Gschpreiztes Manndl 2652m - Im Funkloch oder Georg auf Abwegen


Publiziert von georgb , 17. Juni 2019 um 09:08.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:15 Juni 2019
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Tiers-St. Zyprian-Parkplatz Runggun
Kartennummer:Tappeiner Tiers und Umgebung

Wir sind auf dem Weg zur Grasleitenhütte. Gemütlich schlendern wir zu viert am Rechten Leger vorbei, da schweift mein Blick hinauf ins Große Valbontal und zum Gschpreizten Manndl. Entgegen der Erwartungen sehe ich nur noch wenig Schneereste und sofort kommt mir der sagenhafte Bericht von Bergfreund Gero in den Sinn hier. Mein Blick bekommt diesen gewissen Ausdruck und meine Begleiterinnen ahnen schon, Georg ist nicht mehr zu halten und begibt sich auf Abwege.
Das Gschpreizte Manndl lockt mich unwiderstehlich, schon im April hat es mich in seinen Bann gezogen hier und heute will ich ihm ganz nahe kommen. Widerwillig lassen mich die anderen ziehen und wir verabreden uns lose für später.
Ich springe über den Tschaminbach und kreuze in die Urwälder auf der Suche nach Spuren. Den alten Steig finde ich nicht, aber immer einen Wildwechsel bis zur Baumgrenze. Es öffnet sich eine herrliche, verlassene  Welt und bald kommt die Valbonscharte und links daneben das Gschpreizte Manndl in Sicht.
Doch urplötzlich dringen Stimmen an mein Ohr, kaum zu glauben, in der Sattelspitznordwand turnen zwei Kletterakrobaten herum. Drei Personen gleichzeitig im Valbontal, ein seltenes Ereignis. Ich wende mich ab und suche mir den angenehmsten Zustieg zum Gschpreizten Manndl. Die Schneefelder sind zunächst ordentlich zu begehen, doch bald sinke ich tief ein, zu der fortgeschrittenen Tageszeit weicht der Schnee natürlich auf.
Es kostet mich noch ein wenig Kraft bis zum Ziel, aber dann stehe ich direkt unter dem markanten Felsentor und bin begeistert. Nur der starke Wind nervt und der jenseitige Abstieg ins Vajolet sieht nicht einladend aus. Um die anderen nicht zu lange warten zu lassen beschließe ich spontan, die Grasleitenhütte auszulassen und auf dieser Seite wieder abzusteigen. Ich kommuniziere es meinen Begleiterinnen, ohne Handyempfang! Sie sitzen inzwischen auf der Hütte und warten auf mein Erscheinen, auch sie ohne Netz!
Unsere mangelhafte Kommunikation rächt sich jetzt, während ich zurückrutsche, rutschen sie unruhig auf der Sonnenterrasse hin und her und machen sich Sorgen. Mein Abstieg verläuft komplikationslos, der Schnee taugt einigermaßen zum Abfahren und jetzt finde ich auch das angedeutete Steiglein hinab ins Tschamintal. In Windeseile sitze ich am Rechten Leger und beginne zu rechnen, sind meine Kolleginnen etwa schon abgestiegen? Auch hier stehe ich im Funkloch und nachdem das erste Gewitter abgezogen ist, steige ich den anderen entgegen, in der Hoffnung, sie beim Absteigen zu treffen.
Die entgegenkommenden Wanderer bestätigen mich, drei nette Südtirolerinnen sitzen noch oben auf der Hütte und schimpfen über ihren Kameraden auf Abwegen ;-) Endlich, auf halber Strecke kommen sie mir entgegen, das Aufeinandertreffen verläuft erwartungsgemäß. Eine Mischung aus Erleichterung, Vorwürfen und Rechtfertigungen. Nachdem der Frust abgebaut ist und wir für die Zukunft bessere Kommunikation geloben, trotten wir wiedervereint zurück zum Parkplatz und beschließen eine Versöhnungspizza in der Tschaminschwaige.
Die Wege trennen sich wieder in Frieden, aber der aufregende Abweg wird uns alle noch eine Zeit lang beschäftigen!?

Tourengänger: georgb


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