Besteigung kleines Hüreli (mein erstes Mal)


Publiziert von rpfeuter , 5. Juli 2018 um 22:59.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Avers
Tour Datum: 3 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Strecke:12.29 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Via Autobahn San Bernardino Route, Ausfahrt Avers nehmen, dann die Strasse nach Ausserferrera. Der Parkplatz befindet sich beim Dorfausgang.

Im Folgenden beschreibe ich unsere erste Besteigung des kleinen Hüreli (2753m), auch Hirli oder Rofflahorn genannt. Es war sehr schön.
 
Von Andeer nach Süden schauend ragt die Spitze des kleinen Hüreli markant zwischen Val Ferrera und Suretta empor und so mancher Berggänger stellt sich die Frage nach dem Blick von jener Höhe. Diese wollten wir (begleitet wurde ich von meinem lieben Freund Flunder) uns nun an diesem schönen Julimorgen selbst beantworten.
 
Ein Blick auf die Karte legt die plausibelste Route nahe. Um 8:50 starten wir beim Parkplatz von Ausserferrera, folgen den Wegweisern Richtung Alp Nursera über den Averser Rhein und nehmen den Aufstieg durchs Vals Grischas in Angriff. Der so manche Überraschung bereithaltende steile Weg führt entlang des Sturzbachs hoch bis zur Alp Nursera – Vorsicht, die Kühe auf der Alp sind kontaktfreudig! – hinter welcher wir nach links den Weg Richtung Plans dil Bov einschlagen. 
 
Diesen beschreiten wir allerdings nicht lange: Als die Ual d’Ursera unseren Weg kreuzt, verlassen wir diesen und widmen uns dem nächsten Steilanstieg, parallel zum Bach. Diese vielleicht anstrengendste Etappe der Tour lässt sich vereinfachen, in dem man sich leicht nach rechts hält, um das trockene Bett eines versiegten Bachs aufzufinden, auf dessen Steinen sich relativ kräftesparend Höhe gewinnen lässt. Wir steigen nach oben, bis das Gelände wieder etwas abflacht. Zur Linken sieht man nun, eingebettet zwischen den Felsen, ein steiles Schuttfeld, welches wir hinter uns bringen, um zum Lai dil Hirli, unserer Raststätte vor der letzten Etappe des Aufstiegs, zu gelangen.
 
Nach kurzer Pause steigen wir von der nördlichen Spitze des Sees nach Westen das Schuttfeld hinan. Wer's aufregender mag, kraxelt entlang der Kante, deren griffiger Fels viel Halt bietet, und kriegt so spektakuläre Ausblicke auf den See. Eine einfache Kletterei am Ende des Hangs schliesslich lässt uns auf eine kleine Terrasse gelangen (auf dieser musste der Flunder kurz austreten), von welcher aus der Kamm ohne Probleme zu erreichen ist. Diesen nach Süden aufsteigend gelangen wir schliesslich zum Ziel unserer Wanderung, dem Gipfel des kleinen Hüreli, Hirli oder Rofflahorn.
 
Leider machen uns just im letzten Anstieg die immer grösser und dunkler werdenden Wolken einen Strich durch die Rechnung und hüllen den Gipfel in dichten Nebel, so dass wir über die Prächtigkeit des sich unter besseren Bedingungen wohl bietenden Panoramas nur mutmassen können.
 
Die schnellste Variante für den Abstieg ist wohl die Route des Aufstiegs zu nehmen. Abwechslungs- und vor allem aussichtsreicher ist es, den Grat nach Norden hinunterzusteigen, wobei sobald die Terrasse zur Rechten fertig ist darauf geachtet werden muss, richtig ins Schuttfeld „einzufädeln“. Durch jenes lassen sich dann 300 Höhenmeter abgeben, um zum Punkt 2377 zu gelangen. Von dort aus kann man auf dem Rücken bleibend absteigen bis kurz nach Punkt 2314 die Felsen für den Abstieg zu steil werden. Dort wendet man nach rechts und kraxelt den Hang hinunter bis zur in der Tiefe gut sichtbaren Alp Nursera. Schliesslich geht’s auf dem selben Weg wie einige Stunden zuvor zurück hinunter nach Ausserferrera.
 
Wir allerdings sind nicht so schlau, sondern warten auf dem Gipfel, bis das Gewitter losbricht. Eilig suchen wir in der Schützhütte bei Punkt 2414 Zuflucht, welche sich allerdings nur als Gerätebox herausstellt. In der Eile folgen wir dann dem falschen Bach und stürzen zu einer Symphonie von Blitz und Donner, Hagel und strömendem Regen, den Hang hinunter bis wir auf etwa 2100 m realisieren, dass wir unterwegs Richtung Schwarzwaldalp sind. Die immer kürzer werdenden Intervalle zwischen Blitz und Donner steigern die Spannung des feucht-fröhlichen Abstiegs ins schier Unermessliche. Bei Punkt 1933 schliesslich lässt sich dann einigermassen vernünftig Richtung Nordosten traversieren, so dass wir auf einer Höhe von etwa 1850 m wieder auf den Wanderweg stossen und nur noch etwa 150 Höhenmeter Extraanstieg überwinden müssen, um schliesslich wieder zur Alp Nursera zu gelangen. Von nunmehr nur noch fernem Donnergrollen begleitet, schaut der Nieselregen, ob er uns auf dem finalen Abstieg noch nässer machen kann. Was dem Armen aber nicht gelingt, denn nässer als wir sind, kann man nicht werden. Auch zwei Tage später sind die Bergschuhe noch nicht trocken.
 
Aber es hat sich gelohnt. Für einmal ein Hüreli ohne Bezahlung zu besteigen – was kann man sich Schöneres vorstellen?
- Euer Rolf

Tourengänger: rpfeuter


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Kommentare (6)


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cresta hat gesagt: Willkommen bei hikr!
Gesendet am 8. Juli 2018 um 11:36
Hallo Rolf,
willkommen bei hikr und Glückwunsch zu deinem ersten Bericht, der auch noch eine "hikr-Erstbesteigung" ist. Zwei Dinge möchte ich anmerken: die Fotos vom Luchs und vom Bären sind offensichtlich nicht selbst geschossen. Das wurde auch schon von einem anderen user kommentiert, die Kommentare sind aber wieder verschwunden. Vor mir aus kannst du gerne fremde Fotos posten, die sollten dann aber als solche gekennzeichnet sein.
Nun zum Schwierigkeitsgrad der Tour: ich war zwar noch nicht auf dem Rofflahorn /Chlin Hüreli, kenne die Gegend oberhalb Alp Nursera aber recht gut. Eine Wanderung in weglosem Gelände ist hier mit T2 auf jeden Fall unterbewertet. Ob nun T3 oder T3+ darüber lohnt es nicht zu streiten. Für völlig ungeübte Bergwanderer, die sich oft bei hikr erstinformieren ist aber T2 in diesem Gelände irreführend.
Beste Grüße, cresta

Myron hat gesagt: Mehr davon
Gesendet am 8. Juli 2018 um 15:40
Bitte :-D

Winterbaer hat gesagt: RE:Mehr davon
Gesendet am 9. Juli 2018 um 20:53
Hab den Bericht gerade nochmal ganz genau angeschaut mit allen Untertiteln und so gelacht. Bär, Luchs, Salamander mitenander, Alpenanaconda, Fliegerbombe und Co. Die Wegbeschreibung um den Baum herum und nicht hindurch...so lustig
Smiley Says Yes

Hätte auch gern mehr davon!!

rojosuiza hat gesagt: Aufpassen!
Gesendet am 8. Juli 2018 um 16:00
Man hüte sich vor Bär und Wolf, die können beissen.

Ein Hürelein gleich beim ersten Mal gratis besteigen zu wollen, bringt eine Kalte Dusche - wie Dein Bericht nur zu gut beweist.

Man ist gespannt auf weitere Husarenstücke in Wilder Bergwelt.

mong hat gesagt:
Gesendet am 10. Juli 2018 um 00:29
Die Untertitel der Fotos finde ich super!
Sehr spezieller Humor ;-)))

Lowa51 hat gesagt: Unterhaltsam
Gesendet am 6. Juni 2022 um 09:03
Unterhaltsam und erfrischende Wanderung.


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