Plafetsch-Kamm und Söllnspitze (2186 m) - Anstieg diesmal von Süden (Purgametsch)


Publiziert von gero , 4. Juni 2017 um 11:00.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 2 Juni 2017
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Strecke:St. Zyprian (P Runggun) - Plafetschalm - Hanicker Schwaige - Plafetsch-Scharte - Söllnspitz - Plafetschalm - Runggun (12,2 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Aus dem Eisacktal bei Blumau hinauf nach Tiers / St- Zyprian. Auf der Nigerpaßstraße bis nach der ersten Kehre, kurz danach scharf links abbiegen zum gebührenfreien P Runggun.
Kartennummer: Tabacco Nr. 029 (Schlern-Rosengarten-Latemar 1:25.000)

Nachdem ich vor genau einem Jahr von Norden aus dem Tschamintal auf den Plafetschkamm  gestiegen bin, möchte ich nun heute auch dessen Südseite (Purgametsch) kennen lernen. Mein Ziel ist dabei, in gewohnter Weise oberhalb von Tiers von St. Zyprian zu starten, dann über die Plafetschalm zur Hanicker Schwaige zu wandern und von dort durch de schroffe Südseite des Plogerkammes die Plafetsch-Scharte zu erreichen. Von dort soll es auf die Söllnspitze gehen und dann wieder zur Plafetschalm abgestiegen werden.

Nach einer Gewitternacht klart es in der Frühe auf, ich mache mich um 5:30 Uhr auf den Weg - Steig Nr. 7 führt gut beschildert zunächst durch Wald, später über Wiesen aufwärts zur Plafetschalm (1570 m, knapp 1 Std.), einem herrlichen Platz inmitten grüner Almen mit Blick vor allem auf die Vajolettürme und die breite Rosengartenspitze. Ich quere auf geschotterter Almstraße das weitläufige Wiesengelände, an seinem östlichen Ende geht es in den Wald hinein, bei einem großen Wegweiser folge ich hier dem Steig Nr. 10 Richtung Hanickerschwaige (auch: Hanigerschwaige) und Angelwiese.

Der Steig führt nun auf einer Forststraße am Fuß der steilen, bewaldeten Südhänge des unzugänglichen Plogerkammes (der in den beiden Tschaminspitzen 2750m und 2754m kulminiert) aufwärts, nach 2 Kehren erreiche ich einen vorläufigen Kulminationationspunkt bei einem (namenlosen) Marterl mit Bank (1 1/2 Std. ab P). Auffallend ist hier eine breite Geröllreiße, die vom Plogerkamm herabkommt: sie wird später beim Anstieg zur Plafetschscharte an seinem obersten Ende gequert. Das südseitige Gelände heißt auch Gogglberg, vermutlich wird dieser auf der Lk noch eingezeichnete Begriff heute nur noch selten verwendet.

Nun geht es wenige Meter hinunter, besagte Geröllreiße wird gequert und gleich darauf die Kuhbodenquelle erreicht (vgl. Foto): eine kleine Informationstafel erinnert daran, daß man sich hier "... im Bereich des Gogglberges befindet, an welchem es früher die Gogglschwaige gab, von der heute nur noch eine grasüberwachsene Ruine zeugt ...". Nochmals wenige Minuten später quert man auf einer Holzbrücke den hier wild schäumenden Angelbach und muß sich danach an einem weiteren Wegkreuz entscheiden, ob man auf bequemer Forststraße oder auf einem Bergsteig weiter zur Hanickerschwaige ansteigt; ich wähle die zweitgenannte Alternative, durch Bergwald geht es bergauf, und um 7:40 Uhr, also gut 2 Std. nach Abmarsch, stehe ich an der Hanickerschwaige (1937 m). Sie ist jetzt - zu früher Stunde - noch geschlossen, so wird aus einer Brotzeit leider nichts.

Wo geht es nun weiter Richtung Plafetschkamm? Einen diesbezüglichen Wegweiser oder eine Markierung suche ich vergebens, aber mit etwas "alpinem Fingerspitzengefühl" entdecke ich direkt am allgemeinen Wegweiser wenige Meter nördlich der Alm (Richtung Ploger Kamm) einen deutlichen Steig, der hier ansetzt, ein kleines Bachbett quert und jenseits einen Wiesenhang erreicht. Aha, die Richtung stimmt, und schon bin ich wieder unterwegs. Auf besagtem Wiesenhang verliert sich das Steiglein aber nochmals, man muß dort etwas suchen, und findet es - leicht ansteigend am Waldrand - gleich wieder. Nun wird dieses Steiglein zwar ohne jede Markierung, aber deutlich ausgeprägt bis zur Plafetsch-Scharte hinauf leiten (das erste Stück des Steiges ist auf meiner LK gestrichelt eingezeichnet, hinein in die Bezeichnung "Kuhboden").

Der Steig zieht in mäßiger Steigung durch den Bergwald aufwärts; ab und zu wird die im dritten Absatz erwähnte Geröllreiße tangiert und schließlich an ihrem oberen Ende auf einer rutschigen Passage gequert: diese Stelle ist heute recht unangenehm, da der Regen der letzten Nacht den Boden sehr durchweicht hat. Ich lasse mich aber von ihrem etwas abweisenden Charakter nicht abschrecken, denn kurz darauf geht es weiter auf dem guten Steig bergan. Der Bergwald lichtet sich, je mehr man in die Nähe der Plafetsch-Scharte gelangt; zuletzt quert der Steig eine etwas exponierte Passage und erreicht schließlich die Plafetsch-Scharte (2112 m, knapp 1 Std. ab Hanicker Schwaige) genau dort, wo man südlich der gleichnamigen Spitze hinüberqueren kann Richtung Valbon- und Tschamintal (vgl. meine eingangs erwähnte Begehung vor einem Jahr).

Heute ist aber mein Ziel der Abstieg über den unteren Teil des Plafetsch-Kammes: südlich unter der Plafetschspitze quere ich absteigend bis unter die Söllnspitze (welch eindrucksvoller Platz: direkt unter ihren Felswänden!), dann auf ihrer Nordseite bis zum westseitigen Ansatz des Berges. Von dort aus ersteige ich die Söllnspitze (auch: Gesellenspitze, 2186 m), den Anstieg über das teilweise steile, aber unschwierige Wiesengelände habe ich ebenfalls vor einem Jahr bereits beschrieben, und sitze schließlich auf ihrem Gipfel in absoluter Einsamkeit und Weltabgeschiedenheit in dieser großartigen Dolomiten-Umgebung.

Der Rest ist schnell erzählt: von der Söllnspitze geht es westseitig wieder hinab bis zu einem markanten, waldigen Einschnitt im Plafetschkamm, kurz bevor dieser zur Kesselschneide ansteigt. An dieser Stelle kommt nordseitig der Anstieg aus dem Tschamintal herauf; heute steige ich südseitig auf einem deutlich ausgeprägten, teilweise steilen, aber unschwierigen Steig hinab zu den Almwiesen von Plafetsch. Lange sitze ich am malerischen Kruzifix der Plafetsch-Alm inmitten der grünen Wiesen, träume hinauf zum Rosengarten, bevor es dann das letzte Stück hinunter zum Ausgangspunkt der heutigen Bergtour geht.

FAZIT: eine Tour in absoluter Einsamkeit, die nach der Hanickerschwaige etwas Wegfindungsgabe erfordert. Wenngleich keine Schwierigkeit vorhanden ist, muß doch absolute Trittsicherheit in den steilen Schrofenhängen zwischen Hanickerschwaige und Plafetsch-Scharte gefordert werden; kurze Abschnitte würde ich dort als T3 einstufen, so auch den Anstieg zur Söllnspitze - der Rest des Weges übersteigt T2 nicht.

Tourengänger: gero


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Geodaten
 35517.gpx Von Süden auf den Plafetschkamm und zur Söllnspitze

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