Aosta - Courmayeur - Martigny 1969


Publiziert von FJung , 17. April 2017 um 14:33.

Region: Welt » Italien » Aostatal
Tour Datum:12 Juli 1969
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I   CH-VS 
Zeitbedarf: 12:00
Strecke:Aosta - Montreux

Meine Schwester Erika machte mit Familie bei mir Urlaub, wir erholten uns in Norditalien am Lago d'Orta. Am letzten Tag ließen Helmut (mein Neffe) und ich bei Aosta die "Restfamilie" über den Großen St. Bernhard zurück nach Montreux fahren, wir beide wollten "zu Fuß" nachkommen.
Wie optimistisch ich doch immer bin! Hier mein "O-Ton":

Von Aosta fuhren wir per Autostop nach Courmayeur. Das Auto wurde vom Montblanctunnel verschluckt. ,  Helmut (damals 12 Jahre alt) schaute ganz entzückt den Montblanc an und er mir sagte, daß er der einzige in seiner Schulklasse sei, der den Montblanc bisher gesehen habe. Es bereitete ihm Schwierigkeiten, die Seilbahnstation bei der Turiner Hütte zu erkennen, obwohl die Seile doch kerzengerade in die Höhe führten, aber so klein, 2000 m über uns, das war nichts für Flachländeraugen.
Der Brenvagletscher züngelte ins Tal, und teils per Autostop, teils zu Fuß kamen wir nach Arnuva, 1770 m hoch, dem Ende der Straße im italienischen Val Ferret (heute finde ich auf der Karte den Namen Arp Nouva, es ist wohl der gleiche Ort).
Links über uns sahen wir die Gletscher der Grandes Jorasses, Rochefort und Mont Dolent, auf dessen Gipfel sich die Grenzen Frankreichs, Italiens und der Schweiz treffen.
Helmut fragte, wo die Straße denn nun weitergehe, und obwohl ich ihm gesagt hatte, daß wir lange laufen müßten, tat er nun so, als wenn er davon nichts gehört hätte. Ich sah vor mir einen Paß, schneebedeckt, rechts davon auch einen Übergang, aber ohne erkennbaren Weg. Leider hatte ich keine Wanderkarte, aber ich sah, daß ich mit Helmut nicht den linken Paß gehen konnte, und tatsächlich waren wir bald auf einem Weg, der uns aus dem Tal der Doire, so heißt der Fluß, der nach Entrèves hinabfließt, in die Höhe Richtung Gr. Col Ferret führte. Bei einer alten zerfallenen Hütte machten wir Rast und aßen, und Helmut sagte immer, daß ich doch nicht so schnell gehen solle. So kamen wir langsam höher, ich mußte Helmut immer trösten, daß wir doch bald oben sind, und dann waren wir auf einmal wirklich auf dem Paß, 2537 m hoch. Hier schauten wir auf die Gletscherzungen des Glacier de Pré de Bard und Glacier de Triolet, sowie in weiter Ferne auf den Montblanc und seinem Peutérygrat, auf die Grandes Jorasses, die von der Südseite leichter zu besteigen sind als von Norden, und links von uns erhob sich der Schneegrat des Mont Dolent.
In den Bacheinschnitten lag noch Schnee, und auf ihm fuhren wir hinab. Helmut bekam dabei nasse Hosen, so daß er später seinen Trainingsanzug anzog, und über die Alp La Peule erreichten wir das Dorf Ferret in der Schweiz.
Es begann schon zu dunkeln, und ich wußte nicht, was ich machen sollte. Übernachten in La Fouly? Oder versuchen, noch bis Montreux zu kommen?
Um 22 Uhr kamen wir per Autostop in Martigny an. Der letzte Zug fuhr uns gerade vor der Nase weg. Mit einem weiteren Wagen kamen wir um 23.30 Uhr in Montreux an, genau 12 Stunden nach dem Aufbruch von Aosta. Helmut und ich erinnern uns gerne an diese Tour zurück.
Heute wäre diese Tour wohl nicht mehr in dieser Zeit machbar gewesen. Fast ohne Autobahnen kam man damals per Autostop viel leichter weiter.


 

Tourengänger: FJung


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden


Kommentar hinzufügen»