Heiligkreuzkofel

Ein herrlicher und wolkenloser Tag bricht an. Am Morgen vor dem Frühstück stehen wir stocksteif  vor der Hütte und schauen auf das Thermometer. –20° C. Wir gehen frühstücken und hoffen auf die Kraft der Sonne.

Der Heiligkreuzkofel ist im Winter mit Schneeschuhen ab der Faneshütte eine Prachttour. Aber auch lang! Bis zum Abend legt man eine Strecke von 21 km zurück. Die Höhenmeter fallen da fast schon nicht mehr ins Gewicht. Es heißt also zügig aufbrechen!

Man hält sich in etwa an den Sommerweg (Richtung Kreuzkofeljoch) und schwenkt dann zuletzt rechts ab auf den Gipfel zu. Trotz der Länge und der moderaten Steigung wird die Tour nie langweilig. Das schwach ansteigende Gelände ist voller Wellen und man hat immer was zu schauen.

Unser Problem ist heute, dass der Wind, nachdem wir die letzten Bäume hinter uns lassen stetig weiter auflebt. Bei der Kälte (es ist kaum wärmer geworden) eine schneidige Angelegenheit. Langsam kommen wir in Kammnähe, da wird aus dem Wind ein kleiner Sturm. Es windet so kräftig, dass immer wieder kleine Schollen mit Eis über den Kamm fliegen. Wir machen das noch eine ganze Weile mit, bis ein Mitleidender einen weißen Fleck auf der Backe bekommt.

Für mich ist das der Aufruf die Tour abzubrechen.
Ich brauche keine Erfrierungen im Gesicht. Und ich bin auch nicht auf einer Polarexpedition. Heldentum liegt mir sowieso nicht. Und der Heiligkreuzkofel ist auch die nächsten Jahre noch da (wenn der Wind nicht noch wesentlich stärker geworden ist)

Wir kehren auf knapp 2800m um und erreichen die Hütte mit dem Vorsatz wieder zu kommen!