El Camino de Santiago - León a Villar de Mazarife

Die Flucht

Männlein und Weiblein sind in der Herberge bei den Benediktinerinnen getrennt. Marianne hat eine unruhige Nacht hinter sich. Mir erging es etwas besser. Die Belüftung bei den Männern war so laut, dass ich praktisch keine Pilger schnarchen hörte. Die Luft ist zum Schneiden dick und ich möchte nur noch raus. Im Hof wartet Marianne auch schon seit geraumer Zeit. Nicht etwas weil ich verschlafen hätte, nein sie hielt es drinnen einfach nicht mehr aus.

Wir entschliessen uns keine zweite Nacht mehr zu bleiben und die Stadt zu verlassen. Wir haben zwar noch nicht alles gesehen was es zu sehen gäbe, doch wir möchten einfach nur noch weiter.

León ist zu dieser frühen Stunde noch leer und verlassen. Nur ein paar Strassenfeger sind in den Gassen bei der Arbeit. Natürlich finden wir auch keine Bar um zu frühstücken. Auf unserem Weg kommen wir an der Real Basílica de San Isidoro vorbei, die wir noch nicht gesehen haben. Diese ist ein Meisterwerk romanischer Baukunst, erbaut im 10. bis 12. Jahrhundert.

Und da hinten, etwas versteckt zwischen den Häusern finden wir doch noch eine Bar, die zu dieser Zeit geöffnet hat. Aber nicht nur wir haben diese Bar entdeckt. Es wimmelt von Pilgern, zu Fuss oder mit dem Rad. Ich versuche mir einen Plunder zu erkämpfen, doch der Letzte wird mir vor der Nase weggeschnappt. So begnüge ich mich eben mit einem anderen Süssgebäck und wir nippen genüsslich an unserem Café-Leche.

Mit frischer Energie und gut gelaunt trabe ich die Strassen entlang. Fast ein wenig zu schnell für Marianne. Vor Freude bin ich aufgezogen wie ein kleines Kind. Endlich geht es wieder raus in die Natur.

Die heutige Etappe ist nur 21 km weit. Zur nächsten Herberge wären es dann nochmals 15 km, was uns zu weit erscheint. Wir brauchen eine halbe Ewigkeit die Stadt zu verlassen. Unendlich erscheint uns der Weg den Strassen entlang aus diesem Häuser-Dschungel heraus.

An unserem heutigen Etappenziel stehen uns drei Herbergen zur Auswahl. Natürlich möchten wir sicher sein, in Ruhe und Frieden, in einem sauberen Zimmer schlafen zu können. Die Herberge Refugio de Jesús könnte nicht besser klingen. Es stellt sich heraus, dass diese Unterkunft eine Mischung aus Villa Kunterbunt und Hippie-Kommune ist. Balsam für unsere strapazierten Seelen.

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