Scheitern am Schlieren (2830 m) und Uri-Rotstock (2929 m)
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Gleich mal vorne weg: So verhauen wie auf der heutigen Tour haben wir uns schon lange nicht mehr! Wir hatten uns uns für die Besteigung des Uri-Rotstocks entschieden, der ja durch die Normalroute über die Südflanke eine zwar lange, aber nicht sehr schwierige und häufig begangene Tour darstellt. Wir hatten auf der Karte und den Fotos jedoch den eindrücklichen N-Grat ausgemacht. Dieser kann in Verbindung mit der Besteigung des Schlierens zu einer, wie wir dachten, hübschen Tour zusammengesetzt werden. Bisher gab es keinen Eintrag auf hikr.org über den Schlieren, aber SAC-Führer der Region empfiehlt den N-Grat des Schlieren dem "Normalverbraucher". Die Kletterschwierigkeit liegt im II. bis III. Grad. Wir fanden zwei Einträge im Internet auf anderen Bergsteigerseiten, die recht vielversprechend klangen, aber nicht viele Informationen enthielten. Aber warum nicht etwas wagen? Allerdings hatten wir beide eine recht anstrengende Woche hinter uns, waren gestresst und angespannt. Nicht unbedingt die besten Voraussetzungen für bergsteigerische Höchstleistungen, aber wir wollten raus in die Berge, das Wetter ein Traum und die Bedingungen optimal. So zogen wir also los...
Um fünf Uhr begannen wir unseren Aufstieg vom Parkplatz hinter St. Jakob. Noch war es dämmrig, aber bald ließ die aufgehende Sonne die umliegenden Berge in warmen Farben erleuchten. Recht bald hatten wir die Biwaldalp passiert. Etwas oberhalb der Hütte bei der Einmündung des Weges vom Sassigrat (P. 1825) verließen wir den Weg und stiegen in geraden Linie in östlicher Richtung an den Fuß der Felsen "über die der Einstieg in den N-Grat erreicht wird", so der SAC-Führer. Tja, und hier begannen die Schwierigkeiten. Erstmal einen Einstieg zum Einstieg finden. Ca. fünf Rinnen schienen mehr oder weniger geeignet. Unsere Hoffnung, dass die spärlichen Inforamtionen im SAC-Führer sich vor Ort selbst erklären würden, erwiesen sich als falsch. Am Fuß der Felsen lag jede Menge Schotter und loses Zeugs herum und nach wenigen Metern mühsamer Kletterei hatten wir bereits einige Schuttlawinien ins Tal geschickt, konnten aber noch keine intuitive Route ausmachen. So stiegen wir in die uns am geeignetsten erscheinende Rinne, aber hier gings irgendwann nicht mehr weiter.
Eigentlich hätten wir bereits hier abbrechen sollen, denn wir hatten schon viel Zeit und Energie verbraucht. Aber wir wollten noch nicht aufgeben und beschlossen, unser Glück etwas weiter nördlich zu versuchen. Also stiegen wir etwas ab, traviersieren im Schotter-Gras-Hang und nahmen die nächste Rinne den Hang hinauf. Am Fuß der Felsen fanden wir dann nach etwas Suchen ein kleines Couloir durch das wir in netter Kletterei die nächste Geländestufe erreichten. Nun ging es in gutem Gehgelände aufwärts - bis wir an ein Felskante kamen. Hier war dann Ende. Etwas verloren und frustiert standen wir auf diesem zwar recht hübschen Zacken, aber der Einstieg zum N-Grat des Schlieren lag von hier aus unerreichbar. Blöd.
Also stiegen wir alles wieder ab und beschlossen trotz der nun fortgeschrittenen Stunde - mittlerweile war es fast zehn Uhr - auf dem Normalweg zum Uri-Rotstock aufzusteigen. Der Weg ist hinlänglich bekannt und trotz der drei oder vier noch recht großen Schneefelder im Prinzip kein Problem gewesen. Aber nach dem Aufstieg über die Felsen zu P. 2660 waren dann unsere Akkus alle. Schluss und aus und keinen Schritt weiter. Wir waren seit fast sieben Stunden ohne größere Pausen unterwegs, hatten knapp 2200 Höhenmeter in den Beinen, die Mittagsonne brannte, der Spaßfaktor war im negativen Bereicht angekommen. Nach einer Pause beschlossen wir erschöpft, den Rückzug anzutreten. Was wegen des mittlerweile ziemlich aufgeweichten Schnees auch noch Kraft kostete. Der Abstieg war dann eine mittlere Tortur und zog sich in die Länge und wir waren heilfroh, endlich wieder beim Parkplatz angekommen zu sein und die brennenden Füße von den nassen Schuhen befreien zu können.
Nein, keine wirklich gelungene Tour! Wir haben uns zwar nicht in Gefahr gebracht oder sind unnötig Risiken eingegangen. Aber die Planung war zu optimistisch und wir hätten schon im Anmarsch erkennen sollen, dass der Einstieg zum N-Grat des Schlieren kein Zuckerschlecken sein wird. Besser wäre es gewesen, die Tour um den Uri-Rotstock auf den Normalwegen zu machen, den Schlieren von unten zu bewundern und anderen "Normalverbrauchern" zu überlasen. Aber solche Erfahrung gehören eben auch zum Bergsteigerleben. Man muss die Misserfolge verkraften und daraus lernen. Den Sonntag verbrachten wir dann bei herrlichen Sonnenschein auf unserem Balkon, bräunten unsere Nasen und gönnten den Beinen wohlverdiente Ruhe.
Tourengänger:
alpinos

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