Rotondohütte und Gross-Leckihorn


Publiziert von Freeman , 16. August 2010 um 22:22.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:26 Juli 2009
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   CH-VS   Gruppo Pizzo Rotondo 
Zeitbedarf: 3 Tage
Aufstieg: 498 m
Abstieg: 498 m
Strecke:Rotondohütte - Lecki Pass - Gross Leckihorn
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Realp
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Realp
Unterkunftmöglichkeiten:Rotondohütte
Kartennummer:1:25'000 Blatt 1251 Val Bedretto

Eine etwas ungewöhnliche Geschichte über eine Bergtour verbunden mit einem Frondienst-Arbeitseinsatz auf der Rotondohütte. Diese SAC-Hütte wird in den Sommermonaten der Jahre 2009 bis 2011 sukzessiv umgebaut. Und wir durften von der ersten Stunde an dabei sein und mitwirken an einem Beitrag der den Gästen auf der Rotondohütte schlussendlich wieder zugute kommt.

Im Zentrum der Umbauarbeiten steht ein Kleinwasserkraftwerk, die ganzjährige Wasserversorgung, die Stromversorgung mit 230V, einem Anbau mit Trocknungsraum, neuen Toilettenanlagen und Duschen, einer eigenen Kläranlage sowie Innenausbauten mit Brandschutz, Feuermeldeanlage und einer neuen grösseren Küche.

Aber alles fängt erst einmal mit dem Rückbau der Terrasse auf der Westseite der Rotondohütte an ...



Die Anreise

So besonders gross ist die Schweiz ja nicht. Und trotzdem werde ich wohl rund sechs Stunden unterwegs sein, von meinem Wohnort bei Baden bis in die Rotondohütte auf 2571 Meter ganz hinten im Witenwasserental.

Geplant ist die Terrasse West der Rotondohütte zu demontieren. Am Montag soll das Geländer und die Boden-Holzbeplankung sowie der Bretterverschlag unter der Terrasse demontiert werden. Am Dienstag soll die Metall-Konstruktion auseinander geschraubt und etwas abseits der Hütte deponiert werden. Am Mittwoch soll dann, sofern noch notwendig, weiter demontiert und anschliessend der gesamte Gerümpel, der noch unter der Terrasse liegt, auch noch weggeräumt und der Bauplatz für die neue Terrasse sauber aufgeräumt werden.

Für diese Fronarbeit haben sich vier Personen gemeldet. Dies sind Sabine Sprunk, Fredi Noll und ich von der SAC Sektion Lägern sowie Stefan Lehmann von der SAC Sektion Uto.

Wie vereinbart treffe ich am Sonntag kurz nach Mittag Sabine im Hauptbahnhof von Zürich und wir fahren gemeinsam im Zug Richtung Urnerland. Wir unterhalten uns prächtig und die Zeit verfliegt wie im Nu. In Realp heisst es nun den Rucksack schultern und den Weg zur Hütte unter die Füsse zu nehmen. Obwohl ich auf meinen ausgedehnten Wanderungen durch den gesamten Alpenbogen schon in vielen Hütten zu Gast war, hatte ich es bisher nie geschafft einen Fuss ins Witenwasserental zu setzen. Ich bin lediglich ab und an mit meinem Töff über den Furka-Pass gebraust und kenne diese Gegend nur gerade aus der Perspektive eines Motorradfahrers.

Für mich selbst habe ich mir ausgerechnet etwa in drei Stunden von Realp zur Hütte aufzusteigen. Zu meiner Verwunderung lese ich auf dem Wegweiser am Bahnhof in Realp, dass der Aufstieg mit vier Stunden angegeben wird. Aber schon beim nächsten Wegweiser, nur gerade zehn Minuten später, sind nur noch drei Stunden und dreissig Minuten angegeben. Wenn es so weiter geht, sind wir wohl schon in etwas mehr als einer Stunde oben in der Hütte. Aber so flink sind wir dann doch nicht!

Wir haben einen zackigen Schritt und kommen auf der Strasse nach Oberstafel zügig voran. Einige Gedanken gehen mir durch den Kopf. Habe ich alles an Werkzeug dabei was wir brauchen? Werden wir in zwei Tagen fertig sein? Ich habe nur zwei Tage arbeitsfrei und kann keine Ewigkeiten auf der Hütte verbringen. Es wurde noch in letzter Minute angekündigt, dass wir beim Helitransport von rund 12 Ster Brennholz beim Abladen mithelfen sollen. Wieviel Zeit wird dies in Anspruch nehmen?

Nach drei Stunden Aufstieg erreichen Sabine und ich die Rotondohütte und werden von Christoph dem Hüttenwart begrüsst. Wir kommen genau zur Richtigen Zeit, das Abendessen wird gerade aufgetragen und wir gesellen uns zu den anderen Gästen in der Stube. Ich bin mir sicher, dies werden zwei interessante und intensive Tage!


Die Fronarbeit

Wie schön wäre es noch ein paar Minuten liegen zu bleiben, aber die Arbeit ruft. Sabine sitzt bereits am Frühstückstisch und ich geselle mich dazu. Normalerweise bin ich am Morgen noch etwas grummelig. Heute aber wollen wir einiges erreichen und so erheitere ich meine Lebensfreude zügig mit einem starken Kaffee.

Schon am vergangenen Abend haben wir die Terrasse inspiziert um uns Gedanken zu machen wie wir vorgehen wollen. Alfred Noll und Stefan Lehmann sind wohl auch schon in Oberstafel angekommen. Ihre Aufgabe ist erst einmal die 12 Ster Brennholz in die Flug-Netze zu packen. Christoph der Hüttenwart ist gerade eben aus der Hütte gestürmt um nach Oberstafel abzusteigen, die Netze zu organisieren und mit Fredi und Stefan die Netze zu füllen.

Sabine und ich bringen erst einmal das Werkzeug zur Terrasse, legen das Stromkabel und besprechen das Vorgehen. Wir versuchen uns mit dem Abschrauben der Geländer. Unzählige Schrauben sind zu lösen und viele davon drehen leer. Wir müssen uns etwas einfallen lassen wie wir die Schrauben festhalten können um die Muttern vom Gewinde zu lösen. Wir setzen Kriechöl ein damit die Muttern problemlos drehen können. Aber die Schrauben haben im verwitterten Holz trotzdem keinen Halt. Mit würgen und roher Gewalt löse ich einige der senkrechten Latten. Sabine, eben mit dem Feingefühl einer Frau, hat einen Trick gefunden die Schrauben anzuklemmen, damit wir auf der Gegenseite die Muttern mit dem Bohrschrauber lösen können. Wir arbeiten uns stetig voran und schon bald haben wir die Hälfte der aufrechten Latten vom Geländer entfernt.
Mit einem Höllenlärm kreist plötzlich ein Hubschrauber über unseren Köpfen. Es ist wohl Zeit uns bereit zu machen um das Brennholz auszuladen. Aber das ist ja gar nicht Heli Gotthard, sondern ein Superpuma der Schweizer Armee. Der Helikopter landet etwas unterhalb der Hütte und der Pilot und die Besatzung kommen zu uns hoch. Sie stapfen etwas auf dem Bauplatz umher und begutachten das weit verstreute Material, welches sie vergangene Woche hoch geflogen haben. Sie nehmen noch kurz ein Kaffee und schwirren auch schon wieder ab.

Bald darauf kreist schon wieder ein Helikopter über der Hütte. Diesmal ist es Heli Gotthard. Sie bringen erst einmal den Flughelfer vor Ort, der das Absetzen der Ladung vom Boden aus organisiert. Evi, Brigitte, Sabine und ich machen uns für das Ausladen bereit. Lange warten müssen wir nicht, schon kommt das erste Netz mit dem Holz geflogen. Der Flughelfer positioniert das Netz, hängt den Haken ab und wir stürzen uns auf das Brennholz. Mit vereinten Kräften leeren wir das Netz und stapeln die Scheiter auf. Wir sind nicht einmal ganz fertig mit dem ersten Netz, schon kommt das Nächste geflogen. Der Pilot gibt Vollgas und fliegt ein Netz nach dem anderen hoch. Das Ausladen ist eine kleine Schinderei, wir hetzen und kommen zeitlich fast nicht nach, bis das nächste Netz über unseren Köpfen schwebt. Ein Hüttengast und der Flughelfer packen ebenfalls kräftig zu, bis wir alles Holz abgeladen haben. Mit dem letzten Flug treffen auch Fredi, Stefan und Christoph ein. Der Heli nimmt den Flughelfer wieder auf, düst ab und schon ist der ganze Spuk vorbei.

Langsam kehrt wieder Ruhe auf der Hütte ein. Nur der Magen knurrt und möchte gefüttert werden. Evi kocht für uns Suppe mit Wurst und Brot. Gut gestärkt machen wir uns zu viert an den Rückbau der Terrasse. Mit vereinten Kräften geht es nun wesentlich schneller voran. Alle packen kräftig zu, demontieren die restlichen Holzgeländer, die Metallpfosten und den Verschlag unter der Terrasse. Bald schon muss die erste Reihe Bodenplatten weichen. Einige Schrauben der Metallunterkonstruktion machen uns zu schaffen. Die Muttern sind festgefressen und wollen sich nicht lösen. Doch mit etwas Kriechöl am Gewinde und viel Krafteinsatz am Schraubenschlüssel lösen wir auch dieses Problem.

Träger um Träger der Metallunterkonstruktion werden abgeschraubt und unweit der Hütte deponiert. Christoph verstärkt unser Team und packt kräftig zu, holt sich jedoch ein paar Blessuren an der Hand und den Beinen. Die zwei ganz grossen und schweren H-Träger schleppen wir zu fünft vom Bauplatz. Nun muss nur noch der Gerümpel, der unter der Terrasse gelagert wurde, ausgemistet werden.

Der Nachmittag ist schon weit fortgeschritten. Mein Bauch knurrt schon wieder und ich spüre, dass meine Kräfte langsam nachlassen. Als kleine Belohnung wünschte ich mir jetzt ein leckeres Stück Kuchen und ein Kaffee um die müden Geister zu wecken. Zum guten Glück sind wir mit dem Aufräumen bald fertig. Wir sammeln das Werkzeuge und die Handmaschinen wieder ein. Fertig ist die ganze Sache. Wir schauen uns zufrieden noch etwas um und ziehen uns langsam zurück in die Hütte.

Ich schaue auf meine Uhr, kein Wunder habe ich Hunger. Es ist kurz vor sieben Uhr, die Hüttengäste sitzen bereits zu Tisch und warten auf das Abendessen. Etwas stolz bin ich schon. Wir haben den gesamten Rückbau der Terrasse in einem Tag geschafft, wofür eigentlich drei Tage geplant waren. Es war ein super Team mit Sabine, Fredi und Stefan zusammen.


Die Bergtour

In der Nacht hat es kräftig gewittert und gestürmt. Von alledem habe ich aber nichts mitbekommen, denn ich war wirklich müde und habe geschlafen wie ein Murmeltier. Am Morgen ziehen östlich der Rotondohütte noch Nebelschwaden durch das Tal. Gegen Westen hin reisst es langsam auf und die Sonne blinzelt durch die Wolken hindurch. Nach und nach verziehen sich die Wolken und es verspricht ein schöner Tag zu werden. Sabine, Fredi, Stefan und ich beschliessen gemeinsam zur Alaska-Bar aufzusteigen. Fredi führt uns an und wir stapfen langsam und gemächlich dem Leckipass entgegen.

Die Bergsicht ist wunderbar. Wir geniessen die Sonne und die Aussicht. Bei der Alaska-Bar machen wir Halt und sehen uns die sehr einfache Schutzhütte an. Sabine, Stefan und ich gehen weiter und besteigen auch noch das Leckihorn. Es ist ein genial schöner Tag, besser hätten wir es nicht treffen können.

Zurück in der Rotondohütte bekommen wir nochmals etwas zu essen. Es gibt eine Suppe, feine Röschti mit einem Ei und Salat. Die Zeit rennt schnell und Sabine und ich müssen uns verabschieden. Fredi und Stefan wollen noch ein paar Wasserrohre zurechtstutzen und ev. beim Materialflug am Nachmittag mithelfen.

Es waren zwei schöne und intensive Tage hier oben in der Rotondohütte. Mit gemeinsamen Kräften haben wir in Fronarbeit die Terrasse abgebaut und damit den Auftakt gemacht in der praktischen Umsetzung der Arbeiten zur Optimierung der Infrastruktur der Rotondohütte.


Tourengänger: Freeman


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