Flájský/Nový plavební kanál (Neugrabenflöße)


Publiziert von lainari , 13. Oktober 2014 um 20:59.

Region: Welt » Tschechien » Krušné hory
Tour Datum:12 Oktober 2014
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ   D 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 250 m
Abstieg: 250 m
Strecke:22 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Deutschgeorgenthal
Kartennummer:1:33.000, SK Nr. 03 Osterzgebirge oder 1:50.000, KČT Nr. 6 Krušné hory - Teplicko

Herbstliche Genusstour an der Neugrabenflöße
 
Das als recht schön vorausgesagte Sonntagswetter bot sich an, einen versöhnlichen Abschluss meiner arbeitsreichen zweiten Urlaubswoche zu bilden. Wobei arbeitsreich hier eher in einem positiven Zusammenhang zu verstehen ist, weil produktive Arbeit mit greifbaren Ergebnissen für mich gerade einen wertvollen Gegenpol zur eher virtuellen beruflichen Tätigkeit darstellt. Natürlich ist ein solcher Urlaub auf Dauer kein Ersatz für eine richtige Erholung oder Reise. Deshalb sollte mit dem heutigen Ausflug wenigstens ein Anschein davon erweckt werden. Wegen des Zeitaufwandes beschloss ich, kein Neuland zu betreten, sondern der bereits im Vorjahr besuchten Neugrabenflöße einen weiteren Besuch abzustatten.
Am frühen Morgen machte ich mich mit dem Auto auf den Weg. Am bei der Abfahrt klaren Himmel wurde unterwegs leichte Bewölkung sichtbar. Wegen des Regens am Vorabend gab es allenthalben Dunst und Nebelbänke. Ich lenkte mein Auto über die leeren Straßen des Erzgebirgskammes. Hinter Nové Město (Neustadt) entdeckte ich die rote Scheibe der Sonne im Dunst des böhmischen Beckens. Ich katapultierte das Auto in den nächsten Waldweg und hatte Mühe beim schwungvoll optimistischen Wendemanöver nicht von der feuchten Böschung abzugleiten. Zu Fuß spurtete ich die wenigen Meter zurück zum Offenland und erlebte einen grandiosen Sonnenaufgang. Nachdem ich das Schauspiel ausgiebig betrachtet hatte, setzte ich die Anfahrt fort und erreichte Deutschgeorgenthal.
 
Ich stellte ich das Auto auf einem Parkplatz ab und startete meine Tour mit dem Grenzübertritt nach Český Jiřetín (Georgendorf). An der Einkaufsmöglichkeit „Supermarket alles billig“ baute eine emsige Verkäuferin gerade die Warenauslagen auf. Ich schleppte meine bewegungsmüden Knochen auf einer Anliegerstraße bergwärts und passierte die hübsche Holzkirche, die beim Talsperrenbau aus dem Ort Fláje hierher umgesetzt wurde. Mein Weg führte auch diesmal durch die Wochenendsiedlung. Die Sonne illuminierte den über dem Tal liegenden Nebel eindrücklich. Der Weg wurde zum Flurweg und trat in den Wald ein. Unterwegs war es phasenweise total still. Ansonsten hörte man ab und an ein zartes Zwitschern von Meisen und Buchfinken, in der Ferne machte ein einzelner Eichelhäher Krach. An den besonnten Stellen war es angenehm warm. Durch den Wald gelangte ich zur Vodní nádrž Fláje (Talsperre Fleyh). Ein Bus entließ gerade eine Besucherschar. Kurzzeitig rechnete ich mit erhöhtem Besucheraufkommen auf dem Weiterweg.
 
Nach Überquerung der Staumauer lief ich an der Straße talwärts. Der Bus kam mir entgegen und holte seine Fahrgäste auf der anderen Seite der Mauer wieder ab. Ein ruhiger Weiterweg war somit gesichert. Eine rechts neben der Straße befindliche unscheinbare Treppe führte später zum Flájský náhon, dem heutigen Beginn des Flájský/Nový plavební kanál (Fleyh-Floßgraben/Neugrabenflöße). Der ab hier talwärts weitgehend intakte und streckenweise wassergefüllte Floßgraben wurde von einem Wanderweg begleitet. Informationstafeln in tschechischer/deutscher Sprache gaben Wissenswertes wieder. Ergänzende Informationen zur Geschichte des Bauwerkes sowie eine chronologische Fotodokumentation gibt es in meinem vorjährigen Bericht, so dass ich an dieser Stelle darauf verzichte. Ein Rastplatz verleitete mich zu einer Frühstückspause. Vorbei an den alten Flutern, die als gute Standortfindung dienen können, kam ich im Verlauf durch teilweise herbstlich gefärbten Wald zur Passage am Steinfelsen (Spitzthurm). Der bisher recht warme Herbst und das Fehlen von Frösten führen zu einem seltsamen Laubfall. Einige Bäume sind noch recht voll und grün belaubt, während zum Beispiel Birken zumindest hier schon weitgehend laubfrei sind. Die milde Witterung begünstigt auch das häufigere Vorhandensein von Plagegeistern wie Mücken, Hirschlausfliegen und Zecken wie ich im Selbstversuch feststellen konnte.
Unterwegs wurde nun Lärm laut, es gab Forstarbeiten am Hang. In Tschechien gibt es nämlich keine ausgeprägte Sonntagsruhe - Geschäfte haben geöffnet, man betreibt innerorts Krachmaschinen wie Sägen und Rasenmäher sowie führt Bau- und Forstarbeiten durch. Wenn man allerdings nur partiell auf solche „Segnungen“ trifft, fällt das nicht allzu sehr ins Gewicht. So auch hier und heute.
Am einstigen Wasserabfluss der Georgendorfer Papierfabrik, der eigentlich außer Betrieb gesetzt ist, hatte sich ein Teil des Wassers einen Weg talwärts gesucht, so dass der Georgendorfer Wasserfall nur spärlich versorgt wurde. Später verließ der offizielle KČT-Wanderweg die Neugrabenflöße. In der Folge war der Floßgraben mehrheitlich eingeebnet, aber die Trasse war gut erkennbar. Die „Schlinge“ führte um einen Ortsteil von Georgendorf. Ab der Straßenüberquerung wiesen neue lokale Wegweiser bei Bedarf in die richtige Richtung. Eingeebnete und gut ausgeprägte Abschnitte wechselten sich ab. Am Waldrand nutzte ich einen Rastplatz zu einer kleinen Pause. Auf den folgenden abgemähten Wiesen war der Verlauf der eingeebneten Neugrabenflöße mit Pfählen abgesteckt. Das taufeuchte Gras machte sich trotzdem auf Schuhen und Hosenbeinen bemerkbar. Am Rauschenbach war die deutsche Grenze erreicht.
 
Nun auf deutschem Territorium änderte sich das Bild. Weite Abschnitte waren mit deutscher Gründlichkeit als Forstweg eingeebnet und ich nutzte auf den Erfahrungen des Vorjahres aufbauend, weitgehend den Waldweg. Nach Überqueren einer Straße verließ ich die Trasse nach rechts und folgte einem Waldweg zu einem Parkplatz. Ab hier lief ich am Straßenrand Richtung Clausnitz. Noch vor dem Ort bog ich diesmal nach links auf einen Feldweg mit grüner Wanderwegmarkierung ein. Eine aussichtsreich positionierte Hütte nach einem Waldstück bot sich als Rastplatz an. Weitergelaufen kam ich nach Cämmerswalde hinunter. Geradewegs über die Hauptstraße verließ ich den Ort und bog nach dem Bundespolizeiobjekt nach links auf einen Feldweg ab. Später nach rechts gewandt, folgte ein leicht steigender aussichtsreicher Wegabschnitt. Abwärts gehend kam ich schließlich nach Deutschgeorgenthal zurück.
 
Die Gehzeit betrug pausenbereinigt 5 h 30 min. Die Strecke ist größtenteils als T1 zu bewerten, Dammbruchstellen sowie Dammanfänge und -enden mit T2. Der Weg zur Talsperre Fleyh ist unmarkiert. Der Verlauf des KČT-Wanderweges entlang der Neugrabenflöße ist mit einem grünen Strich markiert, der Weiterweg am Graben auf CZ-Gebiet ist bei Bedarf durch lokale Wegweiser signalisiert. Auf deutscher Seite wird entlang der Neugrabenflöße streckenweise ein grüner Schrägstrich (Lehrpfad) verwendet.

Tourengänger: lainari


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