Getschung - Torwächter vor Zermatt


Publiziert von akka , 31. Juli 2011 um 23:59.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:31 Juli 2011
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Aufstieg: 1550 m
Abstieg: 1550 m
Strecke:Täsch 1440m - Arigscheis 2240m - Zen Spichern 2360m - Getschung 2863m - retour

Wandern rund um Randa und Täsch ist wie eine Symphonie.
Ob ich die Wirkung auf mein Gemüt gar mit Wagner`s Ring vergeichen soll? Die Vertonung der Nibelungen könnte man jeden Tag zelebrieren. Ein Sommertag im Vorzimmer von Zermatt ist ein Geschenk, dass es nicht oft gibt.

Getschung - 2863m ist ein Berg, dessen Namen wohl die wenigsten kennen. Aber Vorsicht - gesehen haben ihn schon sehr viele Berggänger. Bei der Anfahrt auf Täsch ist er dem hier dominierenden Mettelhorn vorgelagert und wohl von so manchen Berg- und weniger Berginteressierten wahrgenommen worden.
Noch nie kam es dazu, dass ich diesen brilliant gelegenen Aussichtsberg bestiegen hatte. Ein seltsamer Umstand, denn gerade rund um Randa feiert mein Bergherz Weihnachten und so mancher Aussichtspunkt wurde des öfteren schon durch mein Schuhwerk malträtiert.
Im www findet man nichts zum Getschung. So musste ich mich an Kartenmaterial halten. Da ich die Tour spontan unternam, blieb mir aber nicht viel Vorbereitungszeit und Studium von zahlreichen archivierten Bildmaterial auf meiner Festplatte. 
So startete ich am Campingplatz in Täsch, wo nordseitig der Wanderweg zum Arigscheis hochführt. Das ist echtes echtes Oberwalliser Original. Wie liebe ich solche Wege. Wie ein Kunstwerk schlängelt er sich tough und steil durch das wilde unnahbar anmutende Gelände, nördlich des Schopfzug. Das so wilde Gelände begegenet einem mit einer anmutigen Schönheit. Mit jedem Höhenmeter kommen rasch die vom Schnee überzuckerten Gletscherriesen wie der Dom, Täschhorn, Alphubel, Rimpfischhorn, Castor, Pollux und das Breithorn hervor. Der Weg ist teilweise versichert, es hat ein paar ausgesetzte Passagen. Sogar eine Leiter gilt es zu erklimmen. Dennoch ist bei trockenen Verhältnissen auch dem Ungeübten eine Begehung an Herz zu legen (T2+). Allerdings, aufgrund der kontuierlichen Steilheit, muss mit Schweissfluss gerechnet werden.
Arigscheis - welch ein Name - ist eine Aussichtskanzel auf 2240m. Von hier führt ein deutlich weniger begangener Pfad nach Westen  (Zen Spichern 2360m). Der Pfad wird immer undeutlicher, das Gelände belibt  aber übersichtlich. Nun war es daran, zu entscheiden, wie der Gipfel des Getschung erreicht werden soll. Ich habe das Gefühl, von hier ging es gut, direkt durch die Nordflanke. Es sieht im oberen Bereich sehr felsig aus und ich bin mir nicht sicher, was dies bedeutet. Ich entscheide mich, diese Variante beim Abstieg zu versuchen und lasse mich von der Neugierde noch weiter nach Westen treiben. Westlich von P.2349 biege ich nach Norden ab. Blockgelände dominiert schnell die Szenerie. Nun, das habe ich ja besonders gerne und halte gleich mal auf die grösten Brocken zu. Schnell merke ich aber, dass diese äusserst wackelig in der Gegend liegen. Das bin ich vom Mattertal gar nicht gewohnt. Irgendwann wird mir die Sache zu mulmig. Selbst grosse Blöcke sitzen nicht fest. Ich ziehe mich wieder zurück und versuche es auf einer feineren Schuttader. Dies ist nicht erfreulich, da zwei Schritte vor- eineinhalb zurück. Ich verlege mich auf die Allradtechnik und kämpfe mich höher. Dabei vergesse ich, auf den Höhenmesser zu schauen. Irgendwann stelle ich fest, dass ich den Gipfel eingentlich gleich erreicht haben müsste, da ich mich auf 2830m befinde. Oberhalb meiner Position aber noch gut 150m übelster Wackelblock. Ich hole die Karte hervor und stelle mit Entsetzen fest, das ich direkt P.2970m vor der Mettelhorn Nordwand anpeile. Ein Traversieren des Hanges ist zu gefährlich. Ich steige wieder vorsichtig bis 2680m ab und peile nun über deutlich festeres Blockgelände den richtigen Gipfel an. Konzentration ist übrigens auch hier erforderlich. Nicht jeder Stein hält, was er verspricht, aber ich komme langsam wieder in Übung. Der Gipfel ist dann schnell erreicht und die Wolken, welche das Weisshorn während des Aufstiegs einhüllten, sind verschwunden. Welch eine fabelhafte Kulisse. Das Zinalrothorn so kühn, das Weisshorn so graziös.  
Beim Abstieg steige ich dann durch die Nordflanke. Von oben hat man ja ohnehin einen besseren Überblick. Die Ideallinie treffe ich auch diesmal nicht. Dennoch kann man auf den Gras- und Felsbändern jede I-IIer Kletterstelle umgehen. Eine sehr spannende und trotzdem stressfreie Geschichte. Möglicherweise wäre der Gipfel am einfachsten über eine deutlich ausgeprägte Rampe zu erreichen, welche vom P- 2360 leicht nach halblinks zieht.

Zurück auf dem Wanderweg, steige ich ab nach Arigscheis, wo ich noch einmal ausgiebig eine genussvolle Rast mache. Der Abstieg nach Täsch ist dann für die müden Muskeln eine Herausvorderung. Der Geist kompensiert dies aber wieder, dank der tollen landschaftlichen Eindrücke.  

Ich bewerte die Tour jetzt mal mit T4-.
Realistish gesehen, war ich beim Versteiger Richtung P.2970m sicherlich im oberen T4 unterwegs.
Erwischt man die Ideallienie ab P.2360 durch die Nordflanke, kann man bei ausreichend Geschick im T3+ bleiben.


Tourengänger: akka


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Kommentare (1)


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CarpeDiem hat gesagt:
Gesendet am 3. August 2011 um 22:22
Oha, die Wunschliste ist nach diesem Bericht wieder etwas länger geworden... Danke für den guten Beschrieb!

Gruss, Anne-Catherine


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