Wild um den Strubel, Steghorn und Wildstrubel N-Couloir


Publiziert von danski , 20. Februar 2016 um 13:37.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum:18 Februar 2016
Ski Schwierigkeit: S+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1850 m
Abstieg: 2700 m
Strecke:Engstligenalp - Strubelegga - Steghorn - Wildstrubelgletscher - Wildstrubel Mittelgipfel - Nordcouloir - Ammertetäli - Lenk
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV bis Engstligenalp

Auf in neue Schweizgegenden! Dürfte das Gebiet um den Wildstrubel vielen Tourengängern bekannt sein, stellt es für mich immer noch ein weisser Fleck auf meiner mittlerweile doch recht gut abgedeckten Schweizerkarte dar. Mit der Kombi Steghorn-Wildstrubel inkl. Nordabfahrt nach Lenk ergibt sich eine Tour, die punkto Abfahrtshöhenmetern zu den ganz grossen gehört. Natürlich bekommt man diese nicht geschenkt, aber den Preis dafür nehmen wir gerne in Kauf.

Engstligenalp 1965m - Steghorn 3146m

Mein erster Eindruck von der Engstligenalp, 1965m wirft mich nicht um. Ein schattiger, kalter Kessel, allseits begrenzt von steilen Felsflanken. Das Steghorn hebt sich 1200m höher markant ab. Der Weg dorthin führt über steile Flanken und eine exponierte Portage. Am Ende des Schlepplifts fellen wir an und folgen für eine Weile der Piste, bevor wir sie endgültig verlassen und eine Spur legen. Es ist wenig los, nur Richtung Ammertenspitz sind einige Tourengänger unterwegs. Die Normalroute auf den Wildstrubel weist noch keine Spur auf. Steil und exponiert führt unsere Spur von Westen unter die Strubelegga. Von Osten wäre der Anstieg weniger steil und exponiert. Übrigens werden diese Hänge regelmässig zur Pistensicherung gesprengt, worauf die zahlreichen "Bombenkrater" unmittelbar unter den Felsen hinweisen. Mit aufgebundenen Skis und Steigeisen machen wir uns am Hindernis zu schaffen. Ich folge dem Fixseil über eine fast senkrechte, schiefrige Steilstufe, während Simon sich eine steile Schneerinne hochwühlt. Es geht ganz schön in die Oberarme, denn die Hände finden am Fels kaum Halt und das Drahtseil ist dünn und rutschig. Ein steiles exponiertes Schneefeld ist noch zu meistern, dann endlich blinzeln unsere schattengewöhnten Augen in die Sonne, die Ihre Kraft hinter Schleierwolken nicht zu 100% entfalten kann. Rasch sind wir auf dem Gipfel des Steghorns, das bereits eine beeindruckende Aussicht bietet. Gegenüber erhebt sich 100m höher das Wildstrubelmassiv, dessen Mittelgipfel unser nächstes Ziel darstell.

Steghorn - Wildstrubel Mittelgipfel 3243m

Trotz windbeeinflusstem Schnee ist die Abfahrt erstaunlich gut und macht Spass. Wir fahren deswegen bis ca. 2600m ab. Die Abfahrtsspuren über den Wildstrubelgletscher sehen gut aus und so machen wir uns Hoffnungen, dass unsere Abfahrt hinunter nach Lenk sogar noch besser sein könnte... Diese muss mit weiteren 650HM verdient werden. Die bestehende Spur ist gut und angenehm angelegt, so dass wir zügig voran kommen. Nur die letzten 250HM ziehen sich sprichtwörtlich in die Länge. Das Ziel will scheinbar einfach nicht näher kommen. Im Wallis brodelt es bereits und immer wieder schwappen Wolken über den Kamm. In der Höhe verdichten sich die Schleierwolken und lassen die Sonne nur noch als weisse Scheibe mit eindrücklichem Halo erscheinen. Obwohl sich der Wind zurückhält, ist es empfindlich kalt. Weit und breit keine Menschenseele, dafür umos mehr Gipfel, die uns im Wallis um viele Meter überragen. Beeindruckend! Es ist bereits 16:00 und es liegen noch immer rund 2200m Abfahrtshöhenmeter vor uns. Schöne Aussichten!

Mittelgipfel 3243m - Nordcouloir - Lenk 1105m

Wir traversieren hinüber zum Einstieg ins Nordcouloir mit den Walliser Riesen zu unserer linken. Natürlich sind wir gespannt auf den Zustand des Couloirs, doch oh Schreck, Blankeis und eisharter Schnee über fast die gesamte Breite der Einfahrt! Wir diskutieren Optionen und entschliessen uns, es ganz rechts zu versuchen. Wir schmeissen Steine um zu prüfen, wo der Schnee noch einigermassen weich ist. Simon übrernimmt die Rolle des Versuchskaninchens. In der linken den Pickel immer wieder einschlagend traversiert er vorsichtig über die Kante in die an dieser Stelle bestimmt 45° steile Einfahrt. Puh, ein sehr präziser, kontrollierter turn und die Erleichterung ist sichtbar. Nun bin ich am Zug. Sehr vorsichtig tue ich es Simon gleich. Und dann dieser erste turn, der einfach sitzen muss. Natürlich tut er es und das Vertrauen ist schlagartig zurück. Damit nicht genug, denn um endlich weicheren Schnee zu erreichen, müssen wir über eine eisharte Passage gelangen. Mit Geschwindigkeit und dosiertem Kantendruck kratzen wir darüber hinweg. Zwar ist der Schnee danach wieder griffiger, aber alles andere als wir uns wünschten. Trotz schon etwas müden Beinen nehmen wir die Herausforderung gerne an. Nach einer Traverse zum P.2620m steht der Abfahrt durch das Ammertentäli nichts mehr im Wege. Leider bessert sich der Schnee auch hier nicht. Erst ab 2000m wendet sich die Schneequalität zum guten und wir geniessen unbeschwertes skifahren. Unterbrochen von einigen Bachquerungen erreichen wir ziemlich erschöpft und überglücklich das Gasthaus Simmenfälle. Was für eine Tour geht damit zu Ende! Per Bus sind wir rasch zurück in Lenk, wo wir vor lauter Hunger gleich zwei Züge verpassen und uns stattdessen den Tag bei einem guten Essen ganz nach unserem Motto "Shred'n'schlemm" ausklingen lassen.





Tourengänger: danski


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