Flájský plavební kanál (Neugrabenflöße) - Böhmischer Teil


Publiziert von lainari , 24. Mai 2023 um 21:18.

Region: Welt » Tschechien » Krušné hory
Tour Datum:21 Mai 2023
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ   D 
Zeitbedarf: 3:45
Aufstieg: 260 m
Abstieg: 260 m
Strecke:15,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Deutschgeorgenthal
Kartennummer:1:33.000, SK Nr. 03 Osterzgebirge oder 1:50.000, KČT Nr. 6 Krušné hory - Teplicko

Frühjahrstour an der Neugrabenflöße
 
Der erste Sommertag des ansonsten bisher eher kühl verlaufenen Frühjahres wurde erwartet. Am frühen Morgen machte ich mich mit dem Auto auf den Weg. Eigentlich hatte ich eine etwas weitere Anreise ins zentrale Erzgebirge auf dem Zettel. Ein vermeintliches technisches Problem ließ mich die Fahrstrecke einkürzen. Nach einigen Überlegungen landete ich schließlich in Deutschgeorgenthal.
 
Ich stellte das Auto auf einem Parkplatz ab, startete meine Ausweichtour mit dem Grenzübertritt nach Český Jiřetín (Georgendorf), lief einer Anliegerstraße bergwärts und passierte die hübsche Holzkirche, die beim Talsperrenbau aus dem Ort Fláje hierher umgesetzt wurde. Mein Weg führte durch eine Wochenendsiedlung. Der Weg wurde zum Flurweg und trat in den Wald ein. Durch den zartgrünen Frühlingswald gelangte ich zur Vodní nádrž Fláje (Talsperre Fleyh). Diesmal nahm ich den relativ neuen Treppenweg hinunter zum Fuß der Staumauer und auf der anderen Talseite wieder hinauf. Ein Pavillon verleitete mich zu einer kleinen Frühstückspause. Danach lief ich an der Straße talwärts. Eine rechts neben der Straße befindliche unscheinbare Treppe führte später zum Flájský náhon, dem heutigen Beginn des Flájský/Nový plavební kanál (Fleyh-Floßgraben/Neugrabenflöße). Der ab hier talwärts weitgehend intakte und streckenweise wassergefüllte Floßgraben wurde von einem Wanderweg begleitet. Informationstafeln in tschechischer/deutscher Sprache gaben Wissenswertes wieder.
 
Ausgehend vom böhmischen Fleyh (Fláje) existierte ein vom Wasser der Flöha gespeister ca. 18 km langer Kunstgraben zum Zwecke des Holzflößens bis zur Einmündung in die Freiberger Mulde in Clausnitz. Das bis Freiberg weitertransportierte Holz wurde im dortigen Bergrevier meist zu Holzkohle veredelt und diese als Brennstoff für die Schmelzhütten genutzt. Das Neugrabenflöße oder (Fleyh-) Floßgraben genannte Bauwerk wurde von 1624 bis 1629 in mühevoller Handarbeit errichtet und war bis 1874 in Betrieb. Eisenbahntransporte und die Verfügbarkeit von Kohle machten es bedeutungslos. Zwischen Fleyh und Georgendorf wurde der Kanal noch bis 1948 zur Wasserzuführung für eine Papierfabrik genutzt. Der Floßgraben war eine ingenieurtechnische Meisterleistung seiner Zeit. Mit gleichmäßig geringem Gefälle (optimale Fließgeschwindigkeit) und sanften Radien (Vermeidung von Holzstau) folgte das fast durchgehend 2 m breite Gewässer der hügeligen Landschaft und querte dabei 13 Fließgewässer, darunter den größeren Rauschenbach. Dabei war es teilweise an den Flanken von bis zu 45° steilen Hängen trassiert. Zur Regulierung des Wasserstandes und der Ableitung ungewollter Zuflüsse bei Unwettern waren als Sicherheitseinrichtungen in verschiedenen Abständen sogenannte Fluter vorhanden. Der Graben wurde zu Betriebszeiten jährlich je nach Bedarf, Holzverfügbarkeit und Witterung zwischen 8 Tagen und 3 Monaten genutzt. Für die 8 km vom Fassungspunkt bis zum Rauschenbach brauchten die geflößten Holzstücke 3 Stunden, für die restlichen 10 km bis zur Mulde etwa 5 Stunden. Scheitholz zur Holzkohleherstellung sollte 1,27 m lang sein, normales Brennholz zwischen 0,57 m und 0,99 m. Die Jahreslieferung sollte 4000 Schragen (44.000 Raummeter) betragen und wurde oft unterschritten. Als Höchstwert wurden jedoch Anfang des 19. Jahrhunderts 70.000 Raummeter transportiert.
 
Vorbei an den alten Flutern, die als gute Standortfindung dienen können, kam ich im Verlauf zur Passage am Steinfelsen (Spitzthurm). Am einstigen Wasserabfluss der Georgendorfer Papierfabrik, der eigentlich außer Betrieb gesetzt ist, hatte sich ein Teil des Wassers einen Weg talwärts gesucht, so dass der Georgendorfer Wasserfall nur spärlich versorgt wurde. In der Folge war dann der Floßgraben vielfach eingeebnet, aber die Trasse war gut erkennbar. Die „Schlinge“ führte um einen Ortsteil von Georgendorf. Eingeebnete und gut ausgeprägte Abschnitte wechselten sich ab. Auf den folgenden Wiesen war der Verlauf der eingeebneten Neugrabenflöße durch eine Pfadspur erkennbar. Am Rauschenbach war die deutsche Grenze erreicht. Ich verweilte kurz an einem Rastplatz und nahm diesmal den direkten Weg entlang des Rauschenbaches nach Deutschgeorgenthal zurück.
 
Die Gehzeit betrug pausenbereinigt 3 h 45 min. Die Strecke ist größtenteils als T1 zu bewerten, Dammbruchstellen sowie Dammanfänge und -enden mit T2. Der Weg zur Talsperre Fleyh ist unmarkiert. Der Verlauf des KČT-Wanderweges entlang der Neugrabenflöße ist mit einem grünen Strich markiert.

Tourengänger: lainari


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