Unsere ersten 4000er: Gran Paradiso & Mt. Blanc +VIDEO


Publiziert von Matthias Pilz , 19. August 2006 um 22:23.

Region: Welt » Frankreich » Massif du Mont Blanc
Tour Datum:31 Juli 2006
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I   F 
Zeitbedarf: 16 Tage

Es ist wahrscheinlich für jeden Bergsteiger ein Traum einmal auf dem höchsten Berg der Alpen zu stehen, als wir (Ali und ich) im letzten Jahr am Ortler standen kam auch in uns dieser Wunsch auf! Nach langer Planung und Organisation steht es Anfang Juli endlich fest: wir fahren zum Mt. Blanc!

 Fotos und Videos ganz unten!

TAG 1: Wir (Ali, Victoria und ich) starten am Montag in der früh mit dem Wohnmobil Richtung Aostatal, wo wir unseren ersten 4000er besteigen wollen: den Gran Paradiso. Kurz vor Bergamo haben wir einen Reifenplatzer und unsere erste Panne. Zum Glück haben wir nach einigem Suchen einen passenden Reifen gekauft und können weiterfahren. Nur wenige Kilometer danach haben wir auch auf der anderen Seite eine Reifenpanne und müssen die Nacht in Bergamo verbringen weil es danach keine große Stadt auf unserer Route liegt! Wir gehen noch im Lago d´Iseo schwimmen. Die Nacht verbringen wir neben einem Fussballplatz in fürchterlicher Hitze. Unsere Nachtruhe wird von ständig startenden und landenden Flugzeugen gestört. Außerdem geht ein heftiges Gewitter nieder und der starke Wind schaukelt uns im Wohnmobil.

TAG 2: Bis wir unseren neuen Reifen gekauft und montiert haben ist es Mittag. Auf unserer Fahrt nach Pont machen wir noch einen Badestopp im Lago di Viverone. Durch´s wunderschöne Aostatal und über die vielen Kehren hinauf nach Pont führt unser Weg. Endlich erreichen wir den großen Parkplatz in Pont wo wir gratis campen können. Das Wetter ist super und wir packen motiviert unseren Rucksack.

TAG 3: Ali und ich brechen gegen Mittag zum Rif. Vittorio Emanulelle II auf, dass wir in gut zwei Stunden erreichen. Nach dem Einchecken liegen wir beim See direkt unter der Hütte und genießen die Sonnenstrahlen. Das ausreichende Abendessen macht uns müde und wir gehen schon um 08.00h ins Bett.

TAG 4: Der Wecker läutet um 03.15h und nach kurzem Frühstück geht es los. Vor dem Frühstück war es noch Sternenklar aber mittlerweile hat es leicht zu schneien begonnen. Trotzdem beschließen wir den Gipfel zu besteigen. Die Überwindung der riesigen Blockhalde ist mit Stirnlampe sehr mühsam. Doch endlich erreichen wir die markante Moräne und nach leichter Kletterei erreichen wir ein Plateau. Dort wird der leichte Schneefall zum Schneesturm und wir ziehen uns warm an. Um 05.30 stehen wir am Beginn des Gletschers und warten 30min auf besseres Wetter. In genau 3461m (600m unterm Gipfel) drehen wir, sowie die meisten anderen, um und beschließen einen zweiten Versuch zu starten. Unsere Stimmung ist am Tiefpunkt als wir die Hütte erreichen. Ali geht noch einmal in die Hütte da er Schmerzen im Ischiasnerv hat. Dort schläft er noch einige Stunden wären ich gleich weiter ins Tal absteige. Nach kurzen Zeit komme ich in starken Regen und alles, wirklich alles, ist nass als ich das Wohnmobil erreiche. Ali kommt 4 Stunden später im trockenen herunter und hat starke Schmerzen. Wir sind nicht sicher ob wir wieder aufsteigen können.

TAG 5: Nach gemütlichem Ausschlafen gehen wir mit Victoria auf der gegenüberliegenden Talseite wandern.

TAG 6: Ich starte um 08.00h hinauf zum Wasserfall und laufe hinauf bis zum Colle des Nivolet. Das 9km lange Tal ist wirklich wunderschön. Am Nachmittag seilen wir uns im Klettergarten direkt neben dem Parkplatz ab. Das 35m hohe und 10m überhängende Dach bietet sich perfekt an!

TAG 7: Wir packen wieder unsere Rucksäcke und steigen wieder zur Hütte hinauf. Diesmal schlafen wir im Matratzenlagen. Hier im obersten Stockwerk ist der Raum nur einen Meter hoch und das Dach löchrig, sodass man die Sterne sehen kann. Ich liege quer über 4 Lagerplätze.

TAG 8: Schon um 03.00 sitzen wir beim Frühstück und starten diesmal noch früher. Heute ist es wieder Sternenklar und wir sehen einige Sternschnuppen. Um 05.30 starten wir auf den Gletscher. Durch die Spaltenzone hindurch und steil hinauf bis wir endlich in der Sonne sind. Jetzt wird der Gletscher flacher und nach einiger Zeit erreichen wir die 4000Meter-Grenze. Genau hier beginnt die Kletterei die erst kurz vorm Gipfel etwas schwerer und sehr ausgesetzt wird. Dort stecken aber 3 Bohrhaken. Um 09.10h stehen wir bei wolkenlosem Himmel auf dem Madonnengipfel und sehen schon die Massen über den Gletscher heraufstapfen. Wir seilen uns vom Kettenstand über einen Überhang ca.5m in die Scharte ab. Die 30cm Neuschnee erschweren die Kletterstelle (II) auf den Hauptgipfel der eigentlich gleich hoch wie der Madonnengipfel ist. Um 09.35h haben wir den absolut höchsten Punkt erreicht. Wir klettern schnell in die Scharte zurück wo es sich bereits staut. Unser Weg führt rechts von den Massen vobei, genau zum Pkt. 4000m zurück wo wir eine Tafel Schoko genießen. Der weitere Abstieg über den Gletscher ist problemlos und schnell hinter uns gebracht. Am Ende des Eises machen wir noch eine längere Pause bevor wir zügig bis zum Wohnmobil absteigen. Wir kommen überglücklich an und genießen den restlichen Tag in vollen Zügen! Wir versuchen noch einmal ein Lager am Mt.Blanc zu reservieren, leider vergeblich!!! Hier ist alles Ende April ausgebucht.

TAG 9: Noch immer ist das Wetter traumhaft! Wir fahren zurück ins Aostatal und weiter durch den Mt. Blanc-Tunnel nach Chamonix. Der Stadtbummel ist toll, noch schöner ist aber der ständige Blick auf den Mt. Blanc. Wir sind total motiviert und fahren nach Les Houches um wirklich noch den höchsten Berg der Alpen zu versuchen. Obwohl wir keinen Schlafplatz haben wollen wir morgen Morgen trotzdem starten. Der Parkplatz bei der Seilbahnstation ist ein guter Standplatz für unser Wohnmobil.

TAG 10: Um 06.00h packen wir unsere Rucksäcke und verzichten auf ein großes Frühstück um die erste Gondel um 07.30h auf´s Bellevue zu erreichen. Als wir um 07.40h die Station der Zahnradbahn erreichen ärgern wir uns ziemlich weil der erste Zug erst um 08.40 fährt. So frieren wir uns im Schatten mit 100 anderen Bersteigern den Arsch ab. Endlich sind wir auf der Bergstation (le Nid d´Aigle 2372m) und beginnen unseren Aufstieg im Gänsemarsch über das unangenehme Blockgelände zum Refuge de Tete Rousse (3167m). Hier sehen wir erstmals die 1000m hohe Wand hinauf zum Refuge de I´Aig. du Gouter. Wir sind beeindruckt als wir unsere Steigeisen anziehen. Nach kurzer Gletscherquerung kommen wir auf einen leichten Grat. Von hier zieht sich der Weg waagrecht hinüber zum le Grd. Coloir und durch dieses hindurch auf die andere Seite der Rinne. Wir begegnen einem stark an der Schulter blutenden Bergsteiger der (wie wir danach erfahren) eines der vielen Steinschlagopfer ist. Nach einer kleinen Steinlawine queren wir die Rinne im Laufschritt und sind erleichtert dass wir es überstanden haben. Von hier beobachten wir die Hubschrauberbergung des Verletzten. Jetzt klettern wir dem steilen Grat rechts der Rinne hinauf. Die leichte Kletterei wird immerwieder durch heikle Schneepassagen unterbrochen sodass Steigeisen obligat sind. Plötzlich fliegt ein Rucksack durch die Rinne und wir sind froh dass es kein Bergsteiger war. Langsam rückt die immer sichtbare Hütte näher und nach kurzem Gespräch mit der BULME-Gruppe (Schöne Grüße!!!) beginnt das Stahlseil. Um ca. 14.00h sind wir endlich beim Refuge de l´Aig du Gouter (3817m). Wie erwartet ist kein Lager frei und nach langem Bitten bekommen wir einen Platz am Boden in der Gaststube. Wir belegen den hintersten Tisch im Gastzimmer und essen Eierspeise um 45€. Kurz danach kommen zu unserem Tisch noch drei tiroler Bergsteiger die ebenfalls kein Lager haben. Um 18.30h kommt der Hüttenwirt und schickt uns aus der Hütte weil die Bergsteiger mit Reservierung jetzt essen. Wir finden zwei Plätze im Nebenraum und schauen den Anderen beim Essen zu. Endlich können wir wieder auf unseren Tisch, leider bekommen wir nichts mehr zu Essen. Doch die Gaststube wird nicht leer als um 20.00h die Nachtruhe beginnt. Hier wollen ca. 100 Leute übernachten. Wir planen um 01.00h zu starten. Um 21.00h liege ich unterm Tisch, Ali mit 3 Anderen am Tisch. Mit Oropax kann ich trotz hartem Boden gleich schlafen.

TAG (Nacht) 11: Um 23.00h weckt mich Ali auf. Wir schließen uns den Tirolern an und packen unseren den Schlafsack ein. Nach 15 Minuten haben wir endlich das andere Ende der Gaststube erreicht (ohne jemaden ernsthaft zu verletzten) und um ca. 23.45h sind wir bereit. Es ist Sternenklar und in Gipfelrichtung leichte Bewölkung. Im Vollmondschein geht´s vorbei an den vielen Zelten über der Hütte. Über den steiler werdenden Weg hinauf zum Dome du Gouter (4304m). Der Blick auf Chamonix ist einzigartig. Hier ist es bereits sehr kalt und knapp über uns hängt eine Nebeldecke. Beim Abstieg in den Sattel sage ich Ali, dass wir ins Biwak gehen und uns wärmen anziehen. Als wir endlich das Bivouac Vallot (4362m) erreichen beschließen auch die drei Tiroler mit hinein zu gehen. Hier messen wir -30°C um 00.30h. Das Biwak ist zu unserer Verwunderung absolut sauber und gepflegt. Wir wechseln unsere Socken und ziehen alles an was wir haben. Jetzt verkriechen wir uns in unseren Biwaksäcken und legen uns hin. Doch in kürze ist mir schlecht und ich setzte mich wieder hin. Jetzt kommen 3 Franzosen ins Biwak. Ein Tiroler schläft und hustet stark. Nachdem er aufwacht übergibt er sich im Biwak. Kurz danach übergibt sich auch einer der Franzosen aus dem kleinen Fenster hinaus. Um ca. 03.00 hat der Sturm noch nicht nachgelassen und der Nebel ist dichter geworden. Momentan ist weder an Auf-, noch Abstieg zu denken. Wir harren stehend bis ca. 05.30h aus. Jetzt ist das Wetter etwas besser und wir ziehen uns Steigeisen und Gurt wieder an. Nach kurzer Absprache mit den stark geschwächten Franzosen lassen wir sie im Biwak zurück und gehen mit den Tirolern hinaus. Als wir vorm Biwak stehen ist es wieder sternenklar und wir sehen die ersten Punkte von unten heraufkommen. Wir steigen jetzt weiter zum Gipfel. Der Weg ist sehr steil (~40°) und körperlich sehr anstrengend. Das 4-stündige Biawakieren hat uns viel Kraft gekostet. Um 06.43h stehen wir überglücklich am höchsten Punkt der Alpen. Der 4808m hohe Mt. Blanc ist geschafft. Es geht gerade die Sonne auf und wir genießen die wenigen Minuten am Gipfel. Leider will wegen der Kälte und dem Sturm niemand ein Foto von uns machen, deshalb machen wir schnell selbst eines und beginnen mit dem Abstieg. Einige Leute haben bereits Erfrierungen im Gesicht, wir helfen so gut wir können. Im Sonnenschein erreichen wir das Biwak. An diesem Punkt jausnen wir ein bisschen und steigen weiter ab. Um ca. 08.30h sind wir zurück beim Refuge de l´Aig du Gouter und essen Spaghetti. Um 09.30h steigen wir durch die Wand ab und queren noch bei einigermaßen sicheren Verhältnissen das Grd. Coloir. Danach machen wir eine längere Pause bevor wir zügig zur Bergstation der Zahnradbahn absteigen. Beim Bellevue treffen wir zufällig Victoria. Wir fahren aber gleich weiter ins Tal. Um ca. 15.00h sind wir zurück beim Wohnmobil. Ich gehe gleich duschen (Warme Dusche gibt´s bei der Talstation für 3€) während Ali schon schläft. Wir essen sehr viel und gehen früh schlafen.

TAG 12: Wir fahren überglücklich nach Chamonix wo wir uns ein Mt. Blanc-T-Shirt kaufen wollen. Es sind vier geworden und Crep haben wir auch noch gegessen. Wir fahren weiter in die die Schweiz und übernachten am Furkapass (2421m).

TAG 13: Um 03.30h hat es nur 8°C im Auto und wir müssen wegen Schneefall weiterfahren und schlafen in Andermatt noch einige Stunden. Im Regen fahren wir weiter nach Chur und weiter nach Landeck in Österreich. Nach Innsbruckbesichtigung geht´s an die Suche nach einem Nachtquartier. Wir finden einen Parkplatz beim Alpenzoo Innsbruck.

TAG 14: Nach einem Besuch im Alpenzoo fahren wir weiter nach Wattens wo wir übernachten.

TAG 15: Besuch in den Kristallwelten in Wattens. Endlich ist das Wetter wieder besser! Wir fahren nach Kitzbühel und machen einen Stadtbummel.

TAG 16: Wir fahren gemütlich heim nach Graz!                                                                   

 

 

DANKE AN VICTORIA FÜR DEINE GUTEN NERVEN!!!!!

DANKE AN ALI FÜR DEINE AUSDAUER UND MOTIVATION!!!!

 

                                                                                                                                                         

TOPO: Einen Scan schicke ich gerne zu!                                                                                 

VIDEO: Leider nicht in einem möglich!

Teil1

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Teil 2

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Teil 3

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Tour beschrieben von Matthias Pilz (mammut-extreme@gmx.at), ©Matthias Mountaineering 


Tourengänger: Matthias Pilz


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Kommentare (1)


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Delta Pro hat gesagt: Gratulation!!!
Gesendet am 26. August 2006 um 09:45
Coole Tour und schöne Bilder!


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