Gipfelsuche im nebligen Tal der Wilden Weißeritz


Publiziert von Bergmax , 25. November 2013 um 23:42.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Erzgebirge
Tour Datum:23 November 2013
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 150 m
Abstieg: 300 m
Strecke:20 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bus 360 / 665 nach "Hennersdorf Erbgericht"
Zufahrt zum Ankunftspunkt:RB oder RE ab Klingenberg-Colmnitz, Takt an Wochenende etwas ungünstig (Lücken über 90 Minuten)
Kartennummer:"Osterzgebirge" (Blatt 03; 1:33 000) Sachsen Kartographie; Google Maps

Besuch beim "Solist"

Beim Stöbern in diversen Fels- und Routendatenbanken bin ich auf einen Felsen mit dem interessanten Namen "Solist" in der Hartmannsdorfer Schweiz aufmerksam geworden. Wo ist die denn? Google Maps hatte die Antwort parat: Ungefähr in der Mitte des Dreiecks Dresden - Freiberg - Altenberg. Denkbar abgelegen und schlecht mit Bus und Bahn zu erreichen.

Das Konzept stand schnell fest: Mit dem Bus nach Hennersdorf (bei Schmiedeberg) fahren, zum Felsen und weiter an der Wilden Weißeritz entlang nach Klingenberg zum Bahnhof wandern.

Für den Tourentag war natürlich trübes, nasses Novemberwetter angekündigt.

Somit hatte die Idee aufgrund völliger Sinnlosigkeit wieder Charme: Eine 20-km Wanderung mit einem einzigen, unbedeutenden Felsen bei schlechtem Wetter und die Aussicht, in die Dunkelheit zu geraten und dann eventuell zwei Stunden auf den Zug warten zu müssen...

Nach knappen zwei Stunden Anreise verlasse ich den Bus um 10:45 Uhr in Hennersdorf. Kühl und feucht ist es, aber wenigstens regnet es nicht.

Ich spaziere das Dorfsträßlein entlang nach Norden. Bald lasse ich die letzten Häuser hinter mir und nehme den Wanderweg entlang des Hennersdorfer Bachs. Der mündet in die Wilde Weißeritz und ich gehe weiter flussabwärts, bis in einer markanten Bachschleife ein Pfad nach rechts abzweigt, der nach einem Kilometer einen Fahrweg kreuzt.
Die Vorfreude steigt, nun ist der Solist fast erreicht!
ich folge dem Fahrweg noch einige hundert Meter nach links und stehe plötzlich vor dem Felsen.

Immerhin ist der Solist freistehend und man muss auch auf dem Alten Weg (I) die Hände (kurz) aus den Taschen nehmen. In eleganten, dynamischen Kletterzügen bezwinge ich den stolzen Felsen, der auch als Gipfel bezeichnet werden darf, da er ein "richtiges" Gipfelbuch trägt! Es gibt sogar zwei Abseilösen.

Rein zufällig habe ich sogar ein Seil und einen Gurt dabei. Also schnell runter klettern und mit dem Zeug wieder hoch. Über die Südwand seile ich mich nach allen Regeln der Kunst ab (wenn auch "nur" mit HMS) und danach klettere ich, mit einer Prusikschlinge gesichert, diese Wand (II) wieder hoch. Danach nehme ich die "Leichte Kante" (II) in Angriff und probiere eine alternative Abseilpiste (wer Geocaches sucht, kann sich denken, warum). 
Nach fünf Mal abseilen und diversen Klettereien schaue ich auf die Uhr und stelle fest, dass es in gut zwei Stunden dunkel werden würde. Ups, ich habe noch gut 14 Kilometer vor mir... Also packe ich die Klettersachen schnell zusammen und mache mich auf den Weg zurück ins Tal.

Der Weg an der Wilden Weißeritz entlang ist nicht spektakulär, aber auch nicht zu eintönig. Wald und Wiese wechseln sich ab. Zwischendurch suche ich einige Ruinen nach einem Geocache ab, aber mangels GPS (das nützt daheim im Schrank recht wenig...) finde ich ihn nicht. Egal, aber ich sehe langsam ein, dass ich auf den letzten paar Kilometern die Stirnlampe (die ich immerhin nicht vergessen habe) brauchen würde. Nach fünf Kilometern erreiche ich die Straße Kiingenberg - Ruppendorf. Hier muss ich mich entscheiden, ob ich den westlichen oder den östlichen Weg um die Klingenberger Talsperre nehmen will. Ich entscheide mich für den östlichen mit dem Wegweiser "Vorsperre Klingenberg, wenn nicht überstaut". Der Fahrweg verläuft tatsächlich nur ca. einem Meter über der (momentanen) Wasseroberfläche der kleinen Vorsperre.
Bis zur Staumauer ist es noch ein ganz hübsch langer Weg (5 km), der aber wenigstens abwechslungsreich auf und ab geht und mal breit und mal schmal ist.

An der Staumauer ist es schon ziemlich dämmrig. Da meine Karte von sehr bescheidener Qualität ist, muss ich etwas überlegen, wohin ich jetzt gehe. Ich entscheide mich für den Fahrweg zur Neuklingenberger Höhe. Bald verlasse ich den Wald und wandere über offenes Gelände. Es ist nicht nur dunkel, sondern auch sehr neblig. Das Hotel auf der Neuklingenberger Höhe kommt mir vor wie eine einsame Insel im Nebelmeer... Auf eine Einkehr verzichte ich, um den Zug nicht noch zu verpassen.

Eigenartig ist, dass ich mit Stirnlampe durch den Nebel weniger weit sehen kann als ohne Licht. Trotzdem lasse ich die Lampe an, schließlich fahren hier auch ab und zu Autos.

Gegen 17:15 Uhr erreiche ich die Bahnstation Klingenberg-Colmnitz. Und nach nur sechs Minuten kommt der Zug nach Dresden :-).

Obwohl die Tour objektiv so unlohnend ausgesehen hatte, kam ich ungewöhnlich zufrieden zu Hause an!

Tourengänger: Bergmax


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