Eingehen an DEM Aussichtsbalkon am Monarchen - Brevent (2525m)


Publiziert von Kris , 3. August 2017 um 00:33.

Region: Welt » Frankreich » Massif du Mont Blanc
Tour Datum:22 Juli 2017
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: F 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 550 m
Abstieg: 550 m
Strecke:Plan Praz - Col du Brevent - Brevent - Plan Praz
Kartennummer:IGN Chamonix Mont Blanc

Bevor ich mich in den folgenden Tagen dem Monarchen widmen möchte, habe ich nach der langen Anreise (13h von Berlin mit Bahnverspätung in Basel und Umweg über Bern) noch einen Übergangstag den ich sinnvoll nutzen möchte - evtl. schon mit etwas Höhenanpassung.

Dafür bietet sich förmlich der Brevent an, da er mit Seilbahnunterstützung wenig Höhenmeter bietet, die ich mir in meinen dicken Bergschuhen zur Eingewöhnung gönnen möchte. Die Seilbahnpreise sind noch einigermaßen moderat sodass man für Hin und Retour vom Tal aus nur 16,50€ löhnen muss. Beim relativ späten Start um ca. 10 Uhr ist ein bisschen los, es ist aber auch noch nicht überfüllt - was sich noch ändern soll. 

Zuerst geht es ein paar Meter über Fahrweg an einem (weiteren) Restaurant vorbei bis zu einer Kreuzung. Nach Rechts über den Balcon Sud quasi waagerecht zur Flegere. Nach links über den Fahrweg zur Brevent und geradeaus über das Col du Brevent etwas alpiner zum Brevent-Gipfel. Die Zeitangabe beläuft sich auf fast 2h in beide Richtungen, links und mittig. Ich würde dem alpineren Steig (fast) zustimmen bei gemäßigtem (Einlauf-)Tempo  (da er einen Umweg geht) , über den Fahrweg sind die etwas mehr als 500HM schneller zu bewältigen.

Der Steig zieht teils schmal, teils schrofig nach oben, wobei mir nur doch in beiden Richtungen einige andere Wanderer begegnen. Auffällig empfinde ich die in den restlichen Alpen nicht mehr so gegenwärtige Unterausstattung an den Füßen. Ein Paar kommt mir (leicht überfordert) entgegen, die Dame nur mit Pailettenbesetzten Flip Flops unterwegs.. okay - es ist hier überall T2, aber Abstürzen geht bei Stolpern eben doch. Muss man nicht machen. Die schweren Bergschuhe fühlen sich ungewohnt an, da ich sonst fast alles mit meinen Zustiegsschuhen gehe mitterweile. Ich fühle mich fast etwas auf Stelzen sodass ich vergleichsweise langsam vorankomme. 

Am Col du Brevent teilt sich dann der Weg noch einmal und führt - hinter dem von Planpraz sichtbaren Felsgrat nicht einsichtbar und völlig entspannt daher. Es wird aber schrofiger sodass bei Ungeübten die Hände aus den Taschen kommen könnten. Offensichtlich ist dies auch Gebiet der Steinböcke, da ich eine Familie bestehend aus 1x Mutter und 2x Kinder treffe die mich bis auf ca 4 Meter nähern lassen - schöne Geschöpfe! Weiterhin scheint über den eben erwähnten Felsgrat eine Route zu führen, da ein Paar kurz diskutierend vor zwei Leitern über mir auftaucht. Sie entscheiden sich (warum auch immer) gegen die Leitern und steigen im ungesicherten Felsgelände zurück auf den Grat. Ob die Route bis zum Brevent gegangen werden kann, ist mir nicht bekannt.

Nach einer Senke, die den Blick erneut auf die vom Mont Blanc abgewandte Seite öffnet, geht es nach einer Linkskurve nun in Richtung des Fahrweg-Aufstiegs zurück. Dort warten dann die Schlüsselstellen der Tour (kurz versichert und mit einer Leiter einen beinah senkrechten Aufschwung erklimmend). Alles nicht ausgesetzt und machbar, aber T3! Nach ein paar weiteren Kehren ist man zurück auf der Straße und nimmt so die letzten ca 50HM etwas mühsamer. Die Pommesbude(?) an der Seilbahn ignorierend nach links zur Plattform auf dem Gipfel steigend heißt es nun: GENIEßEN! Die Aussicht vom Brevent wird nicht umsonst gerühmt! Den Mont Blanc tete-a-tete, die Aiguille Verte von der Schokoladenseite, hinten schaut die Grande Jorasses hervor.. die Aiguilles Rouges, die Aiguille du Chardonnat und Argentiere runden das Bild ab. Leider befindet sich der Mont Blanc selbst bereits in Wolken (was für mich noch lange so bleiben sollte..), da ich ihn aber beim Aufstieg zum Col du Brevent ebenfalls genießen konnte war das zu verkraften.. so machte ich meine Pause auf dem Gipfel und ordentliche Bilderreihen, wo natürlich aber die Einsamkeit auf der Strecke bleibt.

Spätestens als eine Schulklasse(?) bestehend aus ca. 30 Pubertierenden lautstark von ihrer Anwesenheit berichtet wird es mir zu bunt und ich trete den Rückzug an. Im Laufschritt überhole ich ebenjene dreissig Mann/Frau und schnell ist es auf dem Fahrweg den ich als Abstieg wähle, wieder ruhiger. Direkt am Weg befinden sich unzählige Kletterrouten und somit Kletterer die zum kurzen Zuschauen animieren. Beeindruckend sind v.a. die Routen, die an der senkrechten Wand in einer großen Verschneidung direkt zum Gipfel/der Bahnstation ziehen (siehe Fotos). Leider bleibt mir nur begrenzt Zeit zum Bestaunen, da die 30 Jugendlichen immer wieder nahen. Auf der Hälfte des Weges kann in einen gut ausgetretenen Bergpfad gewechselt werden, der erst kurz vor der anfangs erwähnten Dreier-Kreuzung wieder auf den Fahrweg trifft. So erspart man sich die Hatsch, die sich erstaunlich wenig zieht - es geht super schnell herab. Zumindest wenn man die allgegenwärtigen Paraglider nicht zu lange bestaunt.. 

An der Planpraz wieder angekommen, dann der "Schock" des Tages. Vor meinen Augen zieht ein Seilbahnmitarbeiter den Zugang zur Mittelstation wie ein Garagentor nach unten und redet schnell irgendetwas in Französisch auf mich ein. Was nun folgt, verstehe ich daher nur langsam. Beschreiben wir es folgendermaßen: Immer mehr Leute sammeln sich wandernd und auch per Gondel vom Brevent auf dem Mittelplateau und die Seilbahnmitarbeiter beschwichtigen alle, bitte zu warten. Da die meisten Franzosen sind, verstehe ich nur langsam, dass die Seilbahn repariert werden muss. So hämmern und schleifen die Reperateure die nächsten anderthalb Stunden an der Bahn herum, die mehrere Tests widerspenstig verweigert. Ich entscheide mich aber aufgrund des bezahlten Tickets und der Tatsache, mit den nicht gewohnten Bergstiefeln nicht 1500HM als Einstieg abzulaufen vor einer großen Tour - zu warten. Leider füllt es sich natürlich immer weiter sodass nach der anderthalbstündigen Pause erst einmal langes Warten angesagt ist. Nichtsdestotrotz geht dann alles glatt und ich komme wohlbehalten an der Talstation an und gönne mir noch einen Burger im empfehlenswerten Poco Loco. Achtung: Das Bier der Brasserie du Mont Blanc kostet in der 0,33er Version so viel wie der gesamte - komplett selbstgemachte - inkl. Brötchen! - Burger. 

Fazit: Eine gute Eingehtour auf einen prächtigen Aussichtsgipfel der tete-a-tete dem höchsten Alpengipfel gegenübersteht. Einsam ist man leider nie, und die Paraglider, Kletterer, Mountainbiker & Co. lassen das Ganze eher einem Alpin-Spielplatz gleichen. Muss man mögen - man wird aber mit den Bildern der Giganten belohnt die man so schnell sicher nicht vergisst.


KONDITION 2/5
ORIENTIERUNG 1/5
TECHNIK 1.5/5
EXPONIERTHEIT 1.5/5

Tourengänger: Kris


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