El Camino de Santiago - Puente de Villarente a León

Eine anstrengende Nacht

Bis León sind es nur noch 14 Kilometer. Da möchten wir die kommenden zwei Tage und Nächte verbringen und die Stadt erkunden.
Nur die Unterkunft beschäftigt uns noch ein wenig. Im Reiseführer steht, es gäbe zwei grössere Pilgerherbergen. Die städtische Jugendherberge liegt am Stadtrand und sei nachts etwas laut. Die Pilgerherberge im Zentrum bei den Benediktinerinnen ist zwar zentral, aber irgendwie fühlen wir uns bei diesem Gedanken nicht recht wohl. Natürlich könnten wir auch in ein Hotel oder eine günstige Herberge gehen. Da aber Sonntagmorgen ist und wir keine grosse Lust haben ein Hotel zu suchen, reihen wir uns bei den Benediktinerinnen ein, da wir ja auch mit einer ähnlichen Herberge in Burgos sehr gute Erfahrungen gemacht haben.

Da sitzen wir also vor der Herberge und warten noch eine halbe Stunde bis um 11 Uhr die Pforten geöffnet werden. Und was kommt da gelaufen? Mein Wanderstock in der Hand eines spanischen Pilgers, den wir schon oft gesehen haben. Ich habe den ganzen Weg lang überlegt was ich sagen werde, wenn ich ihn erwische. Doch unserem spanischen Pilgerfreund kann ich einfach nicht böse sein, denn er entschuldigt sich tausend mal, er habe am Morgen früh in der Dunkelheit ganz einfach den falschen Stock erwischt.

Die Altstadt von León ist sehr schön mit vielen engen Gässchen, Bars, Restaurant, der Kathedrale und anderen kirchlichen Bauten. Wir schlendern durch die Stadt, setzen uns hier und dort in ein Strassencafé und geniessen einfach den schönen Tag. Gegen Abend schaffen wir es sogar noch die Kathedrale zu besichtigen.

Nach dem Abendessen eilen wir zurück zur Herberge, denn um 21.30 Uhr werden die Tore wieder geschlossen und dann ist man entweder drinnen oder draussen. Da wir sogar noch etwas vor der Zeit sind, nehmen wir an der Pilgersegnung bei den Benediktinerinnen teil. Wir können der ganzen Zeremonie zwar nicht ganz folgen, da praktisch nur Spanisch gesprochen wird, doch es war eine interessante Erfahrung.

In der Herberge überkommt mich dann das Grauen. In jedem Schlafsaal drängen sich rund 50 Pilger Bett an Bett mit drei gekippten Fensterchen zur Frischluftzufuhr. Die restlichen drei Fenster können nicht geöffnet werden. Es herrscht stickige Luft und einzelne Pilger schnarchen bereits vor sich hin.

Die Matratzen sind mit einem Betttuch aus Frottestoff überzogen. Es erübrigt sich wohl zu sagen, dass diese Betttücher vor Dreck nur so strotzen. Ich versuche möglichst wenig meiner sieben Sachen auf das Bett zu legen. Anderswo hat es auch keinen Platz.

Ich glaube fast, dies wird eine anstrengende Nacht.

Weiter auf dem Camino de Santiago - León a Villadangos del Páramo