Monte Daino (2685 m) - rauf und rum, ein langer Supertag in der Brenta


Publiziert von gero , 5. Juli 2017 um 15:08.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 3 Juli 2017
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 2200 m
Abstieg: 2200 m
Strecke:P Val Biole - Pradel - Rif. Croz Altissimo - Rif. Selvata - Rif. Pedrotti - Monte Daino - Passo Ceda - Val Ceda - Molveno - P Val Biole (26,8 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Aus dem Etschtal bei Mezzolombardo hinauf nach Andalo; dort der Beschilderung ins Val Biole folgen. Nach einigen Kilometern ist die Zufahrtsstraße für den öffentlichen Verkehr gesperrt; dort gebührenfreier, geräumiger Parkplatz.
Kartennummer:Tabacco Blatt 53 (Dolomiti di Brenta 1:25.000); Freytag & Berndt WKS 11 (Brenta - Madonna di Campiglio - Presanella)

In der Regel wird man vom Monte Daino noch nie etwas gehört haben - er steht ganz im Schatten namhafter Felskolosse der Brentagruppe, und doch zählt er zu deren unschwer ersteigbaren Bergen. Dazu kommt die unmittelbare Nähe zur Pedrottihütte - geradzu ideale Verhältnisse für den gero, diesem schönen Berg einen Besuch abzustatten. Wenn nur nicht der berüchtigte Brentanebel wäre, der heute im entscheidenden Moment leider jede Aussicht zunichte gemacht hat!


Teil 1: Anstieg zur Pedrottihütte und zum Monte Daino

Für mich beginnt der Tag gegen 4:30 Uhr am schon bekannten P Val Biole (1183 m), auf der Forststraße geht es durch den dichten Wald zur Baita Pineta (1304 m) und weiter in 40 Minuten hinauf zum Rif. Pradel (1359 m), das sich inzwischen zur kleinen Feriensiedlung gemausert hat. Den reich bestückten Wegweisern folgend, führt der Steig Nr. 340 hinein in das Valle delle Seghe. Es ist immer wieder beeindruckend, wie man hoch über dem Talgrund unter den himmelhohen Wänden des Croz del Altissimo mit phantastischer Aussicht auf die Hauptkette der Brenta, im Morgenrot prächtig erglühend, dahinwandert!

Nach knappen 2 Std. habe ich das Rif. Croz del Altissimo (1431 m) erreicht. Hier herrscht morgens um 6.30 Uhr noch tiefe Ruhe - weiter geht es, auch weiterhin auf Steig Nr. 340, den Talschluß querend, zum Rif. Selvata (1657 m) - hier wärmen mich die ersten Strahlen der längst aufgegangenen Sonne. Nun geht es unter den Wänden des Hüttenberges, des Croz del Selvata, eine Geländestufe hinauf zur kleinen Hochebene der Baito Massodi - ab jetzt sind Tosa- und Pedrottihütte hoch droben unter den mächtigen Wänden der Cima Brenta Bassa (2803 m) zu sehen. Gut markiert, führt der Steig schließlich über einen den Talschluß sperrenden Felsriegel und zuletzt an der Tosahütte vorbei hinauf zum Rif. Pedrotti (2491 m). Ich habe gut 5 Std. für den Anstieg gebraucht, darin sind aber mindestens 30 Minuten für viele Fotografierpausen enthalten.

Inzwischen sind leider Wolken aufgezogen: der ursprünglich makellos blaue Hiimmel ist vom unvermeidlichen Brentanebel verschleiert  worden, er verhüllt leider die Hauptberge der Brentagruppe und weitet sich in den nächsten 30 Minuten auch auf die niedrigen Nebengipfel aus. Von der Cima Tosa werde ich den ganzen Tag über nichts zu sehen bekommen.

Sei es, wie es mag: hier auf der Pedrottihütte gibt es für mich nach einem kurzen Flirt mit der freundlichen Hüttenwirtin (die magische Anziehungskraft meiner knackigen Lederhos'n!) ein zünftiges Frühstück - gedanklicher Gruß an Adi nach Monaco :-)

Und schon geht's weiter: der reichhaltigen Beschilderung folgend, zunächst in wenigen Minuten auf dem Steig Nr. 326 hinab in den nahen Passo del Rifugio (2433 m); wie auch die Hütte, liegt dieser Sattel ganz im Bann des Croz del Rifugio (2615 m), dessen türmegspickte Westkante eindrucksvoll aufstrebt. Auf dem Steig 326 (er wird mich später nach Molveno hinab geleiten) geht es rechts, leicht absteigend, unter den Wänden entlang, bis nach etwa 15 Minuten ein Stein mit der deutlichen Aufschrift "Monte Daino" erreicht wird. Hier, in unmittelbarer Nähe zu einem sehr auffälligen mächtigen Gesteinsbrockens (s. Fotos) folge ich einem anfänglich wenig ausgeprägten, jedoch mit vielen Steinmännern deutlich gekennzeichneten Steig durch die Trümmerhalde, die sich unter der Südwand des Croz del Rifugio ausbreitet.

Nach kurzer Zeit wird der Steig deutlicher: er führt nun in die stille Einsamkeit der Busa del Daino. Stille? Mal abgesehen von den Warnpfiffen der Murmeltiere ist kein Laut zu hören! Immer wieder das Gleiche: kaum ein wenig von vielbegangenen Wegen abgewichen, erreicht man in der Brenta selten betretene Ruhezonen!

Der Steig ist nun nicht mehr zu verfehlen: am oberen Rand der Mulde der Busa del Daino quert er entlang, etwas später dann zusehends ansteigend auf die scharf eingeschnittene Scharte zwischen dem Nord- und dem Südgipfel des Monte Daino zu. Diese Scharte ist mit einem auffallend spitzen Türmchen besetzt: es wird zuletzt auf harmlosem, aber steilem Geröll- und Schrofengelände erreicht. Unmittelbar unter besagtem Türmchen führen deutliche Steigspuren im Aufstiegssinne rechts hinan zum etwas schwierigeren, höheren Südgipfel des Monte Daino; für mich geht es hier aber nach links über einige Gratabsätze (kurze, unschwierige Kraxelstellen, viele weiße Sterne!) auf den etwas niedrigeren Nordgipfel des Monte Daino (2685 m; manchmal auch 2695 m; 80 Min ab Pedrottihütte).

Der Monte Daino muß eine großartige Aussicht bieten, vor allem auf die unmittelbar gegenüber liegende Hauptkette der Brents. Mir aber macht der Brentanebel einen dicken Strich durch die Rechnung: inzwischen sind dunkle Wolken aufgezogen, ich habe leider nicht die geringste Aussicht. Auch nicht von einer nordwestlich gelegenen Gratschulter, von der angeblich die Aussicht noch besser als vom Gipfel ist. Es lohnt sich aber, den Übergang hierher zu begehen (kurze, kleinsplittrige, aber harmlose Kraxelei) - denn der Abstieg beginnt hier am kleinen Sattel zwischen Gipfel und Gratschulter.


Teil 2: Abstieg vom Monte Daino durch das Val di Ceda nach Molveno

Von besagtem kleinen Sattel ziehen deutliche Spuren nach links (im Sinne des Abstiegs) auf ein gut gangbares, breites Band, welches schon von unten aus der Busa del Daino deutlich erkennbar ist. Es läßt sich im Abstieg hervorragend begehen; für den Aufstieg dürfte es ungeeignet sein, da weiter unten steile Geröllfelder zu begehen sind. Es ist also nicht nötig, wie beim Aufstieg wieder zur scharfen Scharte zwischen den beiden Gipfeln des Daino zurückzukehren!

Ich folge dem gut gangbaren, gerölligen Band abwärts (Trittsicherheit erforderlich): es führt unter Felsen abwärts und endet oberhalb einer splittrigen, breiten Rinne (vorsichtig begehen), die hinableitet zu Geröllfeldern. Diese kann man zunächst erstaunlich bequem abfahren, weiter unten leiten sie über grobere Blöcke zu den Steinmännern des Aufstiegsweges in der Busa del Daino. Auf dem Steig zurück, bis zum Steig Nr. 326 mit dem Markierungsstein "Mont Daino" (s. oben).

Um meine Bergtour zu einer Umrundung des Daino zu ergänzen, habe ich mich entschlossen, über den Passo di Ceda durch das gleichnamige Tal nach Molveno abzusteigen, zuletzt wird dann ein Gegenanstieg zum P Val Biole nötig sein. Man beachte: diese Route ist landschaftlich großartig, absolut einsam, aber wesentlich länger als der Rückweg durch das Valle delle Seghe!

Steig Nr. 326 quert nun (ständig gut markiert) hoch über der eindrucksvollen Mulde der Pozza Tramontana unter den Südwestwänden des Monta Daino zunächst absteigend, dann wieder ansteigend hinüber zum Wiesensattel des Passo di Ceda (2222 m). Erstaunlicherweise ist das absteigend zu begehende Gelände ziemlich anstrengend und Aufmerksamkeits-intensiv: mehrfach durchziehen steile Schuttströme den Hang, hier muß man sich gut auf den Weg konzentrieren. Am Passo angekommen, umgibt mich dann aber liebliches Wiesengelände (90 Min ab Daino-Gipfel).

Was nun folgt, ist alpiner Hochgenuß in Reinkultur: der Abstieg durch das großartige Val di Ceda wertet die ohnehin schon tolle Bergtour noch einmal in unerwarteter Weise auf. Im oberen Drittel des Tales führt der Steig ostwärts bergab, zunächst unter der Südwand des Monte Daino entlang, dabei hat man des öfteren einen großartigen Tiefblick auf das türkisfarbene Auge des Molveno-Sees. Etwa bei der ehemaligen Malga Ceda Alta (1815 m) wird der Waldrand erreicht, zur Linken hat man die Südwand der Cima Sparaveri (2162 m) im Blick, während sich auf der anderen Talseite das Val di San Lorenzo ins Blickfeld schiebt (es kommt als steiles Hochtal aus dem Gebiet der Cima Ghez und sieht sehr unzugänglich aus, und doch ist es durch Steig Nr. 345 erschlossen).

In vielen Kehren leitet Steig Nr. 326 nun teilweise sehr steil durch zusehends dichten Wald bergab, die Aussicht ist durch ihn sehr eigeschränkt. Ich erreiche eine Wegverzweigung (Ww), von hier aus könnte man zur Malga di Andalo hinüber gelangen. Für mich aber geht es weiter bergab, nach kurzer Zeit stehe ich an der dürftigen Ruine der Malga Ceda Bassa (1443 m). Noch weiter drunten erreicht der Steig eine Forststraße (sie führt nochmals zur Malga di Andalo hinauf), und schließlich komme ich, zuletzt nochmals mit Hilfe eines Steiges am südlichen Ortsende von Molveno (825 m) an.

In Molveno hat mich die Zivilisation mit ihrer touristisch organisierten Wucht wieder eingeholt: flanierende Besucherscharen, Busse, Motorräder, geschäftiges Treiben und Lärmen kennzeichnen diesen Urlaubsort, wie wir es von manch anderem Zentrum gewöhnt sind. Ich durchwandere ihn mit Zielrichtung Talstation der Seilbahn nach Pradel und könnte mir den restlichen Rückweg einfach machen, indem ich mit der Bahn hinauf nach Pradel und von dort abwärts nah Val Biole schlendern würde. Aber man hat ja dann auch seinen Bergsteigerstolz: ich verzichte auf die Seilbahn und nehme den Gegenanstieg von etwa 300 Hm auf mich, um zunächst durch den Nordrand von Molveno und dann auf einer beschilderten Forststraße hinauf zum Ausgangspunkt meiner Tour am P Val Biole zu wandern. Zuletzt wird der Rucksack g'scheid schwer, aber dann habe ich es geschafft - nach über 12 Stunden Marschzeit (incl. aller Pausen fast 13 Std.) bin ich wieder am Val Biole (1183 m) angekommen.

Fazit:
Der Monte Daino ist ein sehr zu empfehlender Berg - man erlebt hier Brenta-Natur hautnah, aber auf einsamen Pfaden abseits der Massen, die mit viel Karabinergeklapper von der Pedrottihütte zu den berühtmen Eisenwegen starten und diesem in Hüttennähe gelegenen Berg keinen Blick schenken.

Tourengänger: gero


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Geodaten
 35977.gpx Auf den Monte Daino

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Kommentare (7)


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Felix hat gesagt: grossartige Landschaften
Gesendet am 6. Juli 2017 um 09:47
hast du durchmessen - und wild aussehende Berge und Flanken begangen: Gratulation zu dieser Mega-Tour!

lg Felix

gero hat gesagt: RE:grossartige Landschaften
Gesendet am 7. Juli 2017 um 08:28
Hallo Felix,

hab mir auch große Mühe gegeben, euch wieder virtuell in mein geliebtes Südtirol mitzunehmen! Immer wieder super, wenn die Ostflanke der Brenta im Morgenrot leuchtet - schon allein dafür lohnt sich das frühe Aufstehen.

Beste Grüße vom Georg

Felix hat gesagt: RE: grossartige Landschaften
Gesendet am 7. Juli 2017 um 14:26
Danke, Bravo!

Linard03 hat gesagt:
Gesendet am 6. Juli 2017 um 18:05
Servus!

sehr schöne, v.a. aber auch sehr lange Tour à la gero hast Du da unternommen!
Ich war schon seit Ewigkeiten nicht mehr im Südtirol; in der Brenta noch gar nie - da hätte ich definitiv noch etwas Nachholbedarf ... ;-)

Gruss,
Richard

gero hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. Juli 2017 um 08:23
Servus Richard,

ja, mein geliebtes Südtirol würde Dir auch gefallen! Aber ihr Schweizer habt ja ähnlich tolle Berge vor der Haustür, und mit dem Tessin ebenfalls ein Schönwettergebiet, falls es mal im BO oder im Wallis nicht so schön sein sollte!

Gruß vom Georg

bergteufel hat gesagt: Wolken schubsen
Gesendet am 6. Juli 2017 um 20:48
Grias di gero,

a schöne Tour hast da g`macht. Auch einer von die Gipfel, den kaum einer kennt. Hab die scho g`seh`n, wiast probiert hast die Wolken zum schubsen. Bin am Montag gegenüber g`hockt auf dem Rosengartenspitz. Die Sonn hat so schö g`leucht bei uns.
Wie immer ein klasse Bericht von dir.
Beste Grüße Rudi

gero hat gesagt: RE:Wolken schubsen
Gesendet am 7. Juli 2017 um 08:25
Servus Rudi,

hey, welch Überraschung! Du warst also gegenüber im Rosengarten beschäftigt, ich darf mich auf einen Bericht über die Rosengartenspitze freuen! Da will ich auch immer mal rauf, aber das ist mir allein zu gaach - früher hätt ich das gepackt, aber heuer nimmer, jedenfalls nicht allein!

Gruß zurück vom Georg


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