Höllentorkopf N-Kante - ein anspruchsvoller Klassiker bei Nebel


Publiziert von algi , 9. September 2013 um 10:57.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum: 8 September 2013
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:00
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Garmisch, Talstation Osterfelderbahn

Bei der morgendlichen Abfahrt bin ich noch der Meinung, dass der Tag ähnlich schön wird, wie der gestrige Samstag. Um 6:00 Uhr belehrt mich ein Radiosprecher eines Besseren, ein Tief zieht heran, und von Westen her breiten sich Gewitter aus. Eine Stunde später empfiehlt eine freundliche Frauenstimme eines anderen Senders, sich nochmal umzudrehen, da man bei dem nahenden Regenwetter eh nichts verpasst. Na super, jetzt möchte ich es aber wissen, und bis Mittag wird das Wetter schon noch halten. Kurz vor Garmisch hebt sich das Wettersteinmassiv kaum noch vom dunkelgrauen Hintergrund ab, und auf Höhe Kreuzeck / Osterfelderkopf breiten sich bereits erste schmale Nebelbänder aus.

Vom Osterfelderkopf führt mich der Weg schnell zum Hupfleitenjoch mit Blick zu den Knappenhäusern und ins Höllental. Kurz vor der plattigen Rinne, die vom Höllentorkopf herabzieht, sollen Steigspuren noch oben führen. Da ich nicht fündig werde, steige ich eben direkt in dem Rinnensystem hinauf ( I - II, T5 ). Die Rinnen führen zunächst leicht rechtshaltend aufwärts, unter den ersten Steilaufschwüngen der N-Wand halte ich mich links, und peile die Schlucht zwischen Osterfelder- und Höllentorkopf an . Zuletzt gerade aufwärts, bis ich rechts auf einem Absatz einen windschiefen Stab entdecke, das muss der Einstieg in die N-Kante sein. Offensichtlich gibt es wohl doch einen einfacheren Zustieg, da ich mit 70 Min. Gehzeit ab Osterfelderkopf, 10 Min. länger unterwegs war, als im Führer angegeben.

Warmklettern ist in der N-Kante nicht möglich, stattdessen muss auf den ersten 6 m gleich richtig zugepackt werden, danach deutlich leichter weiter bis zum ersten Standplatz. Um auf die ausgeprägte Rampe zu gelangen, muss zunächst über eine abschüssige Kante in eine kleine Verschneidung gequert werden. Hier sind wohl schon so Manchem die Hände feucht geworden, denn die wenigen Griffe sind schon recht abgespeckt. Die Rampe führt schließlich in eine Rinne, die auf Höhe eines Pfeilerkopfes nach links verlassen wird. Nach wenigen Metern erreicht man den auffälligen Kamin mit 2 großen Klemmblöcken. Der Erste wird außen überklettert, der Zweite auf der Innenseite überwunden. Linkshaltend weiter in eine Rinne, ich verfolge sie bis zu Ihrem Ende weiter. Nun Linksquerung an die Kante und ausgesetzt weiter auf dem schmalen Grat. Mittlerweile steigen meine Zweifel, ob ich mich noch auf der richtigen Route befinde, denn der Fels sieht sehr unberührt aus, und einen Haken habe ich auch schon länger nicht mehr gesehen. Auf einem kleinen Absatz finde ich dann wieder  2 Standhaken vor, jetzt ist die 'Welt' wieder in Ordnung. Alle 15 bis 20 m stoße ich im weiteren Verlauf auf ein gebohrten Zwischenhaken, die Route verläuft zwischen dem linkssseitigen, eher schrofigen Rinnensystem, und der rechten Kante in festem Fels. Flachere Passagen wechseln sich mit  Steilaufschwüngen ab, dabei wird meines Erachtens mind. einmal der 4-te Grad erreicht. Die, im Führer angegebenen 70m II-er Gelände, werden bei dieser Linie auf jeden Fall umgangen. Über ein ausgeprägtes Verschneidungssystem erreiche ich schließlich den Gipfel.

Zeitlich betrachtet, wäre nun noch eine Tour an der Alpspitze möglich, aber der dichte Nebel, läßt derartige Überlegungen nicht ernsthaft zu. Also Abstieg über die Rinderscharte zum Osterfelderkopf und weiter zum Kreuzeck.

Fazit: die Nordkante bietet nahezu durchwegs anspruchsvolle Kletterei im Grad III und IV in weitgehend festem Fels. Auf die im Führer angegebenen II-er Seillängen bin ich nicht gestoßen, vmtl. wurde die Route mittlerweile begradigt. Da in der oberen Hälfte der Tour nur sehr wenige Zwischenhaken vorhanden sind, würde ich die Mitnahme eines gut sortierten Klemmkeil-/Friendsortiments empfehlen.

Viele Grüße
Albert


Tourengänger: algi


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Kommentare (2)


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fspiegel hat gesagt: Anspruchsvoll
Gesendet am 14. Juni 2017 um 15:16
auch bei Sonne. Man darf die Länge der Tour nicht unterschätzen. Meine Freundin und ich haben ganze acht Stunden in der Wand verbracht und waren erst bei Dunkelheit wieder unten in Garmisch. Die Wegfindung gestaltet sich teilweise schwierig, was wohl unter anderem auch daran liegt, dass an einigen Stellen großen Felsstücke herausgebrochen sind, und dass es kaum Haken zwischen den Ständen gibt. Die 10. Seillänge hatte nochmal schöne Reibungsplatten, an denen es sogar Haken gab. Teilweise wurde die Routenführung wohl auch geändert.

algi hat gesagt: RE:Anspruchsvoll
Gesendet am 15. Juni 2017 um 10:32
Hab's vor 2 Jahren auch nochmal mit Freundin gemacht. Für den "Zustieg" haben wir damals die Abseilpiste von Osterfelderkopf genutzt. Leider habe ich den 2.-ten Abseilhaken nicht gefunden, so dass für die Sucherei sehr viel Zeit verloren ging. Dann kam noch eine zweite Seilschaft dazu, die anfangs nur sehr langsam voran kam. Zuletzt haben wir die Seilbahn gerade noch erwischt. Es war wieder eine eindrucksvolle Felsfahrt, die mir sehr gut gefallen hat.


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