Der Zwingherrenbogen bei Hinterfultigen


Publiziert von Zaza , 28. Mai 2008 um 07:53.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum:27 Mai 2008
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 4:30
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo hinterfultigen
Kartennummer:1186

Hinterfultigen gilt im Bernbiet als Synonym für einen abgelegenen Ort. Aber Hinterfultigen gibt's tatsächlich; es ist ein lieblich gelegenes Dorf, das nicht einmal extrem abgelegen ist. Dieses Dorf hat auch seine Sehenswürdigkeiten. In Fachkreisen weltbekannt sind die beiden Maillart-Brücken über den Rossgraben und den Schwandbach. Sie werden am besten in Verbindung mit einer Velotour (markierte Route Bern-Schwarzenburg) besucht. Nur lokal bekannt ist der Zwingherrenbogen, von dem hier berichtet werden soll. Es handelt sich um einen natürlichen Felsbogen, der in den abschüssigen Hängen der Schwarzwasserschlucht steht. Dieses Gebilde ist sogar auf dem Ortswappen von Fultigen zu sehen. Umso erstaunlicher, dass der Zugang recht anspruchsvoll ist. Er ist nur Leuten mit Erfahrung in abschüssigem, heiklem Gelände anzuraten. Empfehlenswert sind Bergschuhe oder zumindest Wanderschuhe mit einer griffigen Sohle und ein Stock. Seilsicherung ist problematisch, da gute Sicherungspunkte fehlen - man sollte sich also auf die eigene Trittsicherheit verlassen.

Ausgangspunkt ist Hinterfultigen, das mit dem Postauto oder auf diversen Wanderwegen aus fast allen Richtungen zu erreichen ist. Man folgt dem Wanderweg Richtung Steiglenau. Dabei quert das Strässchen einen kleinen Wald. An der Stelle, wo man aus dem Wald austritt (bei Steiglen) geht man rechts auf einen Pfad, der in den Wald hinab führt. Man folgt ihm bis auf ca. 760 m. Die Abzweigung ist erkennbar an einer neuerdings aus Steinen erstellten Feuerstelle, weiter hinten sieht man einen Überhang aus rötlichem Fels. Dort führt eine Spur nach rechts weg, unter einem überhängenden Fels hindurch. Man quert nun in stellenweise heiklem, abschüssigen Gelänge mehrere Runsen, bis man vor den Überresten einer ehemaligen Erdburg steht. Hier sind an diversen Stellen deutliche Spuren menschlicher Bearbeitung zu erkennen. Vermutlich handelte es sich um einen Zufluchtsort, der in keltischer Zeit errichtet wurde. Manchmal wird das Gebilde auch als Druidentempel interpretiert. Weitere, eher spekulative Interpretationen finden sich hier.

Update Zugang: Ein wesentlich sicherer Zugang (Stand 2015) funktioniert so: Auf etwa 790 m, wo das Gelände 
Richtung Schwarzwasser hinuntern steiler wird, führt ein Weglein rechts weg in eine Runse hinein. Am Anfang dieses Pfades ist an einem Baum rechts ein verwitterter Plastikbändel angebracht. Der stets erkennbare Pfad führt zunächst kurz abwärts, quert dann etwas (an einer Stelle ein Drahtseil) und führt schliesslich in ein Tälchen, durch das er steiler hinab führt. Bald sieht man den Bogen, den man mit einer letzten Querung erreicht. Dies ist offensichtlich der Normalweg und wohl der einzige empfehlenswerte Zugang!

 



Hinweis: Die Koordinaten, die auf dieser Dillum-Seite angegeben sind, sind falsch oder zumindest unpräzise. Richtig ist ungefähr: 595750 / 187800. Wegen dieser fehlerhaften Angabe, die auf die falsche Rippe verweist, hatte ich den Ort beim ersten Versuch nicht gefunden. Der Bogen ist übrigens auch im Buch "Magisches Bernbiet" erwähnt. Nebst einer etwas krausen Beschreibung des Zugangs ist da auch zu lesen, dass der Zugang möglicherweise gesichert werden soll. Da das genannte Buch ein paar Jahre alt ist, scheint dies ein eher langfristiges Projekt zu sein.

Man quert nun auf einer abschüssigen Spur eine nächste Runse und sieht oben, teilweise verdeckt durch Bäume, den eindrücklichen Felsbogen. Auf der Rippe, auf welcher er steht, kann man in den Bogen hinein steigen. Es ist ein interessantes Gebilde, das recht filigran wirkt. Einige Besucher konnten leider der Versuchung nicht widerstehen, sich im weichen Sandstein zu verewigen.
 

Zurück bei der Verzweigung auf ca. 760 m kann man auf einer sehr steilen Spur (an einer Stelle ein fixes Seil bzw. eine fixe Schnur...) zum Schwarzwasser hinab steigen. So erreicht man diese beliebte Sommerfrische an einer wenig überlaufenen Stelle und kann gleich ein erfrischendes Bad nehmen. Das Schwarzwasser lässt sich hier gut durchwaten. Auf der anderen Seite führt ein steiler, wenig ausgeprägter Pfad wieder in die Höhe nach Steinenbrünnen.


Route:

Schwarzwasserbrücke - Bütschelbachsteg - Chromen - Zwingherrenbogen - Holzmatt - Nidegg - Sackau - Borisried - Oberbalm

Update:
Am 31.5. war ich nochmals in der Gegend unterwegs, um ein paar Zugänge zum Schwarzwasser zu erkunden.

Route:
Niedermulern - Observatorium - Bungerten - Mittl. Ried - Ruine Ramsburg - Hinterfultigen - Niederhäusern - P. 735 - Schwarzwasser - P. 652 - Breitacheren - Steiglen - Hällstett - Holzmatt - Abstieg zu P. 622 (Versuch) - Nidegg - Schwarzwasserbrücke

Befund:

  • Die Brücke zwischen Borisried und Vorderfultigen wurde vor kurzem wieder montiert, der Weg ist wieder begehbar.
  • Abstieg von Niederhäusern an P. 735 vorbei zum Schwarzwasser: Passabel zu erkennen, wird offenbar wenig begangen. Um dann zu P. 652 zu gelangen, muss man etwa 4 x durchs Schwarzwasser waten.
  • Aufstieg von P. 652: Passabel zu erkennen, stellenweise etwas luftig, wenig begangen. Von oben ist der Einstieg nicht gut sichtbar.
  • Abstieg von Holzmatt (vgl. Kommentar von aboehlen): Bis zu einem alten Sandsteinbruch breiter Weg. Dann schmal, zuerst gut zu erkennen. Verliert sich dann in heiklem, abschüssigen Gelände...ich bin nicht mal bis zur Holzleiter gekommen (wenn sie denn noch da ist). Das nächste Mal versuche ich's wohl von unten. 

Update 2
Am 5. Juli habe ich den Pfad vom Schwarzwasser nach Holzmatt gesucht und gefunden. 

Route: 
Mit dem Velo bis zur Narida-Fabrik bei Ried/Buttnigen. Runter zum Burgbachsteg und dem Schwarzwasser entlang (Tevas) bis zu P. 622. Hinauf nach Holzmatt und zurück zum Velo.

Wenn man von S kommt, ist der Einstieg bei P. 622 daran zu erkennen, dass man erstmals links oben am Rande der Schlucht ein einzelnes Haus sieht. Der Weg ist als schwache Spur noch zu erkennen. Er macht zuerst einen ansteigenden Bogen nach rechts (fast bis zu einem Bachlauf), geht dann lange links zurück, dann am Fuss einer Felswand durch, bis zu einer Zone mit vielen umgestürzten Bäumen. Hier direkt hinauf, bis man die Spur wieder sieht. Kurzer Bogen mit steilem Aufstieg nach links, dann rechts in eine Sandsteinrinne, die zuoberst keinen Ausstieg zu haben scheint. Etwas rechts findet sich aber die Holzleiter, an ihrem oberen Ende ist ein kurzes Fixseil. Dann kurz über einen kleinen Sporn, links unter einem Felsüberhang durch und zum kleinen Steinbruch hinauf. Von hier auf gutem, breitem Weg nach Holzmatt.
 
 

  •  

Tourengänger: Zaza


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Kommentare (11)


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ABoehlen hat gesagt:
Gesendet am 28. Mai 2008 um 10:07
Danke für diesen Bericht! Diese Route ist mir von einem Bericht, der vor Jahren im Berner Anzeiger publiziert war (im Rahmen einer Serie von Wegen zu "Kraftorten"), bereits ein Begriff. Da ich von diversen Kraxeltouren im Bantigergebiet aber weiss, wie heikel Sandsteingelände sein kann, habe davon bisher die Finger gelassen. Sieht auf jeden Fall eindrücklich aus; der Felsbogen scheint mir noch um einiges grösser zu sein als jener recht berühmte am Elefant bei Geristein.
Eine Frage noch zum Aufstieg nach Steinenbrünnen: Welchen der beiden Pfade (von denen die aktuelle Karte nur noch den westlicheren zeigt), hast Du benützt? Jenen westlichen ist mir als recht einfach von einer Begehung im 2002 bekannt, den anderen versuchte ich im Folgejahr von der Holzmatt her zu erkunden, musste aber unterhalb einer hölzernen Leiter das Vorhaben abbrechen (noch ca. 70 m über dem Bach), weil keinerlei Spur mehr auszumachen war.

Zaza hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. Mai 2008 um 11:16
Salut Adrian,

ich habe den westlichen Pfad genommen, um Richtung Steinenbrünnen aufzusteigen. Er ist heutzutage ebenfalls undeutlich, besonders im untersten Teil. Gleich zu Beginn liegt ein grosser Baumstamm quer über den Weg. Man erkennt aber, dass man richtig ist, weil auf dem Baumstamm zwei Halteriemen für die Hände angebracht sind. Im mittleren Teil liegt etwas Fallholz auf dem Pfad. Weiter oben ist er dann recht deutlich, an einer Stelle auch mit künstlichen Tritten. Der östliche Pfad (Nahe P. 622) sieht ebenfalls sehr interessant aus, den möchte ich gelegentlich mal erkunden. Vermutlich ist er von oben besser zu finden, aber von unten besser zu begehen...Reizvoll ist es übrigens auch, in dieser Zone dem Bachbett entlang zu wandern: mit Tevas gut machbar.

Gruess, zaza

Mathias hat gesagt: Interessant
Gesendet am 29. Mai 2008 um 08:53
Ja, ist wirklich interessant, dein Bericht, danke. Ich wollte schon seit einiger Zeit mal die Gegend erkunden (ein Projekt wäre z.B.vom Bütschelbachsteg dem Bütschelbach so weit wie möglich zu folgen; keine Ahnung, ob das möglich ist). Plant man genügend Zeit ein, so lässt sich das wohl mit dem Zwingherrenbogen kombinieren.
Gruss, Mathias

Zaza hat gesagt: RE:Interessant
Gesendet am 29. Mai 2008 um 11:05
Salut Mathias,

die Begehung des Bütschelbaches habe ich auch ins Auge gefasst. Das sollte machbar und interessant sein. Die oberste Brücke über den Bütschelbach ist übrigens weggerissen: In Borisried ist ein Schild, dass die Verbindung nach Fultigen deswegen gesperrt sei.

Gruess, Manuel

Mathias hat gesagt: Zugang Zwingherrenbogen
Gesendet am 25. Juli 2008 um 14:50
Hallo Zaza,
ich habe gestern einen Versuch unternommen, den Zwingherrenbogen zu besuchen. Wie hier nachzulesen ist, war mir der Zugang zu heikel. Wichtig scheint mir die folgende Ergänzung zu deiner Beschreibung: Es zweigen zwei Wege rechts von der Wegspur ab, welche beide sehr ähnlich aussehen. In beiden Fällen führt ein schmales Band unter überhängenden Sandsteinfelsen hindurch. Welches das richtige ist, da bin ich mir nicht ganz sicher; vermutlich das untere, welches etwas besser zu begehen ist. Fussspuren habe ich in beiden Fällen gesehen.
Gruss, Mathias

Zaza hat gesagt: RE:Zugang Zwingherrenbogen
Gesendet am 25. Juli 2008 um 22:09
Salut Mathias,

wie gesagt, diese Querung ist wirklich heikel! An einigen Stellen hat es keine brauchbaren Griffe und der Untergrund ist nicht sehr zuverlässig. Wenn ich mich recht erinnere, ist es das obere Band, man erkennt es daran, dass die Felsen etwas rötlich sind, vgl. Foto 3.

Gruess, Manuel

Mathias hat gesagt: RE:Zugang Zwingherrenbogen
Gesendet am 26. Juli 2008 um 22:02
Salut Manuel,
die rötliche Färbung im hinteren Teil des Bogens sehe ich erst jetzt. Das ist definitiv das untere Band.
Gruss, Mathias

BaumannEdu hat gesagt: Zwingherrenbogen
Gesendet am 15. April 2009 um 13:58
Wir sind am 14.4.2009 am Zwingherrenbogen gewesen. Zunächst waren wir an seiner Südseite, dann haben die grosse durchlöcherte Rippe ganz unten umgangen, um in die nächste Runse zu gelangen. Auch von dieser nördlichen Seite kann das Loch nicht ohne Sicherung erreicht werden. Wir sind dann für die Heimkehr dieser Runse bis ganz nach oben gefolgt, mit einer kleinen Kletterstelle am rechten Rand ganz oben.

Zaza hat gesagt: RE:Zwingherrenbogen
Gesendet am 15. April 2009 um 17:01
Die Querung von der Erdburg zur Rippe, auf welcher der Bogen steht, war bereits letztes Jahr recht unangenehm. Es lag da nur noch wenig Humus auf dem rutschigen Untergrund. Es kann gut sein, dass sich die Lage in der Zwischenzeit nochmals verschlechtert hat.

Irgendwo habe ich mal gelesen, dass vorgesehen war, den Zustieg abzusichern. Vielleicht wird ja was draus.

Vorderhand ist aber noch darauf hinzuweisen, dass der Zugang zum Bogen wirklich durch heikles und abschüssiges Gelände führt, das teilweise keinen Halt für die Hände bietet. Also Vorsicht!

Gruess, zaza

BaumannEdu hat gesagt: RE:Zwingherrenbogen
Gesendet am 28. April 2009 um 08:56
In meinem Kommentar vom 15.4.2009 spreche ich zu Unrecht von südlicher und nördlicher Seite. Es muss heissen westliche und östliche Seite.

filips hat gesagt: Update
Gesendet am 20. Mai 2009 um 14:59
Wir waren letztes Wochenende am Zwingherrenbogen. Der letzte Aufstieg gestaltet sich eigentlich recht gut, wenn man einmal über die erste Runse hinweg. In dieser liegt loses Erdmaterial auf Sandstein, sehr rutschig, allerdings ist es dort kaum ausgesetzt.
Der Zustieg von Osten rauf zum Bogen sieht von oben her gesehen auf jeden Fall um einiges unangenehmer aus.
Ich glaube allerdings, dass beide hier beschriebenen Zustiege/Bänder nicht die besten Varianten sind. Bei unserem Zustieg haben wir einen Weg auf ca. 780müM genommen, der an keiner Stelle besonders steil/ausgesetzt gewesen und durchwegs gut begehbar ist.


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