Königsanger


Publiziert von schimi , 10. August 2018 um 22:14.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:30 Januar 2018
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT2 - Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 

Schon bei unserer letzten Tour auf dem Adolf-Munkel-Weg hatten wir von der Alm Gschnagenhart die Möglichkeit den Königsanger aus der Ferne zu betrachten. Er präsentierte sich von dort, zumindest über den Südaufstieg als ein zahmer und gefahrloser Geselle, der kaum Schwierigkeiten bereit zu halten scheint. So beschließen wir, ihn mal auf der Landkarte näher anzuschauen und auch hier sieht das alles sehr einfach aus.

So machen wir uns am nächsten Tag auf den Weg nach Latzfons. Hier führt die Straße durch den Ort hindurch und dann immer weiter in die Höhe, bis man in 1550 Metern Höhe den großen Parkplatz beim Kühhof erreicht. Die Anzahl der Parkmöglichkeiten erschreckt uns ein wenig, aber wir haben heute Glück, wir stellen gerade das dritte Auto auf dem Parkplatz ab. Es verspricht ein ruhiger Tag zu werden. Das Wetter ist frühlingshaft. Im Schatten nur ganz leichtes Frostklima aus der Nacht. In der Sonne spürt man aber schon die Wärme, die heute sicher noch beträchtlich wird. Nicht gerade das, was man Ende Januar in dieser Höhe erwartet.

Zunächst folgen wir dem Weg, der am oberen Ende des Parkplatzes weiterführt. Er ist breit und fast flach, genau dass, was ich mir zum Einlaufen am Morgen wünsche. Nach ein paar Minuten steigen wir entlang des Rechts abzweigenden Hohlwegs ein wenig steiler bergan. Wir folgen dann dem Weg 13 der abermals in moderater Steigung durch einen herrlichen lichten Lärchenbestand führt. Die braunen Lärchen bilden mit der weißen Schneedecke und dem makellos blauen Himmel einen herrlichen Kontrast und versetzt uns in allerbeste Bergstimmung.

Nach ein paar Minuten zweigt der Weg 14 nach rechts ab. Wir folgen diesem und kommen so recht bald an den Waldrand. Genau hier am Waldrand wendet sich der Weg an einem Weidezaun nach rechts. Brav wie wir sind, folgen wir diesem und lassen die vielen Spuren, die geradeaus hinaufführen links liegen (was nicht so schlau war, beim Abstieg sieht man das dann). Nach wenigen Metern macht der Weg dann wieder einen linksschwenk. Schlussendlich ist man einfach ein paar Meter zu weit gelaufen.

Nun folgt geradewegs der Aufstieg zum Gipfelkreuz, und geradewegs bedeutet hier, dass man wirklich einfach gerade den Berg hinauf gehen kann. Keine Steilstufen oder andere Gefahrenstellen, keine Bäche, Zäune, oder sonstigen Dinge versperren den Weg. Einzig Nebel sollte man hier besser nicht haben. Eine weite ca. 20 Grad geneigte Fläche breitet sich vor dem Wanderer aus. Man nehme also einfach eine der vielen Spuren, die es sicher immer gibt und arbeite sich in dieser in die Höhe.

Was zunächst ein wenig übertrieben scheint ist der Ausdruck "arbeiten". Aber heute ist ein warmer und sehr sonniger Tag. Und die weitere Route bietet keinerlei Punkte, an denen der Wanderer üblicherweise sagt: "da vorne schaun wir mal auf die Karte", oder, "da vorne trinken wir mal was". Es geht einfach immer nur so weiter geradeaus hoch. Nach einer gefühlt längeren Zeit kommt die Brugger Schupfe leicht rechts oberhalb von uns ins Blickfeld. Eine stolze Alm, die im Sommer sicher ein viel besuchter Ort ist. Aber jetzt ist zu, und so gehen wir einfach weiter ohne die draußen stehendem Bänke zu besuchen.

„Gefühlt“ hat man nun bereits die Hälfte der weiten baumlosen Fläche hinter sich gebracht und wähnt sich dem Gipfel bereit deutlich näher. Aber das Gefühl täuscht einen bisweilen. Bis zum Gipfel sind es noch etwa 450 Höhenmeter, also gerade mal das erste Drittel ist hier gemeistert. Nun sind wir aber voll im Südhang und die Sonne leistet heute Schwerstarbeit und wird jede viertel Stunde erfolgreicher. Ein weiteres Drittel des baumlosen Anstiegs bewältigen wir spielend, bis dann doch die ersten Gedanken aufkommen... Was für ein Anstieg! Wo bitte kommt denn das verdam...... Gipfelkreuz? Es wird zu einer echten Arbeitstour. Wir arbeiten uns wie zwei schwere Lokomotiven nach oben und schwitzen um die Wette. Etwas rechts der Stelle, wo wir es vermuteten und natürlich noch ein wenig weiter hinten entdecken wir beim Marschieren dann das Gipfelkreuz. Zumindest bei mir kommt so was wie leise Erleichterung auf. Es wird einmal ein Ende haben...

Als wir den höchsten Punkt erreichen sind wir sogleich gefangen von der faszinierenden Aussicht! Was für ein Berg! Im Osten das Eisacktal, es macht gefühlt einen großen Bogen um den Königsanger. Und in der Tat, auch nach Norden und Süden kommt zuerst das weite Tal, bevor irgendwelche Berge zu sehen sind. Im Osten schaut man über die Eisack hinüber und sieht zunächst natürlich die Geislerspitzen, welche das Vilnösser Tal umrahmen. Nördlich davon die Plose Brixens Skiberg mit seiner weißen Kappe. Nach Norden die Zillertaler Alpen, die keiner Kommentierung bedürfen. Im Süden weitere Dolomitenprominenz und natürlich das Rittener Horn mit seinem Turm, ganz nah! Einzig nach Westen, wohin sich der Gipfel zu einer großen Hochfläche ausdehnt, ist die Sicht weniger grandios. Mehrere ähnliche hohe Gipfel Reihen sich zu den eher lieblichen Sarntaler Alpen zusammen.
Ja – umrahmt vom Spektakulärem, geht das schöne etwas unter...

Nichts – gar nichts mahnt uns heute zum Abstieg von diesem Wintermärchengipfel! Einzig die Ahnung, dass die Sonne unseren Abstieg in eine Matschpartie verwandeln wird, bewegt uns dazu, diesen Ort zu verlassen. Also brechen wir auf, die lange schiefe Ebene, die im besten Winkel zur Sonne steht wieder abzusteigen.

Die Terrasse der Brugger Schupfe lässt uns dieses Mal aber nicht vorbei. Wir nehmen Platz und stehen erst wieder auf, als wir in die Gefahr des Sonnentodes rücken. Die Vernunft siegt am Schluss und wir steigen ab, um aus der Sonne zu kommen. Am Ende fahren wir mit offenen Fenstern hinunter nach Latzfons, wo wir noch einen leckeren Cappuccino schlürfen.
Ein durchaus anstrengender Traumtag, den wir wohl nie mehr vergessen werden!

Tourengänger: schimi


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