Rattenpissoir & Haizähne ... auf den Spuren eines Profis


Publiziert von kleopatra , 24. März 2009 um 23:08.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum:24 Januar 2009
Eisklettern Schwierigkeit: WI5
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Aufstieg: 180 m
Abstieg: 180 m
Strecke:Rattenpissoir unten, Haifischzähne oben
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Zug nach Kandersteg und dann zu Fuss in ca. 30-40 Minuten zu den Einstiegen.

Nachdem ich bereits voriges Wochenende einem Profi im Eis folgen durfte, hatte ich dieses Wochenende gleich nochmals das Vergnügen und zwar im ultimativen Eiskletter-Mekka in Kandersteg!

Mit dem ersten Zug ging es über Zürich und Bern nach Kandersteg, wo wir um ca. 10:00 unsere Herberge aufsuchten, die praktischer Weise auf dem Weg zu den Fällen lag. Etwas suchend grasten meine Augen die umliegenden Wände ab, wo denn hier nur das Eis sei, denn irgendwie sahen die meisten Gebilde sehr dünn und fragil aus. M. deutete ins Talende, wo tatsächlich in meinen Augen ein paar Eiszapfen hingen und ich konnte mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorstellen, dass sich da tatsächlich ein Mensch dranhängen kann.

Der Zustieg zu den Fällen war von der Unterkunft in ca. 20 Minuten vollbracht und um zu den oberen Fällen zu gelangen mussten wir zuerst die untere Steilstufe überwinden, die von den Profis auch Anfängerstufe genannt wird. Die erste Tour führte uns die ersten beiden Seillängen durch das Rattenpissoir, welche in der zweiten Seillänge mit einer massiven Eissäule bereits recht viel von mir abverlangte. Naja, schwerer kanns ja nicht mehr werden ... dachte ich mir. Das ganze bis dorthin war mit WI 5 bewertet und hatte Gott sei Dank genug Löcher zum Hooken.

Vom Stand schummelten wir uns dann dem Band entlang nach links bis zum Einstieg der Haifischzähne, wo bereits zwei andere Kletterer Nahe am Ausstieg waren und wir aufpassen mussten, dass wir durch deren Abseilmanöver kein EIs auf den Kopf bekamen. Wieder machte M. den Vorstieg und ich sicherte hintere einer Eissäule hervorlugend mit wunderbarem Blick auf die Blüemlisalp. Als ich dann an der Reihe war, hiess es ordentlich zupacken, da das Eis aus tausend kleinen Eiszapfen bestand und selbst im Nachstieg ordentlich abgeräumt werden musste. Uff, es wurde nun wirklich schon recht anstrengend, aber es war noch eine Seillänge zu meistern. Mittlerweile hatte ich schon so wenig Kraft in den Händen, dass mir oft das Eisgerät beim Schlagen einfach seitlich wegkippte und dann immer ewiges Einarmhängen beim Ausdrehen der Schrauben ... es wollte einfach kein Ende nehmen und die Bauernweisheit, dass man eigentlich mehr mit den Beinen klettern sollte, half mir auch nicht weiter. Immer kerzengerade nach oben über absolut senkrechte Eiswände ... wie macht man das im Vorstieg ... keine Ahnung? Irgendwann nach einer Unendlichkeit und unzähligen Selbstgesprächen robbte ich zum Zielbaum ... es war geschafft, nur vier Seillängen, nur Nachstieg, nur WI 5+ und absolut fix und fertig!

Wir seilten dann direkt über die Haifischzähne zum Talboden ab und in mir begannen sich so manche Zweifel über den morgigen Tag zu regen ... wie sollte ich diesen überleben, zumal M. schon über die tollen Möglichkeiten für morgen philosphierte während ich mit Armen bis zum Boden hinter ihm dreintrottete.

Fazit: wahrscheinlich mein bisher anstrengendstes aber unheimlich lehrreiches und imposantes Eiserlebnis! Für Anfänger würde ich dieses Gebiet nicht empfehlen, da sich diese im unteren Bereich der Fälle aufhalten, wo leicht von den im oberen Bereich kletternden Profis Eisschlag ausgelöst werden kann.

Tourengänger: kleopatra


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