Chli Windgällen 2986 m - auf der Suche nach der Kletterstelle


Publiziert von basodino , 3. Oktober 2011 um 23:02.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum: 3 Oktober 2011
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit dem Auto oder ÖV bis zur Talstation der Seilbahn Golzern ca. 2 km hinter dem Dorf Bristen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:siehe oben
Unterkunftmöglichkeiten:Windgällenhütte AACZ (2032 m) und Berggasthäuser in Golzern (unweit des Sees).
Kartennummer:1192 Schächental, 1212 Amsteg

Als ich beim hervorragenden Abendessen in der Windgällenhütte saß, wurde ich auch gefragt, was ich morgen vorhätte. Den kleinen Windgällen, meinte ich. Ach, Du gehst zum Klettern? Na, da macht man sich doch Gedanken, ob die Route eventuell doch schwerer ist, als gedacht.
Doch wenn man dann am nächsten Morgen um 8 Uhr losläuft, beginnt es erst einmal ganz einfach. Bei den herausragenden Bedingungen der letzten Wochen, die der eigentliche Grund für den Kurztrip ins Uri war, fällt der Aufstieg leicht. Man findet nach 10 Minuten in westlicher Richtung leicht die Verzweigung, an der man rechts aufwärts abbiegt. Hier beginnt eine gute Spur, die einen bis zu einem sehr großen, von weitem sichtbaren Steinmann bringt. Allerdings führt die inzwischen nicht mehr so gute Spur einige Meter unterhalb durch und man sollte sich auch nicht verleiten lassen, zum Steinmann aufzusteigen, denn alle vermeintlichen Spuren führen in eine höher gelegene, leichte Querung, von der man am Ende wieder ein wenig durch steiler werdendes Gras absteigen muss, um den eigentlichen Weg zu finden.
Hinter einem breiten Rücken führt dieser in eine Querung durch sehr steile Hänge, die für Menschen mit Höhenangst nicht geeignet sind. Schließlich erreicht man ein Tälchen mit etwas Blockgeröll, hinter dem man den blau markierten Weg vom Tal zum Furggeli (2487 m) findet. Diesem folgt man für vielleicht eine gute Viertelstunde, bis dieser sich verzweigt und links zum Chli Windgällen führt. Weiter hübsch hinauf bis an den Rand eines weiten Beckens, das früher mal dem Schnee und Eis gehört haben mag. Hier kann man sehr gut pausieren (ca. 2580 m). Bis hierher T3, 2 h 00 min.
Der Weg wendet sich nun direkt dem Gipfel zu und führt über ein wenig Geröll in einen grauen Schutthang. Die Spur steilt zusehends auf, ist aber gut ausgetreten und leicht zu begehen (T3). Man erreicht eine flache Schulter. Jetzt darf man sich nicht in eine Querung nach links begeben, sondern steigt über eine schwache Rippe (Blöcke) in einen felsig, gestuften Hang rechterhand ein. Weiter oben erreicht man wieder die Rippe. Wenig später quert man kurz exponiert nach rechts (nur bei schneefreien Bedingungen empfehlenswert), aber nicht zu weit, denn hier beginnt gleich ein sehr steiles Zickzack durch Felsstufen (I, exponiert). In dieser Passage braucht man die Hände auch zum Abstützen. Aber ist das Klettern?

Eingefügt nach Hinweis: Bei Vereisung oder Schnee muss man diese Passage wohl links umgehen, wobei man exponiert einige Meter klettern muss, II. (Da wäre dann die erste richtige Kletterstelle gewesen).

Bevor man oben eine weitere Rippe direkt ersteigt, kann man nach links queren und eben diese Rippe tiefer überschreiten. Dort beginnt dann die eigentliche Querung durch die steile Südflanke. Am Ende der beinahe horizontalen Querung steigt man durch einen Spalt links hinauf (I) und erreicht weiterhin über Wegspuren einen Rücken. Auf diesem Rücken darf man sich nicht durch einen großen Steinmann weiter rechts irritieren lassen. Man folgt einfach der Spur, die zuerst gerade hoch führt und dann tendentiell nach rechts durch Blöcke und Geröll führt. Man könnte verführt sein, auf der Suche nach endlich einer richtigen Kletterstelle immer wieder nach links aufwärts durch Kamine und Spalten zu klettern, was aber nicht nötig ist. Man erreicht kurz den Grat, wendet sich aber sofort nach links, um zu einer weiteren Anhöhe zu steigen (bis hierhin meist T4/T4+).
Nun quert man links einiger Felsen über Blöcke erneut zum Grat hinauf. Und da ist endlich die Kletterstelle. Einen Aufschwung muss man tatsächlich (leicht exponiert) erklettern, wobei sich der 2. Grad nur auf wenige Meter bezieht. Nun nochmals links an einem kleinen Einschnitt des Grates vorbei und leicht hinauf, die letzten paar Schritte etwas luftig über den höchsten Punkt zum Gipfelbuch. T5-, II, 1 h 30 min vom Pausenpunkt.

Mein Fazit:
Für mich ist es ein anspruchsvoller Wandergipfel mit einer Kletterstelle, zumindest wenn man schneefreie, sprich ideale Bedingungen vorfindet, sonst sind es offensichtlich derer zwei. Bei Schnee, Nässe oder Nebel wird es sicherlich ganz schnell eine ganz andere Dimension. Zum eigentlichen Klettern gibt es in diesem Gebiet aber sicherlich andere Ziele.

Zwei Bemerkungen:
Zum einen schaue man sehr genau nach der Spur, da einige Steinmänner nicht günstig oder gar ganz falsch positioniert sind. Man kann sich relativ leicht verhauen.
Die Einstufung T5- ist mir einigermassen schwer gefallen. Ich habe als Maßstab meine letzte Tour (Piz Linard = T5) genommen und da scheint mir die heutige Tour doch näher am Piz Julier (T4+) gelegen zu sein. Man findet bei guten Bedingungen beinahe überall eine Spur und kann diese mit Stöcken begehen. Es gibt indes einige Stellen, an denen man sich besser mit den Händen festhält (I) und für Menschen mit Höhenangst ist die Tour sicherlich ungeeignet.

Da es eine Kurztour war, musste ich den Abstieg über Oberchäseren (1925 m) nach Golzern zur Bahn nehmen. Der Weg ist leicht zu finden, ist aber ab Oberchäseren abwärts sehr ermüdend, staubig und eintönig und für müde Muskeln einfach immer ein bißchen zu steil.
Vor allem im Kontrast zum tollen Hüttenweg zur Windgällenhütte fand ich diesen Schluss ein klein wenig enttäuschend. 2 h 45 min vom Gipfel zur Bergbahn.

Die im Kopf angegebenen 8 h 30 min beziehen den Hüttenaufstieg (2 h 15 min) am 1. Tag mit ein.

Tourengänger: basodino


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