Stollentour - Scheitern am Schibenstoll (2.236 m)


Publiziert von marmotta , 17. Januar 2009 um 00:29.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:16 Januar 2009
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT5 - Alpine Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG   Churfirsten 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1280 m
Abstieg: 1280 m
Strecke:Alt St. Johann - Selamatt - Couloir Schibenstoll (Schibenstoll-Schlucht) - Stollenfurgge - Selamatt - Alt St. Johann
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Alt St. Johann, Post
Kartennummer:LK Blatt 1134 Walensee (1:25.000) oder Skitourenkarte 237 S Walenstadt (1:50.000)

Der Frümsel (2.267m), der Schibenstoll (2.236m) und der Zuestoll (2.235m) sind keine klassischen Skitourengipfel (wenngleich auch hier eine Abfahrt mit Ski möglich ist), somit stellen diese Gipfel der 7 Churfirsten im Winter ein ziemlich exklusives Ziel dar. Wir hatten uns zumindest die Besteigung des Schibenstoll mit Schneeschuhen und Snowboard vorgenommen. Die Verhältnisse schienen günstig, der Wetterbericht gut und endlich klappte es auch mal mit einer gemeinsamen Tour mit meinem Freund Berglurch.

Wir starteten die Tour in Alt St. Johann. Natürlich könnte man bis zur Alp Selamatt (1.390m) auch mit der Sesselbahn fahren, welche die Wintersportler hinauf ins Skigebiet Sellamatt mit dem Schlepplift "Rüstel" und einer Langlaufloipe befördert. Wer mich jedoch kennt, weiss, dass dies für mich keine Option ist (getreu dem Motto "ein Berg ist nur bezwungen, wenn er vom Tal aus bestiegen wird")...

So ging´s zunächst auf der Skipiste zur besagten Alp Selamatt (wie glatt so eine Kunstschneepiste sein kann, habe ich gleich schmerzhaft erfahren, als ich versuchte, ohne Schneeschuhe hochzulaufen). Die vereinzelten Ski- und Snowboardfahrer, die bereits am frühen Morgen ins Tal donnerten, warfen uns mitleidige Blicke zu, vermutlich dachten sie, wir seien entweder zu arm oder zu stolz, die Bahn zu benutzen. ;-)

An der Alp Selamatt, die wir nach einer knappen Stunde erreichten, rückten erstmals die Churfirsten ins Blickfeld. Schön aufgereiht und von der Morgensonne angestrahlt, boten sie ein tolles Bild! Über die Alp Gluris folgten wir einer Skiaufstiegsspur und hielten uns dann sofort in Richtung des Felsriegels, der die riesige Platte umgibt, die dem Schibenstoll quasi "aufgesetzt" ist und ihm wohl auch seinen Namen verliehen hat. Dies war der erste Fehler, denn die dann folgende Querung in steilem, felsigen Gelände war aufgrund des teilweise schwimmenden, teilweise hartgefrorenen Schnees äußerst heikel. Aus diesem Grund stiegen wir dann auch den ca. 40 ° steilen Hang direkt zu dem genannten Felsriegel auf (die Skistöcke waren mittlerweile gegen den Eispickel ausgetauscht worden). Nach einer erneuten Querung (jetzt auch ohne Schneeschuhe) verloren wir wieder etwas Höhe zu dem Felsriegel, der auf einer Höhe von ca. 1.900m von einem spektakulären, ca. 5 m breiten und 45 ° steilen Couloir unterbrochen wird, der sog. "Schibenstoll-Schlucht", durch das im Winter der Aufstieg auf den langgezogenen, breiten Rücken des Berges erfolgt. Da der Schnee bis zu den Felsen reichte, das Gelände hier sehr steil ist und nicht zuletzt wegen einiger vereister Stellen ständig Absturzgefahr besteht, eschien es wenig vorteilhaft, direkt unterhalb des Felsriegels enlang zu laufen und so Höhe zu gewinnen.  Wir entschieden uns dafür, etwas auszuholen und dann schräg gegen die Felsen hochzusteigen, um etwa 20 m links (im Aufstiegssinn) des Couloirs den Felsriegel zu erreichen. Weshalb ich nicht bereits hier die Steigeisen montierte, ist mir noch immer ein Rätsel - dies sollte sich bald als entscheidender Fehler herausstellen! Vermutlich hing es damit zusammen, dass der Schnee nicht hartgepresst war, sondern locker und tief, was eher gegen die Steigeisen sprach. Im Übrigen gingen wir davon aus, am Eingang des Couloirs einen Standplatz unter den Felsen zu finden, um die Steigeisen aus dem Rucksack zu holen und zu montieren. Dies war jedoch nicht der Fall, vielmehr fanden wir am Eingang zum Couloir im extremen Steilgelände mit unseren Bergschuhen kaum mehr Halt, da hier einige vereiste Passagen waren. Eine Absicherung mit dem Pickel war schwierig, da dieser im lockeren Schnee kaum griff. Und keine Chance, den Rucksack abzuiehen, geschweige denn die Steigeisen zu montieren, die vielleicht geholfen hätten... So entschieden wir uns an dieser Stelle, vorsichtig zurückzusteigen - bitter, denn ein Blick in das Couloir vermittelte uns den Eindruck, dass hier das Gelände eher wieder etwas weniger steil und damit einfacher wurde ("nur" noch 45 °)!

Wir trösteten uns dann mit dem Aufstieg zur "Stollenfurgge" (1.954m), welche einen fantastischen Tiefblick auf den Walensee und das Seeztal mit den Orten Flums und Mels gewährt. Wie die Besteigung des Schibenstoll bedarf auch dieser Aufstieg sicherer Verhältnisse, da das Gelände unterhalb der Stollenfurgge recht steil (ca. 35 °) ist. Sehnsüchtig blickten wir hinauf zum Gipfel des Schibenstoll, von dem einige Gämsen auf uns herabschauten (es wirkte fast, als würden sie uns auslachen, dass wir -im Gegensatz zu ihnen- den Aufstieg nicht gemeistert hatten).

Beim Abstieg über die Skipiste kam ich mir dann schon ein wenig deplaziert vor, aber die Bahnfahrt hätte auch nichts gebracht, da ich den nächsten Postbus auch so nicht erwischt hätte und der nächste erst über eine Stunde später fuhr.

Trotz des verpassten Gipfels eine tolle Tour in teilweise alpinem Gelände. Und beim nächsten Mal habe ich sicher aus meinem Fehler gelernt und kenne jetzt auch das Gelände. Vielleicht klappt´s ja noch in diesem Winter... :-)

Tour mit Berglurch

Tourenbericht von Berglurch

Tourengänger: Berglurch, marmotta


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Kommentare (1)


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Berglurch hat gesagt: genau so...
Gesendet am 17. Januar 2009 um 08:01
war es gestern.
Danke für die Tour!


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