Kurzbericht 

In den Untiefen des Miriquidi


Publiziert von lainari , 22. Oktober 2016 um 21:39.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Erzgebirge
Tour Datum:22 Oktober 2016
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 2:30
Aufstieg: 300 m
Abstieg: 300 m
Strecke:3 km
Kartennummer:1:33.000, SK Nr. 03 Osterzgebirge

Die Zinnklüfte im Saubachtal
 
Wer Löcher im Wald für Löcher im Wald hält und dabei der Meinung ist, Metalle würden an der Rohstoffbörse nachwachsen, der sollte diesen Bericht überspringen. Wer sich jedoch für die Mühsal der Alten im historischen Bergbau interessiert, dem sei der Bericht empfohlen. Da zum Besuch des Areals diverse Schilder unberücksichtigt gelassen werden müssen, ergeht keine detailierte Anmarschbeschreibung. Etwaige Nachahmer sollten unbedingt folgendes mitbringen: Kenntnisse über die Gefahren des Altbergbaues und über die Standsicherheit des Gebirges, gutes räumliches Beobachtungs-/Orientierungsvermögen (Gefahr besteht von allen Seiten!), mindestens eine weitere Person zur Absicherung sowie Helm und Geleucht!
 
Die Bezeichnung Miriquidi (Finsterwald) wird im historischen Kontext immer wieder mit dem Erzgebirge in Zusammenhang gebracht. Um Erz sollte es heute auch hauptsächlich gehen. Am orografisch rechten Talhang des Saubachtales bestehen zwei parallel verlaufende Gangstrukturen, an deren ausstreichenden Zinnerzgängen zunächst oberflächlich Bergbau betrieben wurde. Der Beginn der Aktivitäten dürfte etwa um 1500 gelegen haben. Von anfänglichen Mulden und Gräben drang man im Verlauf über Schächte ins Gebirge vor. Traf man auf Erzgänge oder/-körper wurden größere Weitungsbaue angelegt. Hier am Rande des Bergamtsbezirkes geschah dies recht ungeordnet und unkontrolliert. Wurden die Weitungen zu groß, hatte man zu wenige Stützpfeiler stehen gelassen, kam es zu Verbrüchen des Deckgebirges. Dabei ist die untere Gangstruktur heute zu einer Art zusammenhängenden Kluft geworden, während für die obere Struktur große Bruchkessel (Pingen) charakteristisch sind. An deren Rändern sind dabei immer wieder Weitungsbaue und Stollen angeschnitten worden, über die man heute (Standsicherheit vorausgesetzt) Zugang in den Berg und damit einen unverfälschten Einblick in die Arbeitsweise der alten Bergleute erhält. Um das harte Umgebungsgestein bezwingen zu können, wurde vielfach die Technologie des Feuersetzens angewandt. Dabei wurden untertägig Holzstapel errichtet und abgebrannt, um dann eine mürbe gewordene dünne Schale (10-15 cm) des Hohlraumprofiles etwas leichter abschlagen zu können. Da im hiesigen Bergbaugebiet größere Haldenschüttungen fehlen, ist davon auszugehen, dass tausende Tonnen Gestein über Haspelanlagen von Hand gehoben und dann komplett abtransportiert wurden. Durch die komplizierte Struktur des Altbergbaues wurden im Industriezeitalter an dieser Stelle keine weiteren Bergbauversuche mehr unternommen.
 
Ich traf mich zur Befahrung mit einem Kollegen, der zur letztwöchigen Tour verhindert war. Zu Beginn erkundeten wir die untere Gangstruktur und fanden einen gut befahrbaren, standsicheren etwa 30 m langen Stollen vor. Lediglich der Eingang war durch Tropfwasser etwas feucht. Dann wechselten wir hinauf zur zweiten Struktur. Die Begehung des Geländes erforderte höchste Aufmerksamkeit, da es einige von Vegetation und Fallholz verdeckte offene Tagesschächte gab. Der offenbar Tiefste von ihnen, mit einem frischen Trichteranriss, führte etwa 25-30 m hinab. Jeder falsche Schritt könnte hier der letzte sein! Bei der letzten Befahrung machten wir eine hässliche Entdeckung, da irgendwer einen Tagesschacht als private Müllkippe benutzt (hat). Dabei wurden Autoreifen, Müllsäcke, Ofenkacheln und Tierkadaver im Berg versenkt. Nach Tourenschluss legten wir eine Pause ein und traten die Heimfahrt an. Dort angekommen, machten sich eine umfangreiche Reinigung des Equipments und der Bekleidung sowie eine Absuche nach Zecken erforderlich.
 
Die pausenbereinigte Erkundungszeit betrug 2 h 30 min. Die Tour ist als T4/I. zu bewerten.
Einführende Hinweise beachten!!!

Tourengänger: lainari


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