Endlich erreicht: die versteckte Schlierseer Hachelspitz (1300 m) - dem Zufall sei Dank!


Publiziert von Vielhygler , 10. Juli 2018 um 22:34.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Bayrische Voralpen
Tour Datum: 7 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 650 m
Abstieg: 650 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz am P. 821 der AV-Karte an der Spitzingstr. Hier zweigt von der Straße in Richtung Spitzingsattel zum ersten Mal ein Forstweg nach links ab. Von der Straße nicht zu sehen: ein großer gekiester Platz links noch vor dem Gesperrt-Schild. Keine Gebühr.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Was "Unterkunftsmöglichkeiten" betrifft, wird man hier eher selbst zum Wirts-Tier für Ameisen, Zecken, Mücken, Bremsen...
Kartennummer:DAV BY 15 Mangfallgebirge Mitte

Letztes Jahr hat Nic die attraktiv aussehende Schlierseer Hachelspitz als "Geh(h)eimtip?" ins Netz gehievt und ich bin auch gleich über den Blechgrabensteig dorthin- und dann wieder heimgegangen, ohne allerdings das verlockende Kreuz, das sich irgendwo unterhalb vieler Latschen am Hang des Hagenbergs  hätte befinden sollen, im Abstieg überhaupt gefunden zu haben. An Nicos Bericht lag es gar nicht, sondern an mir und seitdem nagt beim Vielhygler irgendwie der Selbstzweifel. Einfach verdrängen ist auch keine Option und so habe ich mich heute erneut zur Hachelspitz aufgemacht. Vielleicht ist sie ja auf andere Weise leichter zu finden? Schlußendlich bin ich aber auf meiner neuen Variante doch wieder oben am Blechgrabensteig gelandet und mußte von dort aus ein weiteres Mal irgendwo in den Latschen absteigend die Hachelspitz suchen gehen. Same procedure? Nein, denn heute kam mir der Zufall zuhilfe...  

Was die heutige Tour und meine neue, durchaus interessante, aber auch mühselige und letztlich nicht zielführende Variante betrifft, so hatte ich für die heutige Tour drei Überlegungen angestellt und bin prompt gleich dreimal falschgelegen.

Zunächst dachte ich, wenn ich spät losgehe, dann wird die Nässe vom Vortag schon abgetrocknet sein. Das war mitnichten so und auf meinem Gratanstieg auch unangenehm.
Des weiteren hoffte ich, wenn ich die Suche nach der Hachelspitz über den westlich des Blechgrabens nach Süden ansteigenden Grat ansetze, dann würde ich von diesem Grat aus irgendwann bestimmt auch die westlichen Hänge des Hagenbergs mit dem Hachelspitzkreuz zu sehen bekommen und mich orientieren, ev. auch hinüberqueren können. Auch damit lag ich falsch, denn vom Grat aus sieht man nach Westen: gar nichts!
Schließlich habe ich mich auch, was die Latschen betrifft, etwas verschätzt, denn auf meinem Grat begann die Krummholz-Zone etwas überraschend schon auf 1200 Metern...

Daß ich das Kreuz heute dann vom Blechgrabensteig aus, auf dem "Normalweg" eher zufällig doch noch gefunden habe, war wohl eher der Lohn meiner Mühe mit den Latschen als das Ergebnis einer guten Vorplanung.
   
Wegbeschreibung:

Zum Parkplatz am P. 821 der Spitzingstraße siehe "Anfahrt". Ich nehme von dort aus den Forstweg in Angriff, der in östlicher Richtung bequem anzusteigen beginnt. Nach zwei Minuten bleibt eine abzweigende Straße rechts liegen und nach wieder zwei Minuten wird ein Wasserbehälter passiert. Nach der Querung des Blechgrabens unmittelbar nach dem Wasserhäusl gehen auch schon zwei Karrenwege nach rechts (Süden) ab, hier nehme ich den linken, steileren. Er steigt schnurgerade immer östlich vom Blechgraben an. Nach einem verfallenem Hochsitz sind die zwei Karrenwegspuren zunehmend von Gras überwachsen und eine bequem übersteigbare, teilweise freigeschnittene Buche liegt quer über dem Weg.
Kurz bevor der Weg abrupt in einer kleinen Wendeschleife linkerhand endet, kann ich im Gebüsch eine kleine, verwachsene, aber in der Folge stets auffindbare Steigspur auszumachen, die (in der Karte gepunktet verzeichnet), auf der Ostseite des Blechgrabens, zur Ruine "
Steinernes Hüttl" vermittelt.

Unmittelbar vor der malerisch-tristen Ruine trefffe ich auf einen deutlichen, querenden Pfad (dieser Pfad kommt vom südöstlich an einer Forststraßenkehre liegenden P. 1053 und fällt unmittelbar nach dem Steinernen Hüttl zu einer Bachfurt zur westlichen Seite des Blechgrabens ab, wo er dann den Hagenberg entlang quert).
Diesen Steig nehme ich nicht, sondern ich gehe vom Steinernen Hüttl auf meinem jetzt viel deutlicheren Pfad noch ein paar Schritte weiter nach Süden zu einer etwas weiter oben liegenden, zweiten Bachfurt.

Auf der westlichen Seite des Blechgrabens verzweigt sich der Steig unmittelbar nachdem die Böschungshöhe des Bachgrabens in zwei kleinen Kurven erreicht wird. Ein kleiner Steinmann markiert die Stelle. Hier nehme ich nun nicht den in der Karte verzeichneten Pfad nach links, der direkt auf der Westseite des Blechgrabens ansteigt, sondern den etwas deutlicher ausgeprägten, nach Westen querenden Steig. Die Tour geht jetzt zunächst auf diesem, in der Karte nicht eingetragenen, Steig der Lawinenschutzbauer, der auch hier kurz behandelt wird, weiter.

Geschickt macht sich der bequeme Steig in weiten, nach oben hin enger werdenden, Serpentinen einen Geländerücken zunutze und quert schließlich nach Westen, bis er eine grasige Geländekante erreicht. Die Brecherspitze gegenüber und der Schliersee kommen in Sicht und hier gibt es auch die ersten Lawinenschutzbauten mit denen die ganze westliche Seite des Hagenbergs bewehrt ist.

Ich bin hier, technisch gesehen, am Nordwestgrat des viel weiter oberhalb liegenden, felsigen, Latschengipfels P.1588, eines nördlichen Vorgipfels des Östlichen Jägerkamps (1745 m) angekommen. (Vom P. 1588 verzweigt sich der Nordgrat des Östlichen Jägerkamps: nach Nordosten zu Nagelspitz und Talwand hinab und nach Nordwesten über die Wiesenrampe P. 1559 und das latschige Kleingemäuer P. 1228 hinweg zu dem o.e. Wasserhäusl an der Forststraße). (Zu den Gratverläufen: siehe auch hier)
Ich befinde mich jetzt am Nordwestgrat zwischen dem Wasserhäusl weiter unten und dem P.1228 weiter oben.

Der Anstieg am Grat

Direkt an der aussichtsreichen Gratkante teilt sich der Lawinenschutzbauer-Steig. Eine Pfadspur quert nach Westen den Hagenberg entlang. Ich entscheide mich für den anderen, zunächst auch ganz deutlichen Pfad, der direkt am Grat in südlicher Richtung ansteigt. Es geht an einigen Lawinenschutzbauten vorbei zunächst ganz bequem und aussichtsreich weiter. Anschließend gibt es in Gratnähe keine Lawinenverbauungen mehr, die Pfadspur wird immer schwächer und der Grat zunehmend steiler. Das gute, sonnige Wetter hat das Gelände nicht getrocknet: das hohe Gras ist mittags immer noch patschnass. Wirklich unangenehm wirkt sich die Nässe in einer sehr steilen, breiten, schlammig-schrofigen Rinne unterhalb des P. 1228 aus. Etwa ab diesem beginnt leider auch die Krummholz-Zone, die Trittspuren sind jetzt nur noch in kleinräumigen Latschengassen zu finden und ich muß, ohne daß es allerdings zu intensiveren Kampfhandlungen käme, schon eine Menge Zweige zur Seite biegen und übersteigen. Der Grat ist sicherlich ein Wildwechsel und wird wohl auch gelegentlich von Wanderern begangen, immerhin finde ich im Aufstieg eine Kappe mit einem roten Stern und im Abstieg sogar ein Stück Bergseil (siehe Fotos). 

Die gelegentlichen Aussichten richten sich vom Grat aus leider nur nach Osten, zur Talwand, zum beeindruckenden Talschluß des Blechgrabens und zum Wendelstein. Die Hänge des Hagenbergs auf der westlichen Seite, insbesonders die Hachelspitz, die sich dort etwas weiter unten befinden muß, bekomme ich durch das Latschendickicht nicht ein einziges Mal zu Gesicht, ich finde auch keinerlei Hinweise auf einen abzweigenden Pfad nach Westen. Ich bin etwas frustriert, denn das bedeutet, daß ich das Kreuz noch einmal vom Blechgrabensteig aus suchen muß, den ich auf meinem Grat zwangsläufig weiter oben erreichen werde.

Schließlich flacht der Grat etwas aus und es gibt jetzt plötzlich auch einige, wenige Ausschnitte, allerdings wurden nur ganz kleine Äste abgezwickt. Schließlich, unmittelbar bevor ich den Blechgrabensteig erreiche, ist eine kurze Passage komplett von Legföhren überwuchert und ich komme jetzt doch noch in den Genuß eines richtigen Infights. Es folgt auch gleich der "Klassiker", als mir ein Ast ins Auge knallt. Doch bald erreiche ich tränenden rechten Auges den Blechgrabensteig, der meinen Grat quert und nach Süden ausflachen wird. Ich hänge die gefundene Mütze als Hinweis für den Gratabstieg an einen Zweig und mache Pause.

Die Hachelspitz: ein Zufallsfund

Weil ich die Hachelspitz schon einmal nicht gefunden habe, mache ich mir nicht viel Hoffnung, daß es mir diesmal gelingen wird. Ich gehe also den Blechgrabensteig noch 20 Meter weiter und steige dann weglos nach Westen ab. Die Gassen sind breit und grasig, von Seilbahnmasten oder der Hachelspitz sehe ich allerdings gar nichts. Als ich mich schon damit abfinde, weglos ohne Gipfel zur Spitzingstraße abzusteigen, kommt mir der Zufall zu Hilfe, denn gerade hier öffnet sich (endlich!) das Gelände und ich sehe einen Mast. Vielleicht ist es der richtige? Als ich dort ankomme, sehe ich nicht nur den schönen Schliersee, sondern direkt unter mir auch das Hachelspitzkreuz! Endlich!

Nun wird es, den kleinen Grat absteigend, alpiner: es geht erst direkt am Grat durch Latschenausschnitte und dann einen felsigen Absatz hinab (I). Es folgt ein ausgesetzter, schmaler Übergang (Trittsicherheit!) Danach weicht man einem Bäumchen am Grat links aus und erreicht über Schrofen (leichter) das schöne Kreuz. Ein "richtiger" Gipfel ist die mit ihrem kleinen Grat wie ein Nasenhöcker aus den gleichmäßig abfallenden Hängen des Hagenbergs vorspringende Hachelspitz nicht, aber was für ein toller Platz! Athmosphäre, Ausblicke, der Schliersee... sind einfach nur schön!

Nach einer Rast gehe ich vom Mast aus einen breiten, erkennbar ausgeschnittenen Wiesenstrich in nördlicher Richtung absteigend auf eine weitere Liftstütze zu und steige noch vor ihr nach Osten durch diverse Latschengassen wieder zu meinem Anstiegsgrat auf, den ich leider (die Gassen geben es vor) sehr weit oben erreiche. Dennoch erspare ich mir so die noch weiter oben liegende Kampfzone meines Gratanstiegs. Rückweg wie Hinweg.

Bissl mühselig war es heute, aber dennoch - mit der erreichten Hachelspitz - war es ein schöner und erfüllender Bergtag für mich!

Hinweise:

Die Hachelspitz ist ein bestimmt wenig aufgesuchter Gipfel
mit tollen Ausblicken! Wenn man sie findet...
Der hier beschriebene Aufstieg über den Grat? Ist trotz meist vorhandener Pfadspuren nicht besonders lohnend, in Passagen sehr steil, mühsam und auch nicht sehr aussichtsreich.
Der Aufstieg über den Blechgrabensteig (siehe Nicos Bericht), ist landschaftlich viel schöner und bequemer.
Schwierigkeiten? Der Aufstiegsgrat war bei Nässe in einer Steilstufe unterhalb des P. 1228 unangenehm. Die Hachelspitz ist nur ausgesetzt zu erreichen. Ich stimme Nic' s Bewertung zu. Definitiv kein Familiengipfel!
Findung? Die Liftstütze gleich oberhalb des Kreuzes ist die mittlere von drei Masten im fraglichen Bereich (die Seilbahn verläuft quer zum Hang). Vom Hachelspitz-Mast kann man im Norden und Süden je einen weiteren auf etwa gleicher Höhe sehen und  zwischen diesen Masten sind Latschen und Bäume großzügig weggeschnitten.
Also vom Blechgrabensteig etwa 100 Hm den Hang nach Westen runtergehen (sich gefühlt eher etwas nach rechts, Norden haltend), bis man auf die freigeschnittene Blickschneise trifft und sich orientieren kann. Dieser Mast ist der richtige.
viel Glück, es lohnt sich!   

Tourengänger: Vielhygler


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Kommentare (2)


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Nic hat gesagt:
Gesendet am 11. Juli 2018 um 17:56
Gratulation zur Hachelspitz! Ein wirklich schöner Aussichtspunkt. Wenn man weiß wo man runter muss, geht es eigentlich. Alternativ kann man auch über meinen Abstiegsweg aufsteigen. So vermeidet man den Latschenkampf eigentlich komplett.

VG Nico

Vielhygler hat gesagt: RE:
Gesendet am 11. Juli 2018 um 19:21
Danke!

Ich war mir auch hier unschlüssig, ob ich nicht statt den Gratsteig zu probieren, einfach den Lawinenschutzbauer-Steig weiterverfolge, der ja unterhalb der Hachelspitz den ganzen Hang quert. Vielleicht sieht man ja von dort aus die Masten und auch die Spitz...

Andererseits war ich auch vom schönen Blechgrabensteig ab Steinernes Hüttl beim ersten Versuch sehr beeindruckt! Überhaupt: ein interessantes Gebiet!

Vielleicht kommen ja noch weitere Kreuze dazu? ;-))) Wundern würde es mich nicht...

VG Andreas


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