Snĕžka / Śnieżka / Schneekoppe (1602 m) - höchster Berg Tschechiens


Publiziert von ju_wi , 8. Juni 2009 um 19:30.

Region: Welt » Tschechien » Krkonoše
Tour Datum:23 Mai 2009
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ   PL 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1450 m
Abstieg: 2200 m
Strecke:49,1 km
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Bahnverbindung am Bahnhof in Vrchlabí - Rückfahrt nach Josefův Důl
Unterkunftmöglichkeiten:Hala Szrenica (sehr einfach) 22./23.05. Luční bouda (super - eher nobel) 23./24.5.
Kartennummer:KČT 22 Krkonoše

Die Snĕžka (dt. Schneekoppe, poln. Śnieżka) ist mit 1602 m der höchste Berg des Riesengebirges (Krkonose) und der HÖCHSTE BERG TSCHECHIENS. Historisch, in der Zeit vor 1945 - vor den Gebietsabtretungen nach dem 2. Weltkrieg - war die Schneekoppe außerdem der höchste Berg Schlesiens, der Sudeten und der höchste Deutsche Mittelgebirgsgipfel und Berg außerhalb der Alpen (Das ist heute der 1493 m hohe Feldberg im Schwarzwald).

Als sehr beliebtes Bergwanderziel ist der doch steile gut 200 m hohe Gipfelaufbau der Schneekoppe auf 3 Wegen (von W, O und S) zu erreichen. Einsam ist es hier praktisch nie - obwohl Sputnik sich bei seiner Tour schon alle Mühe gegeben hat, allein zu bleiben :-)

Am Himmelsfahrtwochenende mit freigenommenem Brücken-Freitag setzen wir unsere E3-Wanderung durch die Sudeten ostwärts fort. Vom Isergebirge kommend erreichen wir Freitag abend mit der Bergbaude Hala Szrenicka (1200 m) auf polnischem Grund das Riesengebirge. Von hier wollen wir uns am nächsten Tag den Gebirgshauptkamm bis zur Schneekoppe auf dem Kammweg erwandern. Dabei besteigen wir auch den zweit-, dritt- und vierthöchsten Berg Tschechiens.

Die Hala Szrenicka Baude ist ein echtes Urgestein. Als wir in dichtem Nebel Freitag nachmittag an der auf polnischem Boden liegenden Baude ankommen, wirkt die Szenerie gespenstisch und recht verlassen. An der Rezeption begrüßt uns ein älterer Pole freundlich - die Kommunikation läuft mit Händen und Füßen. Wir bekommen ein simples, verstaubtes Zimmerchen, aber immerhin für uns allein. Nach einer eiskalten Dusche müssen wir den Kiosk um ca. 17:30 Uhr für einen kleinen Abendsnack nochmal öffnen lassen. Margit ist kalt und sie ist müde. Der Nebel hat sich aber verzogen, das Wetter ist schön und so breche ich alleine zu einem Abendspaziergang auf.

Hinter dem Haus wende ich mich zunächst bergauf und steige den steilen, breit gepflasterten Kammweg hinauf Richtung Grenzverlauf C-P, den ich nach 15 Minuten erreiche. Von hier ist der Gipfel der Szrenica (1361 m) - dt. Reifträger mit schöner Baude in greifbarer Nähe. In wenigen Serpentinen eile ich hinauf zum Gipfel mit Baude. Ein Felsgelände neben der Baude markiert den höchsten Punkt, von dem ich den Rundumblick auf den Hauptkamm in der Abendstimmung genieße. Nach kurzem Gespräch mit einer 4-köpfigen Wandergruppe aus Sachsen, die hier oben schlafen, gehe ich zurück zum Aufstiegsweg, wende mich aber in einer Kurve weglos nach links und folge der Grenze, deren Verlauf über die schmucken, weißen Grenzsteine gut auszumachen ist. Bald geht es etwas steiler über Gras, Steine und zunehmend feuchten Boden in eine Senke. Hier ist es nun sehr feucht und ich springe zwischen den Moorflächen hinüber und folge weiter der Grenze, die nun wieder ansteigt zum nächsten Grenzberg, dem Luboch. Ca. 10 Minuten später stehe ich auf dem breiten, einsamen Gipfel des Luboch (1296 m) und genieße die Eindrücke der Natur. Auf gleichem Weg geht es die ca. 1,5 km an der Grenze entlang wieder hinab, durch die Senke und zurück hinauf, wo ich dann mit dem Kammweg langsam wieder zur Baude absteige und dabei den Sonnenuntergang genieße.

Ab 8 Uhr soll es am nächsten Morgen Frühstück geben, was sich aber 30 Minuten verzögert. Wir haben heute einen langen Weg vor uns, aber die Tage sind ja schon lang. Beim Aufbruch ist es windig und kalt. Wieder zum Grenzverlauf und weiter hinauf an der tschechischen Grenze entlang kommen wir auf gut 1400 m hinauf. Der hier recht breite Kammweg wechselt häufig zwischen den Ländern und bleibt meist in Grenznähe. An einem Wegweiser biegen wir rechts ab und kommen nach wenigen Minuten sanftem Abstieg an den gemauerten Quelltopf der Elbe (Pramen Labe - 1383 m). Kein wirklich schöner Platz, der auch über die gemauerte Infrastruktur, die Beschilderung und die Wappen von Elbegemeinden nur bedingt gelungen aufgewertet wird. Dennoch - das ist der Ursprung des großen Elbstroms!

Wir steigen zurück zum Kammweg und folgen diesem weiter in östlicher Richtung. Das nächste Merkmal ist ein älteres Tumhaus (Wawel), das nahe einer nördlichen Abbruchkante des Hauptkamms in Leuchtturm-Manier exponiert steht. Hier befinden wir uns schon nahe dem Grenzberg Vysoké Kolo (1509 m) - dt. Hohes Rad, an dem der Kammweg vorbei in der nördlichen Flanke quert. Wir wollen aber einen Abstecher zum nahen Gipfel des immerhin vierthöchsten tschechischen Bergs machen. Obwohl per Schild - ohne erkennbaren Grund - gesperrt, nutzen wir einen kleinen Pfad, der uns schnell in ein paar Kurven zum Gipfel mit Steinmann und sogar einer Skulptur führt. Auf der anderen Seite führt auch ein deutlicher Weg hinab, den wir aber nicht sehen (erst im Rückblick später) und so steigen wir wieder zum Kammweg ab und queren mit ihm die grün-gelblichen, spektakulären Granitblockhalden der Nordflanke des Berges.

Nach einer kurzen Senke führt uns der Weg wieder hinauf und wir erreichen eine erste von mehreren größeren Felsformationen, die auf 1417 m gelegenen, sogenannten "Mannsteine" (Muzské kameny). Wir machen eine kleine Pause, in der ich die gut 10 m hohen Felsen erklimme. Obenauf ist ein Grenzstein als Gipfelmarkierung gesetzt. In der Fortsetzung passieren wir noch die "Mädchensteine" und einige kleinere Formationen, bis der Weg sich in den mit 1175 m tiefsten Sattel im Hauptkamm senkt. Hier liegt die bekannte Spindlerbaude (Spindlerova bouda 1200 m), die ein 3-Sterne-Hotel beherbergt, in dessen Bistro wir eine kleine Mittagsstärkung zu uns nehmen.

Anschließend machen wir uns an den folgenden 250 Hm-Aufstieg, der schließlich pittoresk hoch oberhalb des Großen (Wielky Straw) und Kleinen Teich (Maly Straw) mit schöner Baude auf polnischer Seite vorbeiführt. In einem Rechtsbogen - nun die Schneekoppe immer direkt vor uns - gelangen wir zu einem breiten Sattel. Hier stösst ein breiter, vielbegangener Weg zu uns, mit dem wir zum Schlesierhaus (Dom Śląskie 1385 m) gelangen. Hier starten 2 Aufstiegswege, die die verbleibenden 220 Hm zur Schneekoppe überwinden. Wir wählen hinauf den steileren Pfad in Gratnähe, der in der tatsächlich recht steilen Flanke touri-gerecht mit Ketten gesichert ist. Es ist bei dem inzwischen sehr schönen Wetter schon eine Völkerwanderung. Mit uns läuft z.B. eine Teeniegruppe mit offener Bierflasche hinauf :-(

Vom Gipfelplateau der Schneekoppe (tsch. Snĕžka / poln. Śnieżka) (1602 m) genießen wir die tolle Rundumsicht, die uns auch weit in die Ostsudeten blicken lässt. In dem höchsten tschechischen Postamt - einem Holzbau - geben wir Postkarten auf. Danach besuchen wir das futuristische Restaurant auf polnischer Seite und essen einen kleinen Snack. Für den Abstieg wählen wir die bequemere Wegvariante zum Schlesierhaus hinab, die im Bogen um den Gipfelaufbau zum Sattel hinab führt. In spitzem Winkel zum Kammweg wandern wir von hier die letzten 45 Minuten durch Latschen und später ein schönes Hochmoor auf Holzstegen auf die tschechische Seite zu unserer Bergbaude Luční bouda (1410 m) - dt. Wiesenbaude, wo wir übernachten.

Von der Wiesenbaude sind wir spontan begeistert. Sie ist zwar etwas moderner und nicht ganz billig, aber sehr geschmackvoll und recht edel ausgestattet. Nach Bezug unseres Doppelzimmers - auf Hotelniveau - nehmen wir ein Abendessen ein. Margit hat genug vom langen Tag, während ich nach der schönen Abendstimmung am Vorabend gegen 20 Uhr nochmal alleine aufbreche, um die Berge 2 und 3 Tschechiens zu besuchen. In südlicher Richtung führt ein breiter Weg auf knapp 1500 m zu einem Sattel zwischen dem Luční hora und dem Studniční hora hinauf. Von hier biege ich weglos zunächst zum Luční hora (Hochwiesenberg), dem mit 1555 m zweithöchsten Berg Tschechiens ab, den ich über Gras und ein paar Steinfelder schnell erreiche. Ein Steinmännchen schmückt den höchsten Punkt. Im Abstieg passiere ich einen alten Bunker und laufe über ein flaches Schneefeld zurück zum Sattel. Geradeaus gehe ich den Studniční hora (Brunnnberg) an, der mit 1 m Differenz (1554 m) der dritthöchste Berg Tschechiens ist. Auch hier wird ein Bunker der alten Kampflinie passiert und kurzzeitig steil stehe ich sehr schnell auf dem breiten Gipfel, von dem die Schneekoppe ganz nah scheint. Im Abstieg mache ich dann in den letzten Sonnenstrahlen noch eine botanische Entdeckung mit der Küchenschelle Pulsatilla alba, die als Eiszeitrelikt nur in Karpaten, Harz und Vogesen vorkommt. Zurück in der Wiesenbaude ist die Sonne schon untergegangen.

Am nächsten Morgen brechen wir wegen der langen Rückfahrt mit Bahn und Auto sehr früh auf. Wir haben uns dafür am Vorabend ein Lunchpack geben lassen, das wir gegen 6 Uhr in der Eingangshalle der Baude zu uns nehmen. 20 Minuten später sind wir dann unterwegs und steigen südlich zunächst wieder zu dem Sattel auf, folgen aber heute dem Weg weiter sanft den Kamm hinab mit Blick auf das gut 1000 m tiefer liegende Böhmische Land.

Stetig bergab - zumeist durch Wald und ein paar almartige Hochflächen - erreichen wir nach ca. 3 Stunden das Tal der Kleinen Elbe (Male Labe). Auf einem Teersträßchen folgt ein kurzer Gegenanstieg zum Örtchen Strazne, hinter dem es wieder sehr steil dann endgültig hinab führt ins Elbtal, das wir in einem Vorort von Vrchlabí erreichen. Durch das langgezogene und im Kern ganz nette Städtchen wandern wir von hier noch 5 km, häufiger die Elb-Seite wechselnd, zum Bahnhof und gelangen mit mehrmaligem Umsteigen und einem Snack bei einer Wartepause in Železný Brod nachmittags zurück zu unserem Auto, das wir in Josefův Důl geparkt haben. 


Tourengänger: ju_wi


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Geodaten
 732.gpx Tag 3: Hala Szrenica - Luční bouda
 733.gpx Tag 4: Luční bouda - Vrchlabí

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Kommentare (3)


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Sputnik Pro hat gesagt: Snĕžka / Śnieżka
Gesendet am 9. Juni 2009 um 09:03
Salü Zusammen,

Mit Spannung habe ich Euren Bericht gelesen, gratuliere zur schönen Tour! Ihr habt ja mehr Wetterglück gehabt, schön zu sehen wie es dort ohne Nebel ausschaut.

Viele Grüsse,

Andi

ju_wi hat gesagt: RE:Snĕžka / Śnieżka
Gesendet am 9. Juni 2009 um 21:16
Hi Andi,
ja, ich dachte wir zeigen Dir mal wie es an der Snĕžka noch aussehen kann :-) Nein, wir haben schon super Glück mit dem Wetter gehabt - angeblich ist der Gipfel an fast 300 Tagen im Jahr im Nebel oder Wolken.

Ich musste übrigens schmunzeln, wir haben nun jeweils 9 Ländergipfel in Europa bestiegen - 4 gleiche davon: Luxemburg, Belgien, Holland und Tschechien. Mit der Zugspitze - hoffe die Tour steht noch - bringen wir Dich dann offiziell und zusammen in Führung :-) aber dann ziehen wir (hoffentlich) beim Elbrus nach. Das ist doch der wahre Sportgeist - à la Kaltenbrunner und Pasaban, die waren doch auch irgendwo zusammen am Gipfel.

Jedenfalls freue ich mich darauf.

Grüße, Jürgen

Sputnik Pro hat gesagt: Landeshöhepunkte
Gesendet am 10. Juni 2009 um 10:23
Salü Jürgen,

Freue mich auch schon auf unsere gemeinsame Zugspitze-Bergtour. Vielleicht wird's ja nicht bei unserer ersten gemeinsamen Tour auf einen Europäischen Landeshöhepunkt bleiben ;-)

Für dieses Jahr habe ich noch die Dufourspitze (CH) und den Monte Titano (RSM) an Wochenenden sowie im Herbst (1 Woche) den Όλυμπος (Ólympos; GR) und den gemeinsamen Landeshöhepunkt vom AL und MK (Maja e Korabit / Голем Кораб) geplant.

Also bis bald in Bayern ;-)

Viele Grüsse,

Andi


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