Punta Sorapis (3205m) - ein Traumgipfel der Dolomiten über tiefen Felsschluchten


Publiziert von Daniel87 , 2. Oktober 2014 um 19:30.

Region: Welt » Italien » Venetien
Tour Datum:23 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 2050 m
Abstieg: 2050 m
Strecke:Parkplatz Val d' Ansiei-Val di San Vito-Bivacco Slataper-Punta Sorapis-Abstieg wie Aufstieg
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Toblach (Südtirol) nach Schluderbach (Südtirol). Hier links ab Richtung Misurina und Auronzo (Region Venetien). Etwa 8km hinter Misurina im Val d' Ansiei auf der rechten Seite eine Einfahrt in den Wald. Dahinter verbirgt sich der große Parkplatz des Riserva Statale Somadida (Naturschutzgebiet) auf 1140m. Kostenfrei.

Durch den regelmäßig vom Tal aus wiederkehrenden Anblick der Sorapis-Gruppe mit seiner höchsten Erhebung und durch das sehnsüchtige Betrachten des Bildmaterials einiger Berichte aus dieser Gegend, erwuchs in mir eine tiefe Faszination für diesen Berg, was schließlich zu seiner Ersteigung führen musste. Nach der wenig erfreulichen Wetterlage der vergangenen Monate, ließ sich für dieses Vorhaben nun doch für ein paar Tage eine Besserung erkennen. Und so durfte ich die hier vorgestellte Tour als eine der schönsten seit längerer Zeit, die mit einem spannenden Anstieg und mit genialen Ausblicken auf das zackige Gipfelmeer der Dolomiten, die sich wie Riffe aufgereiht präsentieren, auf mich wirken lassen.

Los geht's beim Parkplatz im Val d' Ansiei. Gewöhnlich erhält aber der Ort San Vito auf der anderen Seite des Bergmassivs als Ausgangspunkt der Tour den Vorzug, da man hier eine anscheinend recht gut bewirtschaftete Berghütte passiert. Bei meiner Variante ist die Unternehmung aber sicher eindrucksvoller und auch einsamer, da man etwa nicht über die eintönige Skipiste in San Vito zum Rifugio Scotter aufsteigen muss. Man startet also in einem bewaldeten Tal, nachdem man zuvor vom Parkplatz ein Bächlein überquert hat (Forststraße). Es geht durch ein kleineres Naturschutzgebiet nordöstlich der Sorapis-Gruppe über die Forststraße immer tiefer hinein ins Val di San Vito. Man folgt der Ausschilderung Richtung Forcella Grande bzw. Rifugio San Marco (Weg 226). Die Forststraße wird durch einen kleinen Steig abgelöst, der in vielen Bögen im dichten Wald nach oben leitet. Imposante Felswände flankieren das Tal, das sich nun immer weiter verengt und der nun teils von Erosion gezeichnete Steig flacht nach einem steileren Abschnitt wieder deutlich ab. 

Der Wald lichtet sich und nach einiger Zeit biegt man rechts Richtung Bivacco Slataper ab (Weg 247). Durch einen kurzen Latschengürtel geht es bergan zur nächsten Wegverzweigung, wo man den linken Weg weiter verfolgt. Über freies Wiesengelände trifft man schließlich auf die Route, die vom Rifugio San Marco heraufzieht. Die östliche Felsmauer des Sorapis-Massivs und das leuchtende Gipfelkreuz stechen nun bereits ins Auge. Jetzt noch bis an das Bivacco Slataper heran. Von dort unterhalb folgt eine Querung hinüber in das große Schuttkar und über dieses hinauf zum Einstieg (Normalweg).

Nachdem man auf einer ziemlich gut ausgetretenen Spur und daher nur mäßig anstrengend den Einstieg (roter Pfeil) erreicht hat, geht es nach Überwinden der kurzen Kletterstelle (II) über brüchige und ausgesetzte Bänder (Markierungen; Steinschlaggefahr äußerst hoch) in südlicher Richtung zu einem weiteren Pfeil. Dieser weist nach rechts, wo man steil über Felsstufen zur Schlüsselstelle gelangt (Kamin mit Klemmblock; III-), welche derzeit durch eine angebrachte kleine Griffschlinge etwas erleichtert wird. Oberhalb wird über lange Bänder und einige Kletterstellen (bis II und oft Gehgelände), in einem sehr großen Bogen, die ausgedehnte Flanke nach Süden, und dann unterhalb der Croda Marcora, diese wieder nach Norden gequert. Optional kann man auch direkt nach rechts, allerdings etwas anspruchsvoller, ansteigen.

Am Ende des langen Bands führen die Markierungen nun über mehrere Felsabsätze (max. II) unmittelbar Richtung Gipfel. Zum Schluss muss noch ein kleiner Felsturm auf einem sehr ausgesetzten Band gequert werden. Auf dieses Band gelangt man an einer Unterbrechungsstelle mithilfe eines recht luftigen Spreizschritts. Möglicherweise handelt es sich hier um die zweite Stelle III-, die ich allerdings als deutlich leichter empfunden habe (nur eben ausgesetzt). Anschließend folgt recht schnell das Ziel.

Oben zeigten sich viele markante Dolomitengipfel und wegen des guten Wetters gar der Hauptkamm mit dem Großglockner. Ein sehr schöner Gipfel mit Kreuz von 2009 und Gipfelbuch. Runter ging es wieder über den Aufstiegsweg und in der Dunkelheit erreichte ich das Auto.

Schwierigkeiten & Fazit:

Vom Tal bis zum Bivacco Slataper: T3 (teilweise erodierter Weg, sonst unproblematisch; 3,5 Stunden).
Vom Bivacco Slataper über den Normalweg zur Punta Sorapis: T6/III- (zusätzlich nicht unerhebliche Steinschlaggefahr, da ununterbrochen Fels zu Tal stürzte; 2,5 Stunden).
Vom Gipfel den gleichen Weg wieder hinab ins Tal: 5 Stunden.
Zudem wurde alles durchmarkiert.

Eine geniale Tour im Herz der Dolomiten mit Anstieg durch ein recht einsames Tal. Oberhalb des Kars taucht man dann immer weiter in das eindrucksvolle Felsgelände ein. Am Gipfel herrscht außerdem eine tolle Stimmung, da dieser mit Ausblicken aufwartet, die wohl ihresgleichen suchen.

Tourengänger: Daniel87


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Kommentare (9)


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Nic hat gesagt:
Gesendet am 2. Oktober 2014 um 20:17
Klasse Tour. Sehr schön!

Daniel87 hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. Oktober 2014 um 21:26
Danke! Die Tour hat echt getaugt :-)

ADI hat gesagt:
Gesendet am 2. Oktober 2014 um 22:09
*****

Da wollten wir heuer auch hin.....
Man sollte nicht bloß wollen....man sollte es auch tun.
Wie es bei AKW geht, hast Du eindrucksvoll bewiesen!
Klasse!

VLG!

ADI

Daniel87 hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. Oktober 2014 um 12:18
Hi ADI,

danke! Genau, bei dieser Tour sollte es unbedingt AKW haben! Ein typischer Gewittertag in den Dolomiten mit eingenebelten Gipfel wäre suboptimal und schade...
Du hast diesen schönen Tag aber auch gut genutzt. Ich denke, auch diese Tour würde Dir gut gefallen, sogar ganz besonders, aber "der Berg läuft ja nicht davon"!

Beste Grüße,
Daniel

his hat gesagt:
Gesendet am 3. Oktober 2014 um 08:50
Herzlichen Glückwunsch zu dieser tollen Tour und zur "Hikr-Erstbegehung"!

Daniel87 hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. Oktober 2014 um 12:27
Vielen Dank! Diese grandiose Tour wollte ich schon lange mal machen! Verblüffend, dass hier kein weiterer Eintrag zu finden ist :-) .

VG

georgb hat gesagt: Bergheil
Gesendet am 25. März 2015 um 15:51
Du warst einfach schneller, bzw. hast das richtige Wetterfenster erwischt! Wollte 2014 über San Vito zum Sorapis, doch deine Variante gefällt mir besser. Ist für heuer vorgemerkt.
Danke für den klasse Bericht und die eindrucksvollen Bilder,
Grüße, Georg

Daniel87 hat gesagt: RE:Bergheil
Gesendet am 27. März 2015 um 20:51
Hallo Georg,

ich danke Dir. Stimmt, da du dich in den Dolomiten anscheinend gut auskennst und viel machst, dachte ich mir eh, dass da von dir demnächst ein Bericht kommt :-) . Hatte auch erst den anderen Anstieg im Blick, doch den kannte ich schon ansatzweise. Von Norden ist's sicher ein wenig abwechslungsreicher. Auch komisch, dass es im letzten Sommer eigentlich keinen schönen Tag gegeben hat, und die Bedingungen eigentlich nie gegeben waren, im Sep hat's dann gepasst...
Möchte im nächsten Jahr evtl. mal auf den Cristallo schauen, mal gucken ob ich da eine einigermaßen gute Route zum Gipfel finde... Ihr habt's da scho tolle Berge. Schöne Tour.

Gruß, Daniel

georgb hat gesagt: Cristallo
Gesendet am 29. März 2015 um 11:07
Servus Daniel,
Freu mich schon auf deinen Cristallobericht. Sollte kein Problem sein, ist zwar etwas unübersichtlich, aber immer im machbaren Bereich! Werd dich vom Sorapis gegenüber grüßen ;-)
Bis dahin, Georg


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