Hochtour in den Berner Alpen - Finsteraarhorn (4274m) über Normalweg


Publiziert von Riebmann , 6. Oktober 2015 um 15:03.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum: 5 September 2015
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 4 Tage
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über Bregenz nach Chur, weiter nach Fiesch, Seilbahn zur Fiescheralp
Unterkunftmöglichkeiten:Hotel Jungfrau, Konkordiahütte, Finsteraarhornhütte

2015 sollte das Jahr unseres zweiten Viertausenders werden. Schon im März haben wir uns eher durch Zufall auf das Finsteraarhorn eingeschossen. Nachdem wir quasi noch nie in den Westalpen beim Bergsteigen waren (Viertausender Nr. 1 war der Piz Bernina), wollten wir gleich mitten hinein, hat man hier doch die Möglichkeit einen "Höchsten" zu besteigen, der zumindest im Sommer alles andere als überlaufen ist. Die Devise hat gelautet: Wir nehmen uns 5 Tage Zeit um diesen Gipfel zu erreichen. Langsam angehen lassen, gut akklimatisieren und die Gedanken auf dieses eine Ziel konzentrieren.

Ein weiters Novum war, unsere fixe Hochtourenwoche, die in den Jahren zuvor immer die erste Juliwoche war nach hinten zu schieben. Tiefere Temperaturen und somit besseres Eis/Firn, Stabileres Wetter, weniger Leute, bessere Verhältnisse... das waren unsere Argumente. Die 4 Tage unterwegs sollten zeigen: Wir hatten mit allem unverschämt recht!

Sa, 05.09.2015
Zunächst war geplant, nach der 7-stündigen Anfahrt mit der Bergbahn zur Fiescheralp zu fahren und dann gleich noch zur Gletscherstube zu wandern. Leider war durch ein Missverständnis unsere Reservierung weg, was uns die Wirtin gottsesidank eine Woche zuvor per Mail mitgeteilt hat. Selbige Wirtsfamilie betreibt aber auch das einfache, aber blitzsaubere "Hotel Jungfrau" direkt auf der Fiescheralp, woraufhin wir dann dort bei leichtem Nieselregen eingecheckt sind. Vor dem hervorragenden Abendessen haben wir noch ca. 400 hm rauf und runter gemacht, um zumindest ein bisschen was getan zu haben.

So, 06.09.2015
Letzte Nebelreste haben sich bereits verzogen, als wir rekordverdächtig spät (9:00) losmarschiert sind, um durch den Wandertunnel zum Märjelensee und zum Rand des Aletschgletschers zu gelangen. Die Seilschaften von der Konkordiahütte kamen dort bereits an. Wir hatten keinen Stress, seilten uns an und machten uns auf den langen, sonnigen Weg entlang der orographisch linken Mittelmoräne diese prächtigen Eisstromes hinauf zur Konkordiahütte. Zum Schluss hatten wir uns etwas mit der Entfernung verschätzt und sind zu früh Richtung Hüttenfelsen gequert, was uns in eine ziemlich eklige Spaltenzone gebracht hat. Wie schnell man bei solchen Scherzen eine Stunde verlieren kann... Egal, um 16:00h saßen wir auf der Terasse der Konkordiahütte und liesen uns von der Abendsonne bescheinen. Mit uns waren nur ca. 20 Leute auf der Hütte... Argument "Wenige Leute": CHECK!

07.09.2015
Es ist mein 28. Geburtstag und ich darf um 6:00h aufstehen! Klasse! Unten in der Stube empfing mich Miri mit meinem Geschenk und einem kleinen Geburtstagskuchen samt Kerze... Das Leben ist schön! :)

Um der oben beschriebenen Devise gerecht zu werden, stand heute lediglich der Übergang zur Finsteraarhornhütte via Grünhornlücke an. Um 7:00h gings entspannt hinaus, wo uns Sonne und makelloser Himmel empfangen haben. Fix über die endlosen Stufen hintuntergehoppelt und rauf auf's Eis. Dieses war so hart gefroren, wie man sichs nur vorstellen kann. Keinen Millimeter sind wir eingesunken, auch nicht, als wir oben auf der Lücke in den Strahlenden Sonnenschein hinausgetreten sind. Argument "Besseres Eis/Firn": CHECK!

Jetzt "nur noch" hinunter zum Fieschergletscher, diesen Queren und über den Steig auf die Hütte... Problemlos! Ankunft um 13:00h, Röschti bestellen und den Geburtstag auf einer der schönsten Terassen überhaupt feiern! Nachmittags haben wir noch den Weg hinauf in Richtung Gipfel erkundet. Die ersten 400 hm führen als tw. markierter Steig bis zum Anseilplatz. Das Ganze einmal abgehen schadet nicht, wenn am nächsten Tag nur die Stirnlampe den Weg weist.

08.09.2015
Es wird ernst! Metéo Swiss konnte auch dem besten Pessimisten kein schlechtes Gefühl vermitteln, also stand fest: Gipfeltag!
Um 5:20 (was für eine angenehme Zeit für einen 4000er) gings hinaus in die klirrend klar funkelnde Nacht. Sterne und Reif glitzerten um die Wette und wir lampten uns mit unseren Hirnbirnen den Weg hinauf zum Anseilplatz. Außer uns hatte an diesem Tag nur noch eine Zweierseilschaft den Berg im Visier, diese folgte uns in etwas größerem Abstand.

Das erste Gletscherfeld mit Ziel "Frühstücksplatz" ist etwas tricky! Wenn man sich nicht ganz links hält (und das haben wir nicht getan), gerät man schnell in einen etwas nervigen Zick-Zack-Kurs und das in tw. unangenehm steilem Gelände. Dass der Gletscher aper war, war einerseits gut, denn dann waren keine Spaltenüberraschungen zu erwarten, andererseits war halt auch nichts mit einer Spur. Nichtsdestotrotz haben wir den Frühstücksplatz um 7:30 erreicht, der Zeitplan war absolut nicht gefährdet und eine kurze Tee- und Riegelpause bereits hier verdient. Zeit, ein klein wenig den Sonnenaufgang zu genießen...

Das obere Gletscherfeld bis zum Hugisattel hatte es dann in sich. Zwar waren die Orientierungsschwierigkeiten weg, denn es war eine deutliche Spur am hartgefrorenen Firn zu erkennen, aber es wurde zunehmends steiler. Der Sonnendurst allein hat unser Tempo hoch gehalten und um 10:00h erreichten wir dann den Hugisattel und waren jetzt bereits höher als je zuvor... Unbeschreiblich. Ein kurzer Blick nach rechts zum wirklich beeindruckenden Aufschwung des Nordostgrates hat uns aber dann doch still werden lassen.

Was solls, hilft nix! Schnell haben wir das Seil verkürzt und den Alex mit allem Gebimmel und Gebinde beladen, das wir dabei hatten. Der Gipfelgrat war durch die samstäglichen Schneefälle noch gut weiß, sodass die Steigeisen an blieben. Immer am gleitenden Seil und immer mit guten Zwischensicherungen hat es 2 Std. gedauert, bis wir oben waren. Punk 12:00h, als einzigste an diesem Tag, bei strahlendem Sonnenschein. Der gewohnte Gipfeljubel blieb jedoch aus, zu überwältigend war die Sicht, das Gefühl und auch der Respekt vor dem Ort, an dem wir standen.

Nach knapp einer Stunde bei Windstille gings den ganzen Grat wieder hinunter. Keine Minute schneller waren wir, dafür aber mit sicherer Hand und Tritt unterwegs. Der Abstieg vom Hugisattel war dann problemlos und um 18:00h waren wir wieder auf der Hütte, Zeit das Erlebte zu Verarbeiten und die eine oder andere Gratulation entgegenzunehmen... Like a Hero ;-)

09.09.2015
Der Wege von und zur Finsteraarhornhütte gibt es ja bekanntlich viele und alle sind sie lang. Aufgrund der perfekten Verhältnisse haben wir uns für das Abenteuer "Fieschergletscher" entschieden. Hans der Hüttenwart hat uns mit seinem Bleistift in der Karte die verschiedenen Wegpunkte markiert, auf die wir achten sollten und dann ging's auch schon los.  Zunächst die große Querung und dann hinein ins Seitental. Dort geht's dann erst mal hinaus auf den Schliff. Ein schönes Labyrinth aus Felsen, Geröll und Toteis... Zurück auf den Gletscher, zumarschieren und hoffen, den großen Steinmann nicht zu übersehen (was bei Sonnenschein schon wirklich schwierig ist). Dort dann mühsam über eine Bruchrinne und dem Klettersteig folgen. Dannn wieder runter aufs Eis/Geröll und hinaus bis zur Schwemmebene... Wenn man dort ist, weiß man, dass der Fiescherlgetscher groß und v.A. Lang ist. Dennnoch war diese Wilde Landschaft zusammen mit der Tatsache (mal wieder) allein zu sein noch einmal ein tolles Erlebnis. Den wild überwucherten Weg noch hinauf zur Burghütte und von dort über Wanderwege hinunter nach Fiesch... Es war eine Traumtour!!


Tourengänger: Riebmann


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Kommentare (6)


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dominik hat gesagt:
Gesendet am 6. Oktober 2015 um 15:32
Schöne Tour, Gratulation!

Riebmann hat gesagt: RE:
Gesendet am 6. Oktober 2015 um 15:34
Dankeschön :)

morphine hat gesagt:
Gesendet am 6. Oktober 2015 um 21:29
Echt gut, Finsteraarhorn und dann noch der Abstieg über den wilden Fieschergletscher. Eindrucksvoll!

Gruß
morphine

Riebmann hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. Oktober 2015 um 07:57
Ja das war's in jedem Fall! Danke dir!

amphibol hat gesagt: cool!
Gesendet am 10. Oktober 2015 um 15:55
Das habt ihr gut gemacht!:-) Eine wunderbare Tour auf den höchsten Berner! Da kann man nur wünschen: "Weiter so!"
Grüsse, amphibol

Riebmann hat gesagt: RE:cool!
Gesendet am 12. Oktober 2015 um 11:22
besten dank ;)


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