Cardinello-Schlucht / Via Spluga bergauf ab Isola nach Montespluga (Splügenpass)


Publiziert von jottlieb , 26. Juni 2017 um 15:55.

Region: Welt » Italien » Lombardei
Tour Datum:20 Juni 2017
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 3:30
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 70 m
Strecke:ca. 9 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Auto (via Splügenpass) bis Montespluga fahren und dort gratis im Dorf parken, anschliessend mit dem blauen STPS-Bus (Postauto Linie 561) in Richtung Chiavenna bis nach Isola, Paese fahren. Tickets im Voraus vis-a-vis der sehr unscheinbaren Haltestelle im Tabacchi der Albergo Posta kaufen, 2,55 Euro pro Person und Strecke (Stand 2017). Achtung, der Bus fährt nur saisonal im Sommer und nur drei mal pro Tag und Richtung. Fahrplan via PostAuto.ch App oder Website. Der Bus macht auf der Fahrt noch einen Abstecher nach Madesimo und fährt erst dann nach Isola. Den Nervenkitzel auf der engen, kurvenreichen Strecke direkt am Abhang gibt's gratis. Alternativ kann man schon direkt in Splügen in den gleichen Bus steigen, muss dann aber natürlich in Monte Spluga wieder einen der zwei Busse am Nachmittag bzw. Abend erwischen.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Ab Monte Spluga wieder in's Auto steigen oder mit dem Bus nach Splügen.
Unterkunftmöglichkeiten:Albergo Posta (Montespluga)
Kartennummer:Landeskarte 1255 Splügenpass (Swisstopo, 1:25000), 1275 Campodolcino

Prolog / Anreise:

Ein der interessantesten Abschnitte des historischen Säumerwegs "Via Spluga" ist wohl jener, durch die Cardinello-Schlucht. Da ich allerdings kein Fan vom Bergab-Gehen bin und die hier schon in anderen Berichten beschriebenen steilen Stellen im Aufstieg kontrollierbarer begangen werden können, habe ich mich für die eher untypische Variante entschieden, welche in "unten" in Isola auf ca. 1240m Höhe startet und stetig bergauf zum ersten italiensichen Siedlung vor/nach dem Splügenpass, nämlich Montespluga (ca. 1870m über dem Meer) endet.

Ein weiterer Grund für die gewählte Gehrichtung ist jener, dass dies keine Rundttour ist, sondern ein Bus benutzt wird, welcher nur im Sommer und auch nur drei mal pro Tag und Richtung fährt (weitere Details siehe Anfahrtsbeschreibung). Im Schweizer Postautonetz hat die Linie die Nummer 90.561 Splügen–Monte Spluga–Chiavenna (Splügenpass-Linie) - betrieben wird sie jedoch von der italienischen Busgesellschaft STPS. Während der Wanderung die Abfahrtzeit im Nacken zu haben oder stundenlang warten zu müssen, ist keine angenehme Aussicht, daher steht hier die Busfahrt am Anfang der Wanderung.
In diesem Sommer (2017) fährt der Bus 8:55 Uhr oder 10:55 Uhr in Montaspluga Richtung Chiavenna ab. Der Bus startet aber bereits 8:20 Uhr bzw. 10:20 in Splügen.
Daher galt für mich, mit dem Auto anreisend, definitiv vor 10:20 Uhr an der Nord-Rampe des Splügenpasses zu sein, damit ich definitiv vor dem Bus in Montespluga ankomme.

In Montespluga gibt's direkt nach der nach links abknickenden Strasse hinter der Albergo Posta einen grossen, kostenlosen Kies-Parkplatz, welcher als solcher jedoch nicht explizit ausgeschildert ist. Also Auto dort geparkt und gegenüber der Albergo Posta, neben der Kirche, auf den Bus gewartet. Die Haltestelle ist eher unscheinbar. Der Bus Richtung Chivenna kam schon, mit fast Schweizer Pünktlichkeit an und hatte noch fünf Minuten Aufenthaltszeit - zum Glück, denn nirgendwo steht geschrieben, dass im Bus keine Tickets verkauft werden. Also musste ich schnell in den Tabacchi vis-a-vis flitzen und eine Fahrkarte bis Isola besorgen, welche läppische 2,55 € kostet.

Die gut 30-minütige Fahrt durch zum Teil enge und stark abschüssige Strassen war schon recht beeindruckend. Der Bus macht eine kurze Stichfahrt hinein in den kleinen Wintersport-Ort Madesimo, bevor er ein paar Minuten später direkt am Dorfeingang von Isola hält.


Touren-Beschreibung:

In Isola selber ist der Einstieg zur Via Spluga leider nicht bzw. schlecht ausgeschildert. Ein braunes "Via Spluga"-Schild an der Bushaltestelle zeigte zum Zeitpunkt der Wanderung definitiv in die falsche Richtung, weil nach Madesimo / Montespluga.
Korrekt ist jedoch, direkt nach Isola hineinzugehen und vor der Trattoria Cardinello links abzubiegen um der Via Baldiscio zu folgen. Am Ortsausgang hält man sich leicht links und gewinnt auf der asphaltierten Strasse Richtung Mottaletta bereits die ersten Höhenmeter.

In Mottaletta hört die asphaltierte Strasse endlich auf und das Wandern beginnt. Direkt am Ende von Mottaletta war die Wegführung kurz unklar (bzw. kein Weg zu erkennen) und ich musste ein bisschen durch hohes Gras stapfen. Anhand der Karte war jedoch klar, dass am kleinen, aber reissenden und tief eingeschnitteten Bach eine Brücke zur Überquerung vorhanden ist, die es zu finden gilt.

Hinter der Brücke war der Pfad dann wieder klar, aber steil und schmal, während die Sonne von hinten auf den Körper brennt. Im Rückblick ist bereits der Lago di Isola in leichter Entfernung zu sehen.
Weiter oben am Weg gibt es etwas mehr Bäume und der Weg wird schattiger - Zeit, für eine erste kurze Pause. Kurz darauf ist erreicht man dann unerwartet, da von unten nicht sichtbar, den Weiler Rasdeglia.

In Radesglia kann man am Brunnen die bereits üppig geleerten Wasserflaschen auffüllen und sich erneut am Rückblick auf den See erfreuen, da man bereits ca. 250 Höhenmeter auf einer Strecke von 2,5km gemeistert hat. Endlich ist auch die Via Spluga vernünftig ausgezeichnet und man betritt durch ein Tor die Alpe Rasdeglia.
Auf der Alp waren einige Kühe - offensichtlich samt Jungtieren, weshalb ich weiter oben am Hang, parallel zum Weg, den Kühen ausgewichen bin. Spätestens hier waren die Wanderstöcke sehr nützlich, da die Wiesen sehr feucht und sumpfig waren.

Die Landschaft wird so langsmam steiniger und karger und man erreicht Soste, wo ein paar verlassene Häuser erbaut als Felsgestein stehen und an einem der Häuser ein kleiner Brunnen sprudelt. Der Weg macht hier eine 90°-Biegung nach rechts, weiter dem Talkessel folgend.

Gut einen Kilometer hinter Sonste gibt es wieder mehr Bäume und man ist etwas vor der unbarmherzigen Sonne des Südens geschützt und gelang alsbald über eine Brücke die andere Seite dessen, was bis vor kurzem noch ein recht weiter Talkessel war, aber nun wirklich enger und zur Schlucht wird.
Der Weg ist hier wieder sehr steil, 15% sind es in diesem Abschnitt sicherlich.

Nachdem bewaldeten Abschnitt sieht man dann bereits rechterhand die Felswand der eigentlichen Cardinello-Schlucht aufragen. Nun geht man fast permament auf Fels und Stein. Wirklich schmal wird der Weg praktisch nicht, ausser an ein, zwei Stellen. Teilweise sind sogar Seile am Fels befestigt, diese aber an nicht unbedingt nachvollziehbaren Abschnitten.
Konzentration ist jedoch trotzdem gefordert, da man auf dem unebenen Weg nicht ins Straucheln kommen sollte, der Abhang links vom Weg ist verdammt steil und tief.

Alsbald sieht man durch die Felsen hindurch das Zwischenziel, einen Teil der Staumauer des Lago di Montespluga, welche man nach weiterem Anstieg dann auch erreicht.

Kurze Pause, den Blick auf den See geniessen und beide Staumauern überqueren. Montespluga ist durch den Knick, welchen das westliche Seeufer beschreiben und welchem man folgt, noch nicht zu sehen.
Diesen Abschnitt fand ich persönlich recht mühsam...Laufen auf Steinhalden bzw. Geröll oder recht matschigen Wegen in recht karger Umgebung.

Irgendwann sieht man Montespluga voraus, am Ende des Sees liegen, muss aber noch einen Umweg von fast einem Kilometer (weiterhin den offiziellen Weg folgend) gehen, da die zu überquerende Brücke einige hundert Meter ausserhalb von Montespluga liegt.

Nach 3 1/2 Stunden bin ich somit wieder am Ausgangspunkt angelangt.
Auf einem Wegweiser in Montespluga ist der Weg nach Isola (also rein bergab) mit einer Zeitangabe von 3 1/4 Stunden versehen. Mit nur einer Viertelstunde mehr (reine Gehzeit) bergauf war ich dann also recht zügig unterwegs.
Die Badehose für den Sprung in den See habe ich dann nicht mehr gebraucht, da das Wetter zum Nachmittag hin etwas ungemütlicher wurde. Somit ging's dann, nach einem kurzen Zwischenstopp auf der Passhöhe, wieder hinunter Richtung Splügen.

Noch kurz zu Schwierigkeitseinstufung: Überwiegend ist der Weg eher in T2 einzustufen. Allerdings kann je nach Witterung, also entweder extreme Hitze oder Regen der Weg doch ziemlich herausfordernd sein und die sowieso gefragte Trittsicherheit erschweren.
Zudem könnten empfindliche Gemüter an einigen Wegstellen doch ein arg mulmiges Gefühl bekommen.

Tourengänger: jottlieb


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 35812.gpx (nachgezeichnet, da der aufgezeichnete Track zu grosse Ausreisser hatte)

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