Tschirgant (2370 m) - Bergtour mit Hindernissen


Publiziert von gero , 25. Oktober 2018 um 16:23.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Wetterstein-Gebirge und Mieminger Kette
Tour Datum:19 Oktober 2018
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1655 m
Abstieg: 1655 m
Strecke:Karrösten - Karres - Karrer Alm - Tschirgant - Schmittensteig - Karrösten (20,8 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Imst der Beschilderung nach Karrösten folgend, gelangt man auf steiler Bergstraße ins Ortszentrum bei der Kirche. Etwas unterhalb dieser gebührenfreies Parken auf einem Gemeindeparkplatz ("Kirchenweg").
Kartennummer:Freytag & Berndt WK 252 (Imst - Landeck - Telfs - Fernpaß 1:50.000)

Von Westen betrachtet, steht der Tschirgant als mächtiges gleichschenkliges Dreieck hoch über dem Talboden von Imst. Wem ist es nicht schon so gegangen wie mir: man ist unterwegs Richtung Landeck mit Ziel Reschenpaß oder Graubünden, fährt am Tschirgant vorbei und denkt sich: "Da sollte man auch mal hinaufsteigen" ! Heute war es für mich so weit, ich hatte mir diesen prächtigen Aussichtsberg als Ziel gesetzt.

Prolog: Start mit Hindernissen

Ich möchte nicht einfach nur zum Tschirgant hinaufsteigen, sondern plane die Überschreitung des Berges: von Karres über die Südseite hinauf, westseitig wieder hinunter nach Karrösten. Dies ist der Grund, weshalb ich das Auto in Karrösten (900 m) parke: vollmundig wird hier auf einem Wegweiser unterhalb der Kirche ein Wanderweg nach Karres ausgewiesen, dem ich kurz vor 7 Uhr - noch im Schein der Stirnlampe - über dunkle Wiesen folge. Er leitet ständig bergab, bis ich nach 15 Minuten vor einem großen, verschlossenen Stahlgatter stehe: hier geht es nicht weiter; ich irre im Dunkeln etwas verloren umher, finde etwas höher wieder einen Weg, aber dieser endet an einem breit ausgewaschenen, tobelartigen Graben mit einem Sperrschild: ebenfalls kein Weiterkommen.

Nach kurzem Überlegen wähle ich den Weg des geringsten Widerstandes und wandere zurück in die Ortsmitte von Karrösten, um dann auf der Straße abzusteigen, bis ich 100 Hm weiter drunten auf der offiziellen Zufahrtsstraße hinüber nach Karres (830 m) wandern kann. In der dortigen Ortsmitte geht es dann endlich beschildert hinauf Richtung Karrer Alm.

Diese Extratour im Dunkeln hat mich über eine Stunde Zeitverlust gekostet und mir zusätzliche 100 Meter Höhenunterschied eingebracht - hätten die Gemeinden ruhig anschreiben können, daß der Wanderweg zwischen Karrösten und Karres momentan nicht passierbar ist.

Auf gehts - hinauf Richtung Tschirgant

Nach der Meisterung der zuvor beschriebenen Hindernisse starte ich also im Zentrum von Karres (837 m) mit dem Aufstieg Richtung Karrer Alm (Wegweiser). Steil geht es auf einer Straße durch den Ort bis zu einem Parkplatz am oberen Ortsrand ("Waldsiedlung"), dieser kleine P (gebührenfrei, wenige Parkplätze) kann als alternativer Ausgangspunkt für den südseitigen Anstieg zum Tschirgant benutzt werden, nur ist bei einer Überschreitung dann der Rückweg unbequem. Hier wartet schon das nächste Hindernis auf mich: der weitere Anstieg ist heute eigentlich gesperrt, angeblich werden Waldarbeiten durchgeführt. Aber weit und breit keine Menschenseele, kein Gebrumm von Sägen oder sonstige diesbzgl. Aktivitäten - ich negiere die Sperrung und setze meinen Weg fort. Wie sich dann herausstellt, ist meine Entscheidung richtig: bis zum Gipfel treffe ich niemanden, und die angeblichen Waldarbeiten scheinen sich kurz nach der Sperrung auf eine einzige kleine Brücke zu beschränken, die saniert wird. So machen sich die Behörden nicht gerade sonderlich glaubhaft ....

In vielen Kehren geht es nun durch Wald aufwärts; ziemlich genau 1 Std. oberhalb von Karres zweigt beschildert der Höhenweg Karrösten ab. Die bequem begehbare Waldstraße (monoton, kaum Aussicht) führt in mäßiger Steigung bis zur Karrer Alm (1613 m, 2 Std. ab Karres), hier lichtet sich der Wald, und die bereits winterfest verriegelte Alm lädt zu einer kurzen Sonnenpause. Von hier aus hat man erstmals einen schönen Blick hinauf zum Tschirgant, hinab ins Inntal und hinüber zum Ötz- und Pitztal.

Hier an der Karrer Alm ist auch erstmals der Tschirgant ausgeschildert: 2,5 Stunden Anstieg liegen noch vor mir. An einem Almschuppen etwas oberhalb der Karrer Alm endet die Forststraße, ab jetzt leitet ein Bergsteig hinauf, zunächst durch lichten Wald, dann durch die dichten Latschenfelder, welche die Südseite des Berges fast vollflächig bedecken.

An 4 Stellen haben die wenigen, dafür umso heftigeren Regengüsse dieses sehr trockenen und warmen Sommers tiefe Gräben in die Flanke erodiert und den Steig zerstört. Dazwischen aber geht es zügig bergan, und ziemlich genau 2 Std. nach der Karrer Alm erreiche ich am Sattele (2232 m) den nordöstlich ausgerichteten Kamm zwischen Tschirgant und Simmering. Ein mächtiger Bildstock und ein Brotzeitbankerl markieren diese Stelle, sie ist seit längerer Zeit bereits auszumachen.

Nochmals ein größerer Wegweiser u.a. hinauf zum Tschirgant, der Kamm wird etwas schmaler und präsentiert sich als Schotterrücken, der - weiterhin gut markiert - innerhalb einer letzten halben Stunde zum Kreuzgipfel des Tschirgant (2370 m) leitet.

Der Berg ist ja bekannt für seine großartige Aussicht, und tatsächlich: Ötztal, Karwendel, Wetterstein, Lechtal und Samnaun - alles, was Rang und Namen hat, ist im tollen Panorama enthalten. An diesem schönen Spätsommertag bewegt sich hier oben kein Lüftchen, es ist angenehm warm, und ich verbringe mindestens eine Stunde auf dem Gipfel.

Ich kann vom Tschirgant nun wahlweise nach Nordosten mit Ziel Karröstener Alm oder ziemlich direkt nach Südwesten zur Bergwachthütte und nach Karrösten absteigen. Der zweite Weg ist steiler, aber möglicherweise landschaftlich eindrucksvoller, weil man dabei immer hinab ins Inntal bzw. die gegenüber liegenden Lechtaler Berge schaut. Ich nehme den zweitgenannten Steig, über mehrere Schrofenköpfe geht es bergab zur Bergwachthütte (2175 m): diese Köpfe sehen von oben alle etwas unnahbar aus, weil man nicht sieht, wie es danach jeweils weiter geht. Aber der Steig weist keinerlei Schwierigkeiten auf, zuletzt führt ein Fixseil längs einer Rampe bergab, und nach einer knappen halben Stunde ist die Bergwachthütte erreicht.

Erstaunlicherweise ist diese kleine Hütte normalerweise bewirtschaftet; heute ist zwar niemand zugegen, aber einem Hinweis zufolge gibt es in diesem Fall im "Regenraum" neben der Hütte Getränkevorräte, bei denen man sich bedienen darf. Den Obulus wirft man in eine bereitstehende Kasse ein. So sitze ich noch ein weiteres langes Mal in der Spätsommersonne und schwelge bei einer Halben inmitten der grandiosen Bergeswelt, die mich hier oben auf diesem Aussichtsposten der Menschheit umgibt.

Kurz nach der Bergwachthütte muß man sich entscheiden: will man über den Tschirgantsteig zur Karröstener Alm absteigen, oder den Schmittenweg unter die Füße nehmen, der letztlich direkt nach Karrösten hinab führt. Ich wähle den Schmittenweg: sehr steil geht es hinunter, erst durch Latschen, später dann durch den dichten Tschirgantwald, bis ich die Almstraße erreiche, die von Karrösten zur gleichnamigen Alm führt (für den öffentlichen Verkehr gesperrt).

Dann passiere ich den Waldparkplatz Karrösten (1030 m), und nach einem etwas nervigen Hatscher durch den Ort gelange ich schließlich am Gemeindezentrum wieder zum Ausgangspunkt der langen Rundtour an.

Epilog

- Auf der gesamten Tour gibt es (zu dieser Jahreszeit) kein Wasser.

- Die Zufahrt zum Waldparkplatz Karrösten am oberen Rand des Ortes ist inzwischen eine gute, geschotterte Waldstraße

- Möglicherweise bessere Routenführung: vom Waldparkplatz Karrösten etwa 5 Minuten ansteigen, dann Wegweiser "Höhenweg Karres". Ich bin mir aber nicht sicher, ob dieser Weg wirklich besser ist: gemäß Landkarte hat er sehr viele Windungen und weiterhin etliche Höhenunterschiede.

Tourengänger: gero


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden


Geodaten
 42369.gpx Überschreitung Tschirgant Ost-West

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

Landler hat gesagt: Höhenweg Karres
Gesendet am 27. Oktober 2018 um 10:49
Servus Georg,
bin die Tour vor ein paar Tagen in umgekehrter Richtung gegangen.
Auf dem wirklich schön zu gehenden Höhenweg kommt man ohne nennenswerte Gegenanstiege zum Waldparkplatz Karrösten.
Gruß - Robert

gero hat gesagt: RE:Höhenweg Karres
Gesendet am 28. Oktober 2018 um 08:01
Servus Robert,

vielen Dank für die Rückmeldung - gut zu wissen. Dann kann man damit knapp 200 Hm einsparen (gegenüber meiner Wegführung) und ist nicht auf die Querverbindung zwischen Karrösten und Karres angewiesen - geschweigedenn meinen lästigen Talabstieg.

Gruß vom gero


Kommentar hinzufügen»