Cosmiquesgrat bei Schlechtwetter


Publiziert von alpensucht , 31. Oktober 2015 um 21:11.

Region: Welt » Frankreich » Massif du Mont Blanc
Tour Datum:29 Juli 2015
Hochtouren Schwierigkeit: ZS+
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: F 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 300 m
Abstieg: 300 m
Strecke:Cosmiqueshütte - Cosmiquesgrat - Aig. du Midi - Col du Midi - Cosmiqueshütte

Unser primäres Ziel für den Tag ist es einem nachkommenden Spezi von uns beim Schleppen des Wassers, das wir bei ihm bestellt hatten, zu helfen. Er will heute mit der Gondel hinauf kommen. Das Wasser ist einfach unfassbar teuer in der Hütte, dass wir uns zu diesem Schritt entschließen. Beim Anblick nach draußen sind wir jedoch ganz unentschlossen, ob wir den uns vorgenommenen Cosmiquesgrat überhaupt machen wollen. Noch beim Frühstück tendieren wir eher zum Normalweg auf die Aiguille.

Doch nach einigem hin und her entscheiden wir uns den Einstieg anzuschauen.

Gegen 8:30 Uhr starten wir zu zweit an der Hütte, latschen hinüber zum Einstieg, der nicht so ganz klar definiert ist. Wir gehen sehr lange am gleitenden Seil mit zwei bis drei Zwischensicherungen aus Zackenschlingen oder Friends. Es regnet etwas, der Fels ist patschnass und es hat nur knapp über 0°C.

Meist gibt es Fels im II. Grad abwechselnd mit Gehgelände, einigen ausgesetzten Querungen und kurze steile Anstiege. Oft zieren kleine, nasse Schneefelder die Route. Direkt am Grat klettert man gar nicht allzu oft. Meist befindet man sich ostseitig zu Beginn und eher westseitig des Grats am letzten Abschnitt.  Die Nässe lässt die Kraxelei etwas schwieriger erscheinen, als sie ist. Irgendwann geht der Regen in Schneeregen über und ab 3650m in Eisregen und Schnee und Schneegriesel.

Zwei weitere Seilschaften jeweils mit Bergführer steigen knapp hinter uns ein. Auch wir entscheiden uns zum weitergehen. Weil wir dann an der Schlüsselstelle ziemlich lange brauchen, überholen uns beide über eine Variante weiter links, die uns ziemlich abenteuerlich vorkommt (Fels sicherlich bis V und auch nass!).
Letztendlich ziehen wir uns beide an einem gelegten Friend über die Schlüsselstelle (IV+ kommt mir bei der Nässe eher wir V- vor ;) ), da der Fels einfach zu nass ist und wir natürlich auch nur fette Bergstiefel tragen. Des Vorsteigers Rucksack darf ich dann nach vielen Anläufen und einem Verhauer im Nachstieg in der Schlüsselpassage (zu weit links die Platte hoch, IV) hochziehen. Doch vorher muss ich es noch schaffen den einen oben in einem Spalt verklemmten Seilstrang zu befreien, was mich sehr viel Kraft kostet. Das Rucksack-Hochziehen funktioniert dann reibungslos. Dann geht's links aufwärts durch den Kamin und den Durchschlupf, was sicher auch nicht die perfekte Route ist. Aber oben angekommen wissen wir, das schwierigste Stück haben wir hinter uns. Ein paar Meter führe ich auch mal, doch gibt es in dem kurzen Abschnitt keine neuralgischen Stellen.

Nun zieht sich nur eine ordentliche Eis- und Reifschicht über sämtliche Felsen und es wird ziemlich kalt mit stärkerem Wind. Doch auch die letzten paar IIIer Stellen laufen nun super, einzwei ausgesetzte Querungen in der Westseite folgen und plötzlich stehen wir vor DER Leiter. Unglaublich wacklig und luftig bei diesem Wind, könnte man diese auch beinahe als Schlüsselstelle der Tour bezeichnen ;)

Hinauf auf die Terrasse und hinein in den Tunnel (ca. 11:30 Uhr)... und äh... wo sind die ganzen Leute?? Wir sehen nur einige Bauarbeiter, aber sonst niemanden. Wir erfahren von ihnen, dass die Gondel wegen des starken Windes wiedermal nicht fährt. Super - kein Wasser holen - keinen Spezi mit zur Hütte bringen -aber immerhin einfach mal eine Tour gemacht!

So machen wir uns einfach wieder an den Abstieg und spulen den Normalweg durch den Nebel ins Col du Midi und hinauf zur Cosmiqueshütte in 45min ab. 

Für mehr Routine im kombinierten Gelände und im alpinen Fels war diese Tour trotz der schlechteren Verhältnisse bestens geeignet. Etwas stressig war's an der Schlüsselstelle, wo wir ca. 45min verschwendet haben. Bei schönem Wetter ist das ganze sicher etwas überlaufen, aber dennoch auch ein unvergessliches Erlebnis. Bester fester Granit mit sicherlich guter Reibung bei Trockenheit :)

Am nächsten Tag wollen wir die Lachenal-Punkte überschreiten. Diesmal aber mit allen und auch mit dem nachkommenden Spezi, der das Wasser bringt. 





Tourengänger: alpensucht


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