Kurzbericht 

Hochwanner (2746m) - Gipfelbiwak


Publiziert von MotorMic , 23. Oktober 2015 um 14:40.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum:26 Juli 2009
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Zeitbedarf: 8:00

Der Hochwanner: oft hattest Du die Fotos des einsamen Gipfels mit dem wundervollen Panorama betrachtet… Irgendwann war klar: wenn Du den Hochwanner besteigst, dann willst Du auch lange dort oben bleiben… Und so war die Entscheidung folgerichtig: die Hochwanner-Besteigung wird ein Gipfelbiwak.

„Der Weg ist das Ziel…" Selten stimmt das so wenig wie am Hochwanner. Jedenfalls am Normalweg von Süden.

An diesem heißen Julitag bist Du am Ehrwalder Bahnhof gestartet und volle 8 Stunden benötigst Du, bis Du nach reichlich Aufenthalt auf staubigen Forstwegen und rutschigen Geröllpassagen und vollen 2000 Höhenmetern auf einem alpin durchgehend trostlosen Anstieg am späten Nachmittag den Gipfel erreichst. Dieser ewige Hatsch hier hinauf hat aber einen feinen Effekt: das Ankommen ist wunderschön. In gewisser Weise wird dieser Aufwand erst dadurch geadelt, dass er mit einem langen Aufenthalt verbunden wird.

Der erste Blick am Gipfel geht nicht in die Ferne, sondern in die nächste Nähe: wo kannst Du schlafen? Einige Meter östlich oberhalb des Gipfelkreuzes direkt am Gipfelkamm gibt es ein schönes ebenes Plätzchen. Gut.

Und jetzt hast Du: ZEIT…

Das ist das, weshalb Du gekommen bist.

Es ist ein fundamental befreiendes Gefühl, nun hier auf diesem Gipfel zu sitzen, nichts tun zu brauchen, nichts tun zu müssen, nur zu schauen, zu schauen. Und eben ZEIT zu haben.

Mit jeder Minute mehr am Gipfel wächst in Dir eine heitere Gelassenheit, eine tiefe Freude über das Hiersein, eine namenlose Vertrautheit mit allem was Du von hier sehen kannst.

Das ist auch das schöne an einem Gipfelbiwak: dieses allmähliche Vertraut-werden mit dem Gipfel.

Du und der Hochwanner: Ihr lernt Euch gerade kennen. Und ihr werdet eine Nacht miteinander verbringen, nach der dieser Gipfel immer etwas Besonderes für Dich sein wird.

Dann sind es wieder ganz banale Dinge, die Dich beschäftigen: Brot schneiden, Salami schneiden, Salamibrot essen...

Das Gipfelbiwakbier!

Schön ist es auch, am Gipfelgrat ein bisschen herum zu spazieren. Ein paar Meter genügen – und es gibt wieder eine neue Perspektive. Z.B. in die Nordflanke hinab.

Schlafplatz einrichten, eine kleine Mauer gibt es bereits; also bist Du wahrscheinlich nicht der erste, der hier oben biwakiert hat. Knapp neben dem Biwakplatz fällt schon die Nordflanke steil ab.

Es ist einigermaßen windig und öfters orgelt der Wind am Gipfelkreuz. Eigentlich magst Du dieses Geräusch, auch wenn der Wind für eine gewisse Ungemütlichkeit sorgt.

Wenn der Wind nachlässt, dringt wieder das Bimmeln der Glocken aus dem Gaistal hinauf. Dort unten versinkt allmählich alles in der Dämmerung.

Das Hochwanner-Panorama…. So viele Gipfel, so viele Erlebnisse, so viele Erinnerungen und noch so viele Pläne… Selbst Stunden nach der Ankunft am Gipfel identifizierst Du immer wieder noch einen weiteren Gipfel im Panorama…

Der Gipfelbiwakrotwein!

Es ist lange hell, die Dämmerung zieht sich. Viele Lichter im Alpenvorland.

Aus Gewichtsgründen hast Du – es ist ja Juli – nur einen leichten Sommerschlafsack dabei.

Ein Fehler, denn im Laufe der Nacht bist Du trotz aller verfügbaren Klamotten immer an der Grenze zum Frieren. Das wird dir jedenfalls nicht noch einmal passieren.

Irgendwann in der Nacht sitzt Du dann da und schaust in den Sternenhimmel, lange. Die Milchstrasse einfach nur wunderschön. Kannst Du wirklich so ganz realisieren, wo Du gerade bist? Dass das hier oben am Hochwannergipfel jetzt gerade die Gegenwart ist und kein Bild aus der Erinnerung oder einem Traum?

Und wie so oft, schläfst Du je näher der Morgen rückt umso besser.

Unspektakulärer Sonnenaufgang über dem Karwendel. Aber die ersten Sonnenstrahlen tun gleich spürbar gut.

Tee kochen, noch ein bisschen schauen, schon um 7.20 Abstieg. Das war’s.

Aber die Empfindungen und Eindrücke, die dich beim Abstieg begleiten, sie werden sich wieder zu jener Sehnsucht verdichten, die in den Wunsch münden werden, doch endlich mal wieder auf einem Gipfel wie dem Hochwanner eine Nacht zu verbringen….


Tourengänger: MotorMic


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