El Camino de Santiago - El Burgo Ranero a Puente de Villarente

Der Wanderstock auf Wanderschaft

In unserer Herberge in El Burgo Ranero ist es sehr hellhörig. Ich war der Letzte, der ins Bett ging und natürlich wollte ich möglichst leise sein. Das einzige Problem waren die Betten. Schon als ich noch unten im Aufenthaltsraum sass und meine vergangenen Tagesberichte auf die Website hoch lud, knackste und rumpelte es ständig aus dem oberen Stockwerk. Ich bekam den Eindruck, dass da ständig jemand umhergeht. Doch als ich dann in mein Bettchen schlüpfen wollte, wurde mir klar, woher das Rumpeln kam. Es war schlicht nicht möglich das obere Stockbett zu besteigen, ohne dass die Bettlatten knacksten und knarrten.

Die meisten anderen Pilger sind schon früh aufgestanden und sicher schon über alle Berge. Wir machen uns bereit und wollen die Herberge verlassen, um gleich gegenüber im Restaurant unser Frühstück einzunehmen. Nur, wo ist bloss mein Wanderstock? Also renne ich nochmals hoch ins Zimmer um unter dem Bett nachzusehen. Da kommt mir in den Sinn, nein gestern steckte ich den Stock in den grossen Kübel gleich neben der Türe, wo eben alle Wanderstöcke zu übernachten hatten. Aber im grossen Kübel gleich neben der Türe ist mein Wanderstöcklein nicht! Was ist bloss geschehen? Es kann nicht anders sein, als dass ein frühaufstehender Pilger mein Stöcklein spazieren führt, was mich natürlich nicht sonderlich amüsiert!

Auch nach dem wunderbaren Frühstück kann ich mich ab dem Raubzug gegen mein Stöcklein nicht recht erholen. Ich stelle mir vor, wo mein Wandstock nun auf Wanderschaft ist. Mit irgend einem Fremden ist er unterwegs Richtung León. Nur etwas hat der Dieb nicht recht durchdacht. Ich bin hinter ihm, gehe den gleichen Weg und über kurz oder lang werde ich ihn einholen.

Mit unserem Marschtempo holen wir nach und nach andere Pilger ein. Nun sehe ich mir die Pilger natürlich etwas genauer an und halte Ausschau nach meinem Stock. Stockkontrolle ist angesagt!

Die Strecke von El Burgo Ranero nach Puente Villarente ist nicht besonders attraktiv und führt alles den Strassen entlang. Puente Villarente erreichen wir am frühen Nachmittag und es ist unerträglich heiss. Nach dem Duschen und Kleiderwaschen gönnen wir uns im Schatten der Herberge ein Schläfchen. Zu müde sind wir, um irgend etwas anderes zu unternehmen.

Erst nach 18.00 Uhr verlassen wir die Herberge, um das Dorf zu erkunden. Bei der erst besten Bar machen wir Halt und versorgen uns mit einem Eis. Wie ich so bin, brauche ich natürlich auch auf dem Rückweg wieder ein Eis. Und zu guter letzt gibt es beim Abendessen als Nachtisch nochmals Eis. Was für ein wunderbarer Abend!

Unsere Herberge ist ein ehemaliger Bauernhof und kann etwa 64 Personen aufnehmen. Heute Abend sind wir aber gerade mal zehn Pilger. Ich frage mich, wo bleiben denn bloss all die Anderen? Am nächsten Morgen erfahren wir, dass sehr viele Pilger in der kleinen Stadt davor übernachtet haben. Alle Herbergen seien bis zum letzten Platz voll besetzt gewesen. Einige Pilger hätten sogar an der Bushaltestelle und auf der Strasse geschlafen.

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