Wenden - Blaue Lagune (7b+)


Publiziert von mde , 24. September 2010 um 07:42.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Oberhasli
Tour Datum:22 September 2010
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: 7b+ (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Titlis und Wendenstockgruppe   CH-BE 
Zeitbedarf: 11:00
Aufstieg: 1000 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Innertkirchen - Gadmen - Wendenalp (Taxe 10 CHF).

Im Jahr 1996 erschien das Buch "Sportklettern in den Alpen" von Peter Mathis, das ich mir damals umgehend anschaffte. Es enthält Top-Fotografien von vielen Traumrouten, so auch von der Blauen Lagune (Topo) an den Wendenstöcken. Grossformatig ist da der Erstbegeher Kaspar Ochsner in der Schlüsselseillänge zu sehen, durch die Aufnahmetechnik saugt es einen auch auf dem Sofa richtiggehend in die Tiefe. "Viel Luft unter dem Kiel in der Blauen Lagune 9-, 8 obl." stand da zu lesen. Und daneben auch der Text, den die Erstbegeher ins Gipfelbuch schrieben "Eine Steigerung an Schönheit, Schwierigkeit und Linienführung scheint für uns nicht mehr möglich".

Prolog


Natürlich befand sich diese Route sogleich auf meiner Wunschliste. Vielleicht nicht gerade als völlige Utopie, doch ganz klar als Fernziel und Wunschtraum, machte ich damals doch gerade so meine ersten Erfahrungen mit dem oberen 6. und unteren 7. UIAA-Grad. Doch, "wir bleiben dran", viele Jahre, unzählige Bouldertrainings, Hunderte von Klettergartenrouten und Dutzende von schwierigen Alpinklettereien später, wo aber immer der Weg und nicht das Ziel im Fokus war, war der einstige Traum in realisierbare Nähe gerückt.

Was braucht es, um ihn zu realisieren? Kraft und Kletterkönnen, ja natürlich. Aber eben nicht nur: am Gipfel angelangt, auf dem Rückweg und beim Znacht blieb ausführlich Zeit zu diskutieren. Es kristallisierte sich heraus, dass vor allem Vertrauen gefragt ist, Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten. Es gilt, den mentalen Zustand zu erreichen, wo der Fokus auf dem nächsten Griff, dem Weiterweg liegt und nicht daran, wie weit sich die letzte Zwischensicherung schon unter den Füssen befindet, und dem "was wäre wenn...".

Die Sicherungsabstände an den Wendenstöcken sind bisweilen weit. Objektiv gesehen gefährlich sind die Routen ihrer Steilheit wegen deswegen aber nicht. Aber, man muss die Leere unter den Füssen ausblenden können. Wenn das gelingt, man die innere Ruhe gefunden hat, sich in den Runouts endlos an den Griffen scheint festzukrallen können, so hat man das ultimative Erlebnis beim Klettern. Die Routen an den Wendenstöcken erzwingen diesen Zustand geradezu, nebem dem besten Fels weitherum sich mit ein Grund, warum es uns immer wieder dorthin zieht.

Und wie erreicht man ihn, diesen Flow? Üben, üben, üben. Wir gelangen zur Einsicht, dass nicht nur das Halten von kleinen Griffen und das Ausführen von anstrengenden Zügen zu Trainingszwecken uns den Weg zur Blauen Lagune geöffnet haben. Sondern auch die unzähligen Alpin-Seillängen unter dem persönlichen Limit, wo wir dieses Vorwärtsstreben, den Fluss nach oben, immer wieder erfahren konnten. Gestern waren wir da, konnten uns an der blauen Lagune laben. Ein Tag im Paradies, sozusagen - mögen noch viele weitere solche Traumtage kommen!

Tourenbericht

Vor 4 Wochen noch zugunsten der längeren "Todo o Nada" auf später im Jahr verschoben, war eigentlich klar, was jsp und am nächsten gemeinsamen Klettertag unternehmen würden. Selbstverständlich konnten wir es auf der Anfahrt nicht lassen, doch auch von vielen anderen Touren zu schwärmen, die an ebendiesem Tag auch würden erlebt werden können. Aber als wir um 7.50 Uhr den Sack auf der Wendenalp schulterten, ging es auf mit dem Ziel Excalibur-Pfeiler.

Der Weg dorthin ist nicht ganz so ausgetreten wie jener zum Pfaffenhut. Inzwischen kenne ich aber auch da die besten Tricks und Schliche: beim Abzweiger zum Pfaffenhut am besten direkt hoch, zuerst ganz leicht links tendierend, nach etwa 40hm aber auf etwas abschüssigen Bändern diagonal nach rechts hinauf queren. Man gelangt so auf deutliche Wegspuren, kurz vor dem rechten Ende des Felsriegels. Offensichtlich über diesen hinweg, ab hier ist die besten Passage zurückhaltend mit blassen roten Punkten markiert. Man quert nach links hinauf bis vor einer kleinen Runse, wo etwas abgestiegen werden müsste. Hier wendet man sich nun nach rechts hoch (Markierung) über Felsstufen bis zu den Einstiegen vom Sektor Dom. Erst von dort traversiert man horizontal nach Westen zum Excalibur-Pfeiler. Im Vergleich zum Direktaufstieg sind so erst die letzten Meter exponiert und etwas heikel, die Schwierigkeiten übersteigen ein T5 nicht. Bereits nach einer Stunde haben wir die 700hm Zustieg hinter uns, und um 9.10 Uhr greifen wir an.

SL 1, 40m, 6a+: Hier kann man gleich auf die Welt kommen, steile erste Meter zur kleinen Grasinsel, dann nach links und es folgt der erste Runout über die Platte hinweg, nach dem übernächsten BH nochmals eine knifflige Stelle, bevor man in einfacheres und weniger steiles Gelände "entlassen" wird.

SL 2, 50m, 6a+: Nachdem mir die linke Variante bereits von 2 Begehungen bekannt ist, wähle ich zur Abwechslung die rechte. Nach dem 2., antiken BH folgt eine sehr knifflige Stelle, wo äusserst plattig angetreten werden muss. Aber es geht dann doch, yes! Eine richtige Wenden-6a+, im Klettergarten würde man da wohl zu einer deutlich höheren Einstufung greifen. Leider fehlt beim nach dieser Stelle folgenden 3. BH das Plättli, und es gibt keine andere Möglichkeit, als einfach weiterzusteigen... es wird aber einfacher, zur nächsten Sicherung (SU) sind es aber gute 10m.

SL 3, 40m, T4: Querung über den Vorbau hinweg zum eigentlichen Einstieg der Blauen Lagune, welcher sich genau in Falllinie des graublauen Wasserstreifens befindet. Verlangt nur am Anfang und Schluss einige einfache Kletterzüge.

SL 4, 30m, 6b+: Hellgrau, superkompakt und einschüchternd sieht die grosse Platte aus. Die Kletterei ist phänomenal, immer wenn man meint, es gehe nicht mehr, taucht wieder ein Tropfloch, ein Leistchen oder ein Löchlein auf. Zudem ist diese SL tiptop mit BH abgesichert.

SL 5, 30m, 6b: Rechtsquerung aus dem Stand raus und dann mehr oder weniger gerade hinauf, einigen Schuppen entlang. Auf dieser SL stecken gerade mal 2 BH, jedoch genau an der richtigen Stelle, unmittelbar bevor es jeweils schwierig wird. Die restlichen Meter sind auch superschön, aber klar einfacher, und es kann teilweise auch gut selber gelegt werden.

SL 6, 20m, 6a: Man folgt der kleinen Verschneidung direkt über dem Stand, wo selber abgesichert werden muss, was mit Keilen und kleinen Friends gut möglich ist. Aus dieser leicht linkshaltend hinaus und in sehr schönem, rauem Fels zum gut sichtbaren Bolt und dem Stand.

SL 7, 30m, 7a: Nun geht's zur Sache, massiv überhängend geht's weiter. Erst noch gutgriffig, spitzt sich die Sache mehr und mehr zu, nach dem 3. BH wird der Fels versintert und kommt kurz etwas gar auflegerig daher. Es pumpt wie die Sau, ich gehe etwas zu zögerlich zur Sache und schwupps, gehen die Onsight-Ambitionen flöten. Schade, schade, da war ich nahe dran. Nach der Crux steil an kleinen Leisten nach links zu SU (fixe Schlinge), danach im 6b-Gelände wieder nach rechts tendierend zum etwa 15m höher gelegenen Stand.

SL 8, 35m, 6c: Gleich nach dem Stand folgt die athletische Crux über einen kleinen Wulst hinweg. Lange darf man hier nicht zögern, die Füsse müssen gleich rauf, denn gute Griffe sind Mangelware. Danach im superschönen 6b-Tropflochgelände weiter, auf dem letzten Meter zum Stand folgt noch ein fordernder Balance-Aufsteher am Pfeilerlein...

SL 9, 35m, 6c: Während die vorangehende SL mehr ein Power-Problem war, ist diese hier nun mehr für die Tüftler. Die erste Crux nach dem 1. Bolt löst sich prima auf, wenn man die etwas versteckten Griffe und Tritte findet. Dann klippt man den 2. BH, es folgt ein langer, aber gutmütiger Runout zum 3. Bolt. Hier nun eine sehr technische Stelle, man muss plattig antreten, einen runden Knubbel fixieren und präzise Moven. 3x klettere ich in die Stelle rein und wieder ab. Füsse und Finger scheinen abzurutschen, die Bewegung unmöglich. Beim 4. Anlauf committe ich dann, und tatsächlich, es geht! Danach nochmals weit, aber einfacher, ohne Sicherung zum Stand.

SL 10, 45m, 7b+: Jetzt gilt es ernst! Vom bequemen Stand in der Nische zuerst etwas nach rechts über den steilen Wulst hinauf, dann geradeaus weiter mit kurzer, schwerer Stelle und anhaltend streng nach links weiter bis zum Fixexpress und Beginn der Crux. Bis dahin ca. 20m, etwa 7a/+ und prima abgesichert. Für die Crux dann erst nach links ausholen, auflegerig nach rechts zurücktraversieren und unangenehm an schlechten Tritten die Seit- und Untergriffe benützen, bevor dann der nächste Bolt kommt. Ein Sturz von oberhalb der Crux resultiert in einem etwas unschönen Pendler, vor allem bei harter Sicherung.

Nach der Crux einfacher nach rechts weiter zu dünner SU mit fixen Schlingen, die wegen Seilzug besser ausgelassen wird (wenn man sich denn getraut). Es folgt nämlich nochmals eine schwierige Stelle (ca. 7a) über das folgende Dächlein hinweg zu einem Ring-BH, der leider etwas im Schilf steckt. Sehr gut verlängern, auch mit Verlängerungen und ohne geklippte SU wird ab hier der Seilzug zu einem Faktor!

Links nimmt eine Schuppe zwar gut einen Cam auf, ob sie bei einem Sturz nicht weggesprengt wird, ist aber ein anderes Thema. Dann an scharfem Tropfloch-Fels über 2 BH und eine mässige SU anhaltend steil hinauf zum Stand. Hier nur noch maximal 6c, aber eher weit gesichert, so dass ich mit ausgehendem Strom und dem elenden Seilzug plötzlich doch noch etwas ins Zittern kam. Der Stand ist in der Nische, auch das Routenbuch befindet sich hier.

SL 11, 25m, 6a+: Quergang nach links zu etwas gar hoch steckendem BH, dort steil und anspruchsvoll an rauem Traumfels mit Schlitzen, Henkeln, Töffgriffen und Riesen-Tropflöchern hinauf. Einfach genial, vergleichbar mit den oberen Millenium-Längen. Das Topo möchten einen übrigens nach dem 1. BH auf eine grosse Rechtsquerung schicken, stattdessen geht's aber ziemlich gerade hinauf.

SL 12, 25m, 6b: Gleich über dem Stand folgt als Abschlusstest ein forderndes Boulderproblem, bevor man in den einfachen Ausstiegskamin entlassen wird. Vom Stand aus gute Ratschläge zur Bewältigung des Boulders erteilend, die der vorsteigende jsp nicht befolgt, merke ich dann bald später, dass sie wohl theoretisch vielleicht gut wären, aber praktisch beim existierenden Griffangebot nicht umzusetzen sind...

SL 13, 30m, 3a: Der Gipfel des Excalibur-Pfeilers ist gar nicht so nahe, wie man denken könnte. Durch brüchiges Schrofengelände geht es ohne Sicherung noch gut 30m, nachgenommen wird in klassischer Manier von der anderen Gratseite per Schultersicherung.

Um etwa 16.40 Uhr erreicht jsp im Nachstieg das Top. Geniales Ambiente hier oben, und nachdem wir es geschafft haben, ist unsere Stimmung sowieso super. Wir chillen in der Abendsonne und geben uns der Gipfelbuch-Lektüre hin. Wer Rang und Namen in der Schweizer Alpinsportkletterszene hat, ist hier meist mehrfach verewigt. Klar am meisten begangen wird die Excalibur, auch die Lancelot wird häufig gemacht. Schon deutlich seltener dann Blaue Lagune und Niagara. Die anderen 4 Routen (Zonda, Troja, Indian Summer, Wendenvögel) erhalten wenig bis keine Begehungen.

Nach einer Weile machen wir uns ans Abseilen über die kürzlich sanierte Excalibur. Wobei saniert hier heisst, dass einige (nicht ganz alle) alte Bohr- und Normalhaken gegen Inoxmaterial ausgetauscht wurden. Die Excalibur ist sehr anspruchsvoll geblieben, wie wohl die an diesem Tag kletternde Seilschaft erfahren musste: beim Klettern vernahmen wir "um die Ecke" Schreie, und beobachteten beim Abseilen mitten zwischen 2 Sicherungen aufhörende Chalkspuren in der 6a+-Seillänge.

Die beiden schafften es danach offenbar, selbständig bis zum Vorbau abzuseilen, wo sie sich von der Rega ausfliegen liessen. Wir hatten beim Klettern von oberhalb der Cruxlänge einen Logenplatz, um dieses gewagt scheinende Rettungsmanöver zu beobachten. Das Können der Crew ist schon faszinierend, der Pilot operiert mit höchstens Meter, wenn nicht gar Zentimetermarge an steilen Fels- und Schrofenwänden, und hat wohl definitiv einen der spannendsten und forderndsten Jobs der Schweiz.

Bei uns verlief das Abseilen eventfrei und rassig, so dass vom Einstieg auch noch ein Besuch im nahen Biwak drinlag. Ich entdecke das Biwakbuch und vertiefe mich sogleich darin. Unglaublich spannend, was es alles an Geschichten bereithält. Nach 20 Minuten Lektüre drängt jsp aber vernünftigerweise zum Aufbruch. Ich glaube, ich muss echt mal nur zum Lesen hier hochsteigen! Dann machen wir uns rassig an den Abstieg, gewusst wie und wo brauchen wir schnellen Schrittes nur 45 Minuten und sind um 19.00 Uhr zurück auf der Wendenalp.

Fazit und Materialempfehlung

Die Blaue Lagune hat wirklich alles gehalten, was ich mir davon im Vornhinein versprach. Super Fels, tolle Linie, luftig-ausgesetztes Ambiente. Ich fand die Route nicht ganz so wild, wie man bisweilen lesen oder hören kann. Während die restlichen SL wirklich ein Hochgenuss waren, fordert die Cruxlänge aber schon stark. Auch dort warten zwar keine wirklich grossen Sicherungsabstände, die schwierigste Passage ist aber ziemlich obligatorisch und hat das Potential für einen unangenehmen Sturz, von mehreren gebrochenen Füssen wurde mir da berichtet. Ich empfehle, mindestens 12, besser wohl 14 Expressschlingen mitzunehmen. Auch nicht fehlen sollte ein Set kleiner Friends (Camalots 0.3-0.75) und ein Set Klemmkeile (Rocks 2-9). Wer sich in den leichteren (6ab-)Gelände auch bei weiten Abständen wohl fühlt, kann entweder auch nur Keile oder nur Friends mitnehmen. 

Schwierigkeits-Hitliste der Wendentouren

Zum Schluss noch die Hitliste meiner 16 bisher in den Wenden gekletterten Touren, geordnet nach deren Anspruch, von einfach zu schwierig, mit den obligatorisch und maximal geforderten Schwierigkeiten, dem Datum meiner Begehung und einer Kurz-Charakterisierung.

Die Blaue Lagune reiht sich fast ganz oben ein - nominell ist's vielleicht die schwierigste der von mir gekletterten Routen. Aber: die Legacy fand ich persönlich fordernder, weil dort wirklich gefährliche Stürze möglich sind. Und im Painkiller (wo ich alle schwierigen SL nur nachgestiegen bin) käme ich vielleicht noch heute nicht einmal die 1. SL rauf...

1. Spasspartout (6a+, 6a obl., ***, xx, 16.8.1998)
Schöne und interessante Route - sie würde, wäre sie in einem anderen Gebiet, sicher viel mehr Aufmerksamkeit geniessen. Unten geneigte Wandkletterei, im oberen Teil schöne Wasserrillen. Die Route ist (vor allem in den einfacheren SL) nicht so gut abgesichert, wie die Kletterführer suggerieren. Selber absichern ist stellenweise möglich und gefragt.
Material: 10 Express, Klemmkeile, Camalots 0.3-2.
 
2. Sonnenkönig (6c, 6a+ obl., ***, xxx, 7.6.1997)
Sehr schöne und beliebte Kletterei, vielfach plattig mit einer steil-griffigen Cruxlänge. Ambiente und Ausgesetztheit bieten (nur) einen Vorgeschmack auf das, was in den Nachbartouren wartet. Die Sicherungspunkte werden 2010 ersetzt, die Absicherung in der Schlüssellänge ist prima, und auch sonst trotz einigen weiteren Abständen gut.
Material: 10 Express, Camalots 0.3-2.
 
3.  Excalibur (6b, 6b obl., *****, xx, 15.7.2007)
Äusserst lohnender Klassiker von 1983. Nach einem Einstieg über die grosse Platte (Crux) folgt die Route einer logischen Linie von Verschneidungen. Die harte Bewertung, die oft athletische Kletterei, die wenigen fixen Sicherungspunkte (2010 ersetzt) und die Tatsache, dass viel selber abgesichert werden muss, erfordern gewisse Reserven.
Material: 12 Express, Klemmkeile, Camalots 0.3-3.
 
4. El Condor (6c+, 6b obl., ****, xxx, 25.7.2008)
Weniger häufig begangene, aber sehr lohnende, abwechslungsreiche Wendentour. Nebst einer spektakulären, athletischen und gut gesicherten Cruxlänge meist Wandkletterei an wasserzerfressenem Fels (unten) und Knobs (oben). Auch die einfacheren SL sind echte Perlen, und erlauben mit der etwas spärlichen Absicherung kein Durchmarschieren.
Material: 10 Express, Camalots 0.3-2.
 
5. Voie de Frère (6c+, 6b obl., ****, xxx, 12.9.2009)
Fantastische, zugängliche Kletterei mit einer leider psychisch anspruchsvollen, knapp abgesicherten Wasserrillen-Einstiegslänge. Danach über mehrere SL griffig, athletisch und fast klettergartenmässig gesichert, bevor zuletzt nochmals einige plattigere Passagen folgen. Man lasse die letzte SL links über den Wulst nicht aus!
Material: 12 Express, Camalots 1-3 (nur für die 1. SL nötig).
 
6. Passion (7a, 6b obl., ****, xxx, 21.8.2010)
Völlig zu Unrecht etwas vernachlässigte, sehr schöne Steilplatten-Kletterei im linken Teil des Pfaffenhuts. Die athletischen Stellen sind weniger häufig als in den Touren weiter rechts. Die Absicherung an den schwierigen Stellen ist gut, im leichteren Gelände muss jedoch hin und wieder deutlich über die Haken gestiegen werden.
Material: 12 Express, Camalots 0.3-2.
 
7. Todo o Nada (6c+, 6b obl., ***, xxx, 26.8.2010)
Die etwas andere Wendenroute, im Charakter mehr dem Wellhorn ähnlich. Lang, mit 23 SL und 960 Klettermetern. Nicht jeder davon ist super, aber es gibt in Anzahl in Qualität mindestens so viele sehr lohnende Meter wie in jeder anderen Wendentour auch. Die Absicherung ist auf den Platten gut, im Steilen sogar sehr gut.
Material: 12 Express, Camalots 0.3-3, evtl. Rocks 4-9.
 
8. Inuit (6c+, 6c+ obl., ****, xxx, 29.10.2009)
Tolle und abwechslungsreiche Wendentour aus der Pionierzeit (1986), die dem einfachsten Weg folgt und dadurch, wie auch durch mehrere Quergänge, mehr alpines Flair als ihre Nachbarn hat, und auch weniger athletisch ist. Die Sicherungspunkte wurden 2009 ersetzt, Bolts stecken nicht allzu häufig, sie sind aber optimal platziert.
Material: 12 Express, Camalots 0.3-2.
 
9. Millenium (7b, 6b+ obl., *****, xxxx, 13.9.2007)
Traumlinie in Premium-Fels. Nach 3 Aufwärmlängen an Wasserrillen folgt knapp senkrechte, feingriffige Kletterei. Oben dann steiler und athletischer an scharfem Tropflochfels, mit 2 steilen Dächern (Crux). Die Route ist an den Schlüssenstellen üppig abgesichert. Auf den Platten auch gut, dennoch wollen diese geklettert werden.
Material: 12 Express, Camalots 0.3-1 (für die einfacheren SL zu Beginn und am Schluss).
 
10. Patent Ochsner (7a, 6c obl., *****, xxx, 11.9.1997)
Fantastische und direkte Kletterei zentral durch die Pfaffenhuet-Südwand. Eine der besten und beliebesten Routen an den Wenden. Nach einem plattigen Start meist griffige, anhaltende und athletische Kletterei bei guter Absicherung – nicht gerade wie im Klettergarten, aber besser wie bei vielen anderen Touren am Massiv.
Material: 10 Express, Keile und Camalots sind kaum nützlich und einsetzbar.
 
11. Sternschnuppe (6c+, 6c obl, *****, xx, 7.7.2010)
Absolute Weltklasse-Tour in meist hervorragendem Fels. Unten direkt durch das „graue Meer“, an den für den Pfaffenhuet typischen Löchern. Gegen oben athletischer werdend über den Steilriegel hinweg. Die Bolts stecken eher spärlich, sind aber immer genau dort wo man sie am meisten braucht. Zusätzlich abgesichert werden kann nur selten.
Material: 10 Express, Camalots 0.3-1.
 
12. Caminando (7a+, 6c obl., *****, xxx, 25.7.1999)
Vielleicht die Beste der Besten: lang, grosszügig, perfekter Fels. Unten noch nicht allzu steile Wandkletterei, dann 2 steil-athletische Aufschwünge (Klage- und Brötlimauer), zuletzt eine logische Linie in scharfem Fels. Die Absicherung ist gut mit perfekt gesetzten Bolts, in den einfacheren SL müssen z.T. Klemmgeräte platziert werden.
Material: 12 Express, Camalots 0.3-2.
 
13. Lancelot (7a, 6c obl., ****, xx, 31.8.2009)
Schöne, anspruchsvolle und kompromisslos-direkte Linie am Excalibur-Pfeiler, die zumeist steile Tropflochkletterei bietet und Ausdauer fordert. Die Stellen über 6c sind gut abgesichert, darunter ist vielfach etwas Überwindung nötig. Nicht alle BH und erst recht nicht die Stände sind logisch platziert. Selber absichern ist in der 1. SL und am Ende Pflicht.
Material: 12 Express, Camalots 0.3-2, Grössen 1 und 2 evtl. sogar doppelt.
 
14. Legacy (7b+, 6c obl., **, xx, 20.7.2010)
Anspruchsvolle, nicht ganz so lohnende Kletterei an steilem Gemäuer. Nebst der nicht immer überzeugenden, teilweise unnötig im Zickzack eingebohrten Linie ist auch der Fels nicht top, vielfach etwas staubig/dreckig mit mehreren etwas brüchigen Stellen. Die Stellen >=7a sind eng gesichert, darunter spärlich behakt, mit öfters heikel-gefährlichen Passagen.
Material: 12 Express, Klemmkeile 4-9, Camalots 0.3-2.
 
15. Blaue Lagune (7b+, 7a obl., *****, xxx, 22.9.2010)
Absolute Weltklasse-Tour mit überwiegend steilen, athletischen Traumlängen in fantastisch strukturiertem, fetzenscharfem Kalk. Während der Rest der Tour durchaus "Plaisir"-Charakter hat, ist die Cruxlänge anspruchsvoll, mindestens der Grad 7a muss zwingend geklettert werden. Die Absicherung ist durchgehend gut, an einfachere Stellen muss ab und zu muss etwas selbst gelegt werden.
Material: 14 Express, Klemmkeile 2-9, Camalots 0.3-0.75. 
 
16. Painkiller (7b, 7a obl., ****, xx, 20.9.2003)
Hammerlinie mit viel Ambiente und meist Topfels durch die eindrückliche Arena des Reissend Nollen. Sehr fordernd und abwechslungsreich, mit plattigen Passagen, scharfen Tropflöchern und dem superathletischen Dach. An den steilen und schwierigen Passagen gut gesichert, in den einfacheren/plattigeren immer wieder wilde Runouts.
Material: 10 Express, Camalots 0.3-2.

Tourengänger: mde


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Kommentare (6)


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mde hat gesagt: Topo
Gesendet am 25. September 2010 um 12:42
Edit vom 25.9.2010: Topo hinzugefügt.

Linard03 hat gesagt:
Gesendet am 25. September 2010 um 14:01
da staunt der (Kletter-) Laie ... - Gratulation zu dieser Hammertour!
Auch die Fotos sind eindrücklich - angesichts dieser Tiefblicke wird mir schon beinahe vor dem Compi schlecht ... ;-)

Gruss, Linard

mde hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. September 2010 um 10:16
Danke!

An die saugende Tiefe gewöhnt man sich übrigens mit der Zeit. Ich kann mich noch gut an dieses kribbelnde Gefühl von früher erinnern, das heute nicht mehr gleichermassen da ist. Auf solchen Routen muss ich mir heute manchmal fast aktiv in Erinnerung rufen, in was für einer wahnwitzigen, luftig-exponierten Position wir uns eigentlich befinden.

3614adrian hat gesagt:
Gesendet am 28. September 2010 um 20:25
Sehr eindrücklich - einmal mehr!
Danke für die tollen Berichte - nur schade werde ich solche wie diesen nie als Tourenvorbereitung verwenden können...

Gruss Adrian

P.S. Tolle Fotos mit der neuen(?) Kamera!

mde hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. September 2010 um 10:20
Auch Dir vielen Dank, Adrian!

Ja, der Apparat ist wirklich neu. Das mit den Kameras ist übrigens eine Tragödie für sich, doch ich will hier noch nicht zuviel verraten. Die ganze Geschichte erscheint in einem der nächsten Tourenberichte und ist schon getippt, nur ist der dortige Rest noch nicht ganz fertig.

mde hat gesagt: Mehr Fotos
Gesendet am 29. September 2010 um 10:21
Edit vom 29.9.2010: einige tolle Fotos von jsp hinzugefügt. Vielen Dank dafür!


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