Großes Selvaggio Blu Trekking auf der Originalroute
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Der Selvaggio Blu (Wildes Blau) gilt als schwierigstes Trekking Europas und auch als eines der schönsten weltweit. Sechs Tage lang folgt man der sardischen Ostküste von Santa Maria Navarrese nach Cala Gonone. Dabei führt ein großer Teil der Route nicht über klassische Wege, sondern folgt alten Hirtenwegen und Köhlerpfaden. Zudem müssen Kletterstellen bis zum 4. Schwierigkeitsgrad gemeistert und es muss bis zu 40m abgeseilt werden. Praktisch während der gesamten Tour ist die Orientierung höchst anspruchsvoll, sodass die Tour ohne Ortskundigen nur GPS-Experten vorbehalten bleibt. Das Standardwerk zu dieser Tour ist das in mehreren Sprachen erhältliche Buch "Selvaggio Blu" von Mario Verin, dem Erstbegeher der Route, sowie die gleichnamige Karte. Sämtliche von mir hier zusammengefasste Informationen verstehen sich daher als Ergänzung zu diesem Buch.
Wenngleich es mittlerweile zahlreiche Varianten (und auch Anbieter) für diese Tour gibt, so ist der originale Weg von Mario Verin das Maß aller Dinge. Er vermeidet Abseilpassagen so weit wie möglich und führt stets so nahe an der Küste wie möglich.
Die Versorgung während der Tour haben wir mittels lokalem Bootservice gemacht. Zu einer täglich fixen Zeit wurden wir mit unserem (zuvor bei der Agentur verpackt abgegebenen) Essenspaket und Wasser versorgt. Es empfiehlt sich, möglichst auf in Dosen verpacktes Essen zurückzugreifen, da dieses am stabilsten gegenüber der nicht ganz zimperlichen Transporttechnik ist. Neben einer Hauptspeise sind Dosenbrot, Dosenobst und Dosenkuchen sinnvoll. Das gesamte Essen haben wir mit nach Sardinien gebracht, um vor Ort Zeit zu sparen. Wasser ist in Santa Maria in 2L-Flaschen erhältlich (Sonntag geschlossen). Täglich sind pro Bergsteiger zumindest 5L Wasser zu kalkulieren, besser sind 6L, da es bei trockenen Bedingungen KEIN Wasser entlang des Selvaggio Blu gibt. Alternativ könnten Depots auch mittels Mietboot im vorhinein angelegt werden, was jedoch mit einem Tag Arbeit, nur etwas weniger Kosten und der großen Gefahr von Plünderungen verbunden und damit eher weniger zu empfehlen ist.
Hierbei ist zu bemerken, dass es per Gesetz im gesamten Gebiet verboten ist in welcher Form auch immer zu übernachten, dies wird jedoch nicht kontrolliert und geduldet. Vor allem in den Buchten Cala Goloritze und Cala Sisine ist das Übernachten wegen der im Sommer anwesenden Bademeister aber schwierig (siehe dazu Routenbeschreibung). Es empfiehlt sich daher, abgesehen vom Bootsanbieter, niemanden vom geplanten Trip zu informieren (Zimmervermieter, etc.).
An Ausrüstung können wir Folgendes empfehlen:
- möglichst reduzierte Wanderbekleidung älteren Datums (es wird ziemlich zerfetzt), 2 Garnituren reichen völlig aus, stabile Wanderschuhe, Stöcke
- Unterlagsmatte, dünner Schlafsack, Plane (zum Unterlegen auf Steinen bzw. als Regenschutz und ein ausreichend großes Gelsenschutznetz
- Gurt, einige Karabiner, einige Reepschnüre, 50m Einfachseil + Abziehleine oder 2x50m Halbseile, Helm ist verzichtbar
- Kocher (am einfachsten Benzin, Gas ist schwer zu bekommen)
- Karte, Routenbeschreibung (inkl. Reserve), zumindest 2 GPS-Geräte mit Tracks und Wegpunkten bzw. Karte (eines als Backup) inkl. ausreichend Akkus bzw. Batterien
Der Selvaggio Blu zählt wegen seiner hohen Anforderung an die Orientierungsfähigkeit, dem anhaltend anspruchsvollen Gelände, der einmalig schönen Landschaft und nicht zuletzt der vielerorts kühnen Routenführung zu den besten und erfüllendsten Erlebnissen, die man in den Bergen erleben kann! Ein wahres Abenteuer!
ROUTENBESCHREIBUNG (ergänzend zum Buch):
Wir begingen nicht nur den originalen Teil des Selvaggio Blu, sondern starteten bereits in Santa Maria und hängten am Ende noch eine Etappe nach Cala Gonone an. Diese beiden zusätzlichen Etappen sind technisch einfach und verlaufen auf markierten Wanderwegen.
Wegen der im Buch nicht erwähnten Bootsanlegemöglichkeiten beschreibe ich diese hier und stelle einige Korrekturen zum Buch dar. Die angegebenen Zeiten können nur von jenen eingehalten werden, die im weglosen Karstgelände mit schwerem Rucksack schnell vorankommen und sich pro Tag nur einen oder zwei kleine Verhauer leisten (15 Min.). Wer sich einen größeren Verhauer leistet, muss rasch einen Mehraufwand von 1-2 Stunden in Kauf nehmen! Wegen der langen Etappen und der Hitze über Mittag empfiehlt sich stets ein Start, sobald das Tageslicht das Gehen ohne Stirnlampe ermöglicht.
TAG 1: Von Santa Maria geht es zum Panoramarestaurant, von wo man stets dem markierten Wanderweg zum Pedra Longa folgt. Hier gibt es einen großen Parkplatz und ein Restaurant. Die Bootsanlegestelle befindet sich unmittelbar nördlich des Felsturms, ein guter Schlafplatz befindet sich entlang des Abstiegswegs vom Parkplatz in der südlich des Felsturms gelegenen Bucht. Regengeschützte Schlafplätze gibt es nicht. (ca. 7km, 200Hm, 2h, keine technischen Schwierigkeiten)
(Aufgrund der Länge des nächsten Tages hängten wir noch etwa 2h an und stiegen weiter zum Felsenband Sa Cengia di Punta Giradili auf, wo wir unter einem tollen Überhang beim P. 465 übernachteten.)
TAG 2: Von Pedra Longa folgt man kurz dem Küstenweg und dann steil zum Felsband Sa Cengia di Punta Giradili aufzusteigen. Am Ende des Bandes erreicht man die bewohnte Hirtenunterkunft Us Piggus. In einem großen Bogen steigt man nun hinauf zum Sattel des Punta Giradili, bevor man einige Stunden über Karstflächen marschiert. Kurz vor Ende der Etappe muss über eine Wacholderleiter abgeklettert werden (II, 5m, Sanduhr am oberen Ende), um ein Tal zu erreichen, aus welchem wiederum über eine kleine Wand (III-) und eine größere Wand (III) hinausgeklettert werden muss. Aus unserer Sicht sind diese Passagen auch ohne Seil machbar, wenn man den oberen II.Grad gut beherrscht. Dann geht es nur mehr hinab nach Portu Pedrosu (mit dem Boot heikel zu erreichen) bzw. 20 Minuten weiter zum Portu Cuau (gut mit Boot erreichbar). Beide Buchten sind einsam und werden lediglich zu Besichtigungszwecken angefahren, Badegäste gibt es hier kaum und somit auch keinen Bademeister. In beiden Buchten findet man Schlafplätze wenige Meter im Landesinneren (nicht regengeschützt). (12km, 1200Hm, 9 Stunden, Klettern bis III)
Korrekturen:
1. 50m vor GPS1c: Hier befindet sich beim Erreichen des Kammes ein blauer Pfeil nach links, der richtige Weg führt jedoch exakt in die Gegenrichtung.
TAG 3: Der Weg steigt nur langsam an und folgt einer Reihe von Wäldern und Tälern. Im Bereich der Schlucht Bacu Sonnuli muss man besonders auf die Wegfindung Acht geben, diese ist hier schwierig und der GPS-Empfang unzureichend. Man erreicht die Hirtenhütte Fenos Trainos, welche zu den schönsten entlang der Route zählt. Ein steiler Abschnitt führt hinauf zur Su Runcu e su Pressu Hirtenhütte. Hier erreicht man bald den deutlich stärker begangenen Weg zur Punta Salinas (einer der besten Aussichtspunkte). Von hier geht es steil bergab zum Cala Goloritze und ihren Hundertschaften an Badegästen. Die einzige Bootsanlegestelle befindet sich ganz am nördlichen Ende der Bucht (beim letzten Stück, welches zu Fuß erreichbar ist) direkt neben der Badezonenabsperrung. Da die Bucht um 18 Uhr schließt, empfiehlt es sich, das gesamte Essen bzw. die Rucksäcke noch vor Badeschluss am Fuße der Guglia (bei den Kletterrouteneinstiegen) zu verstecken und kurz vor 18 Uhr die Bucht ebenfalls zu verlassen. Von der oben beschrieben Stelle (ca. 30m vom Wanderweg entfernt) kann man beobachten, wann der Bademeister die Bucht verlässt. Übernachten kann man dann in der Bucht (einige schiefe Plätze regensicher), direkt am Fuße der Guglia (etwa 5 Plätze) oder 2 Min. weiter taleinwärts bei einem Picknickplatz unter einem großen Felsüberhang. (9.5km, 900Hm, 6h, keine technischen Schwierigkeiten)
TAG 4: Von der Cala Goloritze geht es taleinwärts und rechts hinauf zum markanten Kamineinschnitt Varco Boladino. Zuerst muss hier eine steile, etwa 20m hohe Wand (IV, am schwersten Teil Stahlseil) erklettert werden, um einen Stand an Baum zu erreichen. Hier herrscht durch das Seil Steinschlaggefahr, jedoch kann der Sicherer unter einem Überhang Schutz suchen und während der Nachstiegskletterei (auch bei 2 Nachsteigern) kann man Steinschlag vermeiden. Es folgt eine 33m lange Schotterpassage durch eine steile enge Schlucht, Steinschlag ist hier unvermeidbar, trifft jedoch nicht auf den Stand, umso stärker aber die vorhergehende Seillänge! Als Sicherung dient eine Wurzel und am Stand ein Baum. Es folgt eine steile 4m-Wandstufe, welche jedoch durch eine Wacholderleiter entschärft wurde (mit Baum III, links vom Baum IV+ (ein NH)). Stand einige Meter oberhalb an Baum, direkt dahinter wird das Gelände wieder leicht. Auf diesen drei Seillängen kann sich wegen des Steinschlags immer nur eine Seilschaft befinden. 2 bzw. 10 Minuten ober dieser Stelle gibt es jedoch sehr gute Biwakplätze, sodass bei größeren Gruppen dieser Aufstieg in Ruhe am Nachmittag des Vortags erledigt werden kann (etwa 1-1,5h von Cala Goloritze). Dann folgt eine lange Wanderpassage, bevor ein Abschnitt mit einigen sehr exponierten Passagen folgt. Es folgen einige Abseilpassagen (bis 20m) und eine längere Kletterpassage. Zuletzt erreicht man das große Felsentor, von wo man in die Bacu su Feilau abklettert bzw. abseilt. Hier endet die originale Etappe und über Schotter kann man auch das Meer erreichen, jedoch ist diese Anlegestelle schlecht. Besser ist es, noch etwa 2,5h weiter zur Bucht Biriola weiterzugehen: Dazu steigt man in ständigem Zick-Zack über etwas unklares Gelände auf, der GPS-Track ist hier aber sehr hilfreich. Man erreicht so einen breiten Weg, dem man länger folgt. Dieser biegt plötzlich rechts ab (GPS4f), hier steigt man über einen sehr spektakulären, jedoch einfachen Weg in die Bucht Biriola ab. Das Klettermaterial deponiert man am besten beim GPS4f. Das Meer erreicht man, indem man direkt zum Felsentor im Wasser absteigt, an der Küste einige Meter nach rechts geht und dort in eine rundliche Bucht absteigt. Von dieser kann man nun durch ein Loch Richtung Hauptbucht klettern und folgt einer kurzen, mit Holz gesicherten Klamm in die Bucht. Anlegestelle sowie problemlose Übernachtung direkt am Strand (nicht regensicher, es gibt aber im Sommer ein kleines Partyzelt, welches dem Bademeister als Sonnenschutz dient). (10km, 1660Hm, 10.5h, Klettern bis IV+ und 2-3x Abseilen bis 20m)
Korrekturen:
1. GPS3a: Erste Wand nach 3m Sanduhr, dann am Textilseil 2m zu Baum, dann 10m Stahlseil.
2. GPS3d: Hier trifft man auf eine deutliche rote Punktmarkierung, welcher man kurz folgt. Bald aber verlässt man diese ziemlich unvermittelt und folgt ganz kleinen roten Punkten.
3. GPS3n: Die Schlucht ist sehr wenig markant, es gibt aber einige wenige rote Markierungen, welche man suchen sollte.
4. GPS3v: Sanduhr durch Kettenstand ersetzt.
5. GPS3w: Nach der 4m Wand (Schlinge auf Baum 3m rechts am Grat) noch 5m am Grat aufwärts zu Baum mit Schlinge. Von hier sichernd rechts (schwierig aussehend, jedoch leicht) einige Meter hinab (30cm Wacholder) zu einer Wacholderbrücke der Hirten. Über diese in die Schlucht und leicht ansteigend an ihr gegenüberliegendes Ufer, hier trifft man auf den Originalweg, welchem man abwärts folgt. Diese Variante ist deutlich schneller als der Originalweg.
6. kurz vor GPS3x: Aus dem Felsentor seilt man besser von einem Baum (Schlinge mit Karabiner) 22m in Falllinie ab. Deutlich schneller als der Originalweg über die Wacholderleiter.
7. von GPS4b - GPS 4d: Hier ist die Routenbeschreibung unklar, der Track aber gut.
TAG 5: Von der Bucht Biriola steigt man wiederum hinauf zum Klettermaterial-Depot. Nach einem längeren Wanderstück durchquert man eine eindrucksvolle Felsschlucht. Es folgen zwei Abseilstellen, um die großen Wälder zu erreichen (Biriola, Orronnoro und Plummare. Zwischen den Wäldern befinden sich stets Kletter- oder Abseilpassagen. Zum Ende der Etappe gibt es noch einige Abseilstellen, bevor man die Cala Sisine erreicht. Hier gibt es ein Restaurant und eine offizielle Campingmöglichkeit (10€/Pers.). Regenschutz in einer Höhle direkt am Strand. (6km, 1150Hm, 6h, Klettern bis IV, mehrere Abseiler bis 40m)
Korrekturen:
1. nach GPS 4h: Man verlässt die Schlucht Su Irove Piddi unmittelbar an ihrem Ende nach rechts auf das Band.
2. GPS4k: Nach 19m ein alter Wacholder bzw. nach 24m ein schwacher Baum zum Abseilen mit Einfachseil im Notfall.
3. vor GPS4q: Der Wald von Orronnoro wurde auf den letzten 200m von einem gewaltigen Bergsturz vernichtet, man folgt den Steinmännern durch die Felssturzzone (einfach).
4. kurz nach GPS 4q: An Stelle der steilen Kante kann man auch auf einem Band 10m waagrecht nach Norden queren und von dort entlang einer Kette 15m (III) klettern. Man erreicht so die Terrasse.
5. GPS 4r: Über diese Abseilpiste wurde eine extrem schwere Klettertour eingebohrt, daher kann im Notfall an einem Zwischenhaken Zwischenstand gemacht werden (Maillon mitnehmen!).
TAG 6: Von der Bucht auf der rechten Seite taleinwärts zum Campingplatz (rechts im Wald). Hier trifft man auf ein Tor, vor welchem der Weg nach rechts führt. Nun stets dem Hauptweg aufwärts folgen. Man trifft auf einen am Plateau verlaufenden Weg, welchem man folgt, wobei man sich immer entlang der breitesten Spur orientiert (Der Weg ist auch mit einem Quad befahrbar). Man erreicht so die Bucht Cala Luna (Restaurant). Gegenüber des Restaurants zwischen Oleandern (viele Wege, Track beachten!) auf den bald eindeutigen Weg, welcher in stetigem Auf und Ab zur Straße führt, welcher man zu guter Letzt nach Cala Gonone folgt. (17km, 600Hm, 5h, keine technischen Schwierigkeiten)
Ab hier gute günstige Busverbindung nach Olbia (Tourismusbüro fragen).
SCHWIERIGKEIT: IV+, Wandern in völlig weglosem Karstgelände. Hauptschwierigkeit ist die Orientierung und Wegfindung, welche ohne GPS unmöglich ist. Die einzelnen Kletterstellen sind trotz schweren Rucksacks nicht das Kriterium.
ABSICHERUNG: ++/++++: ausreichend mit Bohrhaken, Sanduhren und Schlingen. Man braucht keine mobilen Sicherungsgeräte.
WETTER: Stets sonnig und recht heiß!
MIT WAR: Gitti (bis Tag 2), Ingrid (bis Tag 2), Hubert, Tanja
Tour beschrieben von Matthias Pilz (mammut-extreme@gmx.at), ©Matthias Mountaineering
Wenngleich es mittlerweile zahlreiche Varianten (und auch Anbieter) für diese Tour gibt, so ist der originale Weg von Mario Verin das Maß aller Dinge. Er vermeidet Abseilpassagen so weit wie möglich und führt stets so nahe an der Küste wie möglich.
Die Versorgung während der Tour haben wir mittels lokalem Bootservice gemacht. Zu einer täglich fixen Zeit wurden wir mit unserem (zuvor bei der Agentur verpackt abgegebenen) Essenspaket und Wasser versorgt. Es empfiehlt sich, möglichst auf in Dosen verpacktes Essen zurückzugreifen, da dieses am stabilsten gegenüber der nicht ganz zimperlichen Transporttechnik ist. Neben einer Hauptspeise sind Dosenbrot, Dosenobst und Dosenkuchen sinnvoll. Das gesamte Essen haben wir mit nach Sardinien gebracht, um vor Ort Zeit zu sparen. Wasser ist in Santa Maria in 2L-Flaschen erhältlich (Sonntag geschlossen). Täglich sind pro Bergsteiger zumindest 5L Wasser zu kalkulieren, besser sind 6L, da es bei trockenen Bedingungen KEIN Wasser entlang des Selvaggio Blu gibt. Alternativ könnten Depots auch mittels Mietboot im vorhinein angelegt werden, was jedoch mit einem Tag Arbeit, nur etwas weniger Kosten und der großen Gefahr von Plünderungen verbunden und damit eher weniger zu empfehlen ist.
Hierbei ist zu bemerken, dass es per Gesetz im gesamten Gebiet verboten ist in welcher Form auch immer zu übernachten, dies wird jedoch nicht kontrolliert und geduldet. Vor allem in den Buchten Cala Goloritze und Cala Sisine ist das Übernachten wegen der im Sommer anwesenden Bademeister aber schwierig (siehe dazu Routenbeschreibung). Es empfiehlt sich daher, abgesehen vom Bootsanbieter, niemanden vom geplanten Trip zu informieren (Zimmervermieter, etc.).
An Ausrüstung können wir Folgendes empfehlen:
- möglichst reduzierte Wanderbekleidung älteren Datums (es wird ziemlich zerfetzt), 2 Garnituren reichen völlig aus, stabile Wanderschuhe, Stöcke
- Unterlagsmatte, dünner Schlafsack, Plane (zum Unterlegen auf Steinen bzw. als Regenschutz und ein ausreichend großes Gelsenschutznetz
- Gurt, einige Karabiner, einige Reepschnüre, 50m Einfachseil + Abziehleine oder 2x50m Halbseile, Helm ist verzichtbar
- Kocher (am einfachsten Benzin, Gas ist schwer zu bekommen)
- Karte, Routenbeschreibung (inkl. Reserve), zumindest 2 GPS-Geräte mit Tracks und Wegpunkten bzw. Karte (eines als Backup) inkl. ausreichend Akkus bzw. Batterien
Der Selvaggio Blu zählt wegen seiner hohen Anforderung an die Orientierungsfähigkeit, dem anhaltend anspruchsvollen Gelände, der einmalig schönen Landschaft und nicht zuletzt der vielerorts kühnen Routenführung zu den besten und erfüllendsten Erlebnissen, die man in den Bergen erleben kann! Ein wahres Abenteuer!
ROUTENBESCHREIBUNG (ergänzend zum Buch):
Wir begingen nicht nur den originalen Teil des Selvaggio Blu, sondern starteten bereits in Santa Maria und hängten am Ende noch eine Etappe nach Cala Gonone an. Diese beiden zusätzlichen Etappen sind technisch einfach und verlaufen auf markierten Wanderwegen.
Wegen der im Buch nicht erwähnten Bootsanlegemöglichkeiten beschreibe ich diese hier und stelle einige Korrekturen zum Buch dar. Die angegebenen Zeiten können nur von jenen eingehalten werden, die im weglosen Karstgelände mit schwerem Rucksack schnell vorankommen und sich pro Tag nur einen oder zwei kleine Verhauer leisten (15 Min.). Wer sich einen größeren Verhauer leistet, muss rasch einen Mehraufwand von 1-2 Stunden in Kauf nehmen! Wegen der langen Etappen und der Hitze über Mittag empfiehlt sich stets ein Start, sobald das Tageslicht das Gehen ohne Stirnlampe ermöglicht.
TAG 1: Von Santa Maria geht es zum Panoramarestaurant, von wo man stets dem markierten Wanderweg zum Pedra Longa folgt. Hier gibt es einen großen Parkplatz und ein Restaurant. Die Bootsanlegestelle befindet sich unmittelbar nördlich des Felsturms, ein guter Schlafplatz befindet sich entlang des Abstiegswegs vom Parkplatz in der südlich des Felsturms gelegenen Bucht. Regengeschützte Schlafplätze gibt es nicht. (ca. 7km, 200Hm, 2h, keine technischen Schwierigkeiten)
(Aufgrund der Länge des nächsten Tages hängten wir noch etwa 2h an und stiegen weiter zum Felsenband Sa Cengia di Punta Giradili auf, wo wir unter einem tollen Überhang beim P. 465 übernachteten.)
TAG 2: Von Pedra Longa folgt man kurz dem Küstenweg und dann steil zum Felsband Sa Cengia di Punta Giradili aufzusteigen. Am Ende des Bandes erreicht man die bewohnte Hirtenunterkunft Us Piggus. In einem großen Bogen steigt man nun hinauf zum Sattel des Punta Giradili, bevor man einige Stunden über Karstflächen marschiert. Kurz vor Ende der Etappe muss über eine Wacholderleiter abgeklettert werden (II, 5m, Sanduhr am oberen Ende), um ein Tal zu erreichen, aus welchem wiederum über eine kleine Wand (III-) und eine größere Wand (III) hinausgeklettert werden muss. Aus unserer Sicht sind diese Passagen auch ohne Seil machbar, wenn man den oberen II.Grad gut beherrscht. Dann geht es nur mehr hinab nach Portu Pedrosu (mit dem Boot heikel zu erreichen) bzw. 20 Minuten weiter zum Portu Cuau (gut mit Boot erreichbar). Beide Buchten sind einsam und werden lediglich zu Besichtigungszwecken angefahren, Badegäste gibt es hier kaum und somit auch keinen Bademeister. In beiden Buchten findet man Schlafplätze wenige Meter im Landesinneren (nicht regengeschützt). (12km, 1200Hm, 9 Stunden, Klettern bis III)
Korrekturen:
1. 50m vor GPS1c: Hier befindet sich beim Erreichen des Kammes ein blauer Pfeil nach links, der richtige Weg führt jedoch exakt in die Gegenrichtung.
TAG 3: Der Weg steigt nur langsam an und folgt einer Reihe von Wäldern und Tälern. Im Bereich der Schlucht Bacu Sonnuli muss man besonders auf die Wegfindung Acht geben, diese ist hier schwierig und der GPS-Empfang unzureichend. Man erreicht die Hirtenhütte Fenos Trainos, welche zu den schönsten entlang der Route zählt. Ein steiler Abschnitt führt hinauf zur Su Runcu e su Pressu Hirtenhütte. Hier erreicht man bald den deutlich stärker begangenen Weg zur Punta Salinas (einer der besten Aussichtspunkte). Von hier geht es steil bergab zum Cala Goloritze und ihren Hundertschaften an Badegästen. Die einzige Bootsanlegestelle befindet sich ganz am nördlichen Ende der Bucht (beim letzten Stück, welches zu Fuß erreichbar ist) direkt neben der Badezonenabsperrung. Da die Bucht um 18 Uhr schließt, empfiehlt es sich, das gesamte Essen bzw. die Rucksäcke noch vor Badeschluss am Fuße der Guglia (bei den Kletterrouteneinstiegen) zu verstecken und kurz vor 18 Uhr die Bucht ebenfalls zu verlassen. Von der oben beschrieben Stelle (ca. 30m vom Wanderweg entfernt) kann man beobachten, wann der Bademeister die Bucht verlässt. Übernachten kann man dann in der Bucht (einige schiefe Plätze regensicher), direkt am Fuße der Guglia (etwa 5 Plätze) oder 2 Min. weiter taleinwärts bei einem Picknickplatz unter einem großen Felsüberhang. (9.5km, 900Hm, 6h, keine technischen Schwierigkeiten)
TAG 4: Von der Cala Goloritze geht es taleinwärts und rechts hinauf zum markanten Kamineinschnitt Varco Boladino. Zuerst muss hier eine steile, etwa 20m hohe Wand (IV, am schwersten Teil Stahlseil) erklettert werden, um einen Stand an Baum zu erreichen. Hier herrscht durch das Seil Steinschlaggefahr, jedoch kann der Sicherer unter einem Überhang Schutz suchen und während der Nachstiegskletterei (auch bei 2 Nachsteigern) kann man Steinschlag vermeiden. Es folgt eine 33m lange Schotterpassage durch eine steile enge Schlucht, Steinschlag ist hier unvermeidbar, trifft jedoch nicht auf den Stand, umso stärker aber die vorhergehende Seillänge! Als Sicherung dient eine Wurzel und am Stand ein Baum. Es folgt eine steile 4m-Wandstufe, welche jedoch durch eine Wacholderleiter entschärft wurde (mit Baum III, links vom Baum IV+ (ein NH)). Stand einige Meter oberhalb an Baum, direkt dahinter wird das Gelände wieder leicht. Auf diesen drei Seillängen kann sich wegen des Steinschlags immer nur eine Seilschaft befinden. 2 bzw. 10 Minuten ober dieser Stelle gibt es jedoch sehr gute Biwakplätze, sodass bei größeren Gruppen dieser Aufstieg in Ruhe am Nachmittag des Vortags erledigt werden kann (etwa 1-1,5h von Cala Goloritze). Dann folgt eine lange Wanderpassage, bevor ein Abschnitt mit einigen sehr exponierten Passagen folgt. Es folgen einige Abseilpassagen (bis 20m) und eine längere Kletterpassage. Zuletzt erreicht man das große Felsentor, von wo man in die Bacu su Feilau abklettert bzw. abseilt. Hier endet die originale Etappe und über Schotter kann man auch das Meer erreichen, jedoch ist diese Anlegestelle schlecht. Besser ist es, noch etwa 2,5h weiter zur Bucht Biriola weiterzugehen: Dazu steigt man in ständigem Zick-Zack über etwas unklares Gelände auf, der GPS-Track ist hier aber sehr hilfreich. Man erreicht so einen breiten Weg, dem man länger folgt. Dieser biegt plötzlich rechts ab (GPS4f), hier steigt man über einen sehr spektakulären, jedoch einfachen Weg in die Bucht Biriola ab. Das Klettermaterial deponiert man am besten beim GPS4f. Das Meer erreicht man, indem man direkt zum Felsentor im Wasser absteigt, an der Küste einige Meter nach rechts geht und dort in eine rundliche Bucht absteigt. Von dieser kann man nun durch ein Loch Richtung Hauptbucht klettern und folgt einer kurzen, mit Holz gesicherten Klamm in die Bucht. Anlegestelle sowie problemlose Übernachtung direkt am Strand (nicht regensicher, es gibt aber im Sommer ein kleines Partyzelt, welches dem Bademeister als Sonnenschutz dient). (10km, 1660Hm, 10.5h, Klettern bis IV+ und 2-3x Abseilen bis 20m)
Korrekturen:
1. GPS3a: Erste Wand nach 3m Sanduhr, dann am Textilseil 2m zu Baum, dann 10m Stahlseil.
2. GPS3d: Hier trifft man auf eine deutliche rote Punktmarkierung, welcher man kurz folgt. Bald aber verlässt man diese ziemlich unvermittelt und folgt ganz kleinen roten Punkten.
3. GPS3n: Die Schlucht ist sehr wenig markant, es gibt aber einige wenige rote Markierungen, welche man suchen sollte.
4. GPS3v: Sanduhr durch Kettenstand ersetzt.
5. GPS3w: Nach der 4m Wand (Schlinge auf Baum 3m rechts am Grat) noch 5m am Grat aufwärts zu Baum mit Schlinge. Von hier sichernd rechts (schwierig aussehend, jedoch leicht) einige Meter hinab (30cm Wacholder) zu einer Wacholderbrücke der Hirten. Über diese in die Schlucht und leicht ansteigend an ihr gegenüberliegendes Ufer, hier trifft man auf den Originalweg, welchem man abwärts folgt. Diese Variante ist deutlich schneller als der Originalweg.
6. kurz vor GPS3x: Aus dem Felsentor seilt man besser von einem Baum (Schlinge mit Karabiner) 22m in Falllinie ab. Deutlich schneller als der Originalweg über die Wacholderleiter.
7. von GPS4b - GPS 4d: Hier ist die Routenbeschreibung unklar, der Track aber gut.
TAG 5: Von der Bucht Biriola steigt man wiederum hinauf zum Klettermaterial-Depot. Nach einem längeren Wanderstück durchquert man eine eindrucksvolle Felsschlucht. Es folgen zwei Abseilstellen, um die großen Wälder zu erreichen (Biriola, Orronnoro und Plummare. Zwischen den Wäldern befinden sich stets Kletter- oder Abseilpassagen. Zum Ende der Etappe gibt es noch einige Abseilstellen, bevor man die Cala Sisine erreicht. Hier gibt es ein Restaurant und eine offizielle Campingmöglichkeit (10€/Pers.). Regenschutz in einer Höhle direkt am Strand. (6km, 1150Hm, 6h, Klettern bis IV, mehrere Abseiler bis 40m)
Korrekturen:
1. nach GPS 4h: Man verlässt die Schlucht Su Irove Piddi unmittelbar an ihrem Ende nach rechts auf das Band.
2. GPS4k: Nach 19m ein alter Wacholder bzw. nach 24m ein schwacher Baum zum Abseilen mit Einfachseil im Notfall.
3. vor GPS4q: Der Wald von Orronnoro wurde auf den letzten 200m von einem gewaltigen Bergsturz vernichtet, man folgt den Steinmännern durch die Felssturzzone (einfach).
4. kurz nach GPS 4q: An Stelle der steilen Kante kann man auch auf einem Band 10m waagrecht nach Norden queren und von dort entlang einer Kette 15m (III) klettern. Man erreicht so die Terrasse.
5. GPS 4r: Über diese Abseilpiste wurde eine extrem schwere Klettertour eingebohrt, daher kann im Notfall an einem Zwischenhaken Zwischenstand gemacht werden (Maillon mitnehmen!).
TAG 6: Von der Bucht auf der rechten Seite taleinwärts zum Campingplatz (rechts im Wald). Hier trifft man auf ein Tor, vor welchem der Weg nach rechts führt. Nun stets dem Hauptweg aufwärts folgen. Man trifft auf einen am Plateau verlaufenden Weg, welchem man folgt, wobei man sich immer entlang der breitesten Spur orientiert (Der Weg ist auch mit einem Quad befahrbar). Man erreicht so die Bucht Cala Luna (Restaurant). Gegenüber des Restaurants zwischen Oleandern (viele Wege, Track beachten!) auf den bald eindeutigen Weg, welcher in stetigem Auf und Ab zur Straße führt, welcher man zu guter Letzt nach Cala Gonone folgt. (17km, 600Hm, 5h, keine technischen Schwierigkeiten)
Ab hier gute günstige Busverbindung nach Olbia (Tourismusbüro fragen).
SCHWIERIGKEIT: IV+, Wandern in völlig weglosem Karstgelände. Hauptschwierigkeit ist die Orientierung und Wegfindung, welche ohne GPS unmöglich ist. Die einzelnen Kletterstellen sind trotz schweren Rucksacks nicht das Kriterium.
ABSICHERUNG: ++/++++: ausreichend mit Bohrhaken, Sanduhren und Schlingen. Man braucht keine mobilen Sicherungsgeräte.
WETTER: Stets sonnig und recht heiß!
MIT WAR: Gitti (bis Tag 2), Ingrid (bis Tag 2), Hubert, Tanja
Tour beschrieben von Matthias Pilz (mammut-extreme@gmx.at), ©Matthias Mountaineering
Hike partners:
Matthias Pilz

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