Traumtour auf den Hochfeiler (Teil II): Gipfelanstieg - Schöner geht's nimmer!


Publiziert von Andi_mit_i , 28. Dezember 2016 um 17:22.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Zillertaler Alpen
Tour Datum:27 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I   A 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 800 m
Abstieg: 1800 m
Strecke:Hochfeilerhütte-Hochfeiler-Parkplatz, ca. 12km
Unterkunftmöglichkeiten:Hochfeilerhütte
Kartennummer:AV-Karte 35/1, Tabacco-Karte 37

Anmerkung zur Schwierigkeit:
Die Bewertung bezieht sich rein auf die Tour bei diesen hervorragenden Bedingungen. Bei Schnee und Eis oder eher im Jahr kann der Hochfeiler auch eine ernsthafte Hochtour werden auf der Schönwetterwanderer ohne entsprechende Ausrüstung und Erfahrung nichts verloren haben!
Vor einer Tour unbedingt auf der Hütte nachfragen wie die Bedingungen am Berg sind!


Der Aufstieg zur Hochfeilerhütte am Vortag findet sich in einem eigenen Tourenbericht:

http://www.hikr.org/tour/post116069.html


Aufstieg zum Hochfeiler:

Um halb acht machten wir uns wieder auf den Weg. Dazu geht man einige Meter talauswärts zu dem Felsriegel hinter der Hütte und steigt über eine steile Schrofenflanke drahtseilgesichert ca. 30m nach oben. Hier trifft man wieder auf den direkten Weg zum Hochfeiler. Diese Passage ist "klettertechnisch" wohl die anspruchsvollste Stelle der ganzen Tour. Aber sie ist kurz, sehr gut gesichert und sollte einen erfahrenen Bergsteiger keinerlei Probleme bereiten.

Es geht nun unschwierig oberhalb dieses Felsriegels über Gras, Schrofen, Block und Platten beständig aufwärts. Es gibt diverse sichtbare Pfade die den Rücken hochziehen. Welchen man wählt bleibt einem überlassen. Der Wege sind selber alle recht angenehm zu gehen da sie eher griffigen Sand als lockeres Geröll enthalten. Immer wieder kommt man an die Kante des Felsriegels oberhalb der Hütte wo die Aussicht permanent besser wird.


Auf ca. 3000m endet dieser Rücken in einem schmalen Plateau mit großem Steinmann, von wo man den Gipfel und den restlichen Aufstiegsweg gut einsehen kann.

Es geht nun in eine Südflanke mit viel Bruch die aber erstaunlich gut zu begehen ist. Über Serpentinen gelangt man nun zum Südwestgrat des Hochfeiler über dem der Schlußanstieg erfolgt.

Am Grat angekommen hat man erstmals einen Blick auf den benachbarten Hochferner und dem dazwischen liegenden Weißkarferner. Jetzt steigt man teilweise genau auf oder meistens eher nördlich etwas unterhalb des Grates weiter auf. Auch hier ist es nicht sonderlich ausgesetzt und die Flanken fallen vergleichsweise flach ab. An einzelnen Stellen war noch etwas Schnee und Eis, aber auch hier konnte man problemlos aufsteigen.

Auf 3400 Meter erreicht man schließlich den Punkt von dem es final den Grat die letzten Meter hochgeht. Dieser Platz bietet einen beeindruckenden Ausblick. Formschön fällt der Gipfel mit 45° vereist nach links und über Schutt und Block nach rechts ab. Genau in der Mitte die Gratschneide zwischen Eis und Schutt über die man aufsteigt und an dessen Ende das Gipfelkreuz am Himmel steht über dem die Vormittagssonne runterscheint. Ein fast mystischer Moment, wie ein "Stairway to Heaven" :-)


Konzentriert steigen wir diese Meter hoch, die letzten Meter wo noch etwas mehr Firn liegt wechseln wir auf einen der vielen Pfadspuren in die steilere Südflanke bis hoch zum Gipfel auf dem schon einige Bergsteiger sind. Viel Platz ist nicht aber wir erreichen schließlich nach ca. 2 Stunden den höchsten Punkt in den Zillertaler Alpen (3510m)! 2,7km Wegstrecke und 800 Höhenmeter liegen hinter uns.


Hochfeiler 3510m

Wir beglückwünschen uns und sehen uns um und sind beeindruckt von der unglaublichen Rundumsicht und der ewigen Fernsicht. Von den nahen Zillertaler Nachbarn geht es im Osten bis zum Großvenediger und den Großglockner. Im Süden die unzähligen scharfen Zacken der Dolomiten bis sie im Dunst der Poebene untergehen. Im Westen die benachbarten Stubaier und dahinter die Ötztaler mit Wildspitze und Weißkugel. In der Ferne das Ortlermassiv, nördlich davon lässt sich auch die Bernina noch erkennen. Im Norden Wetterstein, Karwendel. In der Ferne geht der Blick bis zu den Berchtesgadener Alpen mit Hochkalter und Watzmann, davor Loferer und Leoganger Steinberge. Im Norden hinter dem Tuxer Hauptkamm von Olperer und Hohen Riffler das Rofan, der Guffert und die heimischen Tegernseer Alpen mit Roß- und Buchstein und Hirschberg. Weiter östlicher der vertraute Anblick vom Wendelstein und dem Wilden Kaiser.

Der Hochfeiler ist ein grandioser Aussichtsberg über die kompletten Ostalpen. Zuhause konnte ich auf den Fotos die ich mit meinem 300mm-Objektiv gemacht habe (und das ich extra wegen der zu erwartenden Fernsicht mitgenommen habe) zusammen mit Peakfinder.org auch den Triglav identifizieren. Ebenso konnte ich so unzählige namhafte Dolomitengipfel ausmachen.


Die Ostalpen werden auf einmal greifbar, man sieht vom Westen (Bernina) bis zum (Süd-) Osten (Triglav) und einmal vom Nordende bis zum Südende. Atemberaubend!

Neben den Fernblicken geht der Blick auch in die steilen und teilweise vereisten Nordseiten der Felswände die vom Hochferner über den den Hochfeiler und Weißzint bis zum Großen Möseler rüberzieht. Gruselig wie steil es hier runter in das zerklüftete Schlegeiskees geht (hier ist übrigens auch die Grenze zwischen den Gletscherbezeichnungen Ferner und Kees). Unten schimmert der Schlegeisspeicher blau raus. Unvorstellbar dass mancher die Nordwände aufsteigt um sie danach mit den Ski wieder abzufahren...

Trotz des regen Treibens am Gipfel genieße ich jeden Moment auf diesem engen und recht vollen Aussichtspunkt.


Abstieg

Ungefähr eine Stunde verweilen wir hier oben bei angenehmen und milden Temperaturen und steigen dann über den gleichen Weg wieder ab. Inzwischen wurde es immer voller und langsam treffen mehr und mehr Tagesbergsteiger ein die direkt vom Parkplatz kommen. Auch während des Abstiegs schnaufen uns immer wieder Bergsteiger entgegen bei denen wir uns wundern ob sie das überhaupt bis zum Gipfel packen...

Nachdem wir den Gipfelgrat konzentriert hinter uns gebracht haben ist der restliche Abstiegsweg zwar lang, aber nicht weiter schwierig. Mit unzähligen kurzen Pausen um die Aussicht zu genießen und Fotos zu schießen steigen wir ab. Auf Höhe der Hütte entscheiden wir uns direkt zum Parkplatz abzusteigen weil es noch recht früh ist und wir keinen Hunger haben um einzukehren.

Für den Abstieg wählen wir den Normalweg Nr.1 der auf ca. 2500 Meter zuerst leicht ansteigt und in die steile Südwestflanke des Blauen Kofels führt. An einer steilen felsigen Nase zieht der Weg absteigend durch die teilweise senkrechten Wände. Es ist sogar ein Drahtseil als Sicherung angebracht, wobei dieses eigentlich unnötig ist, der Weg ist immer recht breit und auch gut begehbar. Der Weg biegt anschließend nach Norden in die Wiesenhänge der Unterbergalm. 200 Höhenmeter oberhalb der Talsohle, durch die wir am Vortag taleinwärts gegangen sind, geht es nun wieder talauswärts. Verglichen mit dem Weg Nr.8+8A sind wir einhellig der Meinung dass der Normalweg deutlich langweiliger ist und wesentlich weniger interessante Aussicht hat. Für den Abstieg bei dem man schon die vielen Höhenmeter vom Gipfel hat ist er aber trotzdem wohl der angenehmere. Auch wenn Weg Nr.1 auf der Karte eine gleichmäßige Steigung besitzt gibt es durch die Querung diverser Runsen immer wieder zusätzliche kurze Gegenanstiege und leichte Kraxelstellen die teilweise mit Metalltritte versehen sind. Unterhalb des Mahdstein geht es dann in Serpentinen durch buschiges Gelände in dem sich die Hitze ziemlich staut nach unten zu den Ruinen der Wiener Neustatt. Dann noch die letzten Meter runter zum Oberbergbach und wieder rauf zum Parkplatz wo mein inzwischen zugestaubtes Auto auf uns wartete.


Die ca. 9km Wegstrecke ab dem Gipfel und ca. 1800 Höhenmeter haben wir in gerade mal 3,5 Stunden zurückgelegt was auch für die gute Qualität des Weges spricht.

Auf der Rückfahrt haben wir noch auf ein Eis in der schönen Fußgängerzone von Sterzing Halt gemacht und anschließend über den ewigen Stau an hauptsächlich bayrischen Autofahrern auf der Brenner-Bundesstraße von Sterzing bis nach Gries auf österreichischer Seite gewundert. Wir sind zum Glück staufrei heimgekommen. Bei dieser Tour hat wirklich alles gepasst... ;-)


Anmerkung:

Als Anmerkung bleibt zu erwähnen, dass es laut Karten einen direkten Weg zwischen Hochfeilerhütte und Hochfeilergipfel gibt der auf Höhe des schmalen Plateaus mit Steinmann auf ca. 3000m den Normalweg trifft. Dieser Weg führt südlich unterhalb des langes Gipfelgrates über ein breites Bruch- und Schotterband auf dem auch die Hochfeilerhütte errichtet ist. Im oberen Teil steilt sich dieses Band auf und ist teilweise eis- und firnbedeckt. Laut einigen Tourenberichten (auch hier bei hikr.org) handelt es sich hierbei um den alten Weg von der Hütte zum Gipfel der inzwischen aufgelassen wurde. Berichte eines Begehers raten von der Benutzung ab da man durch einen nicht ungefährlichen brüchigen und vereisten Steilhang gehen muss. Am Rand dieses Firnfeldes habe ich beim Abstieg auch ein paar Fußspuren gesehen, sonderlich einladend sieht das Gelände nicht aus, zumal der Normalweg äußerst bequem zu begehen ist und die gesicherte Kraxelstelle vom Grat runter zur Hütte auch kein Hindernis ist.

Eine weitere Erwähnung findet noch die Entdeckung auf der Tabacco-Karte 037 "Hochfeiler/Pfunderer Berge" dass die Hochfeilerhütte darauf einen falschen italienischen Namen trägt. Statt "Rifugio Gran Pilastro" steht dort "Rifugio Gran Sasso"...  ::)


Fazit:
Eine absolute Traumtour bei der es sich lohnt geduldig auf den perfekten Tag zu warten. Bei den richtigen (eis- und firnfreien) Bedingungen ein Wander-3000er ohne größere Schwierigkeiten der aber wegen der großen Höhe und dem großen Höhenunterschied nicht unterschätzt werden darf. Ohne ausreichende Kondition und Kraft wird man hier keinen Spaß haben. Da ich schon diverse 3000er vorher gemacht hatte war die komplette Tour ein einziger Genuss. Bei Fernsicht ein grandioser Aussichtspunkt. Der nächste höhere Gipfel ist der Großvenediger in ca. 50km Entfernung. Eine Übernachtung auf der schönen Hochfeilerhütte macht die Tour deutlich angenehmer und lohnt sich auch so.

Tourengänger: Andi_mit_i


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