Falknis - Samiklaus - Grauspitz - Schwarzhorn


Publiziert von Gecko , 2. November 2011 um 21:47.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum: 1 Oktober 2011
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   FL 
Zeitbedarf: 1 Tage

Lawena - Falknis – Ruchberg – Samiklaus – Grauspitz – Schwarzhorn - Lawena
 
Spontan entschieden wir uns, diese schon lange fällige Tour nun endlich zu verwirklichen und den höchsten Liechtensteiner zu besuchen. Überzeugt davon, dass diese Tour bestimmt auf Hikr des Langen und Breiten bestens beschrieben wird, wollten wir am Vorabend schnell eine Beschreibung ausdrucken. Doch weit gefehlt, abgesehen von ein paar Bildern, die den Grat von weitem zeigen, waren kaum nützliche Infos zu holen. Dies soll sich nun ändern.
 
 
Falknis – Ruchberg – Samiklaus, T5, ZS, IV
 
Dank Fahrbewilligung bis kurz unterhalb der Alp Lawena sind die ersten tausend Höhenmeter schnell geschafft. Ein gemütlicher Wanderweg führt auf den Falknis. Von dort hat man einen eindrücklichen Blick in die SW-Abstürze des Samiklaus (erkennbar durch das Gipfelkreuz).
 
Weiter geht’s zuerst noch einfach, meist dem Grat entlang oder nur wenig rechts (Südostseite) davon. Ein kleiner Aufschwung von zwei oder drei Metern lässt sich auf der Nordwestseite problemlos erklettern. Dort wo der Grat einige wilde und brüchig aussehende Zacken bildet sind wir rechts etwas abgestiegen und haben die Türme in der Grasflanke umgangen. Da diese Grasflanke in horizontaler Richtung aber auch schon recht bald endet, wird man automatisch wieder hoch zum Grat gelenkt (hier kurze Kletterpassage II-III, etwas brüchig aber mit mittleren Camalots absicherbar). Sobald man genügend gegen den Grat hochgestiegen ist findet man auf der „Rückseite“ eine einfache Abstiegsmöglichkeit. Danach ohne Schwierigkeiten absteigen in eine Gratsenke, bevor’s dann wieder aufwärts (nun meistens links vom Grat, auf einer parallel zum Grat verlaufenden Geröllterrasse) auf die nächste Graterhebung geht. Diese wird über eine kurze, etwas heikle Kletterstelle erreicht. Evtl. sollte man schon vorher versuchen, auf die Gratschneide zu kommen.
Die nächste Gratsenke erreicht man, indem man sich wieder links vom Grat den einfachsten Weg sucht. Generell einfach, aber zu steil um auszurutschen! Kurz vor der Senke hatten wir eine ca. fünf Meter hohe Stufe abzuklettern. Sicherungsmöglichkeiten mit Klemmkeilen, evtl. Friends und einer Zackenschlinge.
Nach der Senke auf der gegenüberliegenden Seite nochmals kurz und steil hoch, dann steht man direkt unter der Nordwestkante des Samiklaus-Turms. Diese war zu unserer Überraschung mit sieben Bohrhaken abgesichert und verlangt schöne Kletterei in gutem Fels (noch genussreicher, wenn man wie wir Kletterschuhe dabei hat, ca. IV-V). Wir haben an einem Haken Zwischenstand gemacht, da unser doppelt genommenes Halbseil nur 30m lang war, die ganze SL dürfte ca. 45m sein. Kurz vor dem Gipfel Stand an zwei Bolts mit Kette. Im Gipfelbuch stehen viele Einträge von wenigen Personen.
 
Abstieg vom „Kläusle“ (so der liechtensteinische Name) auf schwacher Wegspur, zuletzt unschwierig in Scharte abklettern.
 
(Vorder) Grauspitz 2599m, ZS, III
 
Jenseitig der Scharte hoch (Fixseil, Benutzung auf eigenes Risiko, befestigt ist es oben an einer in den Dreck geschlagenen und nicht über alle Zweifel erhabenen Eisenstange) auf einen flachen Absatz nordseitig der Grauspitzgipfelwand (ca. III).
 
Von dem Absatz (dort wo das Fixseil aufhört) könnte man vermutlich in einer bis zwei Seillängen direkt hoch auf den Vorgipfel des Grauspitz klettern, wie fest der Fels dort ist weiss man aber halt erst, wenn man es probiert hat. Frische Spuren auf Schneeresten leiten uns jedoch horizontal, zuletzt in etwas heiklem Gelände, hinüber an den Beginn einer kleinen Schlucht, die hinauf in die Gipfelgratscharte des Grauspitz führt. Für uns war dies die heikelste Passage der ganzen Tour, weil in nicht ganz trockenem, abwärts geschichtetem Fels aufgestiegen werden musste und, im Gegensatz zur Samiklauskante, keine Haken drin waren. Gleich zu Beginn haben wir daher einen soliden Normalhaken stecken lassen, ebenso am Stand ca. 35m weiter oben. Von diesem Stand wird ein kurzer senkrechter Absatz von links her überwunden, eine abdrängende Stelle (hier gute Sicherung mittels Camalot) führt nach rechts, von wo man unschwierig hinauf bis ans Ende der Rinne (35m) gelangt. Ein gebohrter Kettenstand befindet sich wenige Meter rechts der Scharte und könnte zum Abseilen benutzt werden. Von hier in wenigen Schritten hinauf zum höchsten Punkt. Der höchste Liechtensteiner hat KEIN Gipfelkreuz.
 
 
Grauspitz – Schwarzhorn (Hinter Grauspitz), T5+
 
Zügig geht’s unschwierig dem Grat entlang abwärts in den Sattel zwischen Grauspitz und Schwarzhorn (Hinter Grauspitz). Letzteres sieht dem Grat entlang abweisend felsig aus, geht dann aber problemlos in gut gestuftem Gras und nicht schlimm brüchigem Fels.
 
Wäre man zeitlich früher dran, könnte sicher gut noch der Naafkopf angehängt werden. Wir entschieden uns aber für den direkten Abstieg über den Grat, der zur Demmerahöhi führt. Noch vor Erreichen dieser hielten wir links hinunter ins Geröll. Die ganze Schutthalde auf der Nordseite der Kette ist gigantisch gross und versprach eine tolle Rutschfahrt… leider war dem nicht so. Wie wir merken mussten rutscht es sich auf den flachen Steinen einfach nicht so gut wie auf runden. Nächstesmal würden wir wohl noch weiter dem Grat entlang absteigen und die Geröllhalde von Anfang an so gut wie möglich umgehen.
Der weitere Abstieg führt meist weglos, aber einfach über schöne Wiesen hinunter auf die Alp Lawena.
 
Fazit:
Sehr schöne Tour mit eindrücklichen Passagen. Über weite Strecken sieht das Gelände von weitem viel wilder aus, als es effektiv ist. Das Gehen am kurzen Seil sollte beherrscht werden. Die Tour (oder Teile davon) scheint auch bei Steinböcken beliebt zu sein, wir haben ein ganzes Rudel aus nächster Nähe gesehen.
 
Material:
Ein mindestens 35m langes Seil sollte schon dabei sein, dazu zwei bis drei mittlere Friends (Camalot 0.75, 1 und 2) sowie ein paar Keile. Eventuell können auch Normalhaken nützlich sein.
 
Schlussbemerkung:
Wir hatten keine Führerbeschreibung und behaupten nicht, überall den optimalsten Weg gefunden zu haben. Daher am besten Augen auf und selber schauen.
 
 
 

Tourengänger: Gecko


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