Sustenhorn 3503m, Gwächtenhorn 3420m (NO-Abfahrt "light")


Publiziert von Bombo , 25. Juni 2013 um 22:15.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Oberhasli
Tour Datum:15 Juni 2013
Ski Schwierigkeit: S
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-UR 
Zeitbedarf: 6:45
Aufstieg: 1955 m
Abstieg: 1955 m
Strecke:siehe GPS-Datei
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit PW bis zum zweitobersten Parkplatz nach dem Hotel Steingletscher, Gebühr CHF 5.00 für den ersten Tag, CHF 1.00 zusätzlich für jeden weiteren Tag. Campieren offiziell verboten...
Kartennummer:LK 1:50'000, Bl 255 S "Sustenpass"

Sustenhorn flop, Gwächtenhorn top (via NO-Flanke "light")


Nachdem ich bereits eine Woche zuvor auf dem Clariden 3268m sowie dem Gross Schärhorn 3295m die Skitourensaison 2012/2013 offiziell für beendet erklärt habe, galt es an diesem wettermässig verhaltenden Samstag die Saison nun auch noch definitiv zu beenden. Das Tüpfchen auf dem "i" sollte nach dem Gipfelbesuch des Sustenhorn 3503m noch die steile Abfahrt über die Gwächtenhorn-Nordost-Flanke sein. 

Schon beim Start um 04.00 Uhr beim Parkplatz Umpol 2040m ging die Suche nach dem richtigen bzw. vom Wasser nicht abgeschnittenen Weg im "Schneeinseln-Labyrinth" los. Man ist gut beraten, sich von Anfang an auf die in der LK eingezeichnete Brücke nordwestlich des Parkplatzes zu konzentrieren. Diese war es nämlich auch, welche den einzigen vernünftigen Zugang ins Gebiet Umpol bildete, ohne dass wir schon zu Beginn nasse Füsse bekamen. 

Die Schneequalität zeigte sich aufgrund der viel zu warmen Nacht von der üblen Sorte und diese sollte sich erst auf ca. 2800 bis 2900m mehr oder weniger verbessern. Bis dahin hiess es Nasschnee-Schlurfen und dies zusätzlich noch bei bedecktem Himmel - richtige Happy-Gefühle kamen da definitiv nicht auf. 

Knapp unter der 3000er-Höhenlinie trennte ich mich von meinen Tourenkameraden Alpin_Rise und Kollege Simon, da diese eine Abfahrt über die Gwächtenhorn-Nordost-Flanke von Beginn weg ausschlossen und ich mir dieses Schmankerl aufgrund der Routenwahl nicht gleich sofort verspielen wollte. Eher wollte ich zuerst auf das Sustenhorn 3503m, dessen Gipfel ich kurz nach 07.30 Uhr erreichte. Dort machte ich mich dann aber aufgrund des zügigen Windes sowie den sich rasch nähernden Wolken bald wieder vom Acker, weshalb auch die Abfahrt über die tolle Westflanke nicht wirklich genussvoll war. Oben war es windgepresst und als die Schneequalität sich dann merklich verbesserte, sorgten die Wolken dafür, dass die Sicht sich auf ein Minimum beschränkte. Statt in einer sauberen Line zügig die Flanke zu rocken, gab es eher ein Herumhaspeln, was das bisherige Vergnügen auch nicht wirklich aufwertete. 

Ich war nahe daran, dem Tag bzw. der Tour ein Ende zu setzen und auf das Gwächtenhorn zu verzichten - die ständig aufziehenden Wolken nahmen mir definitiv die Motivation. Als ich dann aber im flachen Teil auf dem Steigletscher unterhalb der Sustenlimi meine beiden Kameraden wieder sah und diese trotz Wetterkapriolen einen Sustenhorn-Versuch wagen wollten, entschloss ich mich, selbiges zu tun und das Gwächtenhorn in Angriff zu nehmen. 

Sonnenschein pur, Graupel von der ganz kalten Sorte, Softshell an, Softshell weg - also irgendwie präsentierte  uns der Wetterfrosch heute sein gesamtes Sammelsurium. Im Wissen, dass es bis zum Gipfel nicht mehr weit war, kämpfte ich mich trotz müden Beinen durch und erreichte um 09.15 Uhr den westlichsten Punkt des Gipfels vom Gwächtenhorn 3420m. Zurück beim flachen Gipfelplateau schloss ich mich 2 Telemärkler an, welche das selbe Vorhaben planten wie ich: die Abfahrt über die steile (anfänglich ca. 50 Grad, weiter unten dann ca. 45 Grad) und von oben praktisch nicht einsehbare Nordost-Flanke. Ob der Schnee nicht bereits zu weich ist?

Zu dritt fuhren wir bis an die Abbruchkante der Flanke, schon hier spürten wir die schweren Schneemassen - ein flaues Gefühl ging durch die Magengegend. Einer der beiden fuhr dann noch am Rand der Flanke ein paar Meter weiter hinunter, wo er dann Einsicht in die Einfahrt sowie in die gesamte Flanke hatte. Die Verhältnisse sahen auch aus dieser Perspektive definitiv nicht besser, weshalb wir zum Rückzug bliesen und mit einem kurzen bootpack erneut das Gipfelplateau erreichten. Wir entschlossen uns nun, die Variante "Nordost-Flanke-Light" zu fahren, welche oberhalb von P. 3225 beginnt. Nicht mehr ganz so steil, aber immer noch abenteuerlich genug - links und rechts befinden sich einige Séracs - kamen wir so in den Genuss einer absolut genialen Abfahrtsvariante. Eindrücklich auch, als ein von unseren Skis ausgelöster winizig kleiner Schneeball sich in wenigen Sekunden zu einer überdimensional grossen Schneemannskugel verwandelt hatte (und dabei noch fast unseren First-Liner getroffen hätte...) - mit dem heutigen schweren Schnee war es auf alle Fälle die richtige Wahl, auf die Gipfelabfahrt zu verzichten.

Die weitere Abfahrt über den Steigletscher glich mehr dem sommerlichen Wasserskifahren als der sonst im Winter bzw. Frühling getätigten Sportart. Egal wie schnell man war (bzw. sein wollte), es bremste einem richtiggehend aus. Glücklicherweise lief die Ebene unterhalb der 2300er-Marke dank guter Spur wie geschmiert, sodass ein Stockeinsatz einem erspart blieb. Um 10.15 beim Parkplatz Umpol 2040m angekommen verabschiedete ich mich von den beiden Tellis. Nur wenige Augenblicke später - ich habe die Skiausrüstung zwischenzeitlich gegen Shorts und Flipflops eingetauscht - erreichten auch meine Tourenkollegen der ersten Etappe das Ziel, dies nachdem sie wie ich den zweiten Gipfel erfolgreich erreicht haben.

Damit ist die Skitourensaison 2012/2013 nun endgültig und definitiv beendet. Verglichen mit anderen Jahren blicke ich zurück auf mengenmässig weniger und auch weniger hohe, dafür aber qualitativ sehr schöne Gipfelziele und dies meist bei hervorragenden Schnee- und Wetterverhältnissen. Wer sich über die schlechten Wetterverhältnisse in dieser Saison beklagt, ist selbst Schuld - gibt es doch genügend andere Alternativen, als bei jedem Wetter loszuziehen und sich im Anschluss daran über das Wetter zu beklagen.

Ich danke allen "Follower" meiner Berichte für die "Lese-Treue" und wünsche eine tolle, glückliche und unfallfreie Sommersaison 2013. 



Start: 04.00 Uhr
Sustenhorn: 07.30 Uhr (inkl. Pausen)
Gwächtenhorn: 09.15 Uhr (inkl. Pausen)
Ziel: 10.15 Uhr

Distanz: 18.6km
Zeit in Bewegung: 4h 19min
Die Schwierigkeit "S" bezieht sich auf die "Light-Variante" der Nordost-Flanke (Normalroute WS)



SLF: "Sommerpause"





Route Nr. 520/521 - Skitouren der CH - Scanavino/Gansser/Auf der Maur (WS bzw. WS+)
Route Nr. 710a/711 - Zentralschweizer Voralpen und Alpen - M.Maier (WS+ bzw. WS)
Route Nr. 252a/253 - Skitouren Zentralschweiz/Tessin - W. Auf der Maur (ZS bzw. WS-)



Tourengänger: Bombo


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