El Camino de Santiago - Saint-Jean-Pied-de-Port a Roncesvalles


Publiziert von Freeman , 18. Februar 2010 um 21:27.

Region: Welt » Spanien » Navarra
Tour Datum:28 Mai 2009
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: F   E 
Zeitbedarf: 1 Tage
Aufstieg: 1270 m
Abstieg: 539 m
Strecke:Saint-Jean-Pied-de-Port - Col-de-Bentarte - Col-de-Lepoeder - Roncesvalles

Die Pyrenäen Überquerung

Nach einer kurzen Nacht und einem dreier Schnarchkonzert beginnen die Pilgerkollegen heute ausnahmsweise schon um 05.30 Uhr mit Rascheln, Poltern und Tuscheln.

Da ich vergangenen Abend meine Berichte nicht auf die Website hochladen konnte, will ich dies heute Morgen noch erledigen. Aber erst bereite ich das Frühstück vor, denn in dieser Herberge gibt es dies nicht gestellt.

Für viele Pilger beginnt hier ihre lange Reise nach Compostela und so trifft man doch noch die eine oder andere Person, die den Rucksack etwas zu voll gepackt hat. So staune ich nicht schlecht, als eine Deutsche Pilgerin nach dem Haare waschen (am Morgen) den Föhn auspackt um die Haare zu trocknen. Ihr Begleiter hat entsprechend einen Rasierapparat dabei und macht sich frisch für die erste Etappe. Das Gewicht dieser lebensverlängernden Luxusartikel scheint sie bis jetzt nicht zu kümmern.

Das Pilgerbüro mit Internetverbindung öffnet bereits um 07.30 Uhr. Also stehen wir zeitig vor der Türe um eingelassen zu werden. Um die Bilder und die neuen Etappen auf die Website hochzuladen und einige Mails zu beantworten brauche ich rund 1½ Stunden. Leider kann ich nicht alle Mails beantworten, denn die Zeit drängt und ich muss los.

Marianne wartet geduldig im Pilgerbüro auf mich. Jetzt brauche ich aber eine gute Begründung warum es so lange gedauert hat!

Bei vielen Pilgern, besonders bei jenen die hier in Saint-Jean-Pied-de-Port beginnen, ist die Überquerung der Pyrenäen und die Übernachtung in Roncevalles ein kleines Schreckgespenst. Es gehen wilde Geschichten und Vermutungen um, wie steil dieser Berg ist und wie dürftig und überfüllt die Herberge in Roncevalles sein wird.

Ich überlege mir, wie steil diese Überquerung sein kann, wenn der Weg auf 17.5 km um 1270 Meter ansteigt. Das kann doch gar nicht so steil sein! Die ersten zwei Stunden Aufstieg sind für viele ungeübte Berggänger vielleicht schon etwas anstrengend, der Rest bis auf den Pass ist dann ein Kinderspiel. Auf der anderen Seite muss man auch wissen, dass der Weg meistens auf asphaltierter Strasse verläuft und somit eher einfach zu gehen ist. Viele Pilger werden wohl am Gewicht ihrer Ausrüstung zu beissen haben. Aber ich denke, diese kleine Prüfung ist richtig so. Nur auf diese Weise verschwinden die Haartrockner und die Rasierapparate aus dem Rucksack!

Für Marianne und mich ist diese Pyrenäen Überquerung ein Erlebnis. Wir sehen viele schöne Blumen, Pferde mit Fohlen und viele ausgesprochen grosse Vögel. Wir rätseln, ob dies Adler oder etwa Geier sein könnten. Andere Greifvögel in dieser Grösse kommen uns einfach nicht in den Sinn. Aber die grosse Anzahl der Vögel spricht nicht für den Adler, denn der fliegt ja lieber alleine in seinem Revier.

In Roncevalles führt der Jakobsweg durch das Tor der um 1130 gegründeten Augustinerabtei. Das Kloster entwickelte sich nach der Gründung rasch zu einem wichtigen und viel gerühmten Etappenziel. Hier gibt es viel zu sehen: Z.B. die gotische Stiftskirche Colegiata de Santa Maria 13./14.Jh., den Kreuzgang, die Capilla de San Agustin, Iglesia de Santiago 13.Jh., Capilla del Espiritu und vieles mehr.

Die Pilgerunterkunft befindet sich in der ursprünglichen gotischen Casa Itzandeiga (Pilgerhospiz). Das Gebäude gleicht einem Hauptschiff einer Kirche und fasst rund 100 Schlafplätze in drei Reihen.

Da bin ich also zur Porta eingetreten und gleich von einem Betreuer in Empfang genommen worden. Zuerst heisst es Schuhe ausziehen und das Nachtlager beziehen. Und mich trifft fast der Schlag! Da stehen tatsächlich 100 Doppelstockbetten in drei Reihen von der Porta bis zum Ende des Gebäudes und überall sitzen Pilger auf den Betten oder stehen in den Gängen herum. Wenn ich an meinen Schlaf denke, kommt mir das Grauen!

Die sanitären Anlagen sind echt bescheiden. Es gibt zwei Waschräume (m/f) mit je zwei Duschen und zwei Lavabos. Mein geistiges Auge sieht schon lange Warteschlangen vor den Waschräumen.

Wir treffen uns mit ein paar Freunden zum Abendessen in einem der zwei Restaurants. Trotz der grossen Anzahl an Pilger die verköstigt werden wollen ist das Essen reichlich und ausgezeichnet. Es gibt Teigwaren, Fisch mit Fritten, Wein und ein Joghurt zum Dessert. Natürlich sitzen wir etwas später draussen an der Sonne noch zusammen, geniessen ein Bierchen und plaudern mit Freunden.

Und dann kommt alles ganz anders…

Es ist kaum zu glauben und ich weiss auch nicht recht woran es liegt. Vor den Waschräumen gibt es keine Warteschlangen, das Essen ist gut und in dieser Nacht schlafe ich wesentlich besser als in vielen anderen Herbergen zuvor. Klar hat es ein paar schnarchende Pilger unter uns gehabt. Aber die Halle hat alles geschluckt und auf einen geringen Geräuschpegel reduziert.

Ich muss sagen, es war eine positive Erfahrung mit 100 anderen Pilgern unter einem Dach zu nächtigen.

Weiter auf dem Camino de Santiago - Cizur Menor a Cirauqui


Tourengänger: Freeman, Domino


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