Auf einsamen Pfaden durch die südliche Brenta - vom Val Ion ins Val d'Ambiez


Publiziert von gero , 17. Juni 2017 um 22:07.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:10 Juni 2017
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1650 m
Abstieg: 1650 m
Strecke:Rif. Dolomiti - Masi di Jon - Malga Asbelz - Sella della Colmalta - Busa di Senaso - Rif. Cacciatore - Malga Senaso di Sotto - Masi di Dengolo - Rif. Dolomiti (19,3 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Aus dem Etschtal hinauf nach SAN LORENZO in BANALE; dort der Beschilderung ins Val d'Ambiez folgen, sie führt durch abenteuerlich enge Gassen durch den Ort und weiterhin sehr schmal zum RISTORANTE DOLOMITI. Dort gebührenfreier, geräumiger Parkplatz.
Kartennummer:Tabacco Blatt 53 (Dolomiti di Brenta 1:25.000); Freytag & Berndt WKS 11 (Brenta - Madonna di Campiglio - Presanella)

Die Brenta - welch großartige Landschaft! Und wenn man ein bißchen von den touristischen Trampelpfaden abweicht, ist man absolut allein, wie eine Rundtour um den Kamm der Crona, südlich der Agostini-Hütte vom Hauptkamm abzweigend, eindrucksvoll beweist: 10 Stunden Wanderung, nur 2 andere Berggänger unterwegs - dies ist das Resumee dieser Tagestour!

Die Motivation zum Gang in das Val Ion bekam ich bei meiner Besteigung des benachbarten Monte Brugnol im Jahr 2012: von dort oben betrachtet, hatte die tief eingeschnitte Talfurche mit dem heute begangenen Steig hoch über dem Talgrund einen überaus verlockenden Eindruck auf mich gemacht!

1) Anstieg durch das Val Ion zur Malga Asbelz und zur Colmalta

Und dann diese schönste aller Jahreszeiten! Schon früh um 4 Uhr ist es lauschig warm, die Sonne aufgegangen, in meiner kurzer Lederhose starte ich vom Ristorante Dolomiti (860 m), oberhalb von San Lorenzo am Beginn des Val d'Ambiez gelegen und über ein abenteuerlich enge Sträßlein erreichbar. Etwa 500 m wandert man auf der Fahrstraße zurück bis zum beschilderten Abzweig Richtung Malga Asbelz, um dann im schmalen Talgrund zur Pont de Baesa (798 m) zu gelangen, auf der man den rauschenden Bach überquert. Hierher kann man alternativ auch vom P direkt absteigen, indem man einen kleinen, schottrign Steig benutzt, der an der Talstation eines Materialliftes ansetzt (der Lift führt hinauf nach Dengolo, s. später in meinem Bericht).

Nun geht es längere Zeit auf einem sehr steilen Karrenweg durch den südseitigen, dicht bewaldeten Talhang aufwärts; man kommt 1) an der Abzweigung nach Dengolo, 2) an einer kleinen Madonnenstatue unter einem Baum und 3) an der Bergstation der Materialbahn zur Masi di Ion (1080 m, 70 Min.) vorbei: deren teils steiles Wiesengelände wird nach einer weiteren kurzen Gehzeit erreicht. Der absolut unfehlbar zu begehende Steig führt weiter durch Wald aufwärts, dabei werden immer wieder einzelne Almhütten und zuletzt die Baita del Livio tangiert. Etwas später erreiche ich die Waldgrenze, hier befindet man sich am unteren Rand der Steilwiesen, die von der Crona Vecchia herunterkommen. In einer sanften Linkskurve wendet sich der Steig nun in das eigentliche Val Ion hinein.

Zunächst wird das Tal vom mächtig aussehenden Monte Pizzo (2221 m) beherrscht: wie eine Burg scheint er das Tal abzuriegeln. "Mein" gegenüber liegender Monte Brugnol kommt dagegen kaum zur Geltung, obwohl von exakt gleicher Höhe. Der Steig führt während der nächsten halben Stunde dicht an den Felswänden entlang, die in den Talgrund hinunter abfallen - und trotzdem ist von der Ausgesetztheit kaum etwas zu merken, denn die Wiesen stehen hoch und der Steig  ist fast 2 m breit. Nebenbei bemerkt: er ist weiß-rot markiert und trägt die Nr. 349.

Nach besagter Passage über den Felswänden betritt man den hinteren Teil des Val Ion: das Gebiet der Malga Asbelz (1956 m) kommt in Sicht, und gut 3 Std. nach Abmarsch habe ich die Alm erreicht. Wenngleich verlassen, so ist die Haupthütte doch zugänglich und kann als Notunterkunft dienen, falls man hier in Nöte beispielsweise infolge Gewitter gerät. Der ganze Hüttenraum ist sehr ordentlich aufgeräumt (erhaltet ihn so, falls ihr vorbeikommt!), im Obergeschoß stehen zwei Bettgestelle mit Matratzen, die allerdings einen ziemlich verwahrlosten Eindruck machen.

Hier gibt es auch mal wieder einen Wegweiser: ausgeschildert sind (direkt am Almgebäude) die Malga Senaso und das Rif. Cacciatore - und einige Minuten oberhalb zusätzlich mein nächstes Ziel, die Sella della Colmalta. Der Steig führt nun am Lago Asbelz (2015 m) vorbei, einer Lake oberhalb der Alm. Hier ist der Steig noch leidlich gut erkennbar, aber unmittelbar nach dem kleinen See verschwindet er im Weidegras, und ich verliere ihn. Wo geht es weiter? Mein "Geländeblick" leitet mich leider ausnahmsweise mal fehl: ich ersteige die weitläufigen Wiesenhänge unmittelbar nordöstlich oberhalb des Seeleins, dort locken einige grüne Rampen mit Steigspuren, die aber leider wohl nur als Wildwechsel zu deuten sind. Jedenfalls merke ich nach 30 Minuten, das ich hier falsch bin - also wieder hinunter zum Lago (mein GPS-Track enthält diesen Weg in die Irre NICHT, ich habe die entsprechenden Trackpoints herausgelöscht).

Vom Lago Asbelz führt der RICHTIGE Weiterweg direkt nach Osten unter dem Massiv der Maruggini dahin, parallel zum etwa 100 Hm tiefer befindlichen Anstiegsweg der Malga Asbelz (vgl. die Lk: sie zeigt die Situation absolut korrekt, hätte ich nur früher draufgesehen!). Nun wird der Steig wieder etwas deutlicher, er führt dann ziemlich steil hinauf Richtung Colmalta: der markant zwischen Maruggini und Crona eingeschnittene Paß wird nicht betreten, man kommt etwa 50 Hm oberhalb des Sattels (bei 2230 m; roter Pflock, guter Markierungspunkt auf Stein im Gras) auf den Kamm, der vom Massiv der Maruggini südostwärts abfällt (Sella della Colmalta, 2180 m).

Die Sella della Colmalta wird also NICHT betreten - man würde sie auf einem steil abfallenden Wiesenhang erreichen, wenn man hinüber zur Crona möchte.

2) Abstieg ins Val d'Ambiez zum Rif. Cacciatore und Rückweg via Dengolo zum Rist. Dolomiti

Diese Südseite des Steiges ist seit der Malga Asbelz verhältnismäßig schlecht markiert, nämlich nur gelegentlich mit verwaschenen roten Tupfen und einigen kleinen Metall-Fähnchen (Aufschrift CUET). Der nordseitige Anstieg dagegen ist im folgenden wesentlich besser bezeichnet: er führt - anfangs noch auf schwachen Spuren, die aber bald besser werden - nordseitig der Maruggini ohne jegliche Schwierigkeit hinab in das weitläufige Schrofen- und Latschenbecken der Busa di Senaso (ca. 2000 m). Es ist dies Steig Nr. 348 entsprechend der Tabacco-Lk; ACHTUNG: ob der in der F&B-Karte eingezeichnete Steig direkt hinunter zur Malga Senaso existiert, scheint mir zweifelhaften (man kommt allerdings auch nicht auf die Idee, diesen zu benutzen, so abgelegen ist er!).

Nun wandere ich also durch das einsame Gelände der Busa di Senaso auf gutem Steig hinab zum Rif. Cacciatore (1821 m) - von dort geht es dann hinüber Malga Senaso Sotto (1577 m), an der ich mir die erste etwas größere Pause dieses langen Tages gönne. Die Beine sind inzwischen etwas müde geworden, so daß der innere Schweinehund zum kürzeren Rückweg Richtung Rif. Dolomiti drängt. Aber mein Auftrieb ist angesichts der großartigen Landschaft und des herrlichen Wetters noch nicht zum Erliegen gekommen - ich möchte auch den kleinen Umweg über die Masi di Dengolo mitnehmen.

Steig Nr. 342 beginnt unmittelbar neben dem Almgebäude der Malga Senaso Sotto: für kurze Zeit leicht ansteigend, quert er die Ostflanke der Crona unterhalb ihrer Felswände, um dann an einer überaus aussichtsreichen Bank zu kulminieren, die am oberen Rand eines markanten Wiesenhanges steht, den es anschließend in Kehren hinunter geht. Von hier aus wunderschöner Blick auf die unmittelbar gegenüber liegende Malga Ben, über der sich die Cima di Ghez aufbaut.

Nun geht es wieder in schattigen Wald hinein und teilweise steil hinab zu den vielen verstreuten Almhütten von Masi di Dengolo (1275 m - Frage an die italienisch sprechenden Bergkameraden: was sind den "Masi"? Dengolo ist ja sicher ein Eigenname).

Zuletzt geht es dann steil hinunter in die Talfurche des Val d'Ambiez und zurück zum Startpunkt am Ristorante Dolomiti.

FAZIT: eine großartige Bergtour durch einen sehr einsamen Bereich der Brenta - wenngleich es keinerlei Schwierigkeiten gibt, so braucht es speziell zwischen der Malga Asbelz und der Sella della Colmalta Aufmerksamkeit hinsichtlich des Wegverlaufs.

Tourengänger: gero


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Kommentare (1)


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ADI hat gesagt:
Gesendet am 30. Juni 2017 um 15:15
Hi, Gero!

Maso= HOF
Masi= HÖFE

LG!

ADI


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