Auf den Kahleberg


Publiziert von lainari , 25. Oktober 2012 um 18:32.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Erzgebirge
Tour Datum:20 Oktober 2012
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 430 m
Abstieg: 290 m
Strecke:20 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:S-Bahn S 1 Pirna-Dresden, RE oder RB Dresden-Freiberg, Zug der FEG Freiberg-Holzhau
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Zug der Städtebahn SB 72 Altenberg-Heidenau, S-Bahn S 1 Heidenau-Pirna
Kartennummer:1:33.000, SK Nr. 03 Osterzgebirge

Von Holzhau nach Altenberg
 
Heute stand ein ÖV-Ausflug auf dem Plan. Naja fast, die unvermeidliche Anfahrt mit dem PKW zum Bahnhof lasse ich einmal unberücksichtigt. Mit einem Sachsen-Ticket in der Tasche bestieg ich die S-Bahn und fuhr am Morgen von Pirna nach Dresden. Hier stieg ich in den Sachsen-Franken-Express Richtung Nürnberg um, der schon bereitgestellt war. Der Zug bestand aus zwei Regio-Swinger Triebwagen. Langsam füllten sich diese. Ganze Hausstände wurden von einigen Reisenden in Schrankkoffern mitgeführt, viele Studenten stiegen ein, dazu noch eine größere Wandergruppe mit ihren Rucksäcken und einem Hund - man kam sich näher im Zug. Endlich war Abfahrt. Nach dem Halt in Freital-Deuben hatten die Triebwagen trotz voller Besetzung auf den taufeuchten Schienen Mühe, Geschwindigkeit aufzunehmen. Dies besserte sich und wir stürmten im Anschluss die Tharandter Rampe hinauf. Es kippte nach links, es kippte nach rechts - ein wenig Cisalpino-Feeling für Arme. In Freiberg verließ ich dieses Ambiente und stieg in den Regio-Shuttle der Freiberger Eisenbahngesellschaft um. Der Triebwagen war zu etwa 2/3 besetzt, angenehm und zügig fuhren wir durch das Tal der Freiberger Mulde hinauf. Die herbstliche Landschaft leuchtete bunt im Sonnenschein. In Mulda wurde ein Betriebshalt eingelegt, in der Woche kreuzen hier die Züge, am Wochenende herrscht Einzugbetrieb im Zweistundentakt. Der Triebfahrzeugführer kam mit einer Tasse Kaffee und einer Zeitung vom Gespräch mit dem Fahrdienstleiter zurück. Hier stimmt das Betriebsklima und das kommt auch dem Fahrgast zu Gute. Im Verlauf erreichten wir Holzhau, seit 1972 der Endpunkt der Bahnlinie Nossen-Moldau (sächs. NM-Linie). Bis dahin führte sie noch bis zum Bahnhof Hermsdorf-Rehefeld hinauf. Dort wiederum war seit 1945 das Ende der Strecke, nachdem die Verbindung ins tschechische Moldava v Krušných horách (Moldau) unterbrochen und abgebaut wurde. Ebenfalls bis 1972 existierte eine Materialseilbahn von Holzhau bis zum Kalkwerk Hermsdorf. Die Schüttbunker in Holzhau dürften noch bis zur Wende mit LKW-Belieferung in Betrieb gewesen sein. Heute sind sie abgerissen.
 
Kurz nach Holzhau war die alte Bahntrasse als Skiloipe ausgewiesen und ich nutzte sie bergwärts laufend. Auf diesem Abschnitt war der Bahndamm grasbewachsen und durch den Schotter leicht uneben. Später stieß ein Wanderweg dazu und der Weg war eben und splittbedeckt. Jetzt erreichte ich Teichhaus, eine Kleinstsiedlung und einstiger Bahnhaltepunkt. Vom Bahnsteig ist noch die Betonkante vorhanden. Ein Stück oberhalb verließ die bisher parallel verlaufende Straße das Tal. Hier musste ich den Bahndamm verlassen und einen daneben verlaufenden Flurweg benutzen, weil die Trasse als Flächennaturdenkmal mit einem Betretungsverbot belegt war. Welch wundersame Wandlung für ein Areal, das mit Teer- und Schmierölen, Schlacke, Asche, Ruß und anderen unschönen Dingen belastet sein dürfte. Durch ein idyllisches Tal ging ich weiter bergwärts. Ich unterbrach den Marsch für eine erste Pause. Die Sonne strahlte, die Herbstfarben leuchteten, das Laub duftete und so langsam erreichte die Temperatur für diese Region sommerliche Werte. Nun passierte ich den alten Bahnhof Hermsdorf-Rehefeld. Hier gibt es ein Sporthotel und Wanderheim. Im Areal sind einige Eisenbahnutensilien auf- und ausgestellt, der geschichtliche und örtliche Bezug dürfte aber eher gering sein. So befinden sich dort zwei Wasserkräne und zwei Lichtsignale, eines davon ist gar ein Exemplar der Deutschen Bundesbahn. Ich wanderte auf der Trasse weiter bergwärts. Nur teilweise grasbewachsen, war im Schotter noch die frühere Anordnung der Schwellen zu sehen und die wurden auf dem Abschnitt schon 1945 entfernt. Kaum vorstellbar, das einst auf dieser anspruchsvoll trassierten Route über das Erzgebirge dampflokbespannte Güterzüge mit böhmischer Kohle in Spitzenzeiten im 10-Minuten-Abstand verkehrten. Jetzt traf ich in Neurehefeld ein. Von der Grenzbrücke fotografierte ich den Bahnhof Moldava v Krušných horách, die tschechische Bahnstrecke hierher wird leider nur noch im Wochenend-Ausflugsverkehr betrieben.
 
Ich blieb auf deutscher Seite und nutzte den mit der Markierung „Blauer Strich“ versehenen Kammweg. Nach dem Taleinschnitt mit Rehefeld-Zaunhaus wich der Weg vom Eintrag in meiner Karte (Stand 2008) deutlich ab. Aber eine Umverlegung von Fernwanderwegen ist durchaus keine seltene Angelegenheit, ständig wird irgendwo am Routenverlauf „optimiert“. Nachdem ich einige Zeit auf Forstwegen im Wald unterwegs war, verteilte sich der blau markierte Wanderweg auf zwei Möglichkeiten, ich wählte die direktere. Kurz vor dem Ziel Kahleberg bog ein schmaler steiniger Pfad in einen mannshohen Legföhrenwald ein. Ein seitlicher Abzweig führte erstmals auf die große Blockhalde. Kurz darauf kam ich zum kleinen Imbiss und zur Gipfelaussicht. Diese war gut besucht, geschätzte 75 % der Besucher waren Tschechen. Am Rande des Getümmels ließ auch ich mich zur Pause nieder. Der Ausblick war phänomenal, zeigte aber auch, dass die Sächsische Schweiz heute erneut unter der Südwetterlage litt, Nebelwolken flossen über den Kamm. Nach einiger Zeit brach ich auf und fädelte erneut auf einen schmalen steinigen Pfad ein. Circa 50 m entfernt verlief parallel eine stark frequentierte Wanderautobahn, auf dem Pfad war ich allein unterwegs. Auf dem Kammweg stieg ich vom Berg ab. Später zweigte ich nach links ab und steuerte auf den Großen Galgenteich zu. Diesen umging ich auf dem Staudamm. Über einen Campingplatz erreichte der Wanderweg die Ortslage Altenberg. Hier am Bahnhof endete meine geplante Tour. Der Zug der Städtebahn fuhr gerade ab. Ohnehin wollte ich den schönen Tag noch für einen Rundgang in Altenberg nutzen. Dafür hatte ich jetzt 2 h Zeit. Vorbei an einem Meridianstein, dem Nullpunkt der lokalen Bergbauvermessung umging ich die Altenberger Pinge, den großen Einsturztrichter von 1620. Ein Blick hinein war aber von hier aus leider nicht möglich. Am Fuße des Geisingberges pausierte ich und genoss eine schöne Aussicht. Dann ging ich zurück in den Ort. Später fuhr ich mit der Städtebahn das Müglitztal hinunter und stieg in Heidenau in die S-Bahn um.
 
Die Gehzeit betrug pausenbereinigt 4 h 30 min. Die Pfade im Gipfelbereich des Kahleberg sind mit T2 zu bewerten, die übrige Strecke als T1. 

Tourengänger: lainari


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Geodaten
 13561.kml

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