normal gebe ich in meinen Berichten immer die tatsächliche Gehzeit ohne Pausen an, in diesen Berichten mit der Gruppe des DAV Summit Club bezieht sich die angegebene Zeit immer auf die Gruppe mit sämtlichen Pausen, d.h. man kann die Touren auch in kürzerer Zeit bewältigen.

Tourengänger: jagawirtha


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