Riedchopf (2552 m) - Im Angesicht der Rätikon- und Silvretta-Riesen


Publiziert von marmotta , 1. Dezember 2010 um 22:23.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Prättigau
Tour Datum:30 November 2010
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT3 - Anspruchsvolle Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   A 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Strecke:St. Antönien, Litzirüti - Matten - Alpeltitälli - Riedchopf - P. 2540 retour
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo St. Antönien, Rüti oder mit PW via Küblis nach St. Antönien und weiter über Litzirüti bis max. zum PP Nr. 12 (Matten/Dörfji), Parkgebühr CHF 5,00 für den ganzen Tag

Das Gebiet rund um St. Antönien im Prättigau hält eine ganze Reihe interessanter (und dementsprechend viel besuchter) Gipfel bereit, die sich hervorragend für Ski- oder Schneeschuhtouren eignen. Dank des hoch gelegenen Ausgangsortes sind die Schneeverhältnisse meist sehr gut - und die weiten, mit etwas Glück noch unverspurten Hänge lassen kaum Wünsche offen. Bei der Tour auf´s Jägglisch Horn gefiel mir die Gegend gleich so gut, dass ich mich nun innert 10 Tagen ein zweites Mal nach St. Antönien aufmachte...

So sehnsüchtig mich die Tourenski im Keller auch ansahen - sie durften wieder nicht mit. Stattdessen griff ich erneut nach den Schneeschuhen, denn ich hatte bereits mit Runner abgemacht, der im "Treffpunkt" nach Tourenbegleitern für eine Schneeschuhtour während seiner Ferien gesucht hatte.

Mit meinen Tourenvorschlägen "Riedchopf" und alternativ "Hasenflüeli-Eggberg" (bei weniger sicheren Verhältnissen) war er sofort einverstanden. Vor Ort entschieden wir uns dann für den Riedchopf, da ich mir von dort eine besonders schöne Aussicht auf meine geliebten Berge im Montafon und der Silvretta versprach. Und wir sollten diesbezüglich nicht enttäuscht werden!

Bei grimmiger Kälte starteten wir vom Parkplatz Nr. 11 an der Strasse, die von Rüti hinauf ins Gafiatal führt. Man könnte auch noch deutlich weiter hinauf zum PP Nr. 12 bei Matten/Dörfji fahren, jedoch hielten wir dies angesichts der schneeglatten Fahrbahn ohne Schneeketten für keine so gute Idee.

Vom besagten letzten Parkplatz an trafen wir auch sofort auf eine Skiaufstiegsspur, die zwar durch den Einfluss von Schnee und Wind in den letzten Tagen stellenweise kaum mehr sichtbar, jedoch mit etwas Gespür noch durchaus brauchbar war. Nach der Steilstufe ins Alpeltitälli endete die Spur auf ca. 2400 m, es waren jedoch auch weiter oben noch Spuren auszumachen bzw. zu "ertasten", die augenscheinlich vom St. Antönier Joch herüberkamen, von wo aus dem Skigebiet von Gargellen auf der österreichischen Seite ebenfalls in dieses Hochkar zugestiegen werden kann, in dem sich die Gipfel und Grate wie in einem Amphitheater ringsum aufreihen.

Hier erreichten wir (endlich) auch die wärmenden Sonnenstrahlen bzw. diese uns - in der unberührten Schneelandschaft erlebten wir nun ein wahrhaftiges Wintermärchen!
 
Beim Wegweiser nördlich von P. 2482 erreichten wir den Grenzkamm CH/A, dem wir bis zum Gipfel des Riedchopfs mehr oder weniger direkt folgten. Nachdem der Ausläufer des Schollberg-Ostgrats passiert war, wurde der Grat deutlich schärfer und war entsprechend verwächtet. Dennoch behielten wir die Schneeschuhe an und gingen konzentriert auf der Gratschneide bis zum eigentlichen Gipfelkopf. Während Runner sich den finalen Aufstieg auf den felsigen Gipfelkopf schenkte, nahm ich die kleine alpinistische "Herausforderung" an und traversierte den Gipfelkopf zunächst auf der Westseite. Da die Querung an einer Stelle sehr exponiert und abschüssig ist und der lockere Schnee auf den glatten Felsen kaum Halt bot, wäre hier ein Abziehen der Schneeschuhe bzw. das Deponieren derselben vor dem Gipfelkopf ratsam gewesen. Es ging dann auch mit den Schneeschuhen an den Füssen, jedoch nicht ohne Anspannung. Unmittelbar nach dieser Passage deponierte ich die sperrigen und in diesem Gelände eher hinderlichen Geräte und bewältigte die letzten steilen Meter zum Gipfelgrat und über diesen zum stattlichen Gipfelkreuz "unten ohne". Der stark verwächtete Gipfelgrat verlangte noch mal volle Konzentration, insbesondere der kurze Abstieg in die Scharte unmittelbar vor dem Gipfelblock war angesichts meterhohem, grundlosem Schnee eine rechte Wühlerei…
 
Von der Aussicht bietet der Gipfel nicht viel mehr als der zuvor begangene Grat zwischen Schollberg-Ausläufer und Riedchopf bzw. als das kleine, namenlose Gipfelchen (P. 2540) im Schollberg-Ostgrat, das wir anschliessend noch erstürmten. Das Panorama ist allerdings wirklich beeindruckend: Sämtliche Riesen der Silvretta, des Rätikons und des Verwalls waren aufgereiht, angefangen vom Piz Linard über Gr. Litzner-Gr. Seehorn, Fluchthorn, Küchlspitze-Kuchenspitze-Patteriol bis zu Sulzfluh-Drusenturm-Schesaplana. Ich war restlos begeistert!
 
Leider hielt das Wetter nicht annährend das, was der Wetterbericht versprochen hatte. Bereits um 13.00 Uhr war der Himmel komplett abgedeckt, so dass wir in sehr schwierigem, diffusem Licht den Abstieg über die Aufstiegsroute via Alpeltitälli antreten mussten.
 
Alles in allem dennoch ein sehr gelungener Tag, an dem vom viel gescholtenen Rummel an den Gipfeln rund um St. Antönien für einmal nichts zu spüren war – wohl auch, weil das Skigebiet Gargellen erst am kommenden Wochenende eröffnet. Dann wird´s am Riedchopf sicher nicht mehr so ruhig zu und her gehen…
 


Tourengänger: marmotta, Runner


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