Schibenstoll - der Hitze entflohen

Schon wieder wird ein Hitzetag vorausgesagt! Mit ein Grund, die Frische in der Höhe zu suchen. Also los ins Toggenburg. Die Churfirsten haben wir noch lange nicht alle abgehakt, der nächste in der Reihe von Ost nach West ist der Schibenstoll, dem wollen wir heute einen Besuch abstatten.
 
In Berücksichtigung der zu erwartenden heissen Stunden lassen wir uns um 8.30 Uhr in einer Gondel kräfteschonend zur Alp Sellamatt hochfahren, verzichten schweren Herzens auf den Startkaffee und ziehen in Richtung Zinggen gleich los. Im ersten Teil geht es auf einem Alpsträsschen hoch bis Hinderlücheren, wo wir glücklicherweise auf den Bergweg wechseln können. Ausser uns sind noch andere Berggänger auf der Piste: "Wohin seid ihr unterwegs?" Die einen versuchen den Zuestoll, andere streben dem Schibenstoll zu. Vorbei an einzelnen Heidelbeersträuchern, Wacholdergestrüppen, meist ohne Beeren, halb verblühten Eisenhut geht es auf einfachem Weg hoch. Es ist schon warm, die Jacken sind im Rucksack verstaut und nach einer knappen Stunde, kurz vor der Abzweigung Schibenstoll/Zuestoll machen wir den ersten Trinkhalt. Bei der Abzweigung selbst bestätigt sich, was wir schon in Hinderlücheren schon bemerkt haben: der Weg zum Zuestoll ist neu wbw-markiert. Erstaunlich, dass sich dies in den gängigen Kartenwerken wie Swiss Map, Schweiz Mobil oder map.geo.admin.ch noch nicht niedergeschlagen hat!
 
Der Weiterweg ist von nun an anspruchsvoll: es geht durch runzelige Karren und zackige Geröllfelder. Wer balanciert besser? Ein interessantes, abwechslungsreiches Wegstück, das uns irgendwie gefällt und uns aber auch fordert. Aber wir sind nicht unglücklich, als wir in den Hang unter dem Schibenstoll wechseln können. Die Freude wird aber bald getrübt, Steine und Erde auf dem steilen Weg sind feucht und entsprechend rutschig und für kurze Beine sind viele Tritte fast zu hoch. So windet sich der Weg entlang eines Felsriegels hoch, einige Stellen sind anspruchsvoller und fordern Aufmerksamkeit, nicht zuletzt wegen des steil abfallenden Hanges zum Stollental hinunter.
 
Der Schlusshang hinauf zum Gipfel ist grasig und gemässigt steil. Je höher wir steigen, umso mehr Blauer Eisenhut zeigt sich uns. Sie sind nicht sehr hoch, aber in bester Blüte und machen in grossen Büscheln einen prächtigen Eindruck. Auf dem Gipfel verbleiben wir nicht lange, ein paar Fotos der wolkenverhangenen Nachbarn Hinderrugg, Zuestoll und Brisi, deren imposanten Abstürze zum Walensee und dann verlassen wir den von Schafkot übersäten Gipfelbereich. Auf sauberen Felsblöcken geniessen wir unseren Zmittag und freuen uns am wechselnden Wolkenbild um Zuestoll und Brisi.
 
Von der angekündigten Hitze ist hier oben nichts (mehr) zu spüren, wir ziehen unsere Jacken über und machen uns gemütlich auf den Abstieg. Mittlerweile sind viele Wegteile abgetrocknet und deshalb nicht mehr so rutschig. Trotzdem ist Vorsicht geboten, Eile lohnt sich nicht! Und wir lassen uns Zeit, immer wieder mal neben den Weg zu schauen. Dementsprechend freuen wir uns auch, als wir Steinbeere, Seidelbast und den Ostalpen-Enzian erblicken. Zuerst glaube ich, Purpur-Enzian zu sehen, bis mir die Tüpfelchen auffallen. Premiere für mich, den sehe ich hier zum ersten Mal!
 
Wir legen noch eine gemütliche Pause ein, verzehren unsere restlichen Brötchen und leeren die Flaschen. Nachschub folgt dann unten ... Locker geht es den restlichen Weg hinunter, vorbei an Hinderlücheren und Zinggen. Zurück in der Sellamatt ziehen wir uns in den angenehmen Schatten der Bergwirtschaft zurück und gönnen uns eine kühle hopfige Erfrischung. Dabei haben wir Zeit genug für einen Rückblick auf eine gelungene und schöne Tour. Und der Sessellift fährt noch lange ...

Nun wartet der nächste Gipfel der Churfirsten auf uns, und alle andern.