Tourenberichte aus dem Süden Iberiens: Burghügel von Alicante (166 m)


Publiziert von johnny68 , 20. November 2008 um 20:45.

Region: Welt » Spanien » Valencia » Alicante
Tour Datum:31 Oktober 2008
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: E 
Zeitbedarf: 0:30
Aufstieg: 166 m
Abstieg: 166 m
Strecke:Rathaus - Castillo - Hafen
Unterkunftmöglichkeiten:In Alicante hat es unzählige Hotels

Dies ist mein erster Bericht über einige Touren und Besteigungen im Süden der iberischen Halbinsel (Südspanien und Südportugal) von Anfang November. Ich stelle diesem Bericht einige

allgemeine Bemerkungen

voran.  
 
Das Hiken hat in Spanien und Portugal bei der einheimischen Bevölkerung keine Tradition (man sieht denn auch wesentlich mehr Biker als Hiker). Ausserhalb von National- und Naturpärken sowie Staatsforsten findet man kaum Wege. Es wird vorab Auto gefahren. Der Sonntagsausflug mit der Familie findet mit dem Auto an einen Picknickplatz oder im Sommer ans Meer statt. Zu meinem Leidwesen musste ich feststellen, dass in Spanien und Portugal ein grosses Abfallproblem besteht. Entlang von Strassen, aber auch auf eigentlich schönen mit dem Auto erreichbaren Picknickplätzen, findet man wild entsorgten Kehricht, der zum Himmel stinkt - schade! Sauber ist es dann allerdings, wenn man sich zu Fuss auf Wegen bewegt, die nicht mit dem Auto befahrbar sind.

Fussgänger ausserhalb der Stadtzentren sind selten. Die Städte kann man auf Schusters Rappen kaum verlassen; es hat nur Strassen, ohne Gehsteige, keine Wege. Die Feldwege führen nur zu den Fincas. Personen, die zu Fuss unterwegs sind, werden teilweise misstrauisch angeschaut, als ob sie etwas Schlechtes (Einbrüche) im Sinn hätten. Vor allem in Andalusien und der Extremadura sind die Gebiete ausserhalb der Städte (d.h. die landwirtschaftlich genutzten Flächen, und dies sind die meisten) samt und sonders eingezäunt (Zaunfabrikant sollte man hier sein!). Hier ist kein Durchkommen. Ausserhalb der Städte wimmelt es auch von Wachhunden. Man kann kaum irgenwo durchgehen, ohne angekläfft zu werden. Hier sind vorab Autorundfahrten üblich, und zum Hiken muss man einen der Naturpärke anpeilen.

Der Verkehr in den spanischen Grossstädten ist gigantisch. Er wird noch zunehmen. Spanien ist in voller wirtschaftlicher Entwicklung. Land ist genug vorhanden. Überall entstehen im näheren oder weiteren Umfeld der Städte neue Industriezonen (polígonos industriales). Diese sind kaum mit öffentlichen Verkehrsmitteln erschlossen: die Arbeitnehmenden sind deshalb auf ihre Autos angewiesen. Am Morgen und am Abend ergiessen sich aus und zu den Städten grosse Autolawinen. Feststellbar ist auch eine Landflucht. Die in 100 - 200 km Entfernung von der Meeresküste gelegenen gebirgigeren Regionen entleeren sich; in den Dörfern sieht man hier kaum noch Junge. Zaghaft habe ich hier Ansätze eines "turismo rural" gesehen. Für die Natur ist diese Entwicklung allerdings eine Chance: die Natur erobert sich viele Gebiete zurück;  in abgelegenen Sierras ist die Luft wirklich rein und man hört mit Ausnahme des Windes in den Pinien und der Vögel keinen Ton. 

In Andalusien sind mir über Land die riesigen Monokulturen (Olivenbaumplantagen) aufgefallen. Hunderte von Kilometern nur Einöde: roter Boden, in Reih und Glied alle 10 Meter ein Olivenbaum. Ständig entstehen noch neue Plantagen. Ist dies eine Fehlentwicklung der EU-Agrarpolitik? Mich wundert im übrigen, wieso das Olivenöl bei dieser Schwemme bei uns so teuer ist.

Über Land ist Tag und Nacht ein riesiger Truckerverkehr. Der ganze Güterverkehr wird über die Strasse abgewickelt. Das Strassennetz ist sowohl in Spanien wie in Portugal dank der EU hervorragend ausgebaut. Die Umweltbelastung ist gross; es hängen denn auch über den spanischen Grossstädten Smogwolken, welche die Sicht trüben. Mir sind in spanischen Grossstädten auch einige komische Verhaltensweisen  der Automobilisten aufgefallen, z.B. das Parkieren in zweiter oder sogar dritter Reihe entlang der Strassen. Die Zweitreihenparkierer legen weder einen Gang ein noch ziehen sie die Handbremse an, damit der Erstreihenparkierer die Autos beiseite schieben kann, um sich für die Ausfahrt eine Lücke zu schaffen (diese Spielchen habe ich zum Hotelzimmer hinaus öfters beobachtet).

Das Wetter war anfangs November auch im südlichen Iberien recht garstig. Es schneite in Andalusien bis auf 1500 m hinab. Nordspanien war teilweise vollständig eingeschneit, was gemäss den Fernsehberichten zu dieser Jahreszeit äusserst selten ist.

Zum Castillo de Santa Bárbara

Diese Festung liegt mitten in Alicante (oder "Alacant" im valenzianischen Regionaldialekt), nahe des Hafens und der Altstadt. Von der Burg aus hat man einen schönen Überblick über die Stadt, den Hafen, das Meer und die umliegenden Berge. Die Festung ist sowohl per Auto als auch zu Fuss erreichbar.

Die Festung fiel mir bald nach der Ankunft in Alicante wegen ihrer dominierenden Lage sofort auf. Deshalb: Die Besteigung am früheren Abend ist ein Muss, zumal ein schöner Sonnenuntergang lockte. Die Festung kann von der östlichen Altstadt her, ausgehend vom Rathaus (Ayuntamiento) gut zu Fuss bestiegen werden. Zuerst geht man auf der Südseite in einem Park einige kunstvoll angelegte Treppenanlagen hinauf. Auf rund 100 m über Meer erreicht man die Stadtmauer. Man kann auf dieser weiter hochsteigen oder den Treppenweg fortsetzen. Der Zugang ins Innere der Festung erfolgt über ein zentrales auch der Strasse dienendes Zufahrtstor. Im Innern der Burg kann man über Treppen und Durchgänge bis auf den obersten Punkt (grosse Aussichtsplattform) hochsteigen.

Tourengänger: johnny68


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (3)


Kommentar hinzufügen

ABoehlen hat gesagt: Spannender Bericht
Gesendet am 21. November 2008 um 06:59
Besten Dank für diese interessanten Informationen über eine Gegend, die ich nicht kenne. In einigen Punkten konnte ich in (Nord)Italien schon ähnliche Beobachtungen machen, z.B. dass Wandern kaum Tradition hat, ausserhalb von Ortschaften selten Gehsteige und Wege vorhanden sind, entlang von Strassen teils wild entsorgter Müll herumliegt, und die Bergregionen sich entvölkern und dafür die Bevölkerung in den Ballungszentren immer mehr zunimmt. Jedoch scheint mir nach Deinem Bericht zu urteilen, die Situation in Spanien noch ausgeprägter zu sein.

Ich denke schon, dass solche Monokulturen, wie jene in Andalusien eine Folge der heutigen Agrarpolitik ist. Der einzige Weg, wie man als Konsument hier Gegensteuer geben kann, ist, Produkte aus biologischem Anbau zu kaufen, auch wenn man dann halt, wie beim Olivenöl etwas tiefer ins Portemonnaie greifen muss. Im Übrigen ist Olivenöl nicht per se teuer, es gibt beim Discounter durchaus auch billigen "Fusel" zu kaufen, wobei dieser dann sicherlich derartigen Monokulturen entstammt.

Freue mich auf weitere Berichte aus Südspanien!

Liebe Grüsse
Adrian

Alpin_Rise hat gesagt: Spann(i)ende Beobachtungen
Gesendet am 21. November 2008 um 15:00
Teile deine Diagnosen zu Spanien aus einem Besuch der Gegend um Murcia.
Vor allem den Lastwagenverkehr war katastrophal; jetzt weiss ich wenigstens, wo unsere (Winter-)Tomaten, Auberginen, Orangen etc. durchreisen. Praktisch die ganze Gemüseauslage der Grossverteiler reist per LKW durch halb Europa...
Es wird wenig allgemein Sorge zur Landschaft getragen, etwas besser ist die Situation in den "Naturparks". Da lobe ich mir die wanderbare Schweiz!

ju_wi hat gesagt: 4000 km E4 - davon 2300 km zu Fuß durch Spanien
Gesendet am 22. November 2008 um 19:48
Hallo,
wir haben von April bis Juli 2005 u.a. Spanien zu Fuß durchwandert - mit dem E4 von Tarifa bis Puigcerda (nahe Andorra in den Pyrenäen). Teilweise haben wir ähnliche Erfahrungen gemacht - insbesondere mit rücksichtslosen Hacienda-Bauten oder Feldern quer über die Wege - schlechter Markierung bzw. komplette Einstellung der Wegpflege. Allerdings ist erstens ein klares Nord-Süd-Gefälle erkennbar - im Norden sind die Wege deutlich besser - und zweitens war gerade das ein Teil des Abenteuers, das wir uns immer wieder durchschlagen und -fragen mussten...

Aber schon richtig ideal ist es nicht: In Spanien herrscht eindeutig und viel konsequenter als in D oder CH die Korruption. Wo Geld zu machen ist steht die Natur hinten an. Leider.

Aber das Land, die Berge, das Essen und sehr viele Leute sind einfach fantastisch!!!
Liebe Grüße, Jürgen


Kommentar hinzufügen»