Bazm Chal (3.416 m) - Viel Einsamkeit und noch mehr Aussicht


Publiziert von pika8x14 , 9. Januar 2015 um 01:25.

Region: Welt » Iran
Tour Datum:29 August 2014
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: IR 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 850 m
Abstieg: 850 m
Strecke:Haraz Road (ca. 2.570 m) - Bazm Chal (und zurück)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Im Pkw zu einem Abzweig von der Haraz-Road auf ca. 2.570 m Höhe (zwischen dem Pass bei Emamzadeh Hasan und Polur).

Das Ziel der meisten ausländischen Bergtouristen im Iran ist sicherlich der Damavand. Wir haben uns ausnahmsweise einmal nicht für den Landeshöhepunkt entschieden, sondern vielmehr für seinen kleinen, netten (und noch besser aussehenden;-) *„Bruder“.

Trotzdem möchten wir natürlich nicht nach Hause fliegen, ohne uns vorher den mit 5.671 m höchsten Berg des Iran „aus der Nähe“ anzuschauen. Bestens dafür geeignet scheint die Dobrar-Kette: Der bis zu 4.072 m hohe Bergkamm erstreckt sich südlich/südöstlich des Damavand und verspricht bei gutem Wetter herrliche, „unverbaute“ Ausblicke.

Wer viel Zeit (und noch mehr Kondition) hat, kann den kompletten - wohl mehr als 50 Kilometer langen - Gratrücken überschreiten. Wir entscheiden uns aber für eine Tagestour auf den


Bazm Chal.

Der offiziell 3.416 m hohe Berg ist der westlichste Gipfel des Massivs, sozusagen der Eckpfeiler. Nördlich davon befindet sich der in Bergsteiger-Kreisen bestens bekannte Ort Polur auf ca. 2.250 m. Das Dorf ist Treffpunkt für unzählige Damavand-Anwärter und wohl auch ein möglicher Startpunkt für vereinzelte „Exoten“, die tatsächlich Bazm Chal, Dobrar (Ghareh Dagh) & Co. besuchen …

Wir wählen allerdings nicht Polur als Ausgangspunkt, vielmehr möchten wir über die Südflanke des Bergs steigen.

Also juckeln wir im Mietwagen am Morgen erst einmal von Teheran aus in Richtung Osten und gelangen relativ zügig auch auf die Haraz-Road (Straße 77). Am etwa 2.700 m hohen Pass bei Emamzadeh Hasan legen wir einen kurzen Stopp ein. Hier befindet sich offenbar eine beliebte Raststätte: Es gibt unter anderem eine Moschee, zahlreiche Markstände sowie Läden, und direkt am Rand der vielbefahrenen Straße machen einige Durchreisende neben ihren Fahrzeugen ein kurzes Schläfchen.

Letzteres verschieben wir auf später - wir decken uns vorerst lieber mit Proviant ein und füllen unsere Rücksäcke mit den üblichen Zentnern Kekse und Cola. Und weil eine Wanderung  bei viel Hitze und Trockenheit bevorsteht, nehmen wir ausnahmsweise auch zwei Flaschen Bier mit - selbstverständlich alkoholfrei und mit Fruchtgeschmack …

Von Emamzadeh Hasan folgen wir der Haraz-Road noch ein Stück hinunter in Richtung Polur. In einer Spitzkehre auf ca. 2.570 m zweigt eine Zufahrt zu einem Steinbruch ab. Hier parken wir und beginnen


Unsere Tour.

Einen Weg oder irgendwelche Markierungen gibt es nicht. Wir wissen lediglich, dass sich unser Bergziel etwa nordnordöstlich befindet. Zum einen haben wir uns - ganz neumodisch - die Gipfelkoordinate vorab auf unser GPS-Gerät gespeichert (nach dem Besuch einer beliebten Internetanwendung im Erdkugel-Outfit). Andererseits haben wir - eher traditionell - den Bazm Chal auf der Anfahrt einfach mal aus der Ferne angeschaut …

Von unserem Ausgangspunkt am Abzweig der Haraz-Road geht das allerdings nicht, weil wir uns am Beginn eines kleinen Seitentals befinden. Von der Straße laufen wir einige Schritte in Richtung Steinbruch und biegen nach links auf eine schmale Piste ab, die den Hang hinaufführt. Nach etwa 150 Metern verlassen wir auch die Piste. Von nun an geht’s weglos weiter. Wir steigen rechterhand steil die Böschung hoch und können nun auch wieder große Teile der südlichen Bergflanke einsehen: Vom Grat ziehen etliche tiefe Einschnitte herunter.

Wir suchen uns den augenscheinlich „flachsten“ Geländerücken zwischen den Erosionsrinnen aus und peilen diesen an. Etwa nordostwärts steigen wir so hinauf zum Kamm. Anfangs ist es eher erdig und staubig, zwischendurch gibt es „schöne“ Schotter- und Schuttflächen, und auch einige felsige Passagen (Stellen bis T4) sind dabei - leider auch mit Bröselauflage.

Am Grat angekommen schwenken wir nach links und folgen diesem etwa nordwestwärts. Über meist einfaches Gelände und wenige leichte Kraxelstellen stapfen wir zum Bazm Chal. Wir entdecken zwei quasi gleich hohe Gipfelkuppen (laut GPS jeweils gut 3.530 m, also etwas höher als die offizielle Angabe).

Die Aussicht ist wie erwartet genial: Vis-à-vis erhebt sich im Norden der Damavand, etwa im Westen das Gole Zard-Massiv, und ostwärts erstreckt sich die gesamte Dobrar-Kette.

Nach ausgiebiger Rast begeben wir uns auf den Abstieg. Wir folgen weitestgehend der Aufstiegsroute, zwischendurch suchen wir lediglich nach einem etwas angenehmeren „Weg“ durch die felsigen und gerölligen Abschnitte - wirklich fündig werden wir aber nicht.

Nach knapp sieben Stunden (bei reichlich 2 Stunden Pause) erreichen wir wieder die Haraz Road. Hinter uns liegt eine einsame - aber dennoch nicht zu weit abgelene, weglose und vor allem sehr aussichtreiche Tour.

Anschließend fahren wir zum Lar-Stausee und spazieren dort eine Weile durch die Landschaft - erneut mit bester Aussicht zum Damavand. Und auch Polur und Rineh erkunden wir noch kurz, bevor wir uns auf die mit Abstand schwierigste Tagesetappe begeben - die Rückfahrt nach Teheran:

Zum Abschluss des iranischen Wochenendes geraten wir in den Konvoi der abertausenden Ausflügler, die offenbar aus den Bergen und vom Kaspischen Meer zurück in die Metropole strömen. Chaos, Anarchie und des Wahnsinns fetter Zwilling begleiten uns im nächtlichen Kampf um die letzten Quadratzentimeter freie Asphaltfläche. Tatsächlich dauert die Fahrt so fünfmal länger als am Morgen …


pika8x14 sind heute: A. + A.


Tourengänger: pika8x14


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