St. Annafirn und Guspis-Rundtour


Publiziert von Delta Pro , 18. August 2016 um 13:22.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:15 August 2016
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   CH-UR   Gruppo Pizzo Centrale   Gruppo Pizzo Lucendro 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 2160 m

Eine spannende Rundtour im Gotthard-Gebiet, kombiniert mit etwas Gletscherarbeit

Die Guspis-Rundtour – eigentlich eine logische Linie über nicht weniger als acht Gipfel vom Gemsstock zum Gotthardpass, alles entlang den Graten rund ums Guspistal. Erstaunlicherweise gibt es auf Hikr dazu noch keine Beschreibungen. Während der zweite Teil (vom Pizzo Centrale via Gloggentürmli zum Schwarzlochhorn) öfters begangen wird, ist der lange Kamm mit Rothorn und Rotstock zum Centrale ein weisser Fleck auf der Landkarte. Schön, dass es noch Neuland im gut erreichbaren Gotthard-Gebiet gibt! Grund meines Besuches in der Region waren allerdings die beiden «Gletscher-Patienten», auf denen ich zum Rechten schauen wollte, und die die Tour um einiges verlängerten.

Die Guspis-Rundtour ist nicht überaus lang (ohne Gletscher-Abstecher hätte ich nur vier Stunden dafür gebraucht) und die Schwierigkeiten sind jeweils nur kurz im T5-Bereich. Während die Route rund ums Guspis bestechend ist, muss ich zugeben, dass ich – vor allem im ersten Teil – schon schönere Grate begangen habe. Das Gelände zwischen Gafallenlücke und Pizzo Centrale ist oft eher schuttig und stellt keine grossen Anforderungen an die Klettertechnik.

Mit der ersten Bahn auf den Gemsstock und von dort schnell den gut ausgebauten blau-weissen Wanderweg hinunter auf den Schwarzbachfirn. Aufstieg über den noch recht gut eingeschneiten Gletscher in die Gafallenlücke und weiter in die St. Annalücke. Der Abstieg auf den St. Annafirn ist steil und durch viel grosse, lose Blöcke geprägt (T4). Die Steigeisen sind momentan schon unabdingbar, um sich auf dem Gletscher zu bewegen, da er doch schon zu mehr als der Hälfte ausgeapert ist – für diesen Gletscher wird 2016 leider kein Lichtblick (wie es für andere wohl der Fall sein wird). Kreuz und quer über den Gletscher und von ganz unten wieder hinauf zur St. Annalücke, wo sich endlich die Sonne hinter den dichten Wolken kurz zeigt.

Aufgrund des grauen Wetters steige ich nicht allzu motiviert über grobe Blöcke übers Rothorn, das auf Hikr erst meine Skitouren-Beschreibung von vor 14 Jahren anzubieten hat. Der Grat bis zum Centrale sieht grauenhaft weit und mit den Schutt-beladenen Graten nicht allzu einladend aus. Der Südgrat des Rothorns ist unschwierig, einige Umgehungen sind aber nicht offensichtlich, weshalb ich vor Pt 2885 beim Abstieg über eine Stufe ins T6-Gelände gerate, obwohl die Stelle westlich einfacher passiert werden könnte. Einfach hinab in die Gitziälpetlilücke und direkt hinauf gegen den Rotstock. Eine senkrechte Felsstufe umgeht man mit einer Querung nach rechts, die von weitem unangenehmer ausschaut als sie ist. Dann über einen Sporn durch Geröll und Schutt wieder auf den Grat und auf diesem zum Gipfelsignal. Der Übergang zum höheren, aber nicht eigentlich benannten Südgipfel des Rotstocks ist problemlos. Aus der Guspislücke scheint ein direkter Aufstieg zum Centrale nicht ratsam, da sich verschiedene frische Felsausbrüche ereignet haben. Ich quere bis zum wenig ausgeprägten Westgrat des Centrale und wegen einer Steinbockherde, die den Weiterweg versperrt, noch etwas weiter bis in eine breite Geröllrinne, welche vom nordwestlichen Vorgipfel herunterzieht. In dieser ohne Schwierigkeiten zum Grat zurück und dann direkt, nur ganz am Schluss mit leichter Kletterei zum Pizzo Centrale, dem Höhepunkt der Tour. Man kann die Überschreitung von der Gafallenlücke als T5 klassifizieren, dies allerdings mehr dank der nicht immer offensichtlichen Wegfindung und des Schuttes, als der technischen Schwierigkeiten.

Nach einem Blick auf die Uhr rieche ich Lunte: Der 15.20 Bus auf dem Pass könnte erreichbar sein, auch wenn ich den langen Grat über Gamsspitz, Sellabödeli, Gloggentürmli bis zum Schwarzlochhorn überschreite. Also nix wie los. Schnell wandere ich über das sehr schöne, stellenweise ausgesetzte, aber dank der guten Felsqualität einfache Grätchen zum Gamsspitz (T5) und weiter auf guten Wegspuren zum Sellabödeli. Das Springen über die riesigen Felsblöcke macht Spass, erfordert aber Konzentration. Nach dem Gloggentürmli steige ich über den Piz Fortünei und erreiche nach einem doch etwas zeitraubenderen Grat (T4-T5) das Schwarzlochhorn eine gute Stunde nach Start auf dem Centrale. Abstieg direkt durch die steile, grasige Südflanke (teils etwas mühsam) zu den Alphütten von Fortünei und auf dem Strässchen zum Ospizio San Gottardo, wo sich halb Europe versammelt zu haben scheint.

 

Durchgangszeiten:
Gemsstock: 9.20
Gafallenlücke (via Schwarzbachfirn und St. Annafirn): 11.30
Pizzo Centrale: 13.15
Schwarzlochhorn: 14.25
Gotthardpass: 15.15


Tourengänger: Delta


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